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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Iserlohn und die Klingen, Messerwaren und Sensen von Solingen
und Lennep nach den Niederlanden, besonders nach Antwerpen, von
wo sie über See verführt wurden. Eisen und Stahl des Siegerlandes
wurden besonders in Köln, Worms und Frankfurt zu Markt gebracht.
Nassauisches Eisen wurde zur Messe nach Frankfurt gebracht.

Der Haupteisenmarkt in Frankfurt war an und auf dem Main.
Als 1385 die Stadt städtisches Eisen verkaufen wollte, bot sie das-
selbe auf einem Schiffe feil, und als sich keine Käufer fanden, musste
sie es wieder auf den alten Platz zurückbringen lassen1). Frankfurts
Handel war im 16. Jahrhundert von grosser Bedeutung. Franz I. von
Frankreich nennt Frankfurt in einem Schreiben fast die wichtigste
Handelsstadt der Welt. Die Hansen brachten Metalle, Pulver und
Schiessgewehre zu Markt; steirisches Eisen und sächsisches Silber
wurden stark gehandelt. Frankfurt war damals der Hauptmarkt für
Westdeutschland und die Niederlande; seine Messe war weltberühmt.
Schon am 31. Januar 1391 hatte Erzbischof Friedrich III. von Köln
den Kölner Kaufleuten, die zur Frankfurter Messe reisten, sicheres
Geleit zugesagt, und ebenso am 26. Juli 1394 der Bürgermeister und
Rat der Stadt Mainz.

Harzer Eisen wurde hauptsächlich in Goslar gehandelt und ging
teils nach den Seestädten, teils über Erfurt nach Thüringen u. s. w.
In Schlesien war in dem Fürstentume Sagan starker Eisenhandel.
Die Eisenwaren gingen meist nach Breslau und von da weiter.
Frankfurt a. O. war der Hauptmessplatz für den slawischen Osten.
In Norddeutschland hatte die Hansa den Eisenhandel in Händen, und
zwar handelte sie hauptsächlich mit schwedischem Eisen (Osemund),
das über Lübeck importiert wurde. Dieser Handel bewegte sich teils
auf dem Seewege, teils ging er über Land. Die Hauptstrasse führte
über Soest nach Dortmund und von da nach den Niederlanden. In
den Steuerrollen von Osnabrück vom 15. Jahrhundert wird Stahl und
Eisen als Hauptartikel aufgeführt, getrennt hiervon wird Osemund
und Lenneper Eisen genannt. -- Ebenso nennen die Dortmunder Zoll-
rollen Eisen und Stahl, Waffen, Panzer und Harnische als wichtige
Gegenstände des einheimischen Handels wie der Durchfuhr.

Von Dortmund führten Haupthandelsstrassen nach Köln und nach
Duisburg. Von Köln ging der Handel nach den Niederlanden teils
über Neuss nach Aachen, teils auf dem Rhein über Duisburg, Wesel
und Emmerich. Alle diese Städte waren zum Schutz mit starken

1) Siehe Krigk, Frankfurter Bürgerzwiste im Mittelalter, S. 312.

Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
Iserlohn und die Klingen, Messerwaren und Sensen von Solingen
und Lennep nach den Niederlanden, besonders nach Antwerpen, von
wo sie über See verführt wurden. Eisen und Stahl des Siegerlandes
wurden besonders in Köln, Worms und Frankfurt zu Markt gebracht.
Nassauisches Eisen wurde zur Messe nach Frankfurt gebracht.

Der Haupteisenmarkt in Frankfurt war an und auf dem Main.
Als 1385 die Stadt städtisches Eisen verkaufen wollte, bot sie das-
ſelbe auf einem Schiffe feil, und als sich keine Käufer fanden, muſste
sie es wieder auf den alten Platz zurückbringen lassen1). Frankfurts
Handel war im 16. Jahrhundert von groſser Bedeutung. Franz I. von
Frankreich nennt Frankfurt in einem Schreiben fast die wichtigste
Handelsstadt der Welt. Die Hansen brachten Metalle, Pulver und
Schieſsgewehre zu Markt; steirisches Eisen und sächsisches Silber
wurden stark gehandelt. Frankfurt war damals der Hauptmarkt für
Westdeutschland und die Niederlande; seine Messe war weltberühmt.
Schon am 31. Januar 1391 hatte Erzbischof Friedrich III. von Köln
den Kölner Kaufleuten, die zur Frankfurter Messe reisten, sicheres
Geleit zugesagt, und ebenso am 26. Juli 1394 der Bürgermeister und
Rat der Stadt Mainz.

Harzer Eisen wurde hauptsächlich in Goslar gehandelt und ging
teils nach den Seestädten, teils über Erfurt nach Thüringen u. s. w.
In Schlesien war in dem Fürstentume Sagan starker Eisenhandel.
Die Eisenwaren gingen meist nach Breslau und von da weiter.
Frankfurt a. O. war der Hauptmeſsplatz für den slawischen Osten.
In Norddeutschland hatte die Hansa den Eisenhandel in Händen, und
zwar handelte sie hauptsächlich mit schwedischem Eisen (Osemund),
das über Lübeck importiert wurde. Dieser Handel bewegte sich teils
auf dem Seewege, teils ging er über Land. Die Hauptstraſse führte
über Soest nach Dortmund und von da nach den Niederlanden. In
den Steuerrollen von Osnabrück vom 15. Jahrhundert wird Stahl und
Eisen als Hauptartikel aufgeführt, getrennt hiervon wird Osemund
und Lenneper Eisen genannt. — Ebenso nennen die Dortmunder Zoll-
rollen Eisen und Stahl, Waffen, Panzer und Harnische als wichtige
Gegenstände des einheimischen Handels wie der Durchfuhr.

Von Dortmund führten Haupthandelsstraſsen nach Köln und nach
Duisburg. Von Köln ging der Handel nach den Niederlanden teils
über Neuſs nach Aachen, teils auf dem Rhein über Duisburg, Wesel
und Emmerich. Alle diese Städte waren zum Schutz mit starken

1) Siehe Krigk, Frankfurter Bürgerzwiste im Mittelalter, S. 312.
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[570/0590] Der Eisenhandel und die deutsche Hansa. Iserlohn und die Klingen, Messerwaren und Sensen von Solingen und Lennep nach den Niederlanden, besonders nach Antwerpen, von wo sie über See verführt wurden. Eisen und Stahl des Siegerlandes wurden besonders in Köln, Worms und Frankfurt zu Markt gebracht. Nassauisches Eisen wurde zur Messe nach Frankfurt gebracht. Der Haupteisenmarkt in Frankfurt war an und auf dem Main. Als 1385 die Stadt städtisches Eisen verkaufen wollte, bot sie das- ſelbe auf einem Schiffe feil, und als sich keine Käufer fanden, muſste sie es wieder auf den alten Platz zurückbringen lassen 1). Frankfurts Handel war im 16. Jahrhundert von groſser Bedeutung. Franz I. von Frankreich nennt Frankfurt in einem Schreiben fast die wichtigste Handelsstadt der Welt. Die Hansen brachten Metalle, Pulver und Schieſsgewehre zu Markt; steirisches Eisen und sächsisches Silber wurden stark gehandelt. Frankfurt war damals der Hauptmarkt für Westdeutschland und die Niederlande; seine Messe war weltberühmt. Schon am 31. Januar 1391 hatte Erzbischof Friedrich III. von Köln den Kölner Kaufleuten, die zur Frankfurter Messe reisten, sicheres Geleit zugesagt, und ebenso am 26. Juli 1394 der Bürgermeister und Rat der Stadt Mainz. Harzer Eisen wurde hauptsächlich in Goslar gehandelt und ging teils nach den Seestädten, teils über Erfurt nach Thüringen u. s. w. In Schlesien war in dem Fürstentume Sagan starker Eisenhandel. Die Eisenwaren gingen meist nach Breslau und von da weiter. Frankfurt a. O. war der Hauptmeſsplatz für den slawischen Osten. In Norddeutschland hatte die Hansa den Eisenhandel in Händen, und zwar handelte sie hauptsächlich mit schwedischem Eisen (Osemund), das über Lübeck importiert wurde. Dieser Handel bewegte sich teils auf dem Seewege, teils ging er über Land. Die Hauptstraſse führte über Soest nach Dortmund und von da nach den Niederlanden. In den Steuerrollen von Osnabrück vom 15. Jahrhundert wird Stahl und Eisen als Hauptartikel aufgeführt, getrennt hiervon wird Osemund und Lenneper Eisen genannt. — Ebenso nennen die Dortmunder Zoll- rollen Eisen und Stahl, Waffen, Panzer und Harnische als wichtige Gegenstände des einheimischen Handels wie der Durchfuhr. Von Dortmund führten Haupthandelsstraſsen nach Köln und nach Duisburg. Von Köln ging der Handel nach den Niederlanden teils über Neuſs nach Aachen, teils auf dem Rhein über Duisburg, Wesel und Emmerich. Alle diese Städte waren zum Schutz mit starken 1) Siehe Krigk, Frankfurter Bürgerzwiste im Mittelalter, S. 312.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/590>, abgerufen am 22.11.2024.