bis 150000 Pud Eisen. Er war der Gründer der Bergschule zu Katharinenburg. 1734 wurde Tatascheff sein Nachfolger.
Eins der ältesten Werke im Innern Russlands war das Katschinsky- Werk, Gouvernement Tula, das schon 1693 erbaut worden war. Die Waffenfabriken in Tula genügten dem rasch wachsenden Bedürfnisse nicht, weshalb Peter I. noch verschiedene andere Gewehrfabriken errichten liess. So entstanden schon 1703 die Fabriken zu Olonetz und später die zu Sestrabek in der Nähe von Petersburg. Letz- terer, welche besonders für die neu entstehende Flotte arbeitete, wendete der Kaiser sein besonderes Interesse zu und berief viele aus- ländische Meister, die er hier anstellte. Er liess sich an der Mün- dung der Sestra ein Haus erbauen, in welchem er selbst oft mehrere Tage verbrachte, um die Fabrikation zu überwachen.
In Olonetz war Oberstlieutenant Henning, ehe er nach Sibirien ging, Direktor und hatte dort mit Hülfe fremder Meister, die er auf seiner Reise 1719 angeworben hatte, ausser der Gewehrfabrik viele Drahtziehereien, Eisenhämmer, Stahl-, Blech- und Reckhämmer, Stahl- öfen, Ankerschmieden und andere Werke angelegt.
Durch einen Ukas von 1712 waren alle tulaischen Fabriken unter die Leitung des Fürsten Wolkowsky gestellt worden, und es war ihnen zur Pflicht gemacht, jährlich 15000 Büchsen mit Bajonetten zum Preise von 1 Rubel 73 Kopeken das Stück an den Staat zu liefern 1).
1719 wurde das Berg- und Hüttenwesen durch den Erlass eines Berggesetzes geregelt. Die Ordnung, welche dadurch geschaffen wurde, wirkte sehr segensreich, so dass von dieser Zeit eine neue Periode des russischen Bergwesens begann. Den Bergwerksbesitzern wurden grosse Begünstigungen eingeräumt. Durch Ukas von 1720 wurden die Privilegien auch auf alle Ausländer übertragen und den Bergwerksbesitzern das Recht eingeräumt, für ihre Bergwerke Dörfer zu kaufen. Nach Schnitzler hatte Russland im Jahre 1720 1 Silber-, 5 Kupfer- und 26 Eisenbergwerke, ausserdem viele Eisengiessereien, von denen 36 auf das Gouvernement Kasan und 39 auf das von Moskau kamen 2).
Peter der Grosse verlegte den Seehandel Russlands von Archangel, das vom Mittelpunkt des Reiches zu weit ablag, an das Baltische Meer, besonders nach dem von ihm erbauten St. Petersburg,
1) Siehe von Ordega, Die Gewerbepolitik Russlands, 1885, S. 40.
2) Siehe Schnitzler, l'empire des Tsars, IV, S. 367.
Ruſsland.
bis 150000 Pud Eisen. Er war der Gründer der Bergschule zu Katharinenburg. 1734 wurde Tatascheff sein Nachfolger.
Eins der ältesten Werke im Innern Ruſslands war das Katschinsky- Werk, Gouvernement Tula, das schon 1693 erbaut worden war. Die Waffenfabriken in Tula genügten dem rasch wachsenden Bedürfnisse nicht, weshalb Peter I. noch verschiedene andere Gewehrfabriken errichten lieſs. So entstanden schon 1703 die Fabriken zu Olonetz und später die zu Sestrabek in der Nähe von Petersburg. Letz- terer, welche besonders für die neu entstehende Flotte arbeitete, wendete der Kaiser sein besonderes Interesse zu und berief viele aus- ländische Meister, die er hier anstellte. Er lieſs sich an der Mün- dung der Sestra ein Haus erbauen, in welchem er selbst oft mehrere Tage verbrachte, um die Fabrikation zu überwachen.
In Olonetz war Oberstlieutenant Henning, ehe er nach Sibirien ging, Direktor und hatte dort mit Hülfe fremder Meister, die er auf seiner Reise 1719 angeworben hatte, auſser der Gewehrfabrik viele Drahtziehereien, Eisenhämmer, Stahl-, Blech- und Reckhämmer, Stahl- öfen, Ankerschmieden und andere Werke angelegt.
Durch einen Ukas von 1712 waren alle tulaischen Fabriken unter die Leitung des Fürsten Wolkowsky gestellt worden, und es war ihnen zur Pflicht gemacht, jährlich 15000 Büchsen mit Bajonetten zum Preise von 1 Rubel 73 Kopeken das Stück an den Staat zu liefern 1).
1719 wurde das Berg- und Hüttenwesen durch den Erlaſs eines Berggesetzes geregelt. Die Ordnung, welche dadurch geschaffen wurde, wirkte sehr segensreich, so daſs von dieser Zeit eine neue Periode des russischen Bergwesens begann. Den Bergwerksbesitzern wurden groſse Begünstigungen eingeräumt. Durch Ukas von 1720 wurden die Privilegien auch auf alle Ausländer übertragen und den Bergwerksbesitzern das Recht eingeräumt, für ihre Bergwerke Dörfer zu kaufen. Nach Schnitzler hatte Ruſsland im Jahre 1720 1 Silber-, 5 Kupfer- und 26 Eisenbergwerke, auſserdem viele Eisengieſsereien, von denen 36 auf das Gouvernement Kasan und 39 auf das von Moskau kamen 2).
Peter der Groſse verlegte den Seehandel Ruſslands von Archangel, das vom Mittelpunkt des Reiches zu weit ablag, an das Baltische Meer, besonders nach dem von ihm erbauten St. Petersburg,
1) Siehe von Ordega, Die Gewerbepolitik Ruſslands, 1885, S. 40.
2) Siehe Schnitzler, l’empire des Tsars, IV, S. 367.
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Ruſsland.
bis 150000 Pud Eisen. Er war der Gründer der Bergschule zu
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Eins der ältesten Werke im Innern Ruſslands war das Katschinsky-
Werk, Gouvernement Tula, das schon 1693 erbaut worden war. Die
Waffenfabriken in Tula genügten dem rasch wachsenden Bedürfnisse
nicht, weshalb Peter I. noch verschiedene andere Gewehrfabriken
errichten lieſs. So entstanden schon 1703 die Fabriken zu Olonetz
und später die zu Sestrabek in der Nähe von Petersburg. Letz-
terer, welche besonders für die neu entstehende Flotte arbeitete,
wendete der Kaiser sein besonderes Interesse zu und berief viele aus-
ländische Meister, die er hier anstellte. Er lieſs sich an der Mün-
dung der Sestra ein Haus erbauen, in welchem er selbst oft mehrere
Tage verbrachte, um die Fabrikation zu überwachen.
In Olonetz war Oberstlieutenant Henning, ehe er nach Sibirien
ging, Direktor und hatte dort mit Hülfe fremder Meister, die er auf
seiner Reise 1719 angeworben hatte, auſser der Gewehrfabrik viele
Drahtziehereien, Eisenhämmer, Stahl-, Blech- und Reckhämmer, Stahl-
öfen, Ankerschmieden und andere Werke angelegt.
Durch einen Ukas von 1712 waren alle tulaischen Fabriken unter
die Leitung des Fürsten Wolkowsky gestellt worden, und es war
ihnen zur Pflicht gemacht, jährlich 15000 Büchsen mit Bajonetten
zum Preise von 1 Rubel 73 Kopeken das Stück an den Staat zu
liefern 1).
1719 wurde das Berg- und Hüttenwesen durch den Erlaſs eines
Berggesetzes geregelt. Die Ordnung, welche dadurch geschaffen
wurde, wirkte sehr segensreich, so daſs von dieser Zeit eine neue
Periode des russischen Bergwesens begann. Den Bergwerksbesitzern
wurden groſse Begünstigungen eingeräumt. Durch Ukas von 1720
wurden die Privilegien auch auf alle Ausländer übertragen und den
Bergwerksbesitzern das Recht eingeräumt, für ihre Bergwerke Dörfer
zu kaufen. Nach Schnitzler hatte Ruſsland im Jahre 1720 1 Silber-,
5 Kupfer- und 26 Eisenbergwerke, auſserdem viele Eisengieſsereien,
von denen 36 auf das Gouvernement Kasan und 39 auf das von
Moskau kamen 2).
Peter der Groſse verlegte den Seehandel Ruſslands von
Archangel, das vom Mittelpunkt des Reiches zu weit ablag, an das
Baltische Meer, besonders nach dem von ihm erbauten St. Petersburg,
1) Siehe von Ordega, Die Gewerbepolitik Ruſslands, 1885, S. 40.
2) Siehe Schnitzler, l’empire des Tsars, IV, S. 367.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1139>, abgerufen am 22.11.2024.
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