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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Italien, Spanien und Frankreich.
namentlich auch den trefflichen Stahl von Mondragon in Guipuzcoa.
Dieser wurde aus einem weissen mit Kalk verbundenen Erz, das beim
Ausschmelzen in den Luppenfeuern 40 Prozent natürlichen Stahl gab,
erzeugt. Ferdinand der Katholische verbot die Ausfuhr von Waffen
aus Spanien; doch scheint dieses Verbot keine grosse Wirkung ge-
habt zu haben. Es ist aber ein Beweis für die Bedeutung des
Waffenexports. Dieser wurde noch viel bedeutender unter Karl V.
Unter diesem mächtigen Fürsten, in dessen Reich die Sonne nicht
unterging, erblühte Spanien zur glanzvollsten Macht. Ferdinand der
Katholische hatte bereits ähnlich wie die französischen Könige eine
Leibgarde geschaffen und mit einheitlicher Bewaffnung ausgerüstet.
Diese Truppe, sowie überhaupt die Benutzung der Feuerwaffen und
der modernen Taktik hatte wesentlich zur Niederlage der Mauren
beigetragen. Als Karl V. im Jahre 1516 den Thron des geeinigten
Spaniens bestieg, hatte er eine mächtige Partei gegen sich. Er über-
wand diese und befestigte sein Ansehen dadurch, dass er ein stehen-
des Heer von 30000 Mann ausrüstete. Diese Truppe war vortrefflich
equipiert, und als dieselbe Karl nach seiner Erwählung zum deutschen
Kaiser im Jahre 1518 auch seine Siege in Italien und Deutschland
erringen half, wurde die spanische Ausrüstung mustergültig für die
europäischen Staaten. Die spanische Muskete wurde überall ein-
geführt, der spanische Eisenhut (morian) wurde Mode, und von
dieser Zeit an erlangten die spanischen Klingen, sowohl der Dolch
als der spanische Degen, Weltruhm. Toledo war der wichtigste Platz
für deren Anfertigung. Es waren daselbst eine grosse Anzahl selb-
ständiger Meister, welche die trefflichen Waffen schmiedeten und
fertig machten. Dies geschah nicht, wie in Solingen, durch eine ge-
nossenschaftliche Zusammenwirkung und eine weitgehende Arbeits-
teilung. Jeder Meister in Toledo machte seine Waffe fertig, schmiedete
und reidete dieselbe. Über die Meister, ihre Klingenzeichen und die
Herstellung der Schwerter, haben wir bereits früher berichtet (siehe
Bd. I, S. 846 u. Bd. II, S. 401). Ausser Toledo waren Sevilla, Madrid und
Saragossa berühmte Plätze für gute Klingen. Achille Jubinal und
Gaspard Sensi teilen in ihrem prächtigen Werke "la Armeria Real de
Madrid" ein sehr interessantes Verzeichnis toledonischer Klingen-
schmiede mit, aus dem hervorgeht, dass die Kunst vielfach an den Namen
geknüpft war und vom Vater auf den Sohn forterbte. So erscheinen als
besonders berühmte Schmiede: Alonzo de Sahagun der Alte, der
um 1570 lebte, mit dem Wappenzeichen @, sodann Alonzo de

Italien, Spanien und Frankreich.
namentlich auch den trefflichen Stahl von Mondragon in Guipuzcoa.
Dieser wurde aus einem weiſsen mit Kalk verbundenen Erz, das beim
Ausschmelzen in den Luppenfeuern 40 Prozent natürlichen Stahl gab,
erzeugt. Ferdinand der Katholische verbot die Ausfuhr von Waffen
aus Spanien; doch scheint dieses Verbot keine groſse Wirkung ge-
habt zu haben. Es ist aber ein Beweis für die Bedeutung des
Waffenexports. Dieser wurde noch viel bedeutender unter Karl V.
Unter diesem mächtigen Fürsten, in dessen Reich die Sonne nicht
unterging, erblühte Spanien zur glanzvollsten Macht. Ferdinand der
Katholische hatte bereits ähnlich wie die französischen Könige eine
Leibgarde geschaffen und mit einheitlicher Bewaffnung ausgerüstet.
Diese Truppe, sowie überhaupt die Benutzung der Feuerwaffen und
der modernen Taktik hatte wesentlich zur Niederlage der Mauren
beigetragen. Als Karl V. im Jahre 1516 den Thron des geeinigten
Spaniens bestieg, hatte er eine mächtige Partei gegen sich. Er über-
wand diese und befestigte sein Ansehen dadurch, daſs er ein stehen-
des Heer von 30000 Mann ausrüstete. Diese Truppe war vortrefflich
equipiert, und als dieselbe Karl nach seiner Erwählung zum deutschen
Kaiser im Jahre 1518 auch seine Siege in Italien und Deutschland
erringen half, wurde die spanische Ausrüstung mustergültig für die
europäischen Staaten. Die spanische Muskete wurde überall ein-
geführt, der spanische Eisenhut (morian) wurde Mode, und von
dieser Zeit an erlangten die spanischen Klingen, sowohl der Dolch
als der spanische Degen, Weltruhm. Toledo war der wichtigste Platz
für deren Anfertigung. Es waren daselbst eine groſse Anzahl selb-
ständiger Meister, welche die trefflichen Waffen schmiedeten und
fertig machten. Dies geschah nicht, wie in Solingen, durch eine ge-
nossenschaftliche Zusammenwirkung und eine weitgehende Arbeits-
teilung. Jeder Meister in Toledo machte seine Waffe fertig, schmiedete
und reidete dieselbe. Über die Meister, ihre Klingenzeichen und die
Herstellung der Schwerter, haben wir bereits früher berichtet (siehe
Bd. I, S. 846 u. Bd. II, S. 401). Auſser Toledo waren Sevilla, Madrid und
Saragossa berühmte Plätze für gute Klingen. Achille Jubinal und
Gaspard Sensi teilen in ihrem prächtigen Werke „la Armeria Real de
Madrid“ ein sehr interessantes Verzeichnis toledonischer Klingen-
schmiede mit, aus dem hervorgeht, daſs die Kunst vielfach an den Namen
geknüpft war und vom Vater auf den Sohn forterbte. So erscheinen als
besonders berühmte Schmiede: Alonzo de Sahagun der Alte, der
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[863/0883] Italien, Spanien und Frankreich. namentlich auch den trefflichen Stahl von Mondragon in Guipuzcoa. Dieser wurde aus einem weiſsen mit Kalk verbundenen Erz, das beim Ausschmelzen in den Luppenfeuern 40 Prozent natürlichen Stahl gab, erzeugt. Ferdinand der Katholische verbot die Ausfuhr von Waffen aus Spanien; doch scheint dieses Verbot keine groſse Wirkung ge- habt zu haben. Es ist aber ein Beweis für die Bedeutung des Waffenexports. Dieser wurde noch viel bedeutender unter Karl V. Unter diesem mächtigen Fürsten, in dessen Reich die Sonne nicht unterging, erblühte Spanien zur glanzvollsten Macht. Ferdinand der Katholische hatte bereits ähnlich wie die französischen Könige eine Leibgarde geschaffen und mit einheitlicher Bewaffnung ausgerüstet. Diese Truppe, sowie überhaupt die Benutzung der Feuerwaffen und der modernen Taktik hatte wesentlich zur Niederlage der Mauren beigetragen. Als Karl V. im Jahre 1516 den Thron des geeinigten Spaniens bestieg, hatte er eine mächtige Partei gegen sich. Er über- wand diese und befestigte sein Ansehen dadurch, daſs er ein stehen- des Heer von 30000 Mann ausrüstete. Diese Truppe war vortrefflich equipiert, und als dieselbe Karl nach seiner Erwählung zum deutschen Kaiser im Jahre 1518 auch seine Siege in Italien und Deutschland erringen half, wurde die spanische Ausrüstung mustergültig für die europäischen Staaten. Die spanische Muskete wurde überall ein- geführt, der spanische Eisenhut (morian) wurde Mode, und von dieser Zeit an erlangten die spanischen Klingen, sowohl der Dolch als der spanische Degen, Weltruhm. Toledo war der wichtigste Platz für deren Anfertigung. Es waren daselbst eine groſse Anzahl selb- ständiger Meister, welche die trefflichen Waffen schmiedeten und fertig machten. Dies geschah nicht, wie in Solingen, durch eine ge- nossenschaftliche Zusammenwirkung und eine weitgehende Arbeits- teilung. Jeder Meister in Toledo machte seine Waffe fertig, schmiedete und reidete dieselbe. Über die Meister, ihre Klingenzeichen und die Herstellung der Schwerter, haben wir bereits früher berichtet (siehe Bd. I, S. 846 u. Bd. II, S. 401). Auſser Toledo waren Sevilla, Madrid und Saragossa berühmte Plätze für gute Klingen. Achille Jubinal und Gaspard Sensi teilen in ihrem prächtigen Werke „la Armeria Real de Madrid“ ein sehr interessantes Verzeichnis toledonischer Klingen- schmiede mit, aus dem hervorgeht, daſs die Kunst vielfach an den Namen geknüpft war und vom Vater auf den Sohn forterbte. So erscheinen als besonders berühmte Schmiede: Alonzo de Sahagun der Alte, der um 1570 lebte, mit dem Wappenzeichen , sodann Alonzo de

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 863. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/883>, abgerufen am 23.11.2024.