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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frankreich.

Der Eisenhammer von L'Hote-du-Bois, der im Bezirk von
Saint-Diez lag, machte 1500 Ctr. Schmiedeeisen für 21000 Liv. meist
aus Schrott. Auch die im Amtsbezirk Epinal gelegenen beiden Hütten
von Bremoncourt und St. Gorgon waren nicht bedeutend. Wichtiger
war der im Bezirk von Bruyeres gelegene Eisenhammer von Mor-
tagne
bei Brouvelieure, welcher auch Herrn Colombier gehörte. Er
war 1634 auf Grund einer Konzession des Herzogs von Lothringen
errichtet worden, umfasste 2 Frischfeuer, 1 Heiz- und 1 Blechfeuer
mit ihren Hämmern. Sie machten 4500 bis 5000 Ctr. geschmiedetes
Eisen, darunter 1000 Ctr. Bleche und 2000 Ctr. Zaineisen. Die Preise
für 1000 Pfd. lco. Hütte waren für Bleche 250 bis 300 Liv., für Stab-
eisen 155 bis 160 Liv., für Zaineisen 180 bis 185 Liv. Die Bleche,
die 1 bis 6 Fuss lang und 15 bis 30 Zoll breit geschmiedet wurden,
waren sehr geschätzt und gingen nach Paris und Lyon. Die 6500 Ctr.
Roheisen kamen aus der Freigrafschaft für 80 Liv. die 1000 Pfd. Der
jährliche Erlös des Werkes betrug 90000 Liv., der Holzverbrauch
2375 Klftr. Es wurden 18 Hüttenarbeiter beschäftigt, hiervon erhielt
der Frischschmied 8 Liv., der Reckschmied 5 Liv. und der Blech-
schmied 20 Liv. für die 1000 Pfd. Die Bleche erzielten 250 Liv. pro
1000 Pfd. Hierauf ruhten über 20 Proz. Abgaben, wie die nachstehende
Zusammenstellung ergiebt:

Eingangszoll für Roheisen (8 Liv. 2 s. 6 Pf pro
Mille) auf 1000 Pfd. Blech     13 Liv. 15 s. 10 Pf
Eingangszoll für Blech nach Frankreich     21 " -- " -- "
Eisenzoll (Droit de marque des fers)     15 " -- " -- "
Wegzoll     -- " 7 " -- "
50 Liv. 2 s. 10 Pf

Umfangreicher noch war die Eisenindustrie in dem Amtsbezirk
von Remiremont, obgleich es auch hier nur Hammerhütten, aber
keine Hochöfen gab. Der Stahlhammer Quenot bei Charmois gehörte
gleichfalls Herrn Colombier von Rambervillier. Diese Hütte, die
1634 konzessioniert worden war, machte Schweissstahl, besonders für
Ackergeräte. Die Erzeugung betrug 1000 Ctr., welche für 25000 Liv.
verkauft wurden, der Kohlenverbrauch 11/2 Wagen zu 25 Liv. für
1000, oder im ganzen 150 Wagen, entsprechend 475 Klftr.

Das wichtigste und schönste Werk Lothringens und Frankreichs
war aber die königliche Weissblechfabrik von Bain. Sie war
gegründet 1733 von Puthon, Coster und Villiez auf Grund einer
Konzession des Herzogs Franz von Lothringen, die 1745 von König

Frankreich.

Der Eisenhammer von L’Hôte-du-Bois, der im Bezirk von
Saint-Diez lag, machte 1500 Ctr. Schmiedeeisen für 21000 Liv. meist
aus Schrott. Auch die im Amtsbezirk Epinal gelegenen beiden Hütten
von Bremoncourt und St. Gorgon waren nicht bedeutend. Wichtiger
war der im Bezirk von Bruyères gelegene Eisenhammer von Mor-
tagne
bei Brouvelieure, welcher auch Herrn Colombier gehörte. Er
war 1634 auf Grund einer Konzession des Herzogs von Lothringen
errichtet worden, umfaſste 2 Frischfeuer, 1 Heiz- und 1 Blechfeuer
mit ihren Hämmern. Sie machten 4500 bis 5000 Ctr. geschmiedetes
Eisen, darunter 1000 Ctr. Bleche und 2000 Ctr. Zaineisen. Die Preise
für 1000 Pfd. lco. Hütte waren für Bleche 250 bis 300 Liv., für Stab-
eisen 155 bis 160 Liv., für Zaineisen 180 bis 185 Liv. Die Bleche,
die 1 bis 6 Fuſs lang und 15 bis 30 Zoll breit geschmiedet wurden,
waren sehr geschätzt und gingen nach Paris und Lyon. Die 6500 Ctr.
Roheisen kamen aus der Freigrafschaft für 80 Liv. die 1000 Pfd. Der
jährliche Erlös des Werkes betrug 90000 Liv., der Holzverbrauch
2375 Klftr. Es wurden 18 Hüttenarbeiter beschäftigt, hiervon erhielt
der Frischschmied 8 Liv., der Reckschmied 5 Liv. und der Blech-
schmied 20 Liv. für die 1000 Pfd. Die Bleche erzielten 250 Liv. pro
1000 Pfd. Hierauf ruhten über 20 Proz. Abgaben, wie die nachstehende
Zusammenstellung ergiebt:

Eingangszoll für Roheisen (8 Liv. 2 s. 6 ₰ pro
Mille) auf 1000 Pfd. Blech     13 Liv. 15 s. 10 ₰
Eingangszoll für Blech nach Frankreich     21 „ — „ — „
Eisenzoll (Droit de marque des fers)     15 „ — „ — „
Wegzoll     — „ 7 „ — „
50 Liv. 2 s. 10 ₰

Umfangreicher noch war die Eisenindustrie in dem Amtsbezirk
von Remiremont, obgleich es auch hier nur Hammerhütten, aber
keine Hochöfen gab. Der Stahlhammer Quénot bei Charmois gehörte
gleichfalls Herrn Colombier von Rambervillier. Diese Hütte, die
1634 konzessioniert worden war, machte Schweiſsstahl, besonders für
Ackergeräte. Die Erzeugung betrug 1000 Ctr., welche für 25000 Liv.
verkauft wurden, der Kohlenverbrauch 1½ Wagen zu 25 Liv. für
1000, oder im ganzen 150 Wagen, entsprechend 475 Klftr.

Das wichtigste und schönste Werk Lothringens und Frankreichs
war aber die königliche Weiſsblechfabrik von Bain. Sie war
gegründet 1733 von Puthon, Coster und Villiez auf Grund einer
Konzession des Herzogs Franz von Lothringen, die 1745 von König

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[1014/1028] Frankreich. Der Eisenhammer von L’Hôte-du-Bois, der im Bezirk von Saint-Diez lag, machte 1500 Ctr. Schmiedeeisen für 21000 Liv. meist aus Schrott. Auch die im Amtsbezirk Epinal gelegenen beiden Hütten von Bremoncourt und St. Gorgon waren nicht bedeutend. Wichtiger war der im Bezirk von Bruyères gelegene Eisenhammer von Mor- tagne bei Brouvelieure, welcher auch Herrn Colombier gehörte. Er war 1634 auf Grund einer Konzession des Herzogs von Lothringen errichtet worden, umfaſste 2 Frischfeuer, 1 Heiz- und 1 Blechfeuer mit ihren Hämmern. Sie machten 4500 bis 5000 Ctr. geschmiedetes Eisen, darunter 1000 Ctr. Bleche und 2000 Ctr. Zaineisen. Die Preise für 1000 Pfd. lco. Hütte waren für Bleche 250 bis 300 Liv., für Stab- eisen 155 bis 160 Liv., für Zaineisen 180 bis 185 Liv. Die Bleche, die 1 bis 6 Fuſs lang und 15 bis 30 Zoll breit geschmiedet wurden, waren sehr geschätzt und gingen nach Paris und Lyon. Die 6500 Ctr. Roheisen kamen aus der Freigrafschaft für 80 Liv. die 1000 Pfd. Der jährliche Erlös des Werkes betrug 90000 Liv., der Holzverbrauch 2375 Klftr. Es wurden 18 Hüttenarbeiter beschäftigt, hiervon erhielt der Frischschmied 8 Liv., der Reckschmied 5 Liv. und der Blech- schmied 20 Liv. für die 1000 Pfd. Die Bleche erzielten 250 Liv. pro 1000 Pfd. Hierauf ruhten über 20 Proz. Abgaben, wie die nachstehende Zusammenstellung ergiebt: Eingangszoll für Roheisen (8 Liv. 2 s. 6 ₰ pro Mille) auf 1000 Pfd. Blech 13 Liv. 15 s. 10 ₰ Eingangszoll für Blech nach Frankreich 21 „ — „ — „ Eisenzoll (Droit de marque des fers) 15 „ — „ — „ Wegzoll — „ 7 „ — „ 50 Liv. 2 s. 10 ₰ Umfangreicher noch war die Eisenindustrie in dem Amtsbezirk von Remiremont, obgleich es auch hier nur Hammerhütten, aber keine Hochöfen gab. Der Stahlhammer Quénot bei Charmois gehörte gleichfalls Herrn Colombier von Rambervillier. Diese Hütte, die 1634 konzessioniert worden war, machte Schweiſsstahl, besonders für Ackergeräte. Die Erzeugung betrug 1000 Ctr., welche für 25000 Liv. verkauft wurden, der Kohlenverbrauch 1½ Wagen zu 25 Liv. für 1000, oder im ganzen 150 Wagen, entsprechend 475 Klftr. Das wichtigste und schönste Werk Lothringens und Frankreichs war aber die königliche Weiſsblechfabrik von Bain. Sie war gegründet 1733 von Puthon, Coster und Villiez auf Grund einer Konzession des Herzogs Franz von Lothringen, die 1745 von König

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 1014. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/1028>, abgerufen am 25.11.2024.