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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.

Um endlich zu erzählen, von welcher Art sich ausserdem noch
Eisenerz findet, so ist das meiste von der Sorte, welche die Eisen-
rostfarbe (color ferruginoso) zeigt, das, nach meinem Wissen, nicht
sehr gut ist. Hiervon, wie von einer anderen schwarzen Sorte, habe
ich viele im Gebiete von Siena, im Thale von Boccheggiano, sowie
an vielen anderen Plätzen gesehen . . . ."

Encelius unterscheidet die nutzbaren Eisenminer in Eisenerz
und in Eisenerde, ersteres findet sich in den Gebirgen und wird
bergmännisch gewonnen, wie z. B. in seiner Heimat bei Saalfeld,
letzteres findet sich im Flachlande, unter dem Ackerboden als eine
rote Erde, die vom Roste gewissermassen angesteckt ist, wie in
Schlesien und in Brandenburg. Es ist dies das Wiesenerz oder der
Raseneisenstein, der in ganz Norddeutschland auf Eisen verschmolzen
wurde, den Kentmann als Torgauer Erz, von lebergelber Farbe und
schwammartig, "darauss man vil eysen rennet", aufführt. Lazarus
Erker
1) giebt folgende Beschreibung: "Der Eysenstein der ist braun,
vnd zeucht sich seine farb dahin, das er im gemeyn fast einem
verrosten Eysen gleich sihet. Der beste und gar reiche Eysenstein
aber, der frisch ist, des Farb ist blawlecht (bläulich), was vergleicht
sich einem gediegen Eysen. Etliche Eisenstein seyn magnetisch, die
durch jre Natur das Eysen sichtiglich zu sich ziehen, welches wie
auch hernach berichtet wirdt, aus ihrer beyder verborgner hitz her-
kommt . . . . . Der Stahelstein aber, der ist dem Eysenstein an
seiner farb gar vngleich. vnd sihet etlicher gleich wie eine gelb-
lichter spart
. . . . ."

Die Entstehung der Erzlager schreibt Cardanus den Gestirnen
zu, von denen die Sonne den mächtigsten Einfluss hat. Deshalb
seien die Erze nach den Breitengraden verschieden verteilt, und wegen
der grösseren Sonnennähe habe Potosi so viel Silber, Italien dagegen
so wenig, aber viel Eisen, weil es nicht gar zu warm, aber auch nicht
ganz kalt ist.

Die Eisenerze wurden meist durch Tagebau gewonnen. An
manchen Orten, wo reiche Erzlager zu Tage ausstrichen, wurde das
Erz aufgelesen, oder es wurden im Herbste, nachdem die Ernte ein-
gethan war, Schurfgräben aufgeworfen und das Erz oberflächlich aus-
gegraben. So geschah es in alter Zeit im Siegerlande und in der
Herrschaft Sayn-Altenkirchen, und da hierbei oberflächliche Gänge

1) Laz. Erker, Beschreibung der allerfürnehmsten mineralischen Erz- und
Bergwerksarten 1574, Lib. IV, S. CXXXb etc.
Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.

Um endlich zu erzählen, von welcher Art sich auſserdem noch
Eisenerz findet, so ist das meiste von der Sorte, welche die Eisen-
rostfarbe (color ferruginoso) zeigt, das, nach meinem Wissen, nicht
sehr gut ist. Hiervon, wie von einer anderen schwarzen Sorte, habe
ich viele im Gebiete von Siena, im Thale von Boccheggiano, sowie
an vielen anderen Plätzen gesehen . . . .“

Encelius unterscheidet die nutzbaren Eisenminer in Eisenerz
und in Eisenerde, ersteres findet sich in den Gebirgen und wird
bergmännisch gewonnen, wie z. B. in seiner Heimat bei Saalfeld,
letzteres findet sich im Flachlande, unter dem Ackerboden als eine
rote Erde, die vom Roste gewissermaſsen angesteckt ist, wie in
Schlesien und in Brandenburg. Es ist dies das Wiesenerz oder der
Raseneisenstein, der in ganz Norddeutschland auf Eisen verschmolzen
wurde, den Kentmann als Torgauer Erz, von lebergelber Farbe und
schwammartig, „darauſs man vil eysen rennet“, aufführt. Lazarus
Erker
1) giebt folgende Beschreibung: „Der Eysenstein der ist braun,
vnd zeucht sich seine farb dahin, das er im gemeyn fast einem
verrosten Eysen gleich sihet. Der beste und gar reiche Eysenstein
aber, der frisch ist, des Farb ist blawlecht (bläulich), was vergleicht
sich einem gediegen Eysen. Etliche Eisenstein seyn magnetisch, die
durch jre Natur das Eysen sichtiglich zu sich ziehen, welches wie
auch hernach berichtet wirdt, aus ihrer beyder verborgner hitz her-
kommt . . . . . Der Stahelstein aber, der ist dem Eysenstein an
seiner farb gar vngleich. vnd sihet etlicher gleich wie eine gelb-
lichter spart
. . . . .“

Die Entstehung der Erzlager schreibt Cardanus den Gestirnen
zu, von denen die Sonne den mächtigsten Einfluſs hat. Deshalb
seien die Erze nach den Breitengraden verschieden verteilt, und wegen
der gröſseren Sonnennähe habe Potosi so viel Silber, Italien dagegen
so wenig, aber viel Eisen, weil es nicht gar zu warm, aber auch nicht
ganz kalt ist.

Die Eisenerze wurden meist durch Tagebau gewonnen. An
manchen Orten, wo reiche Erzlager zu Tage ausstrichen, wurde das
Erz aufgelesen, oder es wurden im Herbste, nachdem die Ernte ein-
gethan war, Schurfgräben aufgeworfen und das Erz oberflächlich aus-
gegraben. So geschah es in alter Zeit im Siegerlande und in der
Herrschaft Sayn-Altenkirchen, und da hierbei oberflächliche Gänge

1) Laz. Erker, Beschreibung der allerfürnehmsten mineralischen Erz- und
Bergwerksarten 1574, Lib. IV, S. CXXXb etc.
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[79/0099] Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung. Um endlich zu erzählen, von welcher Art sich auſserdem noch Eisenerz findet, so ist das meiste von der Sorte, welche die Eisen- rostfarbe (color ferruginoso) zeigt, das, nach meinem Wissen, nicht sehr gut ist. Hiervon, wie von einer anderen schwarzen Sorte, habe ich viele im Gebiete von Siena, im Thale von Boccheggiano, sowie an vielen anderen Plätzen gesehen . . . .“ Encelius unterscheidet die nutzbaren Eisenminer in Eisenerz und in Eisenerde, ersteres findet sich in den Gebirgen und wird bergmännisch gewonnen, wie z. B. in seiner Heimat bei Saalfeld, letzteres findet sich im Flachlande, unter dem Ackerboden als eine rote Erde, die vom Roste gewissermaſsen angesteckt ist, wie in Schlesien und in Brandenburg. Es ist dies das Wiesenerz oder der Raseneisenstein, der in ganz Norddeutschland auf Eisen verschmolzen wurde, den Kentmann als Torgauer Erz, von lebergelber Farbe und schwammartig, „darauſs man vil eysen rennet“, aufführt. Lazarus Erker 1) giebt folgende Beschreibung: „Der Eysenstein der ist braun, vnd zeucht sich seine farb dahin, das er im gemeyn fast einem verrosten Eysen gleich sihet. Der beste und gar reiche Eysenstein aber, der frisch ist, des Farb ist blawlecht (bläulich), was vergleicht sich einem gediegen Eysen. Etliche Eisenstein seyn magnetisch, die durch jre Natur das Eysen sichtiglich zu sich ziehen, welches wie auch hernach berichtet wirdt, aus ihrer beyder verborgner hitz her- kommt . . . . . Der Stahelstein aber, der ist dem Eysenstein an seiner farb gar vngleich. vnd sihet etlicher gleich wie eine gelb- lichter spart . . . . .“ Die Entstehung der Erzlager schreibt Cardanus den Gestirnen zu, von denen die Sonne den mächtigsten Einfluſs hat. Deshalb seien die Erze nach den Breitengraden verschieden verteilt, und wegen der gröſseren Sonnennähe habe Potosi so viel Silber, Italien dagegen so wenig, aber viel Eisen, weil es nicht gar zu warm, aber auch nicht ganz kalt ist. Die Eisenerze wurden meist durch Tagebau gewonnen. An manchen Orten, wo reiche Erzlager zu Tage ausstrichen, wurde das Erz aufgelesen, oder es wurden im Herbste, nachdem die Ernte ein- gethan war, Schurfgräben aufgeworfen und das Erz oberflächlich aus- gegraben. So geschah es in alter Zeit im Siegerlande und in der Herrschaft Sayn-Altenkirchen, und da hierbei oberflächliche Gänge 1) Laz. Erker, Beschreibung der allerfürnehmsten mineralischen Erz- und Bergwerksarten 1574, Lib. IV, S. CXXXb etc.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/99>, abgerufen am 30.04.2024.