erbauen, jedoch gegen folgende Bedingungen: dass er alle Arbeiten sogleich einstelle, wenn seine Eisenerzeugnisse dem leobnischen Eisen offenbaren Eintrag thue; dass er seinem rauhen und geschlagenen Eisen eine andere Gestaltung und Biegung gebe, wie ihm vom Vordern- berger Amtmann Veit Zollner vorgezeichnet werde, und endlich, dass er an die landesfürstliche Kammer von jedem Centner die Hälfte von dem, was für das Vordernberger Eisen vorgeschrieben sei, bezahle.
In den Kämpfen gegen die Türken war viel Geschütz und Muni- tion verloren und verbraucht worden, so dass im Jahre 1544 grosser Mangel daran war. Zur Herstellung des neuen Geschützes, wozu Anton Fugger in Augsburg 800 Centner Kupfer liefern musste, hatten Vordernberg und Eisenerz das Schmiedeeisen zu beschaffen 1), und der vorerwähnte kunstfertige, thätige Eisengewerke Peter Hof- kircher in Mürzzuschlag verfertigte auf Bestellung 4000 Kartaunen- kugeln, 1000 "Singerinkugeln", 332 Quartierschlangenkugeln, 6000 Fal- konettenkugeln, und zwar für die Kugeln über 10 Pfund 2 Gulden 4 Schillingpfennige, für die Kugeln von 10 bis 5 Pfund 3 Gulden, von 5 bis 1/2 Pfund 4 Gulden, und für die unter 1/2 Pfund 5 Gulden auf den Centner.
Weil das Stift St. Lambrecht mit seinen Eisenerzeugnissen in zwei Schmelzhütten oder Plahäusern am zellerischen Eisenberge sich nicht genau an das landesfürstliche Mandat und an die allgemeine Eisenordnung gehalten hatte, liess König Ferdinand am 28. Juli 1545 auf alle dessen Eisenerzeugnisse Beschlag legen, sie insgesamt nach Mürzzuschlag führen und dessen beide Schmelzhütten sperren, welche strenge Massregel im folgenden Jahre auf die dringende Beschwerde des Stiftes hin wieder aufgehoben wurde 2).
Im Jahre 1548 erschollen gegen die 19 Radwerke im Innernberg des Eisenerzes vielfache Beschwerden über Mangel an Rauheisen bei den Hammerstätten; wobei jedoch diese die Schuld den vielen Häm- mern beimassen, welche der Abt Valentin von Admont hatte neu erbauen lassen. Aber der Abt wies gegenüber einer königlichen Kommission das Bestehen vieler Hämmer in Weissenbach, St. Gallen, Reifling, Landl, Laimbach u. s. w. auf dem Eigenboden der stiftischen Herrschaft Gallenstein, weit über hundert Jahre, seine Regalien und den Besitz der Grundherrlichkeit von Gallenstein schon seit des Stiftes Gründung (1074) nach und behauptete sein Recht.
1) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 487.
2) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 497.
Beck, Geschichte des Eisens. 40
Steiermark.
erbauen, jedoch gegen folgende Bedingungen: daſs er alle Arbeiten sogleich einstelle, wenn seine Eisenerzeugnisse dem leobnischen Eisen offenbaren Eintrag thue; dass er seinem rauhen und geschlagenen Eisen eine andere Gestaltung und Biegung gebe, wie ihm vom Vordern- berger Amtmann Veit Zollner vorgezeichnet werde, und endlich, daſs er an die landesfürstliche Kammer von jedem Centner die Hälfte von dem, was für das Vordernberger Eisen vorgeschrieben sei, bezahle.
In den Kämpfen gegen die Türken war viel Geschütz und Muni- tion verloren und verbraucht worden, so daſs im Jahre 1544 groſser Mangel daran war. Zur Herstellung des neuen Geschützes, wozu Anton Fugger in Augsburg 800 Centner Kupfer liefern muſste, hatten Vordernberg und Eisenerz das Schmiedeeisen zu beschaffen 1), und der vorerwähnte kunstfertige, thätige Eisengewerke Peter Hof- kircher in Mürzzuschlag verfertigte auf Bestellung 4000 Kartaunen- kugeln, 1000 „Singerinkugeln“, 332 Quartierschlangenkugeln, 6000 Fal- konettenkugeln, und zwar für die Kugeln über 10 Pfund 2 Gulden 4 Schillingpfennige, für die Kugeln von 10 bis 5 Pfund 3 Gulden, von 5 bis ½ Pfund 4 Gulden, und für die unter ½ Pfund 5 Gulden auf den Centner.
Weil das Stift St. Lambrecht mit seinen Eisenerzeugnissen in zwei Schmelzhütten oder Plahäusern am zellerischen Eisenberge sich nicht genau an das landesfürstliche Mandat und an die allgemeine Eisenordnung gehalten hatte, lieſs König Ferdinand am 28. Juli 1545 auf alle dessen Eisenerzeugnisse Beschlag legen, sie insgesamt nach Mürzzuschlag führen und dessen beide Schmelzhütten sperren, welche strenge Maſsregel im folgenden Jahre auf die dringende Beschwerde des Stiftes hin wieder aufgehoben wurde 2).
Im Jahre 1548 erschollen gegen die 19 Radwerke im Innernberg des Eisenerzes vielfache Beschwerden über Mangel an Rauheisen bei den Hammerstätten; wobei jedoch diese die Schuld den vielen Häm- mern beimaſsen, welche der Abt Valentin von Admont hatte neu erbauen lassen. Aber der Abt wies gegenüber einer königlichen Kommission das Bestehen vieler Hämmer in Weissenbach, St. Gallen, Reifling, Landl, Laimbach u. s. w. auf dem Eigenboden der stiftischen Herrschaft Gallenstein, weit über hundert Jahre, seine Regalien und den Besitz der Grundherrlichkeit von Gallenstein schon seit des Stiftes Gründung (1074) nach und behauptete sein Recht.
1) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 487.
2) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 497.
Beck, Geschichte des Eisens. 40
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Steiermark.
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offenbaren Eintrag thue; dass er seinem rauhen und geschlagenen
Eisen eine andere Gestaltung und Biegung gebe, wie ihm vom Vordern-
berger Amtmann Veit Zollner vorgezeichnet werde, und endlich,
daſs er an die landesfürstliche Kammer von jedem Centner die Hälfte
von dem, was für das Vordernberger Eisen vorgeschrieben sei,
bezahle.
In den Kämpfen gegen die Türken war viel Geschütz und Muni-
tion verloren und verbraucht worden, so daſs im Jahre 1544 groſser
Mangel daran war. Zur Herstellung des neuen Geschützes, wozu
Anton Fugger in Augsburg 800 Centner Kupfer liefern muſste,
hatten Vordernberg und Eisenerz das Schmiedeeisen zu beschaffen 1),
und der vorerwähnte kunstfertige, thätige Eisengewerke Peter Hof-
kircher in Mürzzuschlag verfertigte auf Bestellung 4000 Kartaunen-
kugeln, 1000 „Singerinkugeln“, 332 Quartierschlangenkugeln, 6000 Fal-
konettenkugeln, und zwar für die Kugeln über 10 Pfund 2 Gulden
4 Schillingpfennige, für die Kugeln von 10 bis 5 Pfund 3 Gulden,
von 5 bis ½ Pfund 4 Gulden, und für die unter ½ Pfund 5 Gulden
auf den Centner.
Weil das Stift St. Lambrecht mit seinen Eisenerzeugnissen in
zwei Schmelzhütten oder Plahäusern am zellerischen Eisenberge sich
nicht genau an das landesfürstliche Mandat und an die allgemeine
Eisenordnung gehalten hatte, lieſs König Ferdinand am 28. Juli 1545
auf alle dessen Eisenerzeugnisse Beschlag legen, sie insgesamt nach
Mürzzuschlag führen und dessen beide Schmelzhütten sperren, welche
strenge Maſsregel im folgenden Jahre auf die dringende Beschwerde
des Stiftes hin wieder aufgehoben wurde 2).
Im Jahre 1548 erschollen gegen die 19 Radwerke im Innernberg
des Eisenerzes vielfache Beschwerden über Mangel an Rauheisen bei
den Hammerstätten; wobei jedoch diese die Schuld den vielen Häm-
mern beimaſsen, welche der Abt Valentin von Admont hatte neu
erbauen lassen. Aber der Abt wies gegenüber einer königlichen
Kommission das Bestehen vieler Hämmer in Weissenbach, St. Gallen,
Reifling, Landl, Laimbach u. s. w. auf dem Eigenboden der stiftischen
Herrschaft Gallenstein, weit über hundert Jahre, seine Regalien und
den Besitz der Grundherrlichkeit von Gallenstein schon seit des
Stiftes Gründung (1074) nach und behauptete sein Recht.
1) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 487.
2) Siehe v. Muchar, a. a. O., Bd. VIII, S. 497.
Beck, Geschichte des Eisens. 40
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/645>, abgerufen am 22.11.2024.
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