diese Stadt verdankte ihr rasches Wachstum der Eisenindustrie. 1615 zählte es 2207 Seelen, 1736 an 9700, 1755 über 12000, 1788 aber schon über 25000, 1790 über 29000, 1799 über 30000. Mitten durch die Stadt läuft der Fluss Don, der zahlreiche Walz-, Schneide- und Schleifwerke trieb. Mitten in der Stadt ebenfalls am Flusse lag ein grosses Eisenwerk mit Herden, Glühöfen, Walz- und Schneidewerken, Hämmern u. s. w., einige davon wurden mit Wasserrädern, andere mit Dampfmaschinen betrieben. Hauptsächlich beschäftigte man sich hier mit Schmieden für andere Werke, von gewissen groben Maschinenteilen, von Material zu Werkzeugen und dergleichen Sachen; man machte Eisenbleche von allen Dimensionen und verschiedener Beschaffenheit auf Bestellung. Svedenstjerna sah hier Blechtafeln von 5 Fuss Länge und 2 Fuss Breite. Ferner wurde Gussstahl gereckt und gewalzt; er sah solchen zu Blechtafeln 2 Fuss lang, 10 bis 12 Zoll breit und 1/16 Zoll dick auswalzen, welche hernach diagonal zu Sägeblättern zerschnitten wurden. Auch sah er Gussstahlschienen von der Dicke 1 Linie und einigen Zoll Breite, mit der gewöhnlichen Schneidscheibe in 3/8 Zoll breite Zaine schneiden, woraus nachher die Klingen der Federmesser geschmiedet wurden. Die Bleche wurden in einem gewöhnlichen Blechglühofen sehr mässig ausgeglüht, und so oft solche heraus- genommen wurden, schlug man sie mit einem gewissen Handgriff gegen die Fläche eines in dem Boden der Schmiede eingegrabenen Ambosses von Roheisen. Nachher wurden sie mehrmals durch die Walzen vor- und rückwärts gezogen. Die Walzen hatten 9 Zoll im Durchmesser, waren etwas über 2 Fuss lang, wohl poliert und wurden jedesmal, wenn eine Blechtafel durchging, ein wenig zusammen- geschraubt. Wenn die Blechtafel zum letztenmal aus den Walzen kam, war sie ganz schwarz, aber glatter und von Glühspan freier als gewöhnliche Bleche. Sowohl bei diesem als bei dem anderen Walzwerke hatte das Vorgelege zwischen beiden Walzen doppelte Reihen Zähne, so dass immer zwei Zähne auf einmal arbeiteten. -- Bei der Dampfmaschine, welche das Walzwerk trieb, war der Watt- sche Regulator angebracht. Zu allen Arten von Werkzeugen und polierten Waren wurde schon damals in England fast ausschliesslich Gussstahl verwendet.
Neben dieser reellen Fabrikation bestand allerdings gerade in Sheffield eine Fabrikation ganz geringwertiger Schneidwaren, welche in Formen gegossen und dann geschliffen und poliert wurden. Sie hatten nur das Aussehen guter Waren, waren aber sehr zerbrechlich. Sie wurden zum Zweck der Fälschung für den überseeischen Handel
England.
diese Stadt verdankte ihr rasches Wachstum der Eisenindustrie. 1615 zählte es 2207 Seelen, 1736 an 9700, 1755 über 12000, 1788 aber schon über 25000, 1790 über 29000, 1799 über 30000. Mitten durch die Stadt läuft der Fluſs Don, der zahlreiche Walz-, Schneide- und Schleifwerke trieb. Mitten in der Stadt ebenfalls am Flusse lag ein groſses Eisenwerk mit Herden, Glühöfen, Walz- und Schneidewerken, Hämmern u. s. w., einige davon wurden mit Wasserrädern, andere mit Dampfmaschinen betrieben. Hauptsächlich beschäftigte man sich hier mit Schmieden für andere Werke, von gewissen groben Maschinenteilen, von Material zu Werkzeugen und dergleichen Sachen; man machte Eisenbleche von allen Dimensionen und verschiedener Beschaffenheit auf Bestellung. Svedenstjerna sah hier Blechtafeln von 5 Fuſs Länge und 2 Fuſs Breite. Ferner wurde Guſsstahl gereckt und gewalzt; er sah solchen zu Blechtafeln 2 Fuſs lang, 10 bis 12 Zoll breit und 1/16 Zoll dick auswalzen, welche hernach diagonal zu Sägeblättern zerschnitten wurden. Auch sah er Guſsstahlschienen von der Dicke 1 Linie und einigen Zoll Breite, mit der gewöhnlichen Schneidscheibe in ⅜ Zoll breite Zaine schneiden, woraus nachher die Klingen der Federmesser geschmiedet wurden. Die Bleche wurden in einem gewöhnlichen Blechglühofen sehr mäſsig ausgeglüht, und so oft solche heraus- genommen wurden, schlug man sie mit einem gewissen Handgriff gegen die Fläche eines in dem Boden der Schmiede eingegrabenen Ambosses von Roheisen. Nachher wurden sie mehrmals durch die Walzen vor- und rückwärts gezogen. Die Walzen hatten 9 Zoll im Durchmesser, waren etwas über 2 Fuſs lang, wohl poliert und wurden jedesmal, wenn eine Blechtafel durchging, ein wenig zusammen- geschraubt. Wenn die Blechtafel zum letztenmal aus den Walzen kam, war sie ganz schwarz, aber glatter und von Glühspan freier als gewöhnliche Bleche. Sowohl bei diesem als bei dem anderen Walzwerke hatte das Vorgelege zwischen beiden Walzen doppelte Reihen Zähne, so daſs immer zwei Zähne auf einmal arbeiteten. — Bei der Dampfmaschine, welche das Walzwerk trieb, war der Watt- sche Regulator angebracht. Zu allen Arten von Werkzeugen und polierten Waren wurde schon damals in England fast ausschlieſslich Guſsstahl verwendet.
Neben dieser reellen Fabrikation bestand allerdings gerade in Sheffield eine Fabrikation ganz geringwertiger Schneidwaren, welche in Formen gegossen und dann geschliffen und poliert wurden. Sie hatten nur das Aussehen guter Waren, waren aber sehr zerbrechlich. Sie wurden zum Zweck der Fälschung für den überseeischen Handel
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England.
diese Stadt verdankte ihr rasches Wachstum der Eisenindustrie. 1615
zählte es 2207 Seelen, 1736 an 9700, 1755 über 12000, 1788 aber
schon über 25000, 1790 über 29000, 1799 über 30000. Mitten durch
die Stadt läuft der Fluſs Don, der zahlreiche Walz-, Schneide- und
Schleifwerke trieb. Mitten in der Stadt ebenfalls am Flusse lag ein
groſses Eisenwerk mit Herden, Glühöfen, Walz- und Schneidewerken,
Hämmern u. s. w., einige davon wurden mit Wasserrädern, andere mit
Dampfmaschinen betrieben. Hauptsächlich beschäftigte man sich hier
mit Schmieden für andere Werke, von gewissen groben Maschinenteilen,
von Material zu Werkzeugen und dergleichen Sachen; man machte
Eisenbleche von allen Dimensionen und verschiedener Beschaffenheit
auf Bestellung. Svedenstjerna sah hier Blechtafeln von 5 Fuſs Länge
und 2 Fuſs Breite. Ferner wurde Guſsstahl gereckt und gewalzt; er
sah solchen zu Blechtafeln 2 Fuſs lang, 10 bis 12 Zoll breit und 1/16 Zoll
dick auswalzen, welche hernach diagonal zu Sägeblättern zerschnitten
wurden. Auch sah er Guſsstahlschienen von der Dicke 1 Linie und
einigen Zoll Breite, mit der gewöhnlichen Schneidscheibe in ⅜ Zoll
breite Zaine schneiden, woraus nachher die Klingen der Federmesser
geschmiedet wurden. Die Bleche wurden in einem gewöhnlichen
Blechglühofen sehr mäſsig ausgeglüht, und so oft solche heraus-
genommen wurden, schlug man sie mit einem gewissen Handgriff
gegen die Fläche eines in dem Boden der Schmiede eingegrabenen
Ambosses von Roheisen. Nachher wurden sie mehrmals durch die
Walzen vor- und rückwärts gezogen. Die Walzen hatten 9 Zoll im
Durchmesser, waren etwas über 2 Fuſs lang, wohl poliert und wurden
jedesmal, wenn eine Blechtafel durchging, ein wenig zusammen-
geschraubt. Wenn die Blechtafel zum letztenmal aus den Walzen
kam, war sie ganz schwarz, aber glatter und von Glühspan freier
als gewöhnliche Bleche. Sowohl bei diesem als bei dem anderen
Walzwerke hatte das Vorgelege zwischen beiden Walzen doppelte
Reihen Zähne, so daſs immer zwei Zähne auf einmal arbeiteten. —
Bei der Dampfmaschine, welche das Walzwerk trieb, war der Watt-
sche Regulator angebracht. Zu allen Arten von Werkzeugen und
polierten Waren wurde schon damals in England fast ausschlieſslich
Guſsstahl verwendet.
Neben dieser reellen Fabrikation bestand allerdings gerade in
Sheffield eine Fabrikation ganz geringwertiger Schneidwaren, welche
in Formen gegossen und dann geschliffen und poliert wurden. Sie
hatten nur das Aussehen guter Waren, waren aber sehr zerbrechlich.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1095. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1109>, abgerufen am 22.11.2024.
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