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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Eisen- und Stahlfrischen.
und der Wind angelassen. Waren die Kohlen verzehrt, so wurde von
neuem gefüllt und hierauf die Eisenbrocken (frusta ferrea) einer
nach dem andern aufgegeben, so viel als man für eine Luppe nötig
hatte. Die Schlacken, die abschmolzen, wurden wiederholt abgestochen,
bis das Eisen genügend gereinigt war. Alsdann erhitzte der Schmied
eine Stange an einem Ende bis zur Schweisshitze und bohrte sie
dann in die glühenden Eisenklumpen am Boden ein. Auf diese
Weise fasste er ihn, hob ihn aus dem Herd und trug ihn unter den
Hammer, wo er ihn zu Stäben ausschmiedete.

Bei der Porta St. Giovanni zu Rom befand sich ein Eisenhammer.
Das Eisen wurde daselbst in zwei kleinen Herden gefrischt und aus-
geheizt. Man schmolz altes Eisen mit Roheisen von Piombino in dem
einen Herd ein, während man den andern als Reckherd benutzte.
Das Einschmelzen in dem ersten Herd dauerte zwei Stunden. Man
schweisste einen Stab an die Luppe, wie zuvor beschrieben. Man
schmiedete Stäbe von 2,40 m Länge und 5 cm Dicke. Das Schmieden
geschah erst unter einem Wasserhammer, dann aber mit Hand-
hämmern. Den Wind lieferte ein Wassertrommelgebläse.

Man erzeugte täglich etwa 5 Ctr. Eisen oder in der Woche
3000 Pfund (3 milliers), wozu 20 Säcke Kohlen verbraucht wurden.

An der Strasse von Rom nach Florenz befanden sich viele Eisen-
hämmer, welche ihr Roheisen ebenfalls meist von Piombino bezogen.
Die Luppenherde hatten öfter einen gemischten Betrieb, indem mit
den Erzen Brucheisen, besonders alte Munition eingeschmolzen wurde.

Die in England gebräuchliche Frischmethode war eine Art
Wallonschmiede. Es gab einfache Hütten mit einem Schmelzherd
(finery) und einem Ausheiz- oder Reckherd (chafery), die meisten
aber waren doppelte, d. h. sie hatten zwei Schmelzherde zu einem
Ausheizherd und einem Hammer. Die Schmelzherde waren 0,675 m
lang und 0,450 m breit, aus drei eisernen Zacken und einer gemauerten
Wand gebildet. Die Bodenplatte, welche auf einer Unterlage von
Kohlenlösche frei auflag, war 2 Zoll dick. Vorn lag vor der Arbeits-
seite ein schweres Stück Eisen von quadratischem Querschnitt mit
einem Loch zum Abstechen der Schlacken. Die Tiefe des Herdes
war verschieden und betrug etwa 0,225 m. Auch die gemauerte Rück-
wand war mit einer eisernen Platte bekleidet, auf welcher die ein-
zuschmelzenden Roheisenmasseln (pigs) ruhten. Von diesen wurde
ein Einsatz (weight) in einer Stunde zu einer Luppe (loop) einge-
schmolzen. Die weissglühende Masse wurde mit Handhämmern abge-
klopft, weil sie unter dem Wasserhammer auseinander fliegen würde.

Eisen- und Stahlfrischen.
und der Wind angelassen. Waren die Kohlen verzehrt, so wurde von
neuem gefüllt und hierauf die Eisenbrocken (frusta ferrea) einer
nach dem andern aufgegeben, so viel als man für eine Luppe nötig
hatte. Die Schlacken, die abschmolzen, wurden wiederholt abgestochen,
bis das Eisen genügend gereinigt war. Alsdann erhitzte der Schmied
eine Stange an einem Ende bis zur Schweiſshitze und bohrte sie
dann in die glühenden Eisenklumpen am Boden ein. Auf diese
Weise faſste er ihn, hob ihn aus dem Herd und trug ihn unter den
Hammer, wo er ihn zu Stäben ausschmiedete.

Bei der Porta St. Giovanni zu Rom befand sich ein Eisenhammer.
Das Eisen wurde daselbst in zwei kleinen Herden gefrischt und aus-
geheizt. Man schmolz altes Eisen mit Roheisen von Piombino in dem
einen Herd ein, während man den andern als Reckherd benutzte.
Das Einschmelzen in dem ersten Herd dauerte zwei Stunden. Man
schweiſste einen Stab an die Luppe, wie zuvor beschrieben. Man
schmiedete Stäbe von 2,40 m Länge und 5 cm Dicke. Das Schmieden
geschah erst unter einem Wasserhammer, dann aber mit Hand-
hämmern. Den Wind lieferte ein Wassertrommelgebläse.

Man erzeugte täglich etwa 5 Ctr. Eisen oder in der Woche
3000 Pfund (3 milliers), wozu 20 Säcke Kohlen verbraucht wurden.

An der Straſse von Rom nach Florenz befanden sich viele Eisen-
hämmer, welche ihr Roheisen ebenfalls meist von Piombino bezogen.
Die Luppenherde hatten öfter einen gemischten Betrieb, indem mit
den Erzen Brucheisen, besonders alte Munition eingeschmolzen wurde.

Die in England gebräuchliche Frischmethode war eine Art
Wallonschmiede. Es gab einfache Hütten mit einem Schmelzherd
(finery) und einem Ausheiz- oder Reckherd (chafery), die meisten
aber waren doppelte, d. h. sie hatten zwei Schmelzherde zu einem
Ausheizherd und einem Hammer. Die Schmelzherde waren 0,675 m
lang und 0,450 m breit, aus drei eisernen Zacken und einer gemauerten
Wand gebildet. Die Bodenplatte, welche auf einer Unterlage von
Kohlenlösche frei auflag, war 2 Zoll dick. Vorn lag vor der Arbeits-
seite ein schweres Stück Eisen von quadratischem Querschnitt mit
einem Loch zum Abstechen der Schlacken. Die Tiefe des Herdes
war verschieden und betrug etwa 0,225 m. Auch die gemauerte Rück-
wand war mit einer eisernen Platte bekleidet, auf welcher die ein-
zuschmelzenden Roheisenmasseln (pigs) ruhten. Von diesen wurde
ein Einsatz (weight) in einer Stunde zu einer Luppe (loop) einge-
schmolzen. Die weiſsglühende Masse wurde mit Handhämmern abge-
klopft, weil sie unter dem Wasserhammer auseinander fliegen würde.

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[190/0204] Eisen- und Stahlfrischen. und der Wind angelassen. Waren die Kohlen verzehrt, so wurde von neuem gefüllt und hierauf die Eisenbrocken (frusta ferrea) einer nach dem andern aufgegeben, so viel als man für eine Luppe nötig hatte. Die Schlacken, die abschmolzen, wurden wiederholt abgestochen, bis das Eisen genügend gereinigt war. Alsdann erhitzte der Schmied eine Stange an einem Ende bis zur Schweiſshitze und bohrte sie dann in die glühenden Eisenklumpen am Boden ein. Auf diese Weise faſste er ihn, hob ihn aus dem Herd und trug ihn unter den Hammer, wo er ihn zu Stäben ausschmiedete. Bei der Porta St. Giovanni zu Rom befand sich ein Eisenhammer. Das Eisen wurde daselbst in zwei kleinen Herden gefrischt und aus- geheizt. Man schmolz altes Eisen mit Roheisen von Piombino in dem einen Herd ein, während man den andern als Reckherd benutzte. Das Einschmelzen in dem ersten Herd dauerte zwei Stunden. Man schweiſste einen Stab an die Luppe, wie zuvor beschrieben. Man schmiedete Stäbe von 2,40 m Länge und 5 cm Dicke. Das Schmieden geschah erst unter einem Wasserhammer, dann aber mit Hand- hämmern. Den Wind lieferte ein Wassertrommelgebläse. Man erzeugte täglich etwa 5 Ctr. Eisen oder in der Woche 3000 Pfund (3 milliers), wozu 20 Säcke Kohlen verbraucht wurden. An der Straſse von Rom nach Florenz befanden sich viele Eisen- hämmer, welche ihr Roheisen ebenfalls meist von Piombino bezogen. Die Luppenherde hatten öfter einen gemischten Betrieb, indem mit den Erzen Brucheisen, besonders alte Munition eingeschmolzen wurde. Die in England gebräuchliche Frischmethode war eine Art Wallonschmiede. Es gab einfache Hütten mit einem Schmelzherd (finery) und einem Ausheiz- oder Reckherd (chafery), die meisten aber waren doppelte, d. h. sie hatten zwei Schmelzherde zu einem Ausheizherd und einem Hammer. Die Schmelzherde waren 0,675 m lang und 0,450 m breit, aus drei eisernen Zacken und einer gemauerten Wand gebildet. Die Bodenplatte, welche auf einer Unterlage von Kohlenlösche frei auflag, war 2 Zoll dick. Vorn lag vor der Arbeits- seite ein schweres Stück Eisen von quadratischem Querschnitt mit einem Loch zum Abstechen der Schlacken. Die Tiefe des Herdes war verschieden und betrug etwa 0,225 m. Auch die gemauerte Rück- wand war mit einer eisernen Platte bekleidet, auf welcher die ein- zuschmelzenden Roheisenmasseln (pigs) ruhten. Von diesen wurde ein Einsatz (weight) in einer Stunde zu einer Luppe (loop) einge- schmolzen. Die weiſsglühende Masse wurde mit Handhämmern abge- klopft, weil sie unter dem Wasserhammer auseinander fliegen würde.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/204>, abgerufen am 27.11.2024.