und 37 Tln. Eisenoxyd bestand. Zu dem Werke gehörten 4 Hoch- öfen, 2 einfache und 1 doppelter, 5 Flammöfen zum Umschmelzen des Roheisens, eine grosse Giesserei und Kanonenbohranstalt. In Verbindung mit dem Kohlenbergwerke hatte man überall englische Schienenwege mit gusseisernen Schienen auf hölzernen Schwellen an- gelegt 1). Weil diese von Wilkinson erbaute Eisenbahn die erste auf dem Kontinente war, hat man ihm irrtümlicherweise auch die Erfindung derselben zugeschrieben. Die Räder der Hunde waren ebenfalls von Gusseisen und drehten sich mit der Axe unter den Wagen. Die Abschwefelung der Kohlen geschah in langen Haufen, welche in der Mitte angesteckt wurden. Die Stellen des Meilers, die gar waren, wurden mit Lösche oder Erde fest zugedeckt. Um aber auch den Kohlengries verkoken zu können, hatte man vier Bienenkorb-
[Abbildung]
Fig. 231.
Öfen gebaut (Fig. 231) mit einer Öffnung in der Mitte des Ge- wölbes, welche durch eine Klappe geschlossen werden konnte. Un- ten befanden sich verschiedene Öffnungen, welche geschlossen wurden, sobald die Koks gar waren, um das Feuer zu ersticken.
Alle vier Hochöfen hatten fol- gende Masse: Ganze Höhe 12,01 m, Höhe des Gestelles 1,62 m, der Rast 4,22 m, des Schachtes 6,17 m; Durchmesser des Gestelles über der Form 0,89 m, der Rast 3,24 m, des Gestelles 1,19 m 2). Sie waren also weit grösser als die in Frank- reich sonst üblichen Öfen; drei derselben waren 8 Fuss in der Gicht weit, während einer nur 3 bis 4 Fuss Gichtweite hatte. Dieser engere Ofen soll sich besser bewährt haben. Die Zustellung war aus feuerfesten Sandsteinen. Der Herd war stark ablaufend (nach schwäbischer Art, wie Ferber sagt), die Rast steil, die Gichtöffnung war durch einen Gusskranz umschlossen, der in der Ebene des Gichtbodens lag, also nicht übermauert; der Kernschacht war aus feuerfesten Ziegeln aufgeführt. Der Thon dazu wurde ebenfalls in der Nähe von Creusot gegraben. Das englische Cylindergebläse haben wir bereits früher beschrieben. Ein Gestell pflegte 30 bis 48 Wochen zu halten.
1) Siehe Ferber, a. a. O., Fig. 5 und 6.
2) Journal des Mines, An IV, Nivose, p. 18.
Frankreich.
und 37 Tln. Eisenoxyd bestand. Zu dem Werke gehörten 4 Hoch- öfen, 2 einfache und 1 doppelter, 5 Flammöfen zum Umschmelzen des Roheisens, eine groſse Gieſserei und Kanonenbohranstalt. In Verbindung mit dem Kohlenbergwerke hatte man überall englische Schienenwege mit guſseisernen Schienen auf hölzernen Schwellen an- gelegt 1). Weil diese von Wilkinson erbaute Eisenbahn die erste auf dem Kontinente war, hat man ihm irrtümlicherweise auch die Erfindung derselben zugeschrieben. Die Räder der Hunde waren ebenfalls von Guſseisen und drehten sich mit der Axe unter den Wagen. Die Abschwefelung der Kohlen geschah in langen Haufen, welche in der Mitte angesteckt wurden. Die Stellen des Meilers, die gar waren, wurden mit Lösche oder Erde fest zugedeckt. Um aber auch den Kohlengries verkoken zu können, hatte man vier Bienenkorb-
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Fig. 231.
Öfen gebaut (Fig. 231) mit einer Öffnung in der Mitte des Ge- wölbes, welche durch eine Klappe geschlossen werden konnte. Un- ten befanden sich verschiedene Öffnungen, welche geschlossen wurden, sobald die Koks gar waren, um das Feuer zu ersticken.
Alle vier Hochöfen hatten fol- gende Maſse: Ganze Höhe 12,01 m, Höhe des Gestelles 1,62 m, der Rast 4,22 m, des Schachtes 6,17 m; Durchmesser des Gestelles über der Form 0,89 m, der Rast 3,24 m, des Gestelles 1,19 m 2). Sie waren also weit gröſser als die in Frank- reich sonst üblichen Öfen; drei derselben waren 8 Fuſs in der Gicht weit, während einer nur 3 bis 4 Fuſs Gichtweite hatte. Dieser engere Ofen soll sich besser bewährt haben. Die Zustellung war aus feuerfesten Sandsteinen. Der Herd war stark ablaufend (nach schwäbischer Art, wie Ferber sagt), die Rast steil, die Gichtöffnung war durch einen Guſskranz umschlossen, der in der Ebene des Gichtbodens lag, also nicht übermauert; der Kernschacht war aus feuerfesten Ziegeln aufgeführt. Der Thon dazu wurde ebenfalls in der Nähe von Creusot gegraben. Das englische Cylindergebläse haben wir bereits früher beschrieben. Ein Gestell pflegte 30 bis 48 Wochen zu halten.
1) Siehe Ferber, a. a. O., Fig. 5 und 6.
2) Journal des Mines, An IV, Nivose, p. 18.
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und 37 Tln. Eisenoxyd bestand. Zu dem Werke gehörten 4 Hoch-
öfen, 2 einfache und 1 doppelter, 5 Flammöfen zum Umschmelzen
des Roheisens, eine groſse Gieſserei und Kanonenbohranstalt. In
Verbindung mit dem Kohlenbergwerke hatte man überall englische
Schienenwege mit guſseisernen Schienen auf hölzernen Schwellen an-
gelegt 1). Weil diese von Wilkinson erbaute Eisenbahn die erste
auf dem Kontinente war, hat man ihm irrtümlicherweise auch die
Erfindung derselben zugeschrieben. Die Räder der Hunde waren
ebenfalls von Guſseisen und drehten sich mit der Axe unter den
Wagen. Die Abschwefelung der Kohlen geschah in langen Haufen,
welche in der Mitte angesteckt wurden. Die Stellen des Meilers, die
gar waren, wurden mit Lösche oder Erde fest zugedeckt. Um aber
auch den Kohlengries verkoken zu können, hatte man vier Bienenkorb-
[Abbildung Fig. 231.]
Öfen gebaut (Fig. 231) mit einer
Öffnung in der Mitte des Ge-
wölbes, welche durch eine Klappe
geschlossen werden konnte. Un-
ten befanden sich verschiedene
Öffnungen, welche geschlossen
wurden, sobald die Koks gar
waren, um das Feuer zu ersticken.
Alle vier Hochöfen hatten fol-
gende Maſse: Ganze Höhe 12,01 m,
Höhe des Gestelles 1,62 m, der
Rast 4,22 m, des Schachtes 6,17 m;
Durchmesser des Gestelles über der Form 0,89 m, der Rast 3,24 m,
des Gestelles 1,19 m 2). Sie waren also weit gröſser als die in Frank-
reich sonst üblichen Öfen; drei derselben waren 8 Fuſs in der Gicht weit,
während einer nur 3 bis 4 Fuſs Gichtweite hatte. Dieser engere Ofen
soll sich besser bewährt haben. Die Zustellung war aus feuerfesten
Sandsteinen. Der Herd war stark ablaufend (nach schwäbischer Art,
wie Ferber sagt), die Rast steil, die Gichtöffnung war durch einen
Guſskranz umschlossen, der in der Ebene des Gichtbodens lag, also
nicht übermauert; der Kernschacht war aus feuerfesten Ziegeln
aufgeführt. Der Thon dazu wurde ebenfalls in der Nähe von
Creusot gegraben. Das englische Cylindergebläse haben wir bereits
früher beschrieben. Ein Gestell pflegte 30 bis 48 Wochen zu halten.
1) Siehe Ferber, a. a. O., Fig. 5 und 6.
2) Journal des Mines, An IV, Nivose, p. 18.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1034. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1048>, abgerufen am 25.11.2024.
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