turften ohne unser Burger zu St. Veit daselbs in Kerndten und menigliches Irrung und Hindernus."
Die Althofener besassen ältere Vorrechte in Bezug auf den Eisen- handel, welche ihnen von den Salzburger Bischöfen verliehen waren; die St. Veiter aber wurden von den österreichischen Fürsten unter- stützt.
Durch Jahrhunderte hatten die Altenhofener die Eisenniederlage des Hüttenberger Erzlagers, bis der ungarische Krieg eine Unter- brechung verursachte, indem die Althofener Eisenniederlage fünf Jahre hindurch aufgehoben wurde.
Es geschah dies im Interesse und nicht ohne Mitwirkung Kaiser Friedrichs III.
Erzbischof Friedrich V. von Schaumburg erhielt zwar für das Stift Salzburg das Bergwerk am Hüttenberg zurück, aber die Fehde der beiden Eisenniederlagsstädte St. Veit und Althofen kam deshalb nicht zur Ruhe. Nach Wiederaufrichtung ihrer Eisenniederlage be- mühten sich die Althofener, den Alleinverkauf vom Eisen an sich zu bringen 1) und die St. Veiter gänzlich aus der Eisenwurze zu ver- drängen, gestützt auf das historische Recht, laut welchem "das Berg- werk Hüttenberg, Mosinz und Lölling mit aller Obrigkeit, den Werch- gaden (Hüttengebäuden), Hämmern, Plahäusern und die Wasserflüsse, an welchen die Plahäuser und Hämmer stehen, Eigentum der salzbur- gischen Erzbischöfe seien, die alle Regalien eingehoben haben". Doch die St. Veiter kümmerten sich wenig um das historische Recht und brachten durch Anbietung von sehr geringen Eisenpreisen an die Althofener Händler, sowie durch heimliche Darlehen an die Radmeister auf jenes Eisen, welches bereits durch Vorschüsse den Althofener Händ- lern verlehnt war, grosse Irrungen, sogar Stockungen in den Eisen- handel. Durch Anbietung eines höheren Eisenpreises am Stock für Lieferungen von Eisen nach St. Veit mit Umgehung der Althofener Niederlage und Maut suchten sie die Althofener ganz aus den Bergen zu verdrängen, ja es kam sogar zu Thätlichkeiten, indem Althofener und St. Veiter sich gegenseitig Pferde und Wagen auf offenen Strassen konfiszierten. Veit Gotthard und Gleissmüller waren zwei Eisen- händler in St. Veit, die hierbei eine hervorragende Rolle spielten.
Die Radmeister selbst richteten aber ebenfalls viel Irrung zu ihrem eigenen Nachteile unter den Eisenhändlern an. Leichtfertige Radmeister hatten auf ihr Eisen von St. Veiter und Althofener Händ-
1) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., S. 44.
Kärnten.
turften ohne unser Burger zu St. Veit daselbs in Kerndten und menigliches Irrung und Hindernus.“
Die Althofener besaſsen ältere Vorrechte in Bezug auf den Eisen- handel, welche ihnen von den Salzburger Bischöfen verliehen waren; die St. Veiter aber wurden von den österreichischen Fürsten unter- stützt.
Durch Jahrhunderte hatten die Altenhofener die Eisenniederlage des Hüttenberger Erzlagers, bis der ungarische Krieg eine Unter- brechung verursachte, indem die Althofener Eisenniederlage fünf Jahre hindurch aufgehoben wurde.
Es geschah dies im Interesse und nicht ohne Mitwirkung Kaiser Friedrichs III.
Erzbischof Friedrich V. von Schaumburg erhielt zwar für das Stift Salzburg das Bergwerk am Hüttenberg zurück, aber die Fehde der beiden Eisenniederlagsstädte St. Veit und Althofen kam deshalb nicht zur Ruhe. Nach Wiederaufrichtung ihrer Eisenniederlage be- mühten sich die Althofener, den Alleinverkauf vom Eisen an sich zu bringen 1) und die St. Veiter gänzlich aus der Eisenwurze zu ver- drängen, gestützt auf das historische Recht, laut welchem „das Berg- werk Hüttenberg, Mosinz und Lölling mit aller Obrigkeit, den Werch- gaden (Hüttengebäuden), Hämmern, Plahäusern und die Wasserflüsse, an welchen die Plahäuser und Hämmer stehen, Eigentum der salzbur- gischen Erzbischöfe seien, die alle Regalien eingehoben haben“. Doch die St. Veiter kümmerten sich wenig um das historische Recht und brachten durch Anbietung von sehr geringen Eisenpreisen an die Althofener Händler, sowie durch heimliche Darlehen an die Radmeister auf jenes Eisen, welches bereits durch Vorschüsse den Althofener Händ- lern verlehnt war, groſse Irrungen, sogar Stockungen in den Eisen- handel. Durch Anbietung eines höheren Eisenpreises am Stock für Lieferungen von Eisen nach St. Veit mit Umgehung der Althofener Niederlage und Maut suchten sie die Althofener ganz aus den Bergen zu verdrängen, ja es kam sogar zu Thätlichkeiten, indem Althofener und St. Veiter sich gegenseitig Pferde und Wagen auf offenen Straſsen konfiszierten. Veit Gotthard und Gleiſsmüller waren zwei Eisen- händler in St. Veit, die hierbei eine hervorragende Rolle spielten.
Die Radmeister selbst richteten aber ebenfalls viel Irrung zu ihrem eigenen Nachteile unter den Eisenhändlern an. Leichtfertige Radmeister hatten auf ihr Eisen von St. Veiter und Althofener Händ-
1) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., S. 44.
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Kärnten.
turften ohne unser Burger zu St. Veit daselbs in Kerndten und
menigliches Irrung und Hindernus.“
Die Althofener besaſsen ältere Vorrechte in Bezug auf den Eisen-
handel, welche ihnen von den Salzburger Bischöfen verliehen waren;
die St. Veiter aber wurden von den österreichischen Fürsten unter-
stützt.
Durch Jahrhunderte hatten die Altenhofener die Eisenniederlage
des Hüttenberger Erzlagers, bis der ungarische Krieg eine Unter-
brechung verursachte, indem die Althofener Eisenniederlage fünf Jahre
hindurch aufgehoben wurde.
Es geschah dies im Interesse und nicht ohne Mitwirkung Kaiser
Friedrichs III.
Erzbischof Friedrich V. von Schaumburg erhielt zwar für das
Stift Salzburg das Bergwerk am Hüttenberg zurück, aber die Fehde
der beiden Eisenniederlagsstädte St. Veit und Althofen kam deshalb
nicht zur Ruhe. Nach Wiederaufrichtung ihrer Eisenniederlage be-
mühten sich die Althofener, den Alleinverkauf vom Eisen an sich zu
bringen 1) und die St. Veiter gänzlich aus der Eisenwurze zu ver-
drängen, gestützt auf das historische Recht, laut welchem „das Berg-
werk Hüttenberg, Mosinz und Lölling mit aller Obrigkeit, den Werch-
gaden (Hüttengebäuden), Hämmern, Plahäusern und die Wasserflüsse,
an welchen die Plahäuser und Hämmer stehen, Eigentum der salzbur-
gischen Erzbischöfe seien, die alle Regalien eingehoben haben“. Doch
die St. Veiter kümmerten sich wenig um das historische Recht und
brachten durch Anbietung von sehr geringen Eisenpreisen an die
Althofener Händler, sowie durch heimliche Darlehen an die Radmeister
auf jenes Eisen, welches bereits durch Vorschüsse den Althofener Händ-
lern verlehnt war, groſse Irrungen, sogar Stockungen in den Eisen-
handel. Durch Anbietung eines höheren Eisenpreises am Stock für
Lieferungen von Eisen nach St. Veit mit Umgehung der Althofener
Niederlage und Maut suchten sie die Althofener ganz aus den Bergen
zu verdrängen, ja es kam sogar zu Thätlichkeiten, indem Althofener
und St. Veiter sich gegenseitig Pferde und Wagen auf offenen Straſsen
konfiszierten. Veit Gotthard und Gleiſsmüller waren zwei Eisen-
händler in St. Veit, die hierbei eine hervorragende Rolle spielten.
Die Radmeister selbst richteten aber ebenfalls viel Irrung zu
ihrem eigenen Nachteile unter den Eisenhändlern an. Leichtfertige
Radmeister hatten auf ihr Eisen von St. Veiter und Althofener Händ-
1) Siehe Münichsdorfer, a. a. O., S. 44.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/664>, abgerufen am 22.11.2024.
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