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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England.
renzo Comminazo erwähnt. Schon 1511 erscheint eine Zahlung
von 200 Pfd. Sterl. an Ludwig und Alexander de Fava für
500 Arkebusen, das Stück kostete demnach 8 Sh. 1544 fragte Hein-
rich VIII. bei dem Dogen von Venedig an, wegen Ankaufs von
1500 Arkebusen und 1050 Rüstungen für Mann und Ross zu Brescia.
Indessen wurden damals schon viele Handfeuerwaffen in England an-
gefertigt. 1530 erhält Cornelius Johnson, König Heinrichs
Büchsenmacher und Hofschmied, für 100 Büchsen (Landguns), die nach
Irland geschickt wurden, den Preis von 5 Sh. für das Stück bezahlt.

Eiserne Kugeln finden wir in den Rechnungen bereits 1512 er-
wähnt. In diesem Jahre wurden 26 Pfd. Sterl. 10 Sh. 4 P. an Ro-
bert Scorer
für 10 Tonnen Eisenkugeln, also 2 Pfd. Sterl. 13 Sh.
4 P. für die Tonne bezahlt. 1517 werden 475 Kugeln von 75 Pfund
Gewicht das Stück für des Königs "Basiliscus" von George
Brown
gekauft. Dabei findet sich der Zusatz "made by Hum-
phrey Walker". Wenn dies eiserne Kugeln waren, so wurden da-
mals schon solche in England angefertigt. In den Rechnungen jener
Zeit erscheinen aber meistens nur Steinkugelmacher, als solche
werden 1511 Richard Sackfeld und 1514 Richard Scerer
(Scherer)
, beides dem Namen nach Deutsche, erwähnt. Sie er-
hielten 6 P. Tagelohn. 1523 sandte Kaiser Karl V. auf Heinrichs
Ersuchen einen Kugelmacher, der als der beste in Spanien galt. Die
eisernen Kugeln waren zuerst geschmiedet. Sie hiessen dice, Würfel,
waren also mehr eckig wie rund; der Ausdruck entspricht der deut-
schen Bezeichnung "Klötze". Diese wurden dann öfter mit Blei um-
gossen; shot of iron covered with lead kommt öfter vor. Im Jahre
1523 erhielt Henry Dyke, Schmied zu Calais, eine Rechnung be-
zahlt für 1000 iron dysye, to be caste in ledde, eiserne Klötze in
Blei eingegossen.

Im Zeughause des Tower befanden sich 6700 halbe Haken- und
Handbüchsen und 275 Karabiner (demi-hakes and hand-gonnes and
shorte gonnes for horsemen, with cases of lether furnished with
hornes and purses). Die Zahl sämmtlicher Feuerwaffen im Tower und
in Greenwich betrug 1547 7700 Stück. Diese mit den vorhandenen
Lanzen, Speeren, Äxten u. s. w. reichten zur Bewaffnung von
44500 Mann aus.

Hatte Heinrich VIII. durch die Berufung ausländischer Waffen-
schmiede und die Gründung der königlichen Waffenfabriken zur Un-
abhängigkeit der englischen Eisenindustrie vieles beigetragen, so ver-
folgte die grosse Königin Elisabeth dieses Ziel mit vollem Bewusstsein.

England.
renzo Comminazo erwähnt. Schon 1511 erscheint eine Zahlung
von 200 Pfd. Sterl. an Ludwig und Alexander de Fava für
500 Arkebusen, das Stück kostete demnach 8 Sh. 1544 fragte Hein-
rich VIII. bei dem Dogen von Venedig an, wegen Ankaufs von
1500 Arkebusen und 1050 Rüstungen für Mann und Roſs zu Brescia.
Indessen wurden damals schon viele Handfeuerwaffen in England an-
gefertigt. 1530 erhält Cornelius Johnson, König Heinrichs
Büchsenmacher und Hofschmied, für 100 Büchsen (Landguns), die nach
Irland geschickt wurden, den Preis von 5 Sh. für das Stück bezahlt.

Eiserne Kugeln finden wir in den Rechnungen bereits 1512 er-
wähnt. In diesem Jahre wurden 26 Pfd. Sterl. 10 Sh. 4 P. an Ro-
bert Scorer
für 10 Tonnen Eisenkugeln, also 2 Pfd. Sterl. 13 Sh.
4 P. für die Tonne bezahlt. 1517 werden 475 Kugeln von 75 Pfund
Gewicht das Stück für des Königs „Basiliscus“ von George
Brown
gekauft. Dabei findet sich der Zusatz „made by Hum-
phrey Walker“. Wenn dies eiserne Kugeln waren, so wurden da-
mals schon solche in England angefertigt. In den Rechnungen jener
Zeit erscheinen aber meistens nur Steinkugelmacher, als solche
werden 1511 Richard Sackfeld und 1514 Richard Scerer
(Scherer)
, beides dem Namen nach Deutsche, erwähnt. Sie er-
hielten 6 P. Tagelohn. 1523 sandte Kaiser Karl V. auf Heinrichs
Ersuchen einen Kugelmacher, der als der beste in Spanien galt. Die
eisernen Kugeln waren zuerst geschmiedet. Sie hieſsen dice, Würfel,
waren also mehr eckig wie rund; der Ausdruck entspricht der deut-
schen Bezeichnung „Klötze“. Diese wurden dann öfter mit Blei um-
gossen; shot of iron covered with lead kommt öfter vor. Im Jahre
1523 erhielt Henry Dyke, Schmied zu Calais, eine Rechnung be-
zahlt für 1000 iron dysye, to be caste in ledde, eiserne Klötze in
Blei eingegossen.

Im Zeughause des Tower befanden sich 6700 halbe Haken- und
Handbüchsen und 275 Karabiner (demi-hakes and hand-gonnes and
shorte gonnes for horsemen, with cases of lether furnished with
hornes and purses). Die Zahl sämmtlicher Feuerwaffen im Tower und
in Greenwich betrug 1547 7700 Stück. Diese mit den vorhandenen
Lanzen, Speeren, Äxten u. s. w. reichten zur Bewaffnung von
44500 Mann aus.

Hatte Heinrich VIII. durch die Berufung ausländischer Waffen-
schmiede und die Gründung der königlichen Waffenfabriken zur Un-
abhängigkeit der englischen Eisenindustrie vieles beigetragen, so ver-
folgte die groſse Königin Elisabeth dieses Ziel mit vollem Bewuſstsein.

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[889/0909] England. renzo Comminazo erwähnt. Schon 1511 erscheint eine Zahlung von 200 Pfd. Sterl. an Ludwig und Alexander de Fava für 500 Arkebusen, das Stück kostete demnach 8 Sh. 1544 fragte Hein- rich VIII. bei dem Dogen von Venedig an, wegen Ankaufs von 1500 Arkebusen und 1050 Rüstungen für Mann und Roſs zu Brescia. Indessen wurden damals schon viele Handfeuerwaffen in England an- gefertigt. 1530 erhält Cornelius Johnson, König Heinrichs Büchsenmacher und Hofschmied, für 100 Büchsen (Landguns), die nach Irland geschickt wurden, den Preis von 5 Sh. für das Stück bezahlt. Eiserne Kugeln finden wir in den Rechnungen bereits 1512 er- wähnt. In diesem Jahre wurden 26 Pfd. Sterl. 10 Sh. 4 P. an Ro- bert Scorer für 10 Tonnen Eisenkugeln, also 2 Pfd. Sterl. 13 Sh. 4 P. für die Tonne bezahlt. 1517 werden 475 Kugeln von 75 Pfund Gewicht das Stück für des Königs „Basiliscus“ von George Brown gekauft. Dabei findet sich der Zusatz „made by Hum- phrey Walker“. Wenn dies eiserne Kugeln waren, so wurden da- mals schon solche in England angefertigt. In den Rechnungen jener Zeit erscheinen aber meistens nur Steinkugelmacher, als solche werden 1511 Richard Sackfeld und 1514 Richard Scerer (Scherer), beides dem Namen nach Deutsche, erwähnt. Sie er- hielten 6 P. Tagelohn. 1523 sandte Kaiser Karl V. auf Heinrichs Ersuchen einen Kugelmacher, der als der beste in Spanien galt. Die eisernen Kugeln waren zuerst geschmiedet. Sie hieſsen dice, Würfel, waren also mehr eckig wie rund; der Ausdruck entspricht der deut- schen Bezeichnung „Klötze“. Diese wurden dann öfter mit Blei um- gossen; shot of iron covered with lead kommt öfter vor. Im Jahre 1523 erhielt Henry Dyke, Schmied zu Calais, eine Rechnung be- zahlt für 1000 iron dysye, to be caste in ledde, eiserne Klötze in Blei eingegossen. Im Zeughause des Tower befanden sich 6700 halbe Haken- und Handbüchsen und 275 Karabiner (demi-hakes and hand-gonnes and shorte gonnes for horsemen, with cases of lether furnished with hornes and purses). Die Zahl sämmtlicher Feuerwaffen im Tower und in Greenwich betrug 1547 7700 Stück. Diese mit den vorhandenen Lanzen, Speeren, Äxten u. s. w. reichten zur Bewaffnung von 44500 Mann aus. Hatte Heinrich VIII. durch die Berufung ausländischer Waffen- schmiede und die Gründung der königlichen Waffenfabriken zur Un- abhängigkeit der englischen Eisenindustrie vieles beigetragen, so ver- folgte die groſse Königin Elisabeth dieses Ziel mit vollem Bewuſstsein.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 889. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/909>, abgerufen am 22.11.2024.