englischen "pig", denn es heisst, wie dieses Schwein. Danach wurde Roheisen als Tackejern, heutzutage noch als Tackjern bezeichnet, seltner als galtjern. In ihrer Anlage lehnten sich die von Deutschen er- bauten Hochöfen ganz an die älteren schwedischen Bauernöfen an. Sie standen wie diese an einen Hügel gelehnt, und die freistehenden Seiten waren aus Zimmerwerk, welches inwendig mit einem kunst- losen Mauerwerk ausgekleidet war, hergestellt. Die Brust war nur fester gemauert und die Eckpfeiler sorgfältiger gezimmert, als bei den schwedischen Stücköfen, ebenso bestand die Erdfüllung aus besserem Material und der Schacht hatte stärkere Futtermauern und war höher, doch überstieg die Höhe nie 12 Ellen. Der Ofen war weiter zu- gestellt, die Rast (kersbaudet) war 3/4 Ellen unter der Mittelhöhe. Die äussere Gestalt war meist sechs- oder achteckig; da aber das Ganze ohne eigentliches Fundament war, senkte es sich oft und die Abzüchte wurden unbrauchbar. Man bediente sich der Lederbälge. Form, Tümpel und Damm waren von Gusseisen. Die Schlacke konnte nicht frei abfliessen, sondern wurde abgestochen. Der Abstich lag nach der Formseite zu. Man arbeitete auf mässig hartgrelles Roheisen als am geeignetsten für die Frischschmiede. Durch die Berufung deutscher Schmiede wurde denn auch die deutsche Frischmethode, die Tysksmide eingeführt, welche allmählich die Osmundschmiederei immer mehr ver- drängte1).
Im Jahre 1554 war die junge Stabeisenindustrie Schwedens bereits so gekräftigt, dass König Gustav die Hüttenbesitzer veranlassen konnte, ein Jahr lang gar kein Stabeisen auszuführen, wodurch die fremden Kaufleute gezwungen wurden, selbst nach Schweden zu kommen und zu festgesetzten hohen Preisen einzukaufen. Nach der Frischeisen- Taxe von 1555 wurde 1 Last Osmund = 126 Mark gerechnet, welches für 101/2 Mark nach dem Münzfuss von 1527 nur 3 5/8 Reichsthaler ausmacht. Allerdings war bis zu Ende der Regierung Gustavs I. der Ausfall, welcher durch das Verbot der Osmundausfuhr entstanden war, noch lange nicht wieder ausgeglichen. Denn während die Aus- fuhr von rohem Osmund 80000 Ctr. betragen hatte, erreichte die Stabeisenausfuhr noch nicht 30000 Ctr. Aber König Gustav war von der Richtigkeit seiner Massregel für die zukünftige Wohlfahrt des Landes so durchdrungen, dass er bei der Teilung seines Landes seinem Sohne Karl, der in diesen Dingen sein Vertrauter gewesen
1) Vergl. Dr. M. Meyer, Beiträge zur Kenntnis des Eisenhüttenwesens in Schweden. Berlin 1829, S. 8.
Schweden und Norwegen.
englischen „pig“, denn es heiſst, wie dieses Schwein. Danach wurde Roheisen als Tackejern, heutzutage noch als Tackjern bezeichnet, seltner als galtjern. In ihrer Anlage lehnten sich die von Deutschen er- bauten Hochöfen ganz an die älteren schwedischen Bauernöfen an. Sie standen wie diese an einen Hügel gelehnt, und die freistehenden Seiten waren aus Zimmerwerk, welches inwendig mit einem kunst- losen Mauerwerk ausgekleidet war, hergestellt. Die Brust war nur fester gemauert und die Eckpfeiler sorgfältiger gezimmert, als bei den schwedischen Stücköfen, ebenso bestand die Erdfüllung aus besserem Material und der Schacht hatte stärkere Futtermauern und war höher, doch überstieg die Höhe nie 12 Ellen. Der Ofen war weiter zu- gestellt, die Rast (kersbaudet) war ¾ Ellen unter der Mittelhöhe. Die äussere Gestalt war meist sechs- oder achteckig; da aber das Ganze ohne eigentliches Fundament war, senkte es sich oft und die Abzüchte wurden unbrauchbar. Man bediente sich der Lederbälge. Form, Tümpel und Damm waren von Guſseisen. Die Schlacke konnte nicht frei abflieſsen, sondern wurde abgestochen. Der Abstich lag nach der Formseite zu. Man arbeitete auf mäſsig hartgrelles Roheisen als am geeignetsten für die Frischschmiede. Durch die Berufung deutscher Schmiede wurde denn auch die deutsche Frischmethode, die Tysksmide eingeführt, welche allmählich die Osmundschmiederei immer mehr ver- drängte1).
Im Jahre 1554 war die junge Stabeisenindustrie Schwedens bereits so gekräftigt, daſs König Gustav die Hüttenbesitzer veranlassen konnte, ein Jahr lang gar kein Stabeisen auszuführen, wodurch die fremden Kaufleute gezwungen wurden, selbst nach Schweden zu kommen und zu festgesetzten hohen Preisen einzukaufen. Nach der Frischeisen- Taxe von 1555 wurde 1 Last Osmund = 126 Mark gerechnet, welches für 10½ Mark nach dem Münzfuſs von 1527 nur 3⅝ Reichsthaler ausmacht. Allerdings war bis zu Ende der Regierung Gustavs I. der Ausfall, welcher durch das Verbot der Osmundausfuhr entstanden war, noch lange nicht wieder ausgeglichen. Denn während die Aus- fuhr von rohem Osmund 80000 Ctr. betragen hatte, erreichte die Stabeisenausfuhr noch nicht 30000 Ctr. Aber König Gustav war von der Richtigkeit seiner Maſsregel für die zukünftige Wohlfahrt des Landes so durchdrungen, daſs er bei der Teilung seines Landes seinem Sohne Karl, der in diesen Dingen sein Vertrauter gewesen
1) Vergl. Dr. M. Meyer, Beiträge zur Kenntnis des Eisenhüttenwesens in Schweden. Berlin 1829, S. 8.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0923"n="903"/><fwplace="top"type="header">Schweden und Norwegen.</fw><lb/>
englischen „pig“, denn es heiſst, wie dieses Schwein. Danach wurde<lb/>
Roheisen als Tackejern, heutzutage noch als Tackjern bezeichnet, seltner<lb/>
als galtjern. In ihrer Anlage lehnten sich die von Deutschen er-<lb/>
bauten Hochöfen ganz an die älteren schwedischen Bauernöfen an.<lb/>
Sie standen wie diese an einen Hügel gelehnt, und die freistehenden<lb/>
Seiten waren aus Zimmerwerk, welches inwendig mit einem kunst-<lb/>
losen Mauerwerk ausgekleidet war, hergestellt. Die Brust war nur<lb/>
fester gemauert und die Eckpfeiler sorgfältiger gezimmert, als bei den<lb/>
schwedischen Stücköfen, ebenso bestand die Erdfüllung aus besserem<lb/>
Material und der Schacht hatte stärkere Futtermauern und war höher,<lb/>
doch überstieg die Höhe nie 12 Ellen. Der Ofen war weiter zu-<lb/>
gestellt, die Rast (kersbaudet) war ¾ Ellen unter der Mittelhöhe.<lb/>
Die äussere Gestalt war meist sechs- oder achteckig; da aber das Ganze<lb/>
ohne eigentliches Fundament war, senkte es sich oft und die Abzüchte<lb/>
wurden unbrauchbar. Man bediente sich der Lederbälge. Form,<lb/>
Tümpel und Damm waren von Guſseisen. Die Schlacke konnte nicht<lb/>
frei abflieſsen, sondern wurde abgestochen. Der Abstich lag nach der<lb/>
Formseite zu. Man arbeitete auf mäſsig hartgrelles Roheisen als am<lb/>
geeignetsten für die Frischschmiede. Durch die Berufung deutscher<lb/>
Schmiede wurde denn auch die deutsche Frischmethode, die Tysksmide<lb/>
eingeführt, welche allmählich die Osmundschmiederei immer mehr ver-<lb/>
drängte<noteplace="foot"n="1)">Vergl. Dr. M. <hirendition="#g">Meyer</hi>, Beiträge zur Kenntnis des Eisenhüttenwesens in<lb/>
Schweden. Berlin 1829, S. 8.</note>.</p><lb/><p>Im Jahre 1554 war die junge Stabeisenindustrie Schwedens bereits<lb/>
so gekräftigt, daſs König <hirendition="#g">Gustav</hi> die Hüttenbesitzer veranlassen konnte,<lb/>
ein Jahr lang gar kein Stabeisen auszuführen, wodurch die fremden<lb/>
Kaufleute gezwungen wurden, selbst nach Schweden zu kommen und<lb/>
zu festgesetzten hohen Preisen einzukaufen. Nach der Frischeisen-<lb/>
Taxe von 1555 wurde 1 Last Osmund = 126 Mark gerechnet, welches<lb/>
für 10½ Mark nach dem Münzfuſs von 1527 nur 3⅝ Reichsthaler<lb/>
ausmacht. Allerdings war bis zu Ende der Regierung <hirendition="#g">Gustavs</hi> I. der<lb/>
Ausfall, welcher durch das Verbot der Osmundausfuhr entstanden<lb/>
war, noch lange nicht wieder ausgeglichen. Denn während die Aus-<lb/>
fuhr von rohem Osmund 80000 Ctr. betragen hatte, erreichte die<lb/>
Stabeisenausfuhr noch nicht 30000 Ctr. Aber König <hirendition="#g">Gustav</hi> war von<lb/>
der Richtigkeit seiner Maſsregel für die zukünftige Wohlfahrt des<lb/>
Landes so durchdrungen, daſs er bei der Teilung seines Landes<lb/>
seinem Sohne <hirendition="#g">Karl</hi>, der in diesen Dingen sein Vertrauter gewesen<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[903/0923]
Schweden und Norwegen.
englischen „pig“, denn es heiſst, wie dieses Schwein. Danach wurde
Roheisen als Tackejern, heutzutage noch als Tackjern bezeichnet, seltner
als galtjern. In ihrer Anlage lehnten sich die von Deutschen er-
bauten Hochöfen ganz an die älteren schwedischen Bauernöfen an.
Sie standen wie diese an einen Hügel gelehnt, und die freistehenden
Seiten waren aus Zimmerwerk, welches inwendig mit einem kunst-
losen Mauerwerk ausgekleidet war, hergestellt. Die Brust war nur
fester gemauert und die Eckpfeiler sorgfältiger gezimmert, als bei den
schwedischen Stücköfen, ebenso bestand die Erdfüllung aus besserem
Material und der Schacht hatte stärkere Futtermauern und war höher,
doch überstieg die Höhe nie 12 Ellen. Der Ofen war weiter zu-
gestellt, die Rast (kersbaudet) war ¾ Ellen unter der Mittelhöhe.
Die äussere Gestalt war meist sechs- oder achteckig; da aber das Ganze
ohne eigentliches Fundament war, senkte es sich oft und die Abzüchte
wurden unbrauchbar. Man bediente sich der Lederbälge. Form,
Tümpel und Damm waren von Guſseisen. Die Schlacke konnte nicht
frei abflieſsen, sondern wurde abgestochen. Der Abstich lag nach der
Formseite zu. Man arbeitete auf mäſsig hartgrelles Roheisen als am
geeignetsten für die Frischschmiede. Durch die Berufung deutscher
Schmiede wurde denn auch die deutsche Frischmethode, die Tysksmide
eingeführt, welche allmählich die Osmundschmiederei immer mehr ver-
drängte 1).
Im Jahre 1554 war die junge Stabeisenindustrie Schwedens bereits
so gekräftigt, daſs König Gustav die Hüttenbesitzer veranlassen konnte,
ein Jahr lang gar kein Stabeisen auszuführen, wodurch die fremden
Kaufleute gezwungen wurden, selbst nach Schweden zu kommen und
zu festgesetzten hohen Preisen einzukaufen. Nach der Frischeisen-
Taxe von 1555 wurde 1 Last Osmund = 126 Mark gerechnet, welches
für 10½ Mark nach dem Münzfuſs von 1527 nur 3⅝ Reichsthaler
ausmacht. Allerdings war bis zu Ende der Regierung Gustavs I. der
Ausfall, welcher durch das Verbot der Osmundausfuhr entstanden
war, noch lange nicht wieder ausgeglichen. Denn während die Aus-
fuhr von rohem Osmund 80000 Ctr. betragen hatte, erreichte die
Stabeisenausfuhr noch nicht 30000 Ctr. Aber König Gustav war von
der Richtigkeit seiner Maſsregel für die zukünftige Wohlfahrt des
Landes so durchdrungen, daſs er bei der Teilung seines Landes
seinem Sohne Karl, der in diesen Dingen sein Vertrauter gewesen
1) Vergl. Dr. M. Meyer, Beiträge zur Kenntnis des Eisenhüttenwesens in
Schweden. Berlin 1829, S. 8.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/923>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.