Grenze, welche dem Jägerthal das Wasser entziehen konnte, zu ver- hindern. Da die Abtei von Stürtzelbrunn dadurch nur eine bessere Verwertung ihrer Wälder beabsichtigte, so liess sie das Projekt gern fallen, nachdem Baron von Dietrich sich vertragsmässig verpflichtet hatte, jährlich 4200 Klftr. Holz gegen eine ewige Rente von 15000 Liv. zu beziehen. Er erwarb zu dieser Holznutzung aus 10000 Morgen Klosterwald eine weitere von 3000 Morgen der königlichen Waldungen. Infolge dieser Vereinbarungen wurden die angefangenen Bauten zu Graffenweyer wieder abgetragen und mit grossem Kostenaufwand die Hochofenhütte von Reichshofen erbaut, die damals als die schönste Frankreichs galt. Sie lag an der Strasse von Hagenau nach Bitsch und umfasste zwei zusammengebaute Hochöfen mit einer gemein- schaftlichen Giesshalle. Die Gicht jedes Ofens war durch eine Rampe leicht zugänglich gemacht. Ferner gehörten dazu zwei grosse Kohlen- schuppen, Arbeiterwohnhäuser u. s. w. Sie erzeugte 22000 Ctr. Guss- eisen mit 2000 Wagen Kohlen. Der Zuschlagskalk kam aus der Nachbarschaft.
Nach Jägerthal zu erbaute Baron von Dietrich in demselben Jahre das Hammerwerk Rauschendwasser, welches bis 1890 im Betriebe stand. Es enthielt 1 Zainhammer (fenderie) und 1 Blech- walzwerk nach dem Muster des zu Neuwied am Rhein betriebenen (un atelier ou la tole est laminee au cylindre, a l'imitation de ce pratique aux fabriques de Neuwied). Es war dies noch 1787 das einzige in Frankreich, und Baron J. von Dietrich gebührt der Ruhm, diese wichtige Industrie dort eingeführt zu haben. Bei dieser Fabrikation wurden nur Steinkohlen verwendet. Zu Rauschendwasser in dem engen Felsenthale des Winsteinflusses wurde dann auch noch eine Frischhütte mit Grob- und Reckhammer angelegt.
Das andere bedeutende Hammerwerk, welches zu den Hochöfen von Reichshofen gehörte und welches Baron Johann von Dietrich 1769 errichten liess, weil Rauschendwasser nur einen Teil des erzeug- ten Roheisens verarbeiten konnte, war bei Niederbronn. Es wurde später das wichtigste der von Dietrichschen Werke und ist noch heute der Sitz der Firma de Dietrich & Co. 1) und das grösste Eisenwerk (Giesserei) im Elsass.
1) Wir tragen hier kurz noch einige biographische Notizen der freiherrlichen Familie von Dietrich nach. Dieselbe stammt ursprünglich aus Lothringen, von wo der protestantische Stammvater in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. in Strass- burg einwanderte, wahrscheinlich infolge der religiösen Verfolgungen. Er heiratete die Tochter des Bürgermeisters Heller. Ein Enkel beider war der aus der Geschichte
Frankreich.
Grenze, welche dem Jägerthal das Wasser entziehen konnte, zu ver- hindern. Da die Abtei von Stürtzelbrunn dadurch nur eine bessere Verwertung ihrer Wälder beabsichtigte, so lieſs sie das Projekt gern fallen, nachdem Baron von Dietrich sich vertragsmäſsig verpflichtet hatte, jährlich 4200 Klftr. Holz gegen eine ewige Rente von 15000 Liv. zu beziehen. Er erwarb zu dieser Holznutzung aus 10000 Morgen Klosterwald eine weitere von 3000 Morgen der königlichen Waldungen. Infolge dieser Vereinbarungen wurden die angefangenen Bauten zu Graffenweyer wieder abgetragen und mit groſsem Kostenaufwand die Hochofenhütte von Reichshofen erbaut, die damals als die schönste Frankreichs galt. Sie lag an der Straſse von Hagenau nach Bitsch und umfaſste zwei zusammengebaute Hochöfen mit einer gemein- schaftlichen Gieſshalle. Die Gicht jedes Ofens war durch eine Rampe leicht zugänglich gemacht. Ferner gehörten dazu zwei groſse Kohlen- schuppen, Arbeiterwohnhäuser u. s. w. Sie erzeugte 22000 Ctr. Guſs- eisen mit 2000 Wagen Kohlen. Der Zuschlagskalk kam aus der Nachbarschaft.
Nach Jägerthal zu erbaute Baron von Dietrich in demselben Jahre das Hammerwerk Rauschendwasser, welches bis 1890 im Betriebe stand. Es enthielt 1 Zainhammer (fenderie) und 1 Blech- walzwerk nach dem Muster des zu Neuwied am Rhein betriebenen (un atelier où la tôle est laminée au cylindre, à l’imitation de ce pratiqué aux fabriques de Neuwied). Es war dies noch 1787 das einzige in Frankreich, und Baron J. von Dietrich gebührt der Ruhm, diese wichtige Industrie dort eingeführt zu haben. Bei dieser Fabrikation wurden nur Steinkohlen verwendet. Zu Rauschendwasser in dem engen Felsenthale des Winsteinflusses wurde dann auch noch eine Frischhütte mit Grob- und Reckhammer angelegt.
Das andere bedeutende Hammerwerk, welches zu den Hochöfen von Reichshofen gehörte und welches Baron Johann von Dietrich 1769 errichten lieſs, weil Rauschendwasser nur einen Teil des erzeug- ten Roheisens verarbeiten konnte, war bei Niederbronn. Es wurde später das wichtigste der von Dietrichschen Werke und ist noch heute der Sitz der Firma de Dietrich & Co. 1) und das gröſste Eisenwerk (Gieſserei) im Elsaſs.
1) Wir tragen hier kurz noch einige biographische Notizen der freiherrlichen Familie von Dietrich nach. Dieselbe stammt ursprünglich aus Lothringen, von wo der protestantische Stammvater in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. in Straſs- burg einwanderte, wahrscheinlich infolge der religiösen Verfolgungen. Er heiratete die Tochter des Bürgermeisters Heller. Ein Enkel beider war der aus der Geschichte
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Frankreich.
Grenze, welche dem Jägerthal das Wasser entziehen konnte, zu ver-
hindern. Da die Abtei von Stürtzelbrunn dadurch nur eine bessere
Verwertung ihrer Wälder beabsichtigte, so lieſs sie das Projekt gern
fallen, nachdem Baron von Dietrich sich vertragsmäſsig verpflichtet
hatte, jährlich 4200 Klftr. Holz gegen eine ewige Rente von 15000 Liv.
zu beziehen. Er erwarb zu dieser Holznutzung aus 10000 Morgen
Klosterwald eine weitere von 3000 Morgen der königlichen Waldungen.
Infolge dieser Vereinbarungen wurden die angefangenen Bauten zu
Graffenweyer wieder abgetragen und mit groſsem Kostenaufwand die
Hochofenhütte von Reichshofen erbaut, die damals als die schönste
Frankreichs galt. Sie lag an der Straſse von Hagenau nach Bitsch
und umfaſste zwei zusammengebaute Hochöfen mit einer gemein-
schaftlichen Gieſshalle. Die Gicht jedes Ofens war durch eine Rampe
leicht zugänglich gemacht. Ferner gehörten dazu zwei groſse Kohlen-
schuppen, Arbeiterwohnhäuser u. s. w. Sie erzeugte 22000 Ctr. Guſs-
eisen mit 2000 Wagen Kohlen. Der Zuschlagskalk kam aus der
Nachbarschaft.
Nach Jägerthal zu erbaute Baron von Dietrich in demselben
Jahre das Hammerwerk Rauschendwasser, welches bis 1890 im
Betriebe stand. Es enthielt 1 Zainhammer (fenderie) und 1 Blech-
walzwerk nach dem Muster des zu Neuwied am Rhein betriebenen
(un atelier où la tôle est laminée au cylindre, à l’imitation de ce
pratiqué aux fabriques de Neuwied). Es war dies noch 1787 das
einzige in Frankreich, und Baron J. von Dietrich gebührt der
Ruhm, diese wichtige Industrie dort eingeführt zu haben. Bei dieser
Fabrikation wurden nur Steinkohlen verwendet. Zu Rauschendwasser
in dem engen Felsenthale des Winsteinflusses wurde dann auch noch
eine Frischhütte mit Grob- und Reckhammer angelegt.
Das andere bedeutende Hammerwerk, welches zu den Hochöfen
von Reichshofen gehörte und welches Baron Johann von Dietrich
1769 errichten lieſs, weil Rauschendwasser nur einen Teil des erzeug-
ten Roheisens verarbeiten konnte, war bei Niederbronn. Es wurde
später das wichtigste der von Dietrichschen Werke und ist noch
heute der Sitz der Firma de Dietrich & Co. 1) und das gröſste
Eisenwerk (Gieſserei) im Elsaſs.
1) Wir tragen hier kurz noch einige biographische Notizen der freiherrlichen
Familie von Dietrich nach. Dieselbe stammt ursprünglich aus Lothringen, von
wo der protestantische Stammvater in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. in Straſs-
burg einwanderte, wahrscheinlich infolge der religiösen Verfolgungen. Er heiratete
die Tochter des Bürgermeisters Heller. Ein Enkel beider war der aus der Geschichte
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1030. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1044>, abgerufen am 22.11.2024.
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