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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert.

Die Drahtfabrikation hatte nach wie vor ihren Hauptsitz in
der westfälischen Mark, doch verbreiteten sich die künstlichen Draht-
züge auch nach andern Ländern, wie namentlich nach Schweden und
England.

Erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das Ziehen des feinen
Kratzendrahtes, welches in den Niederlanden und Aachen schon länger
bekannt war, in Iserlohn eingeführt. Das Ziehen geschah anfangs mit
der Hand auf sogenannten Handwinnen, in der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts aber mit Wasser auf Wasserwinnen, deren man Ende
des Jahrhunderts 221 zählte. Überhaupt verdrängte der Wasserbetrieb
den Handbetrieb immer mehr.

[Abbildung] Fig. 214.

Die Abbildung einer Drahtmühle (Fig. 214) befindet sich eben-
falls in Weigels gemeinnützlichen Haupt-Ständen von 1698 (S. 295).
Dieselbe ist zwar in einzelnen Teilen etwas unverständlich, entspricht
aber in der Hauptsache einer Drahtrolle, wie solche heute noch in
Altena und an vielen andern Plätzen im Gebrauch sind. Auch der
Text zu der Abbildung ist ungenügend. Der Verfasser sagt, dass die
Zaine unter Hämmern vorgeschmiedet werden, so "dass sie die gehörige
Dicke bekommen und zum Ziehen tüchtig sind, dann werden sie auf
die Ziehe-Bank gebracht, an dem einen Ende etwas dünn gefeilt, dass
sie durch das Loch des Zieheisens gesteckt und von der Zange gefasst
werden können. Wann solches geschehen, wird dem Rad Luft gemacht,
durch solches die Wellen umbgetrieben, von denen Armen aber der

Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert.

Die Drahtfabrikation hatte nach wie vor ihren Hauptsitz in
der westfälischen Mark, doch verbreiteten sich die künstlichen Draht-
züge auch nach andern Ländern, wie namentlich nach Schweden und
England.

Erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das Ziehen des feinen
Kratzendrahtes, welches in den Niederlanden und Aachen schon länger
bekannt war, in Iserlohn eingeführt. Das Ziehen geschah anfangs mit
der Hand auf sogenannten Handwinnen, in der zweiten Hälfte des
Jahrhunderts aber mit Wasser auf Wasserwinnen, deren man Ende
des Jahrhunderts 221 zählte. Überhaupt verdrängte der Wasserbetrieb
den Handbetrieb immer mehr.

[Abbildung] Fig. 214.

Die Abbildung einer Drahtmühle (Fig. 214) befindet sich eben-
falls in Weigels gemeinnützlichen Haupt-Ständen von 1698 (S. 295).
Dieselbe ist zwar in einzelnen Teilen etwas unverständlich, entspricht
aber in der Hauptsache einer Drahtrolle, wie solche heute noch in
Altena und an vielen andern Plätzen im Gebrauch sind. Auch der
Text zu der Abbildung ist ungenügend. Der Verfasser sagt, daſs die
Zaine unter Hämmern vorgeschmiedet werden, so „daſs sie die gehörige
Dicke bekommen und zum Ziehen tüchtig sind, dann werden sie auf
die Ziehe-Bank gebracht, an dem einen Ende etwas dünn gefeilt, daſs
sie durch das Loch des Zieheisens gesteckt und von der Zange gefaſst
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[976/0998] Die Veredlung des Schmiedeisens im 17. Jahrhundert. Die Drahtfabrikation hatte nach wie vor ihren Hauptsitz in der westfälischen Mark, doch verbreiteten sich die künstlichen Draht- züge auch nach andern Ländern, wie namentlich nach Schweden und England. Erst zu Anfang des 17. Jahrhunderts wurde das Ziehen des feinen Kratzendrahtes, welches in den Niederlanden und Aachen schon länger bekannt war, in Iserlohn eingeführt. Das Ziehen geschah anfangs mit der Hand auf sogenannten Handwinnen, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts aber mit Wasser auf Wasserwinnen, deren man Ende des Jahrhunderts 221 zählte. Überhaupt verdrängte der Wasserbetrieb den Handbetrieb immer mehr. [Abbildung Fig. 214.] Die Abbildung einer Drahtmühle (Fig. 214) befindet sich eben- falls in Weigels gemeinnützlichen Haupt-Ständen von 1698 (S. 295). Dieselbe ist zwar in einzelnen Teilen etwas unverständlich, entspricht aber in der Hauptsache einer Drahtrolle, wie solche heute noch in Altena und an vielen andern Plätzen im Gebrauch sind. Auch der Text zu der Abbildung ist ungenügend. Der Verfasser sagt, daſs die Zaine unter Hämmern vorgeschmiedet werden, so „daſs sie die gehörige Dicke bekommen und zum Ziehen tüchtig sind, dann werden sie auf die Ziehe-Bank gebracht, an dem einen Ende etwas dünn gefeilt, daſs sie durch das Loch des Zieheisens gesteckt und von der Zange gefaſst werden können. Wann solches geschehen, wird dem Rad Luft gemacht, durch solches die Wellen umbgetrieben, von denen Armen aber der

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 976. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/998>, abgerufen am 22.11.2024.