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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Schmiedbarer Guss.
auslaufen sollte, wenn man diesen nämlich vor der Einwirkung ab-
schloss, indem man ihn mit einem indifferenten Stoff, etwa mit Lehm,
beschmierte.

Nach Reaumur's Ansicht liesse sich von dieser Erscheinung in
manchen Fällen bei der Ausführung des Prozesses im grossen Nutzen
ziehen. Kommt es aber darauf an, einen durchaus getemperten
Gegenstand zu bekommen, so darf diese Erscheinung nicht eintreten;
sie beweist, dass die Hitze im Glühofen zu hoch war. Bei Mangel an
Vorsicht kann es vorkommen, dass der ganze Einsatz zusammen-
schmilzt. Manche Stücke bedürfen nur eines oberflächlichen Weich-
werdens, andere, welche gebohrt oder sonst bearbeitet werden, müssen
durchaus weich sein, bei wieder anderen kommt es auf eine gewisse
Biegsamkeit an. Gut getemperter Guss lässt sich kalt und warm
biegen und glatt schlagen. Er lässt sich dagegen nur schwer im Feuer
schmieden, weil das Gefüge des getemperten Eisens zu lose ist; er
zerbröckelt unter dem Hammer. Es ist aber auch nicht der Zweck,
diesen Waren mit dem Hammer ihre Form zu geben. Mit Vor-
sicht behandelt, lässt er sich aber auch schmieden. -- Kalt biegen
lassen sich dünne Gegenstände von hämmerbarem Guss leichter als
solche von Schmiedeeisen. Graues Gusseisen wird durch das Glüh-
frischen ebenfalls weicher, aber niemals so weich und biegsam wie
das weisse.

Getemperter Guss muss der Theorie nach leichter sein als die
Gussware, von der er stammt; Reaumurs Versuche haben dies be-
stätigt, wenn er auch nicht im stande war, Werte dafür zu ermitteln.

Beim Betriebe im grossen empfiehlt es sich, mehrere Öfen zu
haben, damit man in dem einen dickere Stücke, in dem anderen
dünnere in längeren und kürzeren Bränden aduzieren kann. Man
kann getemperten Stücken, nachdem sie fertig mit Feilen, Bohren u. s. w.
bearbeitet worden sind, leicht wieder eine Härtung geben durch das
Verfahren der Einsatzhärtung (la trempe en paquet), was namentlich
sich dann empfiehlt, wenn man sie polieren will.

In der letzten Abhandlung zählt Reaumur die verschiedenen
Arten der Verwendung des schmiedbaren Gusses auf.

Schon in der Einleitung hatte er hervorgehoben, dass es sich ganz
besonders für reich verzierte Gegenstände, welche aus Schmiedeeisen
oder Stahl nur sehr schwer und mit enormen Kosten herzustellen wären,
eigne. Er hatte darauf hingewiesen, wie unerschwinglich teuer Kunst-
werke von Schmiedeeisen, z. B. die reich verzierten Thürklopfer, die
Degengefässe aus geschnittenem Eisen seien und wie leicht und billig

Schmiedbarer Guſs.
auslaufen sollte, wenn man diesen nämlich vor der Einwirkung ab-
schloſs, indem man ihn mit einem indifferenten Stoff, etwa mit Lehm,
beschmierte.

Nach Reaumur’s Ansicht lieſse sich von dieser Erscheinung in
manchen Fällen bei der Ausführung des Prozesses im groſsen Nutzen
ziehen. Kommt es aber darauf an, einen durchaus getemperten
Gegenstand zu bekommen, so darf diese Erscheinung nicht eintreten;
sie beweist, daſs die Hitze im Glühofen zu hoch war. Bei Mangel an
Vorsicht kann es vorkommen, daſs der ganze Einsatz zusammen-
schmilzt. Manche Stücke bedürfen nur eines oberflächlichen Weich-
werdens, andere, welche gebohrt oder sonst bearbeitet werden, müssen
durchaus weich sein, bei wieder anderen kommt es auf eine gewisse
Biegsamkeit an. Gut getemperter Guſs läſst sich kalt und warm
biegen und glatt schlagen. Er läſst sich dagegen nur schwer im Feuer
schmieden, weil das Gefüge des getemperten Eisens zu lose ist; er
zerbröckelt unter dem Hammer. Es ist aber auch nicht der Zweck,
diesen Waren mit dem Hammer ihre Form zu geben. Mit Vor-
sicht behandelt, läſst er sich aber auch schmieden. — Kalt biegen
lassen sich dünne Gegenstände von hämmerbarem Guſs leichter als
solche von Schmiedeeisen. Graues Guſseisen wird durch das Glüh-
frischen ebenfalls weicher, aber niemals so weich und biegsam wie
das weiſse.

Getemperter Guſs muſs der Theorie nach leichter sein als die
Guſsware, von der er stammt; Reaumurs Versuche haben dies be-
stätigt, wenn er auch nicht im stande war, Werte dafür zu ermitteln.

Beim Betriebe im groſsen empfiehlt es sich, mehrere Öfen zu
haben, damit man in dem einen dickere Stücke, in dem anderen
dünnere in längeren und kürzeren Bränden aduzieren kann. Man
kann getemperten Stücken, nachdem sie fertig mit Feilen, Bohren u. s. w.
bearbeitet worden sind, leicht wieder eine Härtung geben durch das
Verfahren der Einsatzhärtung (la trempe en paquet), was namentlich
sich dann empfiehlt, wenn man sie polieren will.

In der letzten Abhandlung zählt Reaumur die verschiedenen
Arten der Verwendung des schmiedbaren Gusses auf.

Schon in der Einleitung hatte er hervorgehoben, daſs es sich ganz
besonders für reich verzierte Gegenstände, welche aus Schmiedeeisen
oder Stahl nur sehr schwer und mit enormen Kosten herzustellen wären,
eigne. Er hatte darauf hingewiesen, wie unerschwinglich teuer Kunst-
werke von Schmiedeeisen, z. B. die reich verzierten Thürklopfer, die
Degengefäſse aus geschnittenem Eisen seien und wie leicht und billig

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[234/0248] Schmiedbarer Guſs. auslaufen sollte, wenn man diesen nämlich vor der Einwirkung ab- schloſs, indem man ihn mit einem indifferenten Stoff, etwa mit Lehm, beschmierte. Nach Reaumur’s Ansicht lieſse sich von dieser Erscheinung in manchen Fällen bei der Ausführung des Prozesses im groſsen Nutzen ziehen. Kommt es aber darauf an, einen durchaus getemperten Gegenstand zu bekommen, so darf diese Erscheinung nicht eintreten; sie beweist, daſs die Hitze im Glühofen zu hoch war. Bei Mangel an Vorsicht kann es vorkommen, daſs der ganze Einsatz zusammen- schmilzt. Manche Stücke bedürfen nur eines oberflächlichen Weich- werdens, andere, welche gebohrt oder sonst bearbeitet werden, müssen durchaus weich sein, bei wieder anderen kommt es auf eine gewisse Biegsamkeit an. Gut getemperter Guſs läſst sich kalt und warm biegen und glatt schlagen. Er läſst sich dagegen nur schwer im Feuer schmieden, weil das Gefüge des getemperten Eisens zu lose ist; er zerbröckelt unter dem Hammer. Es ist aber auch nicht der Zweck, diesen Waren mit dem Hammer ihre Form zu geben. Mit Vor- sicht behandelt, läſst er sich aber auch schmieden. — Kalt biegen lassen sich dünne Gegenstände von hämmerbarem Guſs leichter als solche von Schmiedeeisen. Graues Guſseisen wird durch das Glüh- frischen ebenfalls weicher, aber niemals so weich und biegsam wie das weiſse. Getemperter Guſs muſs der Theorie nach leichter sein als die Guſsware, von der er stammt; Reaumurs Versuche haben dies be- stätigt, wenn er auch nicht im stande war, Werte dafür zu ermitteln. Beim Betriebe im groſsen empfiehlt es sich, mehrere Öfen zu haben, damit man in dem einen dickere Stücke, in dem anderen dünnere in längeren und kürzeren Bränden aduzieren kann. Man kann getemperten Stücken, nachdem sie fertig mit Feilen, Bohren u. s. w. bearbeitet worden sind, leicht wieder eine Härtung geben durch das Verfahren der Einsatzhärtung (la trempe en paquet), was namentlich sich dann empfiehlt, wenn man sie polieren will. In der letzten Abhandlung zählt Reaumur die verschiedenen Arten der Verwendung des schmiedbaren Gusses auf. Schon in der Einleitung hatte er hervorgehoben, daſs es sich ganz besonders für reich verzierte Gegenstände, welche aus Schmiedeeisen oder Stahl nur sehr schwer und mit enormen Kosten herzustellen wären, eigne. Er hatte darauf hingewiesen, wie unerschwinglich teuer Kunst- werke von Schmiedeeisen, z. B. die reich verzierten Thürklopfer, die Degengefäſse aus geschnittenem Eisen seien und wie leicht und billig

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/248>, abgerufen am 23.11.2024.