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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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berge übernommen hatte, zur Seite. Mit diesen wurden eingehende
Beratungen gepflogen über Ausdehnung und Ertragserhöhung der Berg-
werke. Nach ihren Vorschlägen wurden neue Stollen getrieben, ver-
fallene Schächte wieder hergestellt u. s. w.

Mit der Erweiterung des Bergbaues ging der Aufschwung des
Hüttenwesens Hand in Hand. Bei diesem konnte der Herzog noch
mehr seine Kenntnisse und seine Erfindungsgabe verwerten. Die Er-
findung, aus Ofengalmei, d. h. aus zinkischen Ofenbrüchen und Kupfer,
Messing herzustellen, wird ihm zwar mit Unrecht zugeschrieben, die-
selbe rührt vielmehr von dem oben genannten Eramus Ebener her,
aber der Herzog benutzte sie zuerst und war selbst unermüdlich, um
für seine Messinggiesserei neue Verwendungen, Formen und Modelle
zu ersinnen. Zu Bündheim, unweit Harzburg, legte er die erste
Messinghütte an, die schon 1574 für 50000 Gulden Waren im Jahre
machte. Mit dem Aufschwunge des Rammelsberger Bergbaues Hand
in Hand ging der grossartige Hüttenbetrieb auf Blei und Silber in
der Gegend von Goslar. Im Jahre 1569 lagerten in den herzoglichen
Faktoreien nicht weniger als 60000 Centner Blei im Werte von
112500 Thalern, und Hans von Schweinichen versichert in seinen
Denkwürdigkeiten, der Herzog habe ihm bei seinem Besuche in
Wolfenbüttel gesagt, "er sei willens, die ganze Stadt anstatt des
Steinpflasters mit Blei zu besetzen, welches man in vorfallender Not
alle Zeiten wieder aufheben und gebrauchen möge, welches Bleies
Anzahl fast unglaublich gewesen". Er liess nach seinen Angaben
vielerlei Dinge aus Blei anfertigen: Wasserspritzen mit Pumpen,
Kronleuchter, Wasserlasser, Kugeln und Feuerbälle, selbst Geschütze,
ferner "Grasbänke und allerhand gegossene vernünftige Historien nach
der Vernunft und den Tugenden und Lastern für den Lustgarten 1)".

Des Herzogs bergmännisches Interesse beschränkte sich nicht auf
Erz und Eisen, mit dem gleichen Eifer schürfte er nach Steinkohlen,
Salz, Baumaterialien und andern Fossilien. Er legte viele Steinbrüche
am Harze an, die vorzügliches Baumaterial lieferten; er erschloss
Lager von Alabaster und Marmorarten 2). Seine Schlosskapelle in
Wolfenbüttel liess der Herzog mit "einem neuen von Marmor und
Alabastersteinen, die Se. Fürstl. Gnaden an der Asse erstlich erfunden
und brechen lassen, ausgehauenen schönen Altar" verzieren. Auch

1) Vergl. das ausführliche Verzeichnis von Blei-, Messing- u. s. w. Waren
bei Sack, Herzog Julius als Fabrikant und Kaufmann. Zeitschr. des Harzvereins,
1870, Bd. III, S. 316 etc.
2) Siehe Heinemann, a. a. O., S. 418.

Der Oberharz.
berge übernommen hatte, zur Seite. Mit diesen wurden eingehende
Beratungen gepflogen über Ausdehnung und Ertragserhöhung der Berg-
werke. Nach ihren Vorschlägen wurden neue Stollen getrieben, ver-
fallene Schächte wieder hergestellt u. s. w.

Mit der Erweiterung des Bergbaues ging der Aufschwung des
Hüttenwesens Hand in Hand. Bei diesem konnte der Herzog noch
mehr seine Kenntnisse und seine Erfindungsgabe verwerten. Die Er-
findung, aus Ofengalmei, d. h. aus zinkischen Ofenbrüchen und Kupfer,
Messing herzustellen, wird ihm zwar mit Unrecht zugeschrieben, die-
selbe rührt vielmehr von dem oben genannten Eramus Ebener her,
aber der Herzog benutzte sie zuerst und war selbst unermüdlich, um
für seine Messinggieſserei neue Verwendungen, Formen und Modelle
zu ersinnen. Zu Bündheim, unweit Harzburg, legte er die erste
Messinghütte an, die schon 1574 für 50000 Gulden Waren im Jahre
machte. Mit dem Aufschwunge des Rammelsberger Bergbaues Hand
in Hand ging der groſsartige Hüttenbetrieb auf Blei und Silber in
der Gegend von Goslar. Im Jahre 1569 lagerten in den herzoglichen
Faktoreien nicht weniger als 60000 Centner Blei im Werte von
112500 Thalern, und Hans von Schweinichen versichert in seinen
Denkwürdigkeiten, der Herzog habe ihm bei seinem Besuche in
Wolfenbüttel gesagt, „er sei willens, die ganze Stadt anstatt des
Steinpflasters mit Blei zu besetzen, welches man in vorfallender Not
alle Zeiten wieder aufheben und gebrauchen möge, welches Bleies
Anzahl fast unglaublich gewesen“. Er lieſs nach seinen Angaben
vielerlei Dinge aus Blei anfertigen: Wasserspritzen mit Pumpen,
Kronleuchter, Wasserlasser, Kugeln und Feuerbälle, selbst Geschütze,
ferner „Grasbänke und allerhand gegossene vernünftige Historien nach
der Vernunft und den Tugenden und Lastern für den Lustgarten 1)“.

Des Herzogs bergmännisches Interesse beschränkte sich nicht auf
Erz und Eisen, mit dem gleichen Eifer schürfte er nach Steinkohlen,
Salz, Baumaterialien und andern Fossilien. Er legte viele Steinbrüche
am Harze an, die vorzügliches Baumaterial lieferten; er erschloſs
Lager von Alabaster und Marmorarten 2). Seine Schloſskapelle in
Wolfenbüttel lieſs der Herzog mit „einem neuen von Marmor und
Alabastersteinen, die Se. Fürstl. Gnaden an der Asse erstlich erfunden
und brechen lassen, ausgehauenen schönen Altar“ verzieren. Auch

1) Vergl. das ausführliche Verzeichnis von Blei-, Messing- u. s. w. Waren
bei Sack, Herzog Julius als Fabrikant und Kaufmann. Zeitschr. des Harzvereins,
1870, Bd. III, S. 316 etc.
2) Siehe Heinemann, a. a. O., S. 418.
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[782/0802] Der Oberharz. berge übernommen hatte, zur Seite. Mit diesen wurden eingehende Beratungen gepflogen über Ausdehnung und Ertragserhöhung der Berg- werke. Nach ihren Vorschlägen wurden neue Stollen getrieben, ver- fallene Schächte wieder hergestellt u. s. w. Mit der Erweiterung des Bergbaues ging der Aufschwung des Hüttenwesens Hand in Hand. Bei diesem konnte der Herzog noch mehr seine Kenntnisse und seine Erfindungsgabe verwerten. Die Er- findung, aus Ofengalmei, d. h. aus zinkischen Ofenbrüchen und Kupfer, Messing herzustellen, wird ihm zwar mit Unrecht zugeschrieben, die- selbe rührt vielmehr von dem oben genannten Eramus Ebener her, aber der Herzog benutzte sie zuerst und war selbst unermüdlich, um für seine Messinggieſserei neue Verwendungen, Formen und Modelle zu ersinnen. Zu Bündheim, unweit Harzburg, legte er die erste Messinghütte an, die schon 1574 für 50000 Gulden Waren im Jahre machte. Mit dem Aufschwunge des Rammelsberger Bergbaues Hand in Hand ging der groſsartige Hüttenbetrieb auf Blei und Silber in der Gegend von Goslar. Im Jahre 1569 lagerten in den herzoglichen Faktoreien nicht weniger als 60000 Centner Blei im Werte von 112500 Thalern, und Hans von Schweinichen versichert in seinen Denkwürdigkeiten, der Herzog habe ihm bei seinem Besuche in Wolfenbüttel gesagt, „er sei willens, die ganze Stadt anstatt des Steinpflasters mit Blei zu besetzen, welches man in vorfallender Not alle Zeiten wieder aufheben und gebrauchen möge, welches Bleies Anzahl fast unglaublich gewesen“. Er lieſs nach seinen Angaben vielerlei Dinge aus Blei anfertigen: Wasserspritzen mit Pumpen, Kronleuchter, Wasserlasser, Kugeln und Feuerbälle, selbst Geschütze, ferner „Grasbänke und allerhand gegossene vernünftige Historien nach der Vernunft und den Tugenden und Lastern für den Lustgarten 1)“. Des Herzogs bergmännisches Interesse beschränkte sich nicht auf Erz und Eisen, mit dem gleichen Eifer schürfte er nach Steinkohlen, Salz, Baumaterialien und andern Fossilien. Er legte viele Steinbrüche am Harze an, die vorzügliches Baumaterial lieferten; er erschloſs Lager von Alabaster und Marmorarten 2). Seine Schloſskapelle in Wolfenbüttel lieſs der Herzog mit „einem neuen von Marmor und Alabastersteinen, die Se. Fürstl. Gnaden an der Asse erstlich erfunden und brechen lassen, ausgehauenen schönen Altar“ verzieren. Auch 1) Vergl. das ausführliche Verzeichnis von Blei-, Messing- u. s. w. Waren bei Sack, Herzog Julius als Fabrikant und Kaufmann. Zeitschr. des Harzvereins, 1870, Bd. III, S. 316 etc. 2) Siehe Heinemann, a. a. O., S. 418.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/802>, abgerufen am 23.11.2024.