3640 m-Ctr., 1731 13270 und 1732 bereits 32830 m-Ctr. Die Eng- länder bezogen das Eisen von Russland teils in Form von Stäben, wie das schwedische, besonders zur Cementstahlfabrikation, teils in Form von Platten (slabs) zur Blechfabrikation.
Das grösste Verdienst um die Hebung des Berg- und Hüttenwesens hatte ein Deutscher, Herr von Schönberg aus Sachsen, der unter der Kaiserin Anna General-Bergdirektor war. Er erbaute auch die beiden Hütten zu Kuschwinsk an der Kuschwa und zu Werchne-Turinsk an der Tura, welche ihr Erz von den 1735 zuerst förmlich angelegten Bergwerken des berühmten Eisenberges Goroblagodat (d. h. die gute Gabe) bezogen. Dieser grossartige Erzberg war im Jahre 1730 den russischen Ansiedlern von Stephan Cumpin, einem einheimischen Bewohner des Urals, zuerst gezeigt worden, und wurde derselbe wegen dieses Verrats von den heidnischen Priestern den Göttern geopfert.
Ferner trug Akinfi Nikitisch Demidoff, der Sohn des alten Nikita, viel zur Ausdehnung bestehender und zur Anlage neuer Bergwerke bei. Ihm verdankt Russland die Aufnahme der altaischen Gold- und Silberbergwerke. Er erbaute ferner viele Fabriken, namentlich auch für feinere Artikel, wozu er Arbeiter aus Deutsch- land in seine Dienste zog.
Sein Sohn Procopi Akinfinwitsch Demidoff versuchte es zuerst, um eine grössere Produktion zu erzielen, und um dadurch die hohe Abgabe an die Krone nach Verhältnis des Mehrausbringens zu ver- mindern, zu Newiansk einen grösseren Hochofen zu erbauen, den er mit zwei Paar Bälgen versah, deren Formen auf einer Seite des Gestelles angebracht waren. Damit beschritt Procop Demidoff den Weg der Verbesserung der sibirischen Hochöfen, welcher schliess- lich zu Öfen von 40 Fuss Höhe, den grössten bekannten Holzkohlen- hochöfen, führte. Der genannte Ofen wurde wohl erst allmählich bis auf die damals ausserordentliche Höhe von 44 Fuss 11 Zoll erhöht, wobei er bei forciertem Gang und guten Erzen zuletzt 800 bis 900 Pud (13100 bis 14740 kg) in 24 Stunden blies 1). Die doppelte Form verursachte aber viele Schwierigkeiten beim Betriebe, weshalb man einen zweiten Ofen zu Newiansk kleiner baute und nur mit einer Form betrieb, aber doch 600 bis 700 Pud (10000 bis 11500 kg) damit erzeugte. Dieser kleinere Ofen diente bei Neu- anlagen im Ural vielfach als Vorbild.
1)Hermann berichtet von einem Probeschmelzen in Newiansk, wobei ein Ofen in 81/2 Monaten über 70000 Ctr. Roheisen lieferte, also etwa 14 Tonnen in 24 Stunden.
Ruſsland.
3640 m-Ctr., 1731 13270 und 1732 bereits 32830 m-Ctr. Die Eng- länder bezogen das Eisen von Ruſsland teils in Form von Stäben, wie das schwedische, besonders zur Cementstahlfabrikation, teils in Form von Platten (slabs) zur Blechfabrikation.
Das gröſste Verdienst um die Hebung des Berg- und Hüttenwesens hatte ein Deutscher, Herr von Schönberg aus Sachsen, der unter der Kaiserin Anna General-Bergdirektor war. Er erbaute auch die beiden Hütten zu Kuschwinsk an der Kuschwa und zu Werchne-Turinsk an der Tura, welche ihr Erz von den 1735 zuerst förmlich angelegten Bergwerken des berühmten Eisenberges Goroblagodat (d. h. die gute Gabe) bezogen. Dieser groſsartige Erzberg war im Jahre 1730 den russischen Ansiedlern von Stephan Cumpin, einem einheimischen Bewohner des Urals, zuerst gezeigt worden, und wurde derselbe wegen dieses Verrats von den heidnischen Priestern den Göttern geopfert.
Ferner trug Akinfi Nikitisch Demidoff, der Sohn des alten Nikita, viel zur Ausdehnung bestehender und zur Anlage neuer Bergwerke bei. Ihm verdankt Ruſsland die Aufnahme der altaischen Gold- und Silberbergwerke. Er erbaute ferner viele Fabriken, namentlich auch für feinere Artikel, wozu er Arbeiter aus Deutsch- land in seine Dienste zog.
Sein Sohn Procopi Akinfinwitsch Demidoff versuchte es zuerst, um eine gröſsere Produktion zu erzielen, und um dadurch die hohe Abgabe an die Krone nach Verhältnis des Mehrausbringens zu ver- mindern, zu Newiansk einen gröſseren Hochofen zu erbauen, den er mit zwei Paar Bälgen versah, deren Formen auf einer Seite des Gestelles angebracht waren. Damit beschritt Procop Demidoff den Weg der Verbesserung der sibirischen Hochöfen, welcher schlieſs- lich zu Öfen von 40 Fuſs Höhe, den gröſsten bekannten Holzkohlen- hochöfen, führte. Der genannte Ofen wurde wohl erst allmählich bis auf die damals auſserordentliche Höhe von 44 Fuſs 11 Zoll erhöht, wobei er bei forciertem Gang und guten Erzen zuletzt 800 bis 900 Pud (13100 bis 14740 kg) in 24 Stunden blies 1). Die doppelte Form verursachte aber viele Schwierigkeiten beim Betriebe, weshalb man einen zweiten Ofen zu Newiansk kleiner baute und nur mit einer Form betrieb, aber doch 600 bis 700 Pud (10000 bis 11500 kg) damit erzeugte. Dieser kleinere Ofen diente bei Neu- anlagen im Ural vielfach als Vorbild.
1)Hermann berichtet von einem Probeschmelzen in Newiansk, wobei ein Ofen in 8½ Monaten über 70000 Ctr. Roheisen lieferte, also etwa 14 Tonnen in 24 Stunden.
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Ruſsland.
3640 m-Ctr., 1731 13270 und 1732 bereits 32830 m-Ctr. Die Eng-
länder bezogen das Eisen von Ruſsland teils in Form von Stäben,
wie das schwedische, besonders zur Cementstahlfabrikation, teils in
Form von Platten (slabs) zur Blechfabrikation.
Das gröſste Verdienst um die Hebung des Berg- und Hüttenwesens
hatte ein Deutscher, Herr von Schönberg aus Sachsen, der unter
der Kaiserin Anna General-Bergdirektor war. Er erbaute auch die
beiden Hütten zu Kuschwinsk an der Kuschwa und zu Werchne-Turinsk
an der Tura, welche ihr Erz von den 1735 zuerst förmlich angelegten
Bergwerken des berühmten Eisenberges Goroblagodat (d. h. die
gute Gabe) bezogen. Dieser groſsartige Erzberg war im Jahre 1730 den
russischen Ansiedlern von Stephan Cumpin, einem einheimischen
Bewohner des Urals, zuerst gezeigt worden, und wurde derselbe wegen
dieses Verrats von den heidnischen Priestern den Göttern geopfert.
Ferner trug Akinfi Nikitisch Demidoff, der Sohn des alten
Nikita, viel zur Ausdehnung bestehender und zur Anlage neuer
Bergwerke bei. Ihm verdankt Ruſsland die Aufnahme der altaischen
Gold- und Silberbergwerke. Er erbaute ferner viele Fabriken,
namentlich auch für feinere Artikel, wozu er Arbeiter aus Deutsch-
land in seine Dienste zog.
Sein Sohn Procopi Akinfinwitsch Demidoff versuchte es
zuerst, um eine gröſsere Produktion zu erzielen, und um dadurch die hohe
Abgabe an die Krone nach Verhältnis des Mehrausbringens zu ver-
mindern, zu Newiansk einen gröſseren Hochofen zu erbauen, den er
mit zwei Paar Bälgen versah, deren Formen auf einer Seite des
Gestelles angebracht waren. Damit beschritt Procop Demidoff
den Weg der Verbesserung der sibirischen Hochöfen, welcher schlieſs-
lich zu Öfen von 40 Fuſs Höhe, den gröſsten bekannten Holzkohlen-
hochöfen, führte. Der genannte Ofen wurde wohl erst allmählich
bis auf die damals auſserordentliche Höhe von 44 Fuſs 11 Zoll
erhöht, wobei er bei forciertem Gang und guten Erzen zuletzt
800 bis 900 Pud (13100 bis 14740 kg) in 24 Stunden blies 1). Die
doppelte Form verursachte aber viele Schwierigkeiten beim Betriebe,
weshalb man einen zweiten Ofen zu Newiansk kleiner baute und nur
mit einer Form betrieb, aber doch 600 bis 700 Pud (10000 bis
11500 kg) damit erzeugte. Dieser kleinere Ofen diente bei Neu-
anlagen im Ural vielfach als Vorbild.
1) Hermann berichtet von einem Probeschmelzen in Newiansk, wobei ein
Ofen in 8½ Monaten über 70000 Ctr. Roheisen lieferte, also etwa 14 Tonnen in
24 Stunden.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1146>, abgerufen am 22.11.2024.
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