wohl oder übel stehe, ob man mit Nutz und Rat new Gebeu be- fördern und Eissenstein erbauen mocht. Auch ob die Wahr fleissig abgehe, ob auch an Kohlen, Hütten und Hamerzeug zur Beförderung des Handels genugsahm vor der Hannt. Und auch dass man mit Ernst darob halte, dass unsre Holtz-Ordnung mit dem Kohlenwerk gehalten werde" 1). Jede Woche musste schriftlicher Bericht ein- gereicht werden, und die Quartalsrechnungen prüfte er selbst. Die Bergbeamten mussten wöchentlich Berichte einschicken, die er selbst mit Aufmerksamkeit las, wobei er jeden neuen Fund mit Freuden begrüsste. Als 1572 auf dem Zellerfelde ein neues Eisenbergwerk entdeckt war, meldete Herzog Julius dies hocherfreut seiner Stief- mutter, der Herzogin Sophie, übersendet ihr einen aus dem Erträgnis desselben gefertigten eisernen Stuhl und spricht die Hoffnung aus, ihr bald einen silbernen schicken zu können, da auch Rotgültigerz gefunden sei. Bis dahin war auf den Hütten in Grund und bei Gittelde nur Egg- und Pflugstahl, Radschienen, Ketten- und Schaufel- blätter und Blech gemacht worden. Julius liess auch Harnische, Rohre, Geschütze, sowie mancherlei Schmiedestücke anfertigen, vor Allem aber legte er einen Hochofen an mit Giesserei und Frisch- hütten. Allerdings hat wahrscheinlich schon weit früher zu Lerbach oberhalb Osterode ein Hochofen bestanden. In der bereits erwähnten Sammlung von Ofenplatten des Hütteninspektors Schott zu Ilsen- burg befindet sich eine von Lerbach von 1526, von der aber nicht erwiesen ist, dass sie dort gegossen wurde. 1551 war die Lerbacher Hütte im Betriebe. Kirchlich gehörte sie zu Osterode. Auch die Hütte Kattenstein bei Osterode wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegt. 1541 erhielt sie ein neues, von Wasser getriebenes Blaswerk 2).
Auf der Schulenburger Hütte wurde 1572 der erste Hochofen erbaut -- nach Hacke's Bericht wurde 1572 "im Schulenberge ein Maschofen (Masselofen) und Eisenhammer vorgerichtet" --, in diesem Jahre wurden daselbst bereits Gusswaren erzeugt, und 1573 schreibt er: "Der Hochofen am Schulenberge und Eisenhammer gehen um und werden Pucheisen, Unterlagen, Eisenpötte und zweigeschmolzenes Eisen gemacht, davon der Eisenhammer im folgenden Jahre (1574) abgebrannt ist." Der Hochofen auf der Teichhütte bei Gittelde ist wahrscheinlich auch im Jahre 1572 aufgeführt worden. Über diesen,
1) Siehe Calvör, a. a. O., S. 238.
2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 9. Auch bei Altenau bestand damals schon eine Eisenhütte.
Der Oberharz.
wohl oder übel stehe, ob man mit Nutz und Rat new Gebeu be- fördern und Eiſsenstein erbauen mocht. Auch ob die Wahr fleiſsig abgehe, ob auch an Kohlen, Hütten und Hamerzeug zur Beförderung des Handels genugsahm vor der Hannt. Und auch daſs man mit Ernst darob halte, daſs unsre Holtz-Ordnung mit dem Kohlenwerk gehalten werde“ 1). Jede Woche muſste schriftlicher Bericht ein- gereicht werden, und die Quartalsrechnungen prüfte er selbst. Die Bergbeamten muſsten wöchentlich Berichte einschicken, die er selbst mit Aufmerksamkeit las, wobei er jeden neuen Fund mit Freuden begrüſste. Als 1572 auf dem Zellerfelde ein neues Eisenbergwerk entdeckt war, meldete Herzog Julius dies hocherfreut seiner Stief- mutter, der Herzogin Sophie, übersendet ihr einen aus dem Erträgnis desſelben gefertigten eisernen Stuhl und spricht die Hoffnung aus, ihr bald einen silbernen schicken zu können, da auch Rotgültigerz gefunden sei. Bis dahin war auf den Hütten in Grund und bei Gittelde nur Egg- und Pflugstahl, Radschienen, Ketten- und Schaufel- blätter und Blech gemacht worden. Julius lieſs auch Harnische, Rohre, Geschütze, sowie mancherlei Schmiedestücke anfertigen, vor Allem aber legte er einen Hochofen an mit Gieſserei und Frisch- hütten. Allerdings hat wahrscheinlich schon weit früher zu Lerbach oberhalb Osterode ein Hochofen bestanden. In der bereits erwähnten Sammlung von Ofenplatten des Hütteninspektors Schott zu Ilsen- burg befindet sich eine von Lerbach von 1526, von der aber nicht erwiesen ist, daſs sie dort gegossen wurde. 1551 war die Lerbacher Hütte im Betriebe. Kirchlich gehörte sie zu Osterode. Auch die Hütte Kattenstein bei Osterode wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts angelegt. 1541 erhielt sie ein neues, von Wasser getriebenes Blaswerk 2).
Auf der Schulenburger Hütte wurde 1572 der erste Hochofen erbaut — nach Hacke’s Bericht wurde 1572 „im Schulenberge ein Maschofen (Masselofen) und Eisenhammer vorgerichtet“ —, in diesem Jahre wurden daselbst bereits Guſswaren erzeugt, und 1573 schreibt er: „Der Hochofen am Schulenberge und Eisenhammer gehen um und werden Pucheisen, Unterlagen, Eisenpötte und zweigeschmolzenes Eisen gemacht, davon der Eisenhammer im folgenden Jahre (1574) abgebrannt ist.“ Der Hochofen auf der Teichhütte bei Gittelde ist wahrscheinlich auch im Jahre 1572 aufgeführt worden. Über diesen,
1) Siehe Calvör, a. a. O., S. 238.
2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 9. Auch bei Altenau bestand damals schon eine Eisenhütte.
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Der Oberharz.
wohl oder übel stehe, ob man mit Nutz und Rat new Gebeu be-
fördern und Eiſsenstein erbauen mocht. Auch ob die Wahr fleiſsig
abgehe, ob auch an Kohlen, Hütten und Hamerzeug zur Beförderung
des Handels genugsahm vor der Hannt. Und auch daſs man mit
Ernst darob halte, daſs unsre Holtz-Ordnung mit dem Kohlenwerk
gehalten werde“ 1). Jede Woche muſste schriftlicher Bericht ein-
gereicht werden, und die Quartalsrechnungen prüfte er selbst. Die
Bergbeamten muſsten wöchentlich Berichte einschicken, die er selbst
mit Aufmerksamkeit las, wobei er jeden neuen Fund mit Freuden
begrüſste. Als 1572 auf dem Zellerfelde ein neues Eisenbergwerk
entdeckt war, meldete Herzog Julius dies hocherfreut seiner Stief-
mutter, der Herzogin Sophie, übersendet ihr einen aus dem Erträgnis
desſelben gefertigten eisernen Stuhl und spricht die Hoffnung aus,
ihr bald einen silbernen schicken zu können, da auch Rotgültigerz
gefunden sei. Bis dahin war auf den Hütten in Grund und bei
Gittelde nur Egg- und Pflugstahl, Radschienen, Ketten- und Schaufel-
blätter und Blech gemacht worden. Julius lieſs auch Harnische,
Rohre, Geschütze, sowie mancherlei Schmiedestücke anfertigen, vor
Allem aber legte er einen Hochofen an mit Gieſserei und Frisch-
hütten. Allerdings hat wahrscheinlich schon weit früher zu Lerbach
oberhalb Osterode ein Hochofen bestanden. In der bereits erwähnten
Sammlung von Ofenplatten des Hütteninspektors Schott zu Ilsen-
burg befindet sich eine von Lerbach von 1526, von der aber nicht
erwiesen ist, daſs sie dort gegossen wurde. 1551 war die Lerbacher
Hütte im Betriebe. Kirchlich gehörte sie zu Osterode. Auch die
Hütte Kattenstein bei Osterode wurde in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts angelegt. 1541 erhielt sie ein neues, von Wasser
getriebenes Blaswerk 2).
Auf der Schulenburger Hütte wurde 1572 der erste Hochofen
erbaut — nach Hacke’s Bericht wurde 1572 „im Schulenberge ein
Maschofen (Masselofen) und Eisenhammer vorgerichtet“ —, in diesem
Jahre wurden daselbst bereits Guſswaren erzeugt, und 1573 schreibt
er: „Der Hochofen am Schulenberge und Eisenhammer gehen um
und werden Pucheisen, Unterlagen, Eisenpötte und zweigeschmolzenes
Eisen gemacht, davon der Eisenhammer im folgenden Jahre (1574)
abgebrannt ist.“ Der Hochofen auf der Teichhütte bei Gittelde ist
wahrscheinlich auch im Jahre 1572 aufgeführt worden. Über diesen,
1) Siehe Calvör, a. a. O., S. 238.
2) Siehe Wedding, a. a. O., S. 9. Auch bei Altenau bestand damals schon
eine Eisenhütte.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 786. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/806>, abgerufen am 23.11.2024.
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