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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Italien, Spanien und Frankreich.
reichen italienischen Fürsten des 15. und 16. Jahrhunderts wett-
eiferten, die besten Waffenschmiede zu besitzen.

Im Artilleriewesen leistete Italien, besonders Venedig, Hervor-
ragendes. In der Ätzarbeit, Vergoldung u. s. w. waren die Italiener
unübertroffen. Das Schlossergewerbe blühte ebenfalls am meisten
in Mailand, Brescia und Venedig. Die besten Messer wurden zu
Cremona, Brescia, Mailand, Venedig, Neapel, Seravalle, Friaul und
Scaperia gemacht. Die besten Nadelmacher waren die Lazanesen und
die Milanesen (Garzoni).

Das Rohmaterial, sowie Nägel, Sensen und andere Eisenwaren
bezog dagegen Italien teilweise aus andern Ländern. Den Handel
mit Spanien hatte Genua in Händen, wo die St. Georgen-Brüderschaft
im 16. Jahrhundert allmächtig war. Den Handel mit Krain, Kärn-
ten, Steiermark und Tyrol beherrschte Venedig.

Die Erzgewinnung in dem im Altertum wegen seiner Metall-
schätze so hochgepriesenen Spanien (Bd. I, S. 648), war im Mittel-
alter sehr zurückgegangen, nur das spanische Eisen hatte seinen alten
Ruhm behauptet. Spanische Klingen waren in Griechenland und
Rom berühmt gewesen (siehe Bd. I, S. 449, 650), und ihr Ruhm er-
hielt sich im Mittelalter. Das gladius Hispanicus war nicht nur seiner
Handlichkeit wegen die ordonnanzmässige Waffe der römischen Legionen
geworden, sondern auch seines guten Eisens und seiner trefflichen
Bearbeitung wegen und wurde in Mengen aus Spanien bezogen. Die
kriegerischen Araber, die gute Waffen hochschätzten, pflegten, nach-
dem sie Spanien erorbert hatten, die alte Waffenfabrikation, besonders
zu Toledo, und der Ruhm der spanischen Klingen ging auf die
arabischen über. Aber die Mauren herrschten nicht lange in Toledo.
Schon 1012 wurde Toledo ein selbständiges spanisches Königreich. War
dies auch nur von kurzer Dauer, so stieg es danach noch zu grösserem
Glanze empor, als Alfons VI. von Kastilien nach der Eroberung im
Jahre 1085 es zur Residenz der kastilischen Könige machte und sich
sogar zum Kaiser von Toledo ausrufen liess. Toledo wurde eine der
grössten und reichsten Städte Spaniens, in welcher die Gewerbe zu
grosser Entfaltung gelangten.

Zu noch grösserer Blüte entfaltete sich die spanische Waffen-
fabrikation, als nach Vertreibung der Araber Ferdinand der Katho-
lische in den sicheren Besitz von Spanien gelangt war. Toledo blieb
der Vorort derselben.

Von dieser Zeit an wurde Spanien durch eine Verkettung glück-
licher, zum Teil ganz unvorhergesehener Umstände für eine Zeit lang

Italien, Spanien und Frankreich.
reichen italienischen Fürsten des 15. und 16. Jahrhunderts wett-
eiferten, die besten Waffenschmiede zu besitzen.

Im Artilleriewesen leistete Italien, besonders Venedig, Hervor-
ragendes. In der Ätzarbeit, Vergoldung u. s. w. waren die Italiener
unübertroffen. Das Schlossergewerbe blühte ebenfalls am meisten
in Mailand, Brescia und Venedig. Die besten Messer wurden zu
Cremona, Brescia, Mailand, Venedig, Neapel, Seravalle, Friaul und
Scaperia gemacht. Die besten Nadelmacher waren die Lazanesen und
die Milanesen (Garzoni).

Das Rohmaterial, sowie Nägel, Sensen und andere Eisenwaren
bezog dagegen Italien teilweise aus andern Ländern. Den Handel
mit Spanien hatte Genua in Händen, wo die St. Georgen-Brüderschaft
im 16. Jahrhundert allmächtig war. Den Handel mit Krain, Kärn-
ten, Steiermark und Tyrol beherrschte Venedig.

Die Erzgewinnung in dem im Altertum wegen seiner Metall-
schätze so hochgepriesenen Spanien (Bd. I, S. 648), war im Mittel-
alter sehr zurückgegangen, nur das spanische Eisen hatte seinen alten
Ruhm behauptet. Spanische Klingen waren in Griechenland und
Rom berühmt gewesen (siehe Bd. I, S. 449, 650), und ihr Ruhm er-
hielt sich im Mittelalter. Das gladius Hispanicus war nicht nur seiner
Handlichkeit wegen die ordonnanzmäſsige Waffe der römischen Legionen
geworden, sondern auch seines guten Eisens und seiner trefflichen
Bearbeitung wegen und wurde in Mengen aus Spanien bezogen. Die
kriegerischen Araber, die gute Waffen hochschätzten, pflegten, nach-
dem sie Spanien erorbert hatten, die alte Waffenfabrikation, besonders
zu Toledo, und der Ruhm der spanischen Klingen ging auf die
arabischen über. Aber die Mauren herrschten nicht lange in Toledo.
Schon 1012 wurde Toledo ein selbständiges spanisches Königreich. War
dies auch nur von kurzer Dauer, so stieg es danach noch zu gröſserem
Glanze empor, als Alfons VI. von Kastilien nach der Eroberung im
Jahre 1085 es zur Residenz der kastilischen Könige machte und sich
sogar zum Kaiser von Toledo ausrufen lieſs. Toledo wurde eine der
gröſsten und reichsten Städte Spaniens, in welcher die Gewerbe zu
groſser Entfaltung gelangten.

Zu noch gröſserer Blüte entfaltete sich die spanische Waffen-
fabrikation, als nach Vertreibung der Araber Ferdinand der Katho-
lische in den sicheren Besitz von Spanien gelangt war. Toledo blieb
der Vorort derselben.

Von dieser Zeit an wurde Spanien durch eine Verkettung glück-
licher, zum Teil ganz unvorhergesehener Umstände für eine Zeit lang

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[861/0881] Italien, Spanien und Frankreich. reichen italienischen Fürsten des 15. und 16. Jahrhunderts wett- eiferten, die besten Waffenschmiede zu besitzen. Im Artilleriewesen leistete Italien, besonders Venedig, Hervor- ragendes. In der Ätzarbeit, Vergoldung u. s. w. waren die Italiener unübertroffen. Das Schlossergewerbe blühte ebenfalls am meisten in Mailand, Brescia und Venedig. Die besten Messer wurden zu Cremona, Brescia, Mailand, Venedig, Neapel, Seravalle, Friaul und Scaperia gemacht. Die besten Nadelmacher waren die Lazanesen und die Milanesen (Garzoni). Das Rohmaterial, sowie Nägel, Sensen und andere Eisenwaren bezog dagegen Italien teilweise aus andern Ländern. Den Handel mit Spanien hatte Genua in Händen, wo die St. Georgen-Brüderschaft im 16. Jahrhundert allmächtig war. Den Handel mit Krain, Kärn- ten, Steiermark und Tyrol beherrschte Venedig. Die Erzgewinnung in dem im Altertum wegen seiner Metall- schätze so hochgepriesenen Spanien (Bd. I, S. 648), war im Mittel- alter sehr zurückgegangen, nur das spanische Eisen hatte seinen alten Ruhm behauptet. Spanische Klingen waren in Griechenland und Rom berühmt gewesen (siehe Bd. I, S. 449, 650), und ihr Ruhm er- hielt sich im Mittelalter. Das gladius Hispanicus war nicht nur seiner Handlichkeit wegen die ordonnanzmäſsige Waffe der römischen Legionen geworden, sondern auch seines guten Eisens und seiner trefflichen Bearbeitung wegen und wurde in Mengen aus Spanien bezogen. Die kriegerischen Araber, die gute Waffen hochschätzten, pflegten, nach- dem sie Spanien erorbert hatten, die alte Waffenfabrikation, besonders zu Toledo, und der Ruhm der spanischen Klingen ging auf die arabischen über. Aber die Mauren herrschten nicht lange in Toledo. Schon 1012 wurde Toledo ein selbständiges spanisches Königreich. War dies auch nur von kurzer Dauer, so stieg es danach noch zu gröſserem Glanze empor, als Alfons VI. von Kastilien nach der Eroberung im Jahre 1085 es zur Residenz der kastilischen Könige machte und sich sogar zum Kaiser von Toledo ausrufen lieſs. Toledo wurde eine der gröſsten und reichsten Städte Spaniens, in welcher die Gewerbe zu groſser Entfaltung gelangten. Zu noch gröſserer Blüte entfaltete sich die spanische Waffen- fabrikation, als nach Vertreibung der Araber Ferdinand der Katho- lische in den sicheren Besitz von Spanien gelangt war. Toledo blieb der Vorort derselben. Von dieser Zeit an wurde Spanien durch eine Verkettung glück- licher, zum Teil ganz unvorhergesehener Umstände für eine Zeit lang

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 861. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/881>, abgerufen am 23.11.2024.