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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
besserung von Ländereien, die an Wassermangel leiden, durch Ver-
sorgung und Zufuhr von Wasser für die Stadt London oder irgend
einen andern Platz und durch verschiedene andere Wege und Mittel,
wodurch unsrer Nation grosse Anregung gegeben werden wird, grosse
Bergwerke zu eröffnen, Marschboden, Sumpfland, überflutetes Land zu
drainieren und zu gewinnen, wovon man seither zurückgeschreckt war
wegen der ungeheuren Kosten der Trockenlegung und Abfuhr des
Wassers; und da der genannte Edward, Marquis von Worcester,
bereit ist, Sr. Majestät den Zehnten des ihm erwachsenden Nutzens
für die Zeit seines Patentes zu gewähren: soll ihm ein Patent für
99 Jahre für seine Erfindung ertheilt werden. --

Jede Nachahmung wird verboten, die betr. Maschine konfisziert
und jede Stunde, die einer hiernach noch weiter arbeitet, mit
fünf Pfund Sterling bestraft, alles zum Nutzen des Patentinhabers. --
Ein Modell ist bis zum 29. Septbr. einzureichen. Das Patent wurde
"unter grossem Beifall beider Häuser" vom Parlament gewährt.

Aus zwei Lobgedichten, die dem gedruckten Patent beigefügt
sind, müsste man schliessen, dass die Maschine ausgeführt worden ist
und gearbeitet hat. Die sehr bombastische, aber höchst unvoll-
kommene Beschreibung der Maschine giebt keinen genaueren Ein-
blick in die Konstruktion. Es heisst darin:

Die Maschine besteht aus folgenden Theilen:

1. Ein vollkommenes Gegengewicht für jede beliebige Menge
Wasser.
2. Ein vollkommener Gegenwerth (counter vail) für jede Höhe,
auf welche die Wassermenge gebracht werden soll.
3. Ein Primum Mobile, welches sowohl die Druckhöhe als auch
die Wassermenge beherrscht, indem es sich selbst reguliert.
4. Ein Stellvertreter (Ersatz) oder Gegenwerth, welcher die Stelle
und Funktion der vollen Kraft eines Mannes oder Thieres,
des Windes oder eines Wasserrades übernimmt.
5. Eine Neuerung oder Lenkvorrichtung, wodurch ein Kind die
ganze Wirkungsweise der Maschine leiten, in Ordnung er-
halten und kontrollieren kann.
6. Ein besonderer Wasserbehälter, entsprechend der Wasser-
menge oder Druckhöhe, welche erreicht werden soll.
7. Eine Wasserleitung, geeignet für die beabsichtigte Wasser-
menge und Druckhöhe.
8. Ein Raum für das ursprüngliche Quell- oder Flusswasser, in
welchen dieses hineinläuft und sich natürlich und von selbst

Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert.
besserung von Ländereien, die an Wassermangel leiden, durch Ver-
sorgung und Zufuhr von Wasser für die Stadt London oder irgend
einen andern Platz und durch verschiedene andere Wege und Mittel,
wodurch unsrer Nation groſse Anregung gegeben werden wird, groſse
Bergwerke zu eröffnen, Marschboden, Sumpfland, überflutetes Land zu
drainieren und zu gewinnen, wovon man seither zurückgeschreckt war
wegen der ungeheuren Kosten der Trockenlegung und Abfuhr des
Wassers; und da der genannte Edward, Marquis von Worcester,
bereit ist, Sr. Majestät den Zehnten des ihm erwachsenden Nutzens
für die Zeit seines Patentes zu gewähren: soll ihm ein Patent für
99 Jahre für seine Erfindung ertheilt werden. —

Jede Nachahmung wird verboten, die betr. Maschine konfisziert
und jede Stunde, die einer hiernach noch weiter arbeitet, mit
fünf Pfund Sterling bestraft, alles zum Nutzen des Patentinhabers. —
Ein Modell ist bis zum 29. Septbr. einzureichen. Das Patent wurde
„unter groſsem Beifall beider Häuser“ vom Parlament gewährt.

Aus zwei Lobgedichten, die dem gedruckten Patent beigefügt
sind, müſste man schlieſsen, daſs die Maschine ausgeführt worden ist
und gearbeitet hat. Die sehr bombastische, aber höchst unvoll-
kommene Beschreibung der Maschine giebt keinen genaueren Ein-
blick in die Konstruktion. Es heiſst darin:

Die Maschine besteht aus folgenden Theilen:

1. Ein vollkommenes Gegengewicht für jede beliebige Menge
Wasser.
2. Ein vollkommener Gegenwerth (counter vail) für jede Höhe,
auf welche die Wassermenge gebracht werden soll.
3. Ein Primum Mobile, welches sowohl die Druckhöhe als auch
die Wassermenge beherrscht, indem es sich selbst reguliert.
4. Ein Stellvertreter (Ersatz) oder Gegenwerth, welcher die Stelle
und Funktion der vollen Kraft eines Mannes oder Thieres,
des Windes oder eines Wasserrades übernimmt.
5. Eine Neuerung oder Lenkvorrichtung, wodurch ein Kind die
ganze Wirkungsweise der Maschine leiten, in Ordnung er-
halten und kontrollieren kann.
6. Ein besonderer Wasserbehälter, entsprechend der Wasser-
menge oder Druckhöhe, welche erreicht werden soll.
7. Eine Wasserleitung, geeignet für die beabsichtigte Wasser-
menge und Druckhöhe.
8. Ein Raum für das ursprüngliche Quell- oder Fluſswasser, in
welchen dieses hineinläuft und sich natürlich und von selbst
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[924/0946] Die Dampfmaschine im 17. Jahrhundert. besserung von Ländereien, die an Wassermangel leiden, durch Ver- sorgung und Zufuhr von Wasser für die Stadt London oder irgend einen andern Platz und durch verschiedene andere Wege und Mittel, wodurch unsrer Nation groſse Anregung gegeben werden wird, groſse Bergwerke zu eröffnen, Marschboden, Sumpfland, überflutetes Land zu drainieren und zu gewinnen, wovon man seither zurückgeschreckt war wegen der ungeheuren Kosten der Trockenlegung und Abfuhr des Wassers; und da der genannte Edward, Marquis von Worcester, bereit ist, Sr. Majestät den Zehnten des ihm erwachsenden Nutzens für die Zeit seines Patentes zu gewähren: soll ihm ein Patent für 99 Jahre für seine Erfindung ertheilt werden. — Jede Nachahmung wird verboten, die betr. Maschine konfisziert und jede Stunde, die einer hiernach noch weiter arbeitet, mit fünf Pfund Sterling bestraft, alles zum Nutzen des Patentinhabers. — Ein Modell ist bis zum 29. Septbr. einzureichen. Das Patent wurde „unter groſsem Beifall beider Häuser“ vom Parlament gewährt. Aus zwei Lobgedichten, die dem gedruckten Patent beigefügt sind, müſste man schlieſsen, daſs die Maschine ausgeführt worden ist und gearbeitet hat. Die sehr bombastische, aber höchst unvoll- kommene Beschreibung der Maschine giebt keinen genaueren Ein- blick in die Konstruktion. Es heiſst darin: Die Maschine besteht aus folgenden Theilen: 1. Ein vollkommenes Gegengewicht für jede beliebige Menge Wasser. 2. Ein vollkommener Gegenwerth (counter vail) für jede Höhe, auf welche die Wassermenge gebracht werden soll. 3. Ein Primum Mobile, welches sowohl die Druckhöhe als auch die Wassermenge beherrscht, indem es sich selbst reguliert. 4. Ein Stellvertreter (Ersatz) oder Gegenwerth, welcher die Stelle und Funktion der vollen Kraft eines Mannes oder Thieres, des Windes oder eines Wasserrades übernimmt. 5. Eine Neuerung oder Lenkvorrichtung, wodurch ein Kind die ganze Wirkungsweise der Maschine leiten, in Ordnung er- halten und kontrollieren kann. 6. Ein besonderer Wasserbehälter, entsprechend der Wasser- menge oder Druckhöhe, welche erreicht werden soll. 7. Eine Wasserleitung, geeignet für die beabsichtigte Wasser- menge und Druckhöhe. 8. Ein Raum für das ursprüngliche Quell- oder Fluſswasser, in welchen dieses hineinläuft und sich natürlich und von selbst

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 924. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/946>, abgerufen am 22.11.2024.