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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
der Schwertfeger und Reider (1412), der Schwertschmiede (1472) und
der Kreuz- und Knopfschmiede (1487) erteilt hatten, bezweckten
einerseits Schutz und Förderung, anderseits die Erhaltung der Indu-
strie im Lande. Die Geheimnisse der Fabrikation sollten nicht in
andere Länder verbracht werden, deshalb wurde auf den "Verbleibungs-
eid" besonderes Gewicht gelegt. Die alte Eidesformel ist nicht mehr
bekannt, im Jahre 1753 lautete der Eid wie folgt: "Ich schwöre zu
Gott einen Eid, dass ich das Schmiede-, Härder- oder Schleiffer-
Handwerk an keinem andern Orte als im Fürstentum Berg oder
soweit dasselbige in seinem Bezirk, brauchen, auch keinen andern als
so vom Handwerk ehelich geboren, lehren will, so lange als wir von
unserm Fürsten bei Handwerks-Privilegien geschätzt werden." Wir
haben schon erwähnt, dass sich das Handwerk in drei streng "ge-
schlossene Bruderschaften", die Schmiede, Härter und Schleifer trennte,
deren Zugehörigkeit erblich war. An der Spitze jeder Bruderschaft
stand ein Vogt, über allen stand der herzogliche Obervogt, der ge-
wöhnlich auch der Amtmann von Solingen war. Eine jede Bruder-
schaft hatte ihre Zusammenkünfte in einem "Gaffelhaus" (Vereins-
haus -- Herberge), woselbst auch die Papiere und Dokumente der
Bruderschaft aufbewahrt wurden. Die Abgeschlossenheit der Bruder-
schaften war so streng, dass jeder Bruder die "Kunst" seines Hand-
werks nur den eigenen Söhnen oder an Sohnesstatt angenommenen
lehren durfte. In den Satzungen der Bruderschaften war die Höhe
der täglichen Produktion festgesetzt, um eine Gleichmässigkeit im
Einkommen der Einzelnen zu erzielen 1); so durfte ein Schwertschmied
nicht mehr als vier Schwerter, der Messerschmied nicht mehr denn
zehn Stechmesser, ein "Baselerschmied" (baselard, eine Art Zierdegen)
nicht mehr denn acht, und ein "Cordinschmied" (cordin, eine Art

Ambacht offe Werk leren, as nere as dat von den an Ihn gesonnen wirt, vort so
mag jeglich Mann de da bey der Herd Ind Schleiffen kan, de vürstl. Broderschaft
winnen, vmb eiehzehen Rheinische Gulden off zwanzig Weisspfennige vor
jeglichen Gulden, von welchen eiehzehen Gulden wir hauen sollen zwelff Gulden
und die Broder sechs Gulden (vyss gescheiden doch Eheliche Sohne der Brodere
de in der Broderschaft synt de Broderschaft nit winnen en dorffen noch en sollen,
want sy dazu gebohren sint, doch sollen sy Ihre Ambacht lehren vnder des
Meisters Gebähr und ass der Rath rieth) -- vort solten die Rathluide dat Werk
off Ambacht dat de Schmede off Schmedebroder machen vnder de Broder geleich
theilen, op Ihren Eidt und Bescheidenheit, vort en sall geen Man, der in dieser
Broderschaft is, sprecken vor vnsern Richter den wir alsus gesaet heven in dem
Gerichte sondern vrloff unsres Richters. Ind wer darweder dede, de sall uns ge-
brucks (verbrochen) haven Ind geuen vns vier Schillinge vnd den Broderen zween
Schillinge Collsch Pagemenz.
1) Siehe R. Cronau, Geschichte der Solinger Klingenindustrie, S. 16.

Sauerland, Mark, Berg und die Eifel.
der Schwertfeger und Reider (1412), der Schwertschmiede (1472) und
der Kreuz- und Knopfschmiede (1487) erteilt hatten, bezweckten
einerseits Schutz und Förderung, anderseits die Erhaltung der Indu-
strie im Lande. Die Geheimnisse der Fabrikation sollten nicht in
andere Länder verbracht werden, deshalb wurde auf den „Verbleibungs-
eid“ besonderes Gewicht gelegt. Die alte Eidesformel ist nicht mehr
bekannt, im Jahre 1753 lautete der Eid wie folgt: „Ich schwöre zu
Gott einen Eid, daſs ich das Schmiede-, Härder- oder Schleiffer-
Handwerk an keinem andern Orte als im Fürstentum Berg oder
soweit dasselbige in seinem Bezirk, brauchen, auch keinen andern als
so vom Handwerk ehelich geboren, lehren will, so lange als wir von
unserm Fürsten bei Handwerks-Privilegien geschätzt werden.“ Wir
haben schon erwähnt, daſs sich das Handwerk in drei streng „ge-
schlossene Bruderschaften“, die Schmiede, Härter und Schleifer trennte,
deren Zugehörigkeit erblich war. An der Spitze jeder Bruderschaft
stand ein Vogt, über allen stand der herzogliche Obervogt, der ge-
wöhnlich auch der Amtmann von Solingen war. Eine jede Bruder-
schaft hatte ihre Zusammenkünfte in einem „Gaffelhaus“ (Vereins-
haus — Herberge), woselbst auch die Papiere und Dokumente der
Bruderschaft aufbewahrt wurden. Die Abgeschlossenheit der Bruder-
schaften war so streng, daſs jeder Bruder die „Kunst“ seines Hand-
werks nur den eigenen Söhnen oder an Sohnesstatt angenommenen
lehren durfte. In den Satzungen der Bruderschaften war die Höhe
der täglichen Produktion festgesetzt, um eine Gleichmäſsigkeit im
Einkommen der Einzelnen zu erzielen 1); so durfte ein Schwertschmied
nicht mehr als vier Schwerter, der Messerschmied nicht mehr denn
zehn Stechmesser, ein „Baselerschmied“ (baselard, eine Art Zierdegen)
nicht mehr denn acht, und ein „Cordinschmied“ (cordin, eine Art

Ambacht offe Werk leren, as nere as dat von den an Ihn gesonnen wirt, vort so
mag jeglich Mann de da bey der Herd Ind Schleiffen kan, de vürstl. Broderschaft
winnen, vmb eiehzehen Rheinische Gulden off zwanzig Weiſspfennige vor
jeglichen Gulden, von welchen eiehzehen Gulden wir hauen sollen zwelff Gulden
und die Broder sechs Gulden (vyſs gescheiden doch Eheliche Sohne der Brodere
de in der Broderschaft synt de Broderschaft nit winnen en dorffen noch en sollen,
want sy dazu gebohren sint, doch sollen sy Ihre Ambacht lehren vnder des
Meisters Gebähr und aſs der Rath rieth) — vort solten die Rathluide dat Werk
off Ambacht dat de Schmede off Schmedebroder machen vnder de Broder geleich
theilen, op Ihren Eidt und Bescheidenheit, vort en sall geen Man, der in dieser
Broderschaft is, sprecken vor vnsern Richter den wir alsus gesaet heven in dem
Gerichte sondern vrloff unsres Richters. Ind wer darweder dede, de sall uns ge-
brucks (verbrochen) haven Ind geuen vns vier Schillinge vnd den Broderen zween
Schillinge Collsch Pagemenz.
1) Siehe R. Cronau, Geschichte der Solinger Klingenindustrie, S. 16.
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[824/0844] Sauerland, Mark, Berg und die Eifel. der Schwertfeger und Reider (1412), der Schwertschmiede (1472) und der Kreuz- und Knopfschmiede (1487) erteilt hatten, bezweckten einerseits Schutz und Förderung, anderseits die Erhaltung der Indu- strie im Lande. Die Geheimnisse der Fabrikation sollten nicht in andere Länder verbracht werden, deshalb wurde auf den „Verbleibungs- eid“ besonderes Gewicht gelegt. Die alte Eidesformel ist nicht mehr bekannt, im Jahre 1753 lautete der Eid wie folgt: „Ich schwöre zu Gott einen Eid, daſs ich das Schmiede-, Härder- oder Schleiffer- Handwerk an keinem andern Orte als im Fürstentum Berg oder soweit dasselbige in seinem Bezirk, brauchen, auch keinen andern als so vom Handwerk ehelich geboren, lehren will, so lange als wir von unserm Fürsten bei Handwerks-Privilegien geschätzt werden.“ Wir haben schon erwähnt, daſs sich das Handwerk in drei streng „ge- schlossene Bruderschaften“, die Schmiede, Härter und Schleifer trennte, deren Zugehörigkeit erblich war. An der Spitze jeder Bruderschaft stand ein Vogt, über allen stand der herzogliche Obervogt, der ge- wöhnlich auch der Amtmann von Solingen war. Eine jede Bruder- schaft hatte ihre Zusammenkünfte in einem „Gaffelhaus“ (Vereins- haus — Herberge), woselbst auch die Papiere und Dokumente der Bruderschaft aufbewahrt wurden. Die Abgeschlossenheit der Bruder- schaften war so streng, daſs jeder Bruder die „Kunst“ seines Hand- werks nur den eigenen Söhnen oder an Sohnesstatt angenommenen lehren durfte. In den Satzungen der Bruderschaften war die Höhe der täglichen Produktion festgesetzt, um eine Gleichmäſsigkeit im Einkommen der Einzelnen zu erzielen 1); so durfte ein Schwertschmied nicht mehr als vier Schwerter, der Messerschmied nicht mehr denn zehn Stechmesser, ein „Baselerschmied“ (baselard, eine Art Zierdegen) nicht mehr denn acht, und ein „Cordinschmied“ (cordin, eine Art 3) 1) Siehe R. Cronau, Geschichte der Solinger Klingenindustrie, S. 16. 3) Ambacht offe Werk leren, as nere as dat von den an Ihn gesonnen wirt, vort so mag jeglich Mann de da bey der Herd Ind Schleiffen kan, de vürstl. Broderschaft winnen, vmb eiehzehen Rheinische Gulden off zwanzig Weiſspfennige vor jeglichen Gulden, von welchen eiehzehen Gulden wir hauen sollen zwelff Gulden und die Broder sechs Gulden (vyſs gescheiden doch Eheliche Sohne der Brodere de in der Broderschaft synt de Broderschaft nit winnen en dorffen noch en sollen, want sy dazu gebohren sint, doch sollen sy Ihre Ambacht lehren vnder des Meisters Gebähr und aſs der Rath rieth) — vort solten die Rathluide dat Werk off Ambacht dat de Schmede off Schmedebroder machen vnder de Broder geleich theilen, op Ihren Eidt und Bescheidenheit, vort en sall geen Man, der in dieser Broderschaft is, sprecken vor vnsern Richter den wir alsus gesaet heven in dem Gerichte sondern vrloff unsres Richters. Ind wer darweder dede, de sall uns ge- brucks (verbrochen) haven Ind geuen vns vier Schillinge vnd den Broderen zween Schillinge Collsch Pagemenz.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 824. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/844>, abgerufen am 23.11.2024.