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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Schweden.
sie ganz in Privatbesitz. 1727 bis 1734 hatte man dort eine Feuer-
maschine aufstellen wollen, kam aber nicht damit zum Ziel.

Alles Eisen teilte man früher in "rotbrüchiges und kaltbrüchiges",
oder "schwefelhaltiges und schwefelfreies" ein1) und dementsprechend
unterschied man auch schon die Erze. Das Roheisen unterschieden
die Hammerschmiede in langsamgeblasenes oder gares Roheisen (nöd-
satt Tackjärn), in mässig geblasenes oder halbiertes (lagomsatt),
welches wieder unterschieden wurde in graugesprengeltes oder hagel-
buntes (hagelsatt) und in weissrandiges Eisen (Is- und Askrandjärn)
und in rasch geblasenes (satt oder hardsatt), von welchem man dichtes,
körniges oder Kälberkäseeisen (Kalfostjärn) und luckiges oder Wespen-
eisen (Getinge-järn) unterschied.

Über den Hochofen- und Frischfeuerbetrieb in diesem Zeitab-
schnitt haben wir dem früher Gesagten nichts hinzuzufügen.

Für die Eisenveredlung bemühte sich damals Polhem am meisten.
Sein sogenanntes Testament soll hauptsächlich eine Mahnung hierfür
sein. "Es ist zu verwundern," schreibt er, "dass so wenig auf die Ver-
edlung unserer Rohstoffe gehalten wird, gleich als ob der unzählige
Verkehr durch allerlei Arbeiten in Eisen, Stahl, Kupfer und Messing
nicht mehr als vieles andere würdig wäre, zu den Manufakturen
gezählt zu werden. -- Die Haushaltung anderer Länder kann uns
darin zum Muster dienen . . . . Nirgends findet man ausser Landes
Eisenhütten, wo man nicht auch das beste und meiste Eisen zu Manu-
fakturen verarbeitet. Dadurch erhält das Land auf jede Stiege Kohle
50 bis 100 Thlr. Kupfermünze Gewinn, wir aber bringen es für jede
Stiege auf kaum 7 Thlr. Kupfermünze, solange die Fremden das
Schiffspfund Eisen nicht höher als 7 Platten oder 24 Thlr. bezahlen,
massen auf 1 Schiffspfd. 6 Stiegen zu Gruben- und Rostfeuer verwendet
werden . . . . Nach den sichersten Berechnungen verheeren wir unsere
Gruben und Wälder, welches die Nachwelt empfinden und unsere
Nachkommen mit Betrübnis beseufzen werden."

"Ist es nicht ein unbeschreiblicher Missbrauch, wenn die Haus-
haltung des Reiches auf dem Fusse steht, dass die Ausländer (Eng-
länder) die Freiheit haben, die Arten des Eisens, die sie selbst
belieben, zu kommandieren, eben als wenn die Eisenwerke ihnen
gehörten."

"Wir haben für allen vergossenen Schweiss unseren Kindern fast
nichts hinterlassen als erschöpfte Gruben und ausgehauene Wälder."


1) Siehe Swedenborgius, loc. cit., p. 1.

Schweden.
sie ganz in Privatbesitz. 1727 bis 1734 hatte man dort eine Feuer-
maschine aufstellen wollen, kam aber nicht damit zum Ziel.

Alles Eisen teilte man früher in „rotbrüchiges und kaltbrüchiges“,
oder „schwefelhaltiges und schwefelfreies“ ein1) und dementsprechend
unterschied man auch schon die Erze. Das Roheisen unterschieden
die Hammerschmiede in langsamgeblasenes oder gares Roheisen (nöd-
satt Tackjärn), in mäſsig geblasenes oder halbiertes (lagomsatt),
welches wieder unterschieden wurde in graugesprengeltes oder hagel-
buntes (hagelsatt) und in weiſsrandiges Eisen (Is- und Askrandjärn)
und in rasch geblasenes (satt oder hårdsatt), von welchem man dichtes,
körniges oder Kälberkäseeisen (Kalfostjärn) und luckiges oder Wespen-
eisen (Getinge-järn) unterschied.

Über den Hochofen- und Frischfeuerbetrieb in diesem Zeitab-
schnitt haben wir dem früher Gesagten nichts hinzuzufügen.

Für die Eisenveredlung bemühte sich damals Polhem am meisten.
Sein sogenanntes Testament soll hauptsächlich eine Mahnung hierfür
sein. „Es ist zu verwundern,“ schreibt er, „daſs so wenig auf die Ver-
edlung unserer Rohstoffe gehalten wird, gleich als ob der unzählige
Verkehr durch allerlei Arbeiten in Eisen, Stahl, Kupfer und Messing
nicht mehr als vieles andere würdig wäre, zu den Manufakturen
gezählt zu werden. — Die Haushaltung anderer Länder kann uns
darin zum Muster dienen . . . . Nirgends findet man auſser Landes
Eisenhütten, wo man nicht auch das beste und meiste Eisen zu Manu-
fakturen verarbeitet. Dadurch erhält das Land auf jede Stiege Kohle
50 bis 100 Thlr. Kupfermünze Gewinn, wir aber bringen es für jede
Stiege auf kaum 7 Thlr. Kupfermünze, solange die Fremden das
Schiffspfund Eisen nicht höher als 7 Platten oder 24 Thlr. bezahlen,
maſsen auf 1 Schiffspfd. 6 Stiegen zu Gruben- und Rostfeuer verwendet
werden . . . . Nach den sichersten Berechnungen verheeren wir unsere
Gruben und Wälder, welches die Nachwelt empfinden und unsere
Nachkommen mit Betrübnis beseufzen werden.“

„Ist es nicht ein unbeschreiblicher Miſsbrauch, wenn die Haus-
haltung des Reiches auf dem Fuſse steht, daſs die Ausländer (Eng-
länder) die Freiheit haben, die Arten des Eisens, die sie selbst
belieben, zu kommandieren, eben als wenn die Eisenwerke ihnen
gehörten.“

„Wir haben für allen vergossenen Schweiſs unseren Kindern fast
nichts hinterlassen als erschöpfte Gruben und ausgehauene Wälder.“


1) Siehe Swedenborgius, loc. cit., p. 1.
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[1108/1122] Schweden. sie ganz in Privatbesitz. 1727 bis 1734 hatte man dort eine Feuer- maschine aufstellen wollen, kam aber nicht damit zum Ziel. Alles Eisen teilte man früher in „rotbrüchiges und kaltbrüchiges“, oder „schwefelhaltiges und schwefelfreies“ ein 1) und dementsprechend unterschied man auch schon die Erze. Das Roheisen unterschieden die Hammerschmiede in langsamgeblasenes oder gares Roheisen (nöd- satt Tackjärn), in mäſsig geblasenes oder halbiertes (lagomsatt), welches wieder unterschieden wurde in graugesprengeltes oder hagel- buntes (hagelsatt) und in weiſsrandiges Eisen (Is- und Askrandjärn) und in rasch geblasenes (satt oder hårdsatt), von welchem man dichtes, körniges oder Kälberkäseeisen (Kalfostjärn) und luckiges oder Wespen- eisen (Getinge-järn) unterschied. Über den Hochofen- und Frischfeuerbetrieb in diesem Zeitab- schnitt haben wir dem früher Gesagten nichts hinzuzufügen. Für die Eisenveredlung bemühte sich damals Polhem am meisten. Sein sogenanntes Testament soll hauptsächlich eine Mahnung hierfür sein. „Es ist zu verwundern,“ schreibt er, „daſs so wenig auf die Ver- edlung unserer Rohstoffe gehalten wird, gleich als ob der unzählige Verkehr durch allerlei Arbeiten in Eisen, Stahl, Kupfer und Messing nicht mehr als vieles andere würdig wäre, zu den Manufakturen gezählt zu werden. — Die Haushaltung anderer Länder kann uns darin zum Muster dienen . . . . Nirgends findet man auſser Landes Eisenhütten, wo man nicht auch das beste und meiste Eisen zu Manu- fakturen verarbeitet. Dadurch erhält das Land auf jede Stiege Kohle 50 bis 100 Thlr. Kupfermünze Gewinn, wir aber bringen es für jede Stiege auf kaum 7 Thlr. Kupfermünze, solange die Fremden das Schiffspfund Eisen nicht höher als 7 Platten oder 24 Thlr. bezahlen, maſsen auf 1 Schiffspfd. 6 Stiegen zu Gruben- und Rostfeuer verwendet werden . . . . Nach den sichersten Berechnungen verheeren wir unsere Gruben und Wälder, welches die Nachwelt empfinden und unsere Nachkommen mit Betrübnis beseufzen werden.“ „Ist es nicht ein unbeschreiblicher Miſsbrauch, wenn die Haus- haltung des Reiches auf dem Fuſse steht, daſs die Ausländer (Eng- länder) die Freiheit haben, die Arten des Eisens, die sie selbst belieben, zu kommandieren, eben als wenn die Eisenwerke ihnen gehörten.“ „Wir haben für allen vergossenen Schweiſs unseren Kindern fast nichts hinterlassen als erschöpfte Gruben und ausgehauene Wälder.“ 1) Siehe Swedenborgius, loc. cit., p. 1.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1122>, abgerufen am 25.11.2024.