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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Cementstahlfabrikation in England.
voll ist. Die oberste Schicht Stäbe wird wieder mit Stübbe und diese
mit Sand bedeckt, damit das brennbare Wesen in der Kiste desto
mehr beisammen bleibe und durch den Brand nicht in Asche ver-
wandelt werde. Man gebraucht hierzu gewöhnlichen feuchten Sand;
wenn er trocken ist, muss man ihn anfeuchten. Dieser Sand wird
dicht aufgestreut und von den Seiten nach der Mitte zu erhöht, so
dass er in der Mitte etwa 10 Zoll dick liegt. Wenn das Eisen in
den Kisten eingesetzt ist, wird der Ofen in folgender Weise zuge-
macht. Die eisernen Rostbalken, welche in dem Mauerwerk einge-
mauert sind, stehen sehr weit voneinander ab, so dass sie den Kohlen
noch keine genügende Auflagerung gewähren; es werden daher nach
der ganzen Länge des Rostes andere Stäbe querüber und so dicht
beieinander gelegt, dass die Steinkohlen darauf ruhen können. Als-
dann werden die beiden grossen Öffnungen, welche sich an jedem
Ende des Rostes befinden, zugemauert, so dass in der Höhe des Rostes
auf jeder Seite nur eine Öffnung bleibt, die 10 Zoll hoch und 7 bis
8 Zoll breit ist, und durch welche die Kohlen auf den Rost geworfen
werden. Vor diesen Öffnungen befinden sich eiserne Thüren, welche
man, so oft geschürt und mittels eiserner Stangen in den Kohlen ge-
stocht wird, aufmachen und verschliessen kann.

Man pflegt in der Regel Montag Abend den Ofen anzustecken
und ihn dann bis zum folgenden Samstag in heftigem Feuer zu er-
halten. Es ist dies die gewöhnliche Brennzeit bei einem Einsatz von
10 Tonnen, sind aber 12 bis 13 Tonnen Eisen eingelegt, so wird mit
der Feuerung bis Sonntag Abend fortgefahren. Um aber desto
sicherer zu sein, dass das Eisen hinlänglich cementiert ist, so sind
an dem einen Ende sowohl an dem Ofen als an den Kisten Öffnungen
angebracht, durch welche eine Stange herausgezogen werden kann,
sobald man glaubt, dass der Stahl gar gebrannt sei. Der Stahlbrenner
erkennt meist schon an der Farbe und den Blasen auf der Ober-
fläche, ob der Stahl gut sei; das Herausziehen einer Probestange ge-
schieht daher nicht überall.

Wenn es sich nun findet, dass nach einem fünf Tage und fünf
Nächte ununterbrochenen Feuer das Eisen ganz in Stahl verwandelt
worden, so wird das Mauerwerk, welches an den beiden Enden zur
Anbringung der Thüren aufgeführt war, aufgebrochen. Damit der
Ofen desto geschwinder erkalte, nimmt man auch die aufgelegten
Roststäbe hinweg, wobei die Kohlen in das Aschenloch fallen; des-
gleichen werden auch die vier Thüren, die während der Arbeit zu
waren, geöffnet. Man muss demungeachtet wohl eine ganze Woche

Die Cementstahlfabrikation in England.
voll ist. Die oberste Schicht Stäbe wird wieder mit Stübbe und diese
mit Sand bedeckt, damit das brennbare Wesen in der Kiste desto
mehr beisammen bleibe und durch den Brand nicht in Asche ver-
wandelt werde. Man gebraucht hierzu gewöhnlichen feuchten Sand;
wenn er trocken ist, muſs man ihn anfeuchten. Dieser Sand wird
dicht aufgestreut und von den Seiten nach der Mitte zu erhöht, so
daſs er in der Mitte etwa 10 Zoll dick liegt. Wenn das Eisen in
den Kisten eingesetzt ist, wird der Ofen in folgender Weise zuge-
macht. Die eisernen Rostbalken, welche in dem Mauerwerk einge-
mauert sind, stehen sehr weit voneinander ab, so daſs sie den Kohlen
noch keine genügende Auflagerung gewähren; es werden daher nach
der ganzen Länge des Rostes andere Stäbe querüber und so dicht
beieinander gelegt, daſs die Steinkohlen darauf ruhen können. Als-
dann werden die beiden groſsen Öffnungen, welche sich an jedem
Ende des Rostes befinden, zugemauert, so daſs in der Höhe des Rostes
auf jeder Seite nur eine Öffnung bleibt, die 10 Zoll hoch und 7 bis
8 Zoll breit ist, und durch welche die Kohlen auf den Rost geworfen
werden. Vor diesen Öffnungen befinden sich eiserne Thüren, welche
man, so oft geschürt und mittels eiserner Stangen in den Kohlen ge-
stocht wird, aufmachen und verschlieſsen kann.

Man pflegt in der Regel Montag Abend den Ofen anzustecken
und ihn dann bis zum folgenden Samstag in heftigem Feuer zu er-
halten. Es ist dies die gewöhnliche Brennzeit bei einem Einsatz von
10 Tonnen, sind aber 12 bis 13 Tonnen Eisen eingelegt, so wird mit
der Feuerung bis Sonntag Abend fortgefahren. Um aber desto
sicherer zu sein, daſs das Eisen hinlänglich cementiert ist, so sind
an dem einen Ende sowohl an dem Ofen als an den Kisten Öffnungen
angebracht, durch welche eine Stange herausgezogen werden kann,
sobald man glaubt, daſs der Stahl gar gebrannt sei. Der Stahlbrenner
erkennt meist schon an der Farbe und den Blasen auf der Ober-
fläche, ob der Stahl gut sei; das Herausziehen einer Probestange ge-
schieht daher nicht überall.

Wenn es sich nun findet, daſs nach einem fünf Tage und fünf
Nächte ununterbrochenen Feuer das Eisen ganz in Stahl verwandelt
worden, so wird das Mauerwerk, welches an den beiden Enden zur
Anbringung der Thüren aufgeführt war, aufgebrochen. Damit der
Ofen desto geschwinder erkalte, nimmt man auch die aufgelegten
Roststäbe hinweg, wobei die Kohlen in das Aschenloch fallen; des-
gleichen werden auch die vier Thüren, die während der Arbeit zu
waren, geöffnet. Man muſs demungeachtet wohl eine ganze Woche

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[285/0299] Die Cementstahlfabrikation in England. voll ist. Die oberste Schicht Stäbe wird wieder mit Stübbe und diese mit Sand bedeckt, damit das brennbare Wesen in der Kiste desto mehr beisammen bleibe und durch den Brand nicht in Asche ver- wandelt werde. Man gebraucht hierzu gewöhnlichen feuchten Sand; wenn er trocken ist, muſs man ihn anfeuchten. Dieser Sand wird dicht aufgestreut und von den Seiten nach der Mitte zu erhöht, so daſs er in der Mitte etwa 10 Zoll dick liegt. Wenn das Eisen in den Kisten eingesetzt ist, wird der Ofen in folgender Weise zuge- macht. Die eisernen Rostbalken, welche in dem Mauerwerk einge- mauert sind, stehen sehr weit voneinander ab, so daſs sie den Kohlen noch keine genügende Auflagerung gewähren; es werden daher nach der ganzen Länge des Rostes andere Stäbe querüber und so dicht beieinander gelegt, daſs die Steinkohlen darauf ruhen können. Als- dann werden die beiden groſsen Öffnungen, welche sich an jedem Ende des Rostes befinden, zugemauert, so daſs in der Höhe des Rostes auf jeder Seite nur eine Öffnung bleibt, die 10 Zoll hoch und 7 bis 8 Zoll breit ist, und durch welche die Kohlen auf den Rost geworfen werden. Vor diesen Öffnungen befinden sich eiserne Thüren, welche man, so oft geschürt und mittels eiserner Stangen in den Kohlen ge- stocht wird, aufmachen und verschlieſsen kann. Man pflegt in der Regel Montag Abend den Ofen anzustecken und ihn dann bis zum folgenden Samstag in heftigem Feuer zu er- halten. Es ist dies die gewöhnliche Brennzeit bei einem Einsatz von 10 Tonnen, sind aber 12 bis 13 Tonnen Eisen eingelegt, so wird mit der Feuerung bis Sonntag Abend fortgefahren. Um aber desto sicherer zu sein, daſs das Eisen hinlänglich cementiert ist, so sind an dem einen Ende sowohl an dem Ofen als an den Kisten Öffnungen angebracht, durch welche eine Stange herausgezogen werden kann, sobald man glaubt, daſs der Stahl gar gebrannt sei. Der Stahlbrenner erkennt meist schon an der Farbe und den Blasen auf der Ober- fläche, ob der Stahl gut sei; das Herausziehen einer Probestange ge- schieht daher nicht überall. Wenn es sich nun findet, daſs nach einem fünf Tage und fünf Nächte ununterbrochenen Feuer das Eisen ganz in Stahl verwandelt worden, so wird das Mauerwerk, welches an den beiden Enden zur Anbringung der Thüren aufgeführt war, aufgebrochen. Damit der Ofen desto geschwinder erkalte, nimmt man auch die aufgelegten Roststäbe hinweg, wobei die Kohlen in das Aschenloch fallen; des- gleichen werden auch die vier Thüren, die während der Arbeit zu waren, geöffnet. Man muſs demungeachtet wohl eine ganze Woche

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/299>, abgerufen am 23.11.2024.