rohe Schiffer sein Schiff und sein Modell. Arm kam er nach Eng- land; dort fand er die erwartete Unterstützung nicht und starb im Elend, wahrscheinlich 1714.
Papin gebührt nicht nur das Verdienst, zuerst das Prinzip der Dampfmaschine klar erläutert und dargestellt (1690), sondern auch die erste betriebsfähige Maschine konstruiert, gebaut und in Gang gesetzt zu haben (1706), und zwar aus deutschem Material, mit deutschen Arbeitern. Leider ist nichts von dieser Maschine erhalten geblieben. Sie war in Kassel vor dem jetzigen naturwissenschaft- lichen Museum aufgestellt gewesen. Die dort angebrachte Marmor- tafel besagt: "Denis Papin, der Erfinder der Dampfmaschine, hat auf diesem Platze in Gegenwart des Landgrafen Karl von Hessen im Juni 1706 die ersten grösseren Versuche mit Hilfe der Dampf- maschine erfolgreich durchgeführt. Sie hob Wasser und drückte es 70 Fuss hoch." Da sie das Prinzip der Saveryschen mit der Kolbenmaschine vereinigte, hat man sie öfters als eine Verbesserung der Saveryschen ausgegeben, aber mit Unrecht. Als Papin von Leibniz die Zeichnung der Saveryschen Maschine erhielt, er- kannte er in ihr einen älteren Entwurf, den er geprüft und als unbrauchbar verworfen hatte; sodass also hinsichtlich der Savery- schen Maschine eher Papin die Priorität der Erfindung gebühren würde.
In der That ist Saverys Maschine, an und für sich betrachtet, im Vergleich mit der Papins ein Rückschritt; sie arbeitet ohne Kolben und kann nur zum Wasserheben verwendet werden; ein eigentlicher Motor ist sie nicht. Dagegen liegt ein genialer Gedanke darin, dass durch die Wechselwirkung von zwei Saug- und Druck- gefässen die Kontinuität des Betriebes ermöglicht ist. Wir geben in Fig. 202 (a. f. S.) die Zeichnung, welche Savery seiner Patentbeschreibung vom 25. Juni 1698 beigefügt hat, nebst seiner eigenen Erklärung 1).
"Beschreibung der Zeichnung einer Maschine, um Feuer mit Wasser zu heben.
A die Öfen. B1B2 die zwei Feuerungen. C die Esse oder Kamin. D der kleine Kessel. E Rohr und Hahn dazu. F die Schraube, welche die Dampfkraft einschliesst und hemmt. G ein kleines Rohr mit Hahn, das bis auf acht Zoll vom Boden herabgeht. H ein weiteres Rohr, das eben so tief hinabgeht. I ein Ventil am oberen Ende dieses Rohrs. K ein Rohr,
1) The Miner's Friend or an engine to raise water by fire by Tho. Savery, Gent, gedruckt 1702, neu gedruckt durch das Patentamt 1858.
59*
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
rohe Schiffer sein Schiff und sein Modell. Arm kam er nach Eng- land; dort fand er die erwartete Unterstützung nicht und starb im Elend, wahrscheinlich 1714.
Papin gebührt nicht nur das Verdienst, zuerst das Prinzip der Dampfmaschine klar erläutert und dargestellt (1690), sondern auch die erste betriebsfähige Maschine konstruiert, gebaut und in Gang gesetzt zu haben (1706), und zwar aus deutschem Material, mit deutschen Arbeitern. Leider ist nichts von dieser Maschine erhalten geblieben. Sie war in Kassel vor dem jetzigen naturwissenschaft- lichen Museum aufgestellt gewesen. Die dort angebrachte Marmor- tafel besagt: „Denis Papin, der Erfinder der Dampfmaschine, hat auf diesem Platze in Gegenwart des Landgrafen Karl von Hessen im Juni 1706 die ersten gröſseren Versuche mit Hilfe der Dampf- maschine erfolgreich durchgeführt. Sie hob Wasser und drückte es 70 Fuſs hoch.“ Da sie das Prinzip der Saveryschen mit der Kolbenmaschine vereinigte, hat man sie öfters als eine Verbesserung der Saveryschen ausgegeben, aber mit Unrecht. Als Papin von Leibniz die Zeichnung der Saveryschen Maschine erhielt, er- kannte er in ihr einen älteren Entwurf, den er geprüft und als unbrauchbar verworfen hatte; sodaſs also hinsichtlich der Savery- schen Maschine eher Papin die Priorität der Erfindung gebühren würde.
In der That ist Saverys Maschine, an und für sich betrachtet, im Vergleich mit der Papins ein Rückschritt; sie arbeitet ohne Kolben und kann nur zum Wasserheben verwendet werden; ein eigentlicher Motor ist sie nicht. Dagegen liegt ein genialer Gedanke darin, daſs durch die Wechselwirkung von zwei Saug- und Druck- gefäſsen die Kontinuität des Betriebes ermöglicht ist. Wir geben in Fig. 202 (a. f. S.) die Zeichnung, welche Savery seiner Patentbeschreibung vom 25. Juni 1698 beigefügt hat, nebst seiner eigenen Erklärung 1).
„Beschreibung der Zeichnung einer Maschine, um Feuer mit Wasser zu heben.
A die Öfen. B1B2 die zwei Feuerungen. C die Esse oder Kamin. D der kleine Kessel. E Rohr und Hahn dazu. F die Schraube, welche die Dampfkraft einschlieſst und hemmt. G ein kleines Rohr mit Hahn, das bis auf acht Zoll vom Boden herabgeht. H ein weiteres Rohr, das eben so tief hinabgeht. I ein Ventil am oberen Ende dieses Rohrs. K ein Rohr,
1) The Miner’s Friend or an engine to raise water by fire by Tho. Savery, Gent, gedruckt 1702, neu gedruckt durch das Patentamt 1858.
59*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0953"n="931"/><fwplace="top"type="header">Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.</fw><lb/>
rohe Schiffer sein Schiff und sein Modell. Arm kam er nach Eng-<lb/>
land; dort fand er die erwartete Unterstützung nicht und starb im<lb/>
Elend, wahrscheinlich 1714.</p><lb/><p><hirendition="#g">Papin</hi> gebührt nicht nur das Verdienst, zuerst das Prinzip der<lb/>
Dampfmaschine klar erläutert und dargestellt (1690), sondern auch<lb/>
die erste betriebsfähige Maschine konstruiert, gebaut und in Gang<lb/>
gesetzt zu haben (1706), und zwar aus deutschem Material, mit<lb/>
deutschen Arbeitern. Leider ist nichts von dieser Maschine erhalten<lb/>
geblieben. Sie war in Kassel vor dem jetzigen naturwissenschaft-<lb/>
lichen Museum aufgestellt gewesen. Die dort angebrachte Marmor-<lb/>
tafel besagt: „<hirendition="#g">Denis Papin</hi>, der Erfinder der Dampfmaschine, hat<lb/>
auf diesem Platze in Gegenwart des Landgrafen Karl von Hessen im<lb/>
Juni 1706 die ersten gröſseren Versuche mit Hilfe der Dampf-<lb/>
maschine erfolgreich durchgeführt. Sie hob Wasser und drückte es<lb/>
70 Fuſs hoch.“ Da sie das Prinzip der <hirendition="#g">Saverys</hi>chen mit der<lb/>
Kolbenmaschine vereinigte, hat man sie öfters als eine Verbesserung<lb/>
der <hirendition="#g">Saverys</hi>chen ausgegeben, aber mit Unrecht. Als <hirendition="#g">Papin</hi> von<lb/><hirendition="#g">Leibniz</hi> die Zeichnung der <hirendition="#g">Savery</hi>schen Maschine erhielt, er-<lb/>
kannte er in ihr einen älteren Entwurf, den er geprüft und als<lb/>
unbrauchbar verworfen hatte; sodaſs also hinsichtlich der <hirendition="#g">Savery-</hi><lb/>
schen Maschine eher <hirendition="#g">Papin</hi> die Priorität der Erfindung gebühren<lb/>
würde.</p><lb/><p>In der That ist <hirendition="#g">Saverys</hi> Maschine, an und für sich betrachtet, im<lb/>
Vergleich mit der <hirendition="#g">Papins</hi> ein Rückschritt; sie arbeitet ohne Kolben<lb/>
und kann nur zum Wasserheben verwendet werden; ein eigentlicher<lb/>
Motor ist sie nicht. Dagegen liegt ein genialer Gedanke darin, <hirendition="#g">daſs<lb/>
durch die Wechselwirkung von zwei Saug- und Druck-<lb/>
gefäſsen die Kontinuität des Betriebes ermöglicht ist</hi>.<lb/>
Wir geben in Fig. 202 (a. f. S.) die Zeichnung, welche <hirendition="#g">Savery</hi><lb/>
seiner Patentbeschreibung vom 25. Juni 1698 beigefügt hat, nebst<lb/>
seiner eigenen Erklärung <noteplace="foot"n="1)">The Miner’s Friend or an engine to raise water by fire by Tho. Savery,<lb/>
Gent, gedruckt 1702, neu gedruckt durch das Patentamt 1858.</note>.</p><lb/><p>„<hirendition="#g">Beschreibung der Zeichnung einer Maschine, um Feuer<lb/>
mit Wasser zu heben</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#i">A</hi> die Öfen. <hirendition="#i">B</hi><hirendition="#sup">1</hi><hirendition="#i">B</hi><hirendition="#sup">2</hi> die zwei Feuerungen. <hirendition="#i">C</hi> die Esse oder Kamin.<lb/><hirendition="#i">D</hi> der kleine Kessel. <hirendition="#i">E</hi> Rohr und Hahn dazu. <hirendition="#i">F</hi> die Schraube, welche<lb/>
die Dampfkraft einschlieſst und hemmt. <hirendition="#i">G</hi> ein kleines Rohr mit Hahn, das<lb/>
bis auf acht Zoll vom Boden herabgeht. <hirendition="#i">H</hi> ein weiteres Rohr, das eben so<lb/>
tief hinabgeht. <hirendition="#i">I</hi> ein Ventil am oberen Ende dieses Rohrs. <hirendition="#i">K</hi> ein Rohr,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">59*</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[931/0953]
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
rohe Schiffer sein Schiff und sein Modell. Arm kam er nach Eng-
land; dort fand er die erwartete Unterstützung nicht und starb im
Elend, wahrscheinlich 1714.
Papin gebührt nicht nur das Verdienst, zuerst das Prinzip der
Dampfmaschine klar erläutert und dargestellt (1690), sondern auch
die erste betriebsfähige Maschine konstruiert, gebaut und in Gang
gesetzt zu haben (1706), und zwar aus deutschem Material, mit
deutschen Arbeitern. Leider ist nichts von dieser Maschine erhalten
geblieben. Sie war in Kassel vor dem jetzigen naturwissenschaft-
lichen Museum aufgestellt gewesen. Die dort angebrachte Marmor-
tafel besagt: „Denis Papin, der Erfinder der Dampfmaschine, hat
auf diesem Platze in Gegenwart des Landgrafen Karl von Hessen im
Juni 1706 die ersten gröſseren Versuche mit Hilfe der Dampf-
maschine erfolgreich durchgeführt. Sie hob Wasser und drückte es
70 Fuſs hoch.“ Da sie das Prinzip der Saveryschen mit der
Kolbenmaschine vereinigte, hat man sie öfters als eine Verbesserung
der Saveryschen ausgegeben, aber mit Unrecht. Als Papin von
Leibniz die Zeichnung der Saveryschen Maschine erhielt, er-
kannte er in ihr einen älteren Entwurf, den er geprüft und als
unbrauchbar verworfen hatte; sodaſs also hinsichtlich der Savery-
schen Maschine eher Papin die Priorität der Erfindung gebühren
würde.
In der That ist Saverys Maschine, an und für sich betrachtet, im
Vergleich mit der Papins ein Rückschritt; sie arbeitet ohne Kolben
und kann nur zum Wasserheben verwendet werden; ein eigentlicher
Motor ist sie nicht. Dagegen liegt ein genialer Gedanke darin, daſs
durch die Wechselwirkung von zwei Saug- und Druck-
gefäſsen die Kontinuität des Betriebes ermöglicht ist.
Wir geben in Fig. 202 (a. f. S.) die Zeichnung, welche Savery
seiner Patentbeschreibung vom 25. Juni 1698 beigefügt hat, nebst
seiner eigenen Erklärung 1).
„Beschreibung der Zeichnung einer Maschine, um Feuer
mit Wasser zu heben.
A die Öfen. B1 B2 die zwei Feuerungen. C die Esse oder Kamin.
D der kleine Kessel. E Rohr und Hahn dazu. F die Schraube, welche
die Dampfkraft einschlieſst und hemmt. G ein kleines Rohr mit Hahn, das
bis auf acht Zoll vom Boden herabgeht. H ein weiteres Rohr, das eben so
tief hinabgeht. I ein Ventil am oberen Ende dieses Rohrs. K ein Rohr,
1) The Miner’s Friend or an engine to raise water by fire by Tho. Savery,
Gent, gedruckt 1702, neu gedruckt durch das Patentamt 1858.
59*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 931. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/953>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.