mit dem aufsteigenden Wasser vereinigt, und zwar am unteren Ende der genannten Wasserleitung (des Steigrohres), wenn sie auch noch so hoch und weit ist.
Der Marquis von Worcester hatte eine grosse Maschine bei Vauxhall errichtet, um London mit Wasser zu versehen. Als 1669 der Grossherzog von Toskana nach England kam und König Karls II. Gast war, besuchte er am 29. Mai diese Maschine, die also damals eine hervorragende Sehenswürdigkeit war. Aus seinem Reisejournal geht aber nicht hervor, dass dieselbe durch Dampf bewegt wurde.
Bereits am 21. Januar 1630 hatte David Ramseye ein Patent (Nr. 50) erhalten, "um Wasser aus tiefen Schachten mit Feuer zu heben", von der Ausführung verlautet aber nichts.
Die Idee, den Dampfdruck als Kraftquelle zu benutzen, bestand, wenn auch unklar, seit dem Altertum, dass man aber den richtigen Weg zur Ausführung nicht fand, lag in der gänzlichen Unkenntnis der Natur des Dampfes und der Gesetze der Expansion der Gase. Erst als durch Toricellis Versuche klarere Vorstellungen über den Luft- druck und durch Mariotte und Pascal über das Verhältnis von Druck und Dichtigkeit der Luft bekannt geworden waren, erlangte man auch richtigere Vorstellungen über die Expansion der Gase, ins- besondere auch die des Dampfes. Alle bedeutenden Physiker der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beschäftigten sich mit Versuchen über den luftleeren Raum und die Spannung der Gase, und waren bestrebt, dieselben nutzbar zu machen. Die richtige Lösung dieses wich- tigen Problems gelang zuerst dem erfindungsreichen Dyonisius Papin.
Denis Papin1), am 22. August 1647 zu Blois von reformierten Eltern geboren, studierte Medizin, promovierte 1669 und wurde bald darauf mit Huygens bekannt, der damals Professor in Paris und der berühmteste Physiker seiner Zeit war. Papin wurde Assistent bei Huygens und beide arbeiteten gemeinschaftlich. Der Haupt- gegenstand ihrer Arbeiten waren Versuche mit der Luftpumpe. Hier- durch erwachte in Papin die Lust am Experimentieren und Erfinden, die ihn sein ganzes Leben nicht verliess und gerade diese gemein- schaftlichen Arbeiten wurden der Ausgangspunkt der wichtigsten seiner Erfindungen.
Papin, der schon früh mit Boyle, welcher die gleichen Ziele verfolgte, bekannt geworden war, ging 1675 nach England, haupt-
1) Dr. Ernst Gerland, Leibnizens und Huygens Briefwechsel mit Papin, nebst der Biographie Papins. Berlin 1881.
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
mit dem aufsteigenden Wasser vereinigt, und zwar am unteren Ende der genannten Wasserleitung (des Steigrohres), wenn sie auch noch so hoch und weit ist.
Der Marquis von Worcester hatte eine groſse Maschine bei Vauxhall errichtet, um London mit Wasser zu versehen. Als 1669 der Groſsherzog von Toskana nach England kam und König Karls II. Gast war, besuchte er am 29. Mai diese Maschine, die also damals eine hervorragende Sehenswürdigkeit war. Aus seinem Reisejournal geht aber nicht hervor, daſs dieselbe durch Dampf bewegt wurde.
Bereits am 21. Januar 1630 hatte David Ramseye ein Patent (Nr. 50) erhalten, „um Wasser aus tiefen Schachten mit Feuer zu heben“, von der Ausführung verlautet aber nichts.
Die Idee, den Dampfdruck als Kraftquelle zu benutzen, bestand, wenn auch unklar, seit dem Altertum, daſs man aber den richtigen Weg zur Ausführung nicht fand, lag in der gänzlichen Unkenntnis der Natur des Dampfes und der Gesetze der Expansion der Gase. Erst als durch Toricellis Versuche klarere Vorstellungen über den Luft- druck und durch Mariotte und Pascal über das Verhältnis von Druck und Dichtigkeit der Luft bekannt geworden waren, erlangte man auch richtigere Vorstellungen über die Expansion der Gase, ins- besondere auch die des Dampfes. Alle bedeutenden Physiker der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beschäftigten sich mit Versuchen über den luftleeren Raum und die Spannung der Gase, und waren bestrebt, dieselben nutzbar zu machen. Die richtige Lösung dieses wich- tigen Problems gelang zuerst dem erfindungsreichen Dyonisius Papin.
Denis Papin1), am 22. August 1647 zu Blois von reformierten Eltern geboren, studierte Medizin, promovierte 1669 und wurde bald darauf mit Huygens bekannt, der damals Professor in Paris und der berühmteste Physiker seiner Zeit war. Papin wurde Assistent bei Huygens und beide arbeiteten gemeinschaftlich. Der Haupt- gegenstand ihrer Arbeiten waren Versuche mit der Luftpumpe. Hier- durch erwachte in Papin die Lust am Experimentieren und Erfinden, die ihn sein ganzes Leben nicht verlieſs und gerade diese gemein- schaftlichen Arbeiten wurden der Ausgangspunkt der wichtigsten seiner Erfindungen.
Papin, der schon früh mit Boyle, welcher die gleichen Ziele verfolgte, bekannt geworden war, ging 1675 nach England, haupt-
1) Dr. Ernst Gerland, Leibnizens und Huygens Briefwechsel mit Papin, nebst der Biographie Papins. Berlin 1881.
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[925/0947]
Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
mit dem aufsteigenden Wasser vereinigt, und zwar am unteren
Ende der genannten Wasserleitung (des Steigrohres), wenn
sie auch noch so hoch und weit ist.
Der Marquis von Worcester hatte eine groſse Maschine bei
Vauxhall errichtet, um London mit Wasser zu versehen. Als 1669
der Groſsherzog von Toskana nach England kam und König Karls II.
Gast war, besuchte er am 29. Mai diese Maschine, die also damals
eine hervorragende Sehenswürdigkeit war. Aus seinem Reisejournal
geht aber nicht hervor, daſs dieselbe durch Dampf bewegt wurde.
Bereits am 21. Januar 1630 hatte David Ramseye ein Patent
(Nr. 50) erhalten, „um Wasser aus tiefen Schachten mit Feuer zu
heben“, von der Ausführung verlautet aber nichts.
Die Idee, den Dampfdruck als Kraftquelle zu benutzen, bestand,
wenn auch unklar, seit dem Altertum, daſs man aber den richtigen
Weg zur Ausführung nicht fand, lag in der gänzlichen Unkenntnis der
Natur des Dampfes und der Gesetze der Expansion der Gase. Erst
als durch Toricellis Versuche klarere Vorstellungen über den Luft-
druck und durch Mariotte und Pascal über das Verhältnis von
Druck und Dichtigkeit der Luft bekannt geworden waren, erlangte
man auch richtigere Vorstellungen über die Expansion der Gase, ins-
besondere auch die des Dampfes. Alle bedeutenden Physiker der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts beschäftigten sich mit Versuchen
über den luftleeren Raum und die Spannung der Gase, und waren
bestrebt, dieselben nutzbar zu machen. Die richtige Lösung dieses wich-
tigen Problems gelang zuerst dem erfindungsreichen Dyonisius Papin.
Denis Papin 1), am 22. August 1647 zu Blois von reformierten
Eltern geboren, studierte Medizin, promovierte 1669 und wurde bald
darauf mit Huygens bekannt, der damals Professor in Paris und
der berühmteste Physiker seiner Zeit war. Papin wurde Assistent
bei Huygens und beide arbeiteten gemeinschaftlich. Der Haupt-
gegenstand ihrer Arbeiten waren Versuche mit der Luftpumpe. Hier-
durch erwachte in Papin die Lust am Experimentieren und Erfinden,
die ihn sein ganzes Leben nicht verlieſs und gerade diese gemein-
schaftlichen Arbeiten wurden der Ausgangspunkt der wichtigsten
seiner Erfindungen.
Papin, der schon früh mit Boyle, welcher die gleichen Ziele
verfolgte, bekannt geworden war, ging 1675 nach England, haupt-
1) Dr. Ernst Gerland, Leibnizens und Huygens Briefwechsel mit
Papin, nebst der Biographie Papins. Berlin 1881.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 925. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/947>, abgerufen am 22.11.2024.
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