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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frankreich.

Kanonen wurden in solchen eisernen Mantelformen massiv ge-
gossen und dann ausgebohrt. Die Bohrmaschinen wurden durch ein
oberschlächtiges Wasserrad, dessen Aufschlagwasser aber nach eng-
lischer Manier durch eine Feuermaschine erst hoch gepumpt wurde,
bewegt. In derselben Weise wurden die Drehbänke in Le Creusot
betrieben.

Bereits im Jahre 1770 hatte der Engländer Wilkinson in der
Kanonengiesserei zu Indre (Depart. Loire inferieure) Flammöfen nach
englischem Muster und die Sandformerei eingeführt. Auch zu diesem
Unternehmen hatte der König bedeutende Vorschüsse geleistet.

Das Frischverfahren zu Creusot war ebenfalls ganz nach eng-
lischer Art eingerichtet und von dem sonst in Frankreich gebräuch-
lichen durchaus abweichend. Man bediente sich dabei nur (?) der
Steinkohlen. -- Das Frischen wurde nach zwei verschiedenen Methoden
ausgeführt. In drei Frischfeuern, welche nach deutscher Art gebaut
waren, schmolz man Roheisen ein und machte daraus unausgeschmiedete
Frischeisenluppen, von denen daher viele des Tags gemacht werden
konnten. In zwei anderen Frischfeuern machte man raffiniertes Frisch-
eisen nach englischer Art in folgender Weise: man schmolz das Roh-
eisen im Herde ein, liess es aber nicht zu einer Luppe sich sammeln,
sondern nahm es in Brocken, wenn das Eisen eben zu garen anfing,
heraus. Dabei lüftete man oft, damit sich die Schlacke am Boden
ansetzen konnte. Diese rohen Brocken wurden mit einer Hand-
schaufel unter einen langsam gehenden Hammer gebracht und zu
kleinen Kuchen ausgeschmiedet. Um den vielen Abfall, der hierbei
entstand, aufzufangen, war der Amboss mit einer runden Eisenscheibe,
ähnlich einem Teller, versehen. War nun eine gewisse Anzahl von
diesen Kuchen geschmiedet, so wurden sie in thönerne Kapseln oder
Tiegel von 1 Fuss Höhe und 8 Zoll Weite dicht aufeinander gepackt
und alsdann in einen Reverberierofen eingesetzt. Dieser Reverberier-
oder Flammofen hatte einen horizontalen Herdboden, in welchem
nur zwei halbkugelförmige Vertiefungen angebracht waren, um die
Schlacken darin zu sammeln und von da abstechen zu können. Ent-
sprechend hatte der Flammofen zwei Einsetzthüren auf der langen
Seite, während sich die Feuerungsthür auf der schmalen Seite befand.
Die Feuerung geschah mit Steinkohlen, und wurde die Feuerthür mög-
lichst dicht verschlossen gehalten. Für den Betrieb der oben erwähnten
fünf Frischherde waren zwei Reverberieröfen vorhanden, welche immer
abwechselnd betrieben wurden.

Durch eine jede Thür der Längsseite wurden jedesmal 20 Kapseln

Frankreich.

Kanonen wurden in solchen eisernen Mantelformen massiv ge-
gossen und dann ausgebohrt. Die Bohrmaschinen wurden durch ein
oberschlächtiges Wasserrad, dessen Aufschlagwasser aber nach eng-
lischer Manier durch eine Feuermaschine erst hoch gepumpt wurde,
bewegt. In derselben Weise wurden die Drehbänke in Le Creusot
betrieben.

Bereits im Jahre 1770 hatte der Engländer Wilkinson in der
Kanonengieſserei zu Indre (Depart. Loire inferieure) Flammöfen nach
englischem Muster und die Sandformerei eingeführt. Auch zu diesem
Unternehmen hatte der König bedeutende Vorschüsse geleistet.

Das Frischverfahren zu Creusot war ebenfalls ganz nach eng-
lischer Art eingerichtet und von dem sonst in Frankreich gebräuch-
lichen durchaus abweichend. Man bediente sich dabei nur (?) der
Steinkohlen. — Das Frischen wurde nach zwei verschiedenen Methoden
ausgeführt. In drei Frischfeuern, welche nach deutscher Art gebaut
waren, schmolz man Roheisen ein und machte daraus unausgeschmiedete
Frischeisenluppen, von denen daher viele des Tags gemacht werden
konnten. In zwei anderen Frischfeuern machte man raffiniertes Frisch-
eisen nach englischer Art in folgender Weise: man schmolz das Roh-
eisen im Herde ein, lieſs es aber nicht zu einer Luppe sich sammeln,
sondern nahm es in Brocken, wenn das Eisen eben zu garen anfing,
heraus. Dabei lüftete man oft, damit sich die Schlacke am Boden
ansetzen konnte. Diese rohen Brocken wurden mit einer Hand-
schaufel unter einen langsam gehenden Hammer gebracht und zu
kleinen Kuchen ausgeschmiedet. Um den vielen Abfall, der hierbei
entstand, aufzufangen, war der Amboſs mit einer runden Eisenscheibe,
ähnlich einem Teller, versehen. War nun eine gewisse Anzahl von
diesen Kuchen geschmiedet, so wurden sie in thönerne Kapseln oder
Tiegel von 1 Fuſs Höhe und 8 Zoll Weite dicht aufeinander gepackt
und alsdann in einen Reverberierofen eingesetzt. Dieser Reverberier-
oder Flammofen hatte einen horizontalen Herdboden, in welchem
nur zwei halbkugelförmige Vertiefungen angebracht waren, um die
Schlacken darin zu sammeln und von da abstechen zu können. Ent-
sprechend hatte der Flammofen zwei Einsetzthüren auf der langen
Seite, während sich die Feuerungsthür auf der schmalen Seite befand.
Die Feuerung geschah mit Steinkohlen, und wurde die Feuerthür mög-
lichst dicht verschlossen gehalten. Für den Betrieb der oben erwähnten
fünf Frischherde waren zwei Reverberieröfen vorhanden, welche immer
abwechselnd betrieben wurden.

Durch eine jede Thür der Längsseite wurden jedesmal 20 Kapseln

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[1036/1050] Frankreich. Kanonen wurden in solchen eisernen Mantelformen massiv ge- gossen und dann ausgebohrt. Die Bohrmaschinen wurden durch ein oberschlächtiges Wasserrad, dessen Aufschlagwasser aber nach eng- lischer Manier durch eine Feuermaschine erst hoch gepumpt wurde, bewegt. In derselben Weise wurden die Drehbänke in Le Creusot betrieben. Bereits im Jahre 1770 hatte der Engländer Wilkinson in der Kanonengieſserei zu Indre (Depart. Loire inferieure) Flammöfen nach englischem Muster und die Sandformerei eingeführt. Auch zu diesem Unternehmen hatte der König bedeutende Vorschüsse geleistet. Das Frischverfahren zu Creusot war ebenfalls ganz nach eng- lischer Art eingerichtet und von dem sonst in Frankreich gebräuch- lichen durchaus abweichend. Man bediente sich dabei nur (?) der Steinkohlen. — Das Frischen wurde nach zwei verschiedenen Methoden ausgeführt. In drei Frischfeuern, welche nach deutscher Art gebaut waren, schmolz man Roheisen ein und machte daraus unausgeschmiedete Frischeisenluppen, von denen daher viele des Tags gemacht werden konnten. In zwei anderen Frischfeuern machte man raffiniertes Frisch- eisen nach englischer Art in folgender Weise: man schmolz das Roh- eisen im Herde ein, lieſs es aber nicht zu einer Luppe sich sammeln, sondern nahm es in Brocken, wenn das Eisen eben zu garen anfing, heraus. Dabei lüftete man oft, damit sich die Schlacke am Boden ansetzen konnte. Diese rohen Brocken wurden mit einer Hand- schaufel unter einen langsam gehenden Hammer gebracht und zu kleinen Kuchen ausgeschmiedet. Um den vielen Abfall, der hierbei entstand, aufzufangen, war der Amboſs mit einer runden Eisenscheibe, ähnlich einem Teller, versehen. War nun eine gewisse Anzahl von diesen Kuchen geschmiedet, so wurden sie in thönerne Kapseln oder Tiegel von 1 Fuſs Höhe und 8 Zoll Weite dicht aufeinander gepackt und alsdann in einen Reverberierofen eingesetzt. Dieser Reverberier- oder Flammofen hatte einen horizontalen Herdboden, in welchem nur zwei halbkugelförmige Vertiefungen angebracht waren, um die Schlacken darin zu sammeln und von da abstechen zu können. Ent- sprechend hatte der Flammofen zwei Einsetzthüren auf der langen Seite, während sich die Feuerungsthür auf der schmalen Seite befand. Die Feuerung geschah mit Steinkohlen, und wurde die Feuerthür mög- lichst dicht verschlossen gehalten. Für den Betrieb der oben erwähnten fünf Frischherde waren zwei Reverberieröfen vorhanden, welche immer abwechselnd betrieben wurden. Durch eine jede Thür der Längsseite wurden jedesmal 20 Kapseln

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1036. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1050>, abgerufen am 25.11.2024.