waren gebracht, ausgeladen und zum Kauf ausgelegt, und von da wurden sie weiter nach Aquileja, Venedig, den norditalischen Städten und nach der Türkei verführt. In einer Zollrolle von Venedig vom 30. April 1268 werden bereits deutsches Eisen und deutsche Waffen als Handelswaren genannt (siehe Mone, Zeitschrift des Oberrheins, Bd. V, S. 8, 27). Ebenso wichtig waren die aus Steiermark von Eisenerz nordwärts führenden Eisenstrassen, welche in der Stadt Steyr ihren Hauptstapel hatten. Wie schon im Altertume und im Mittelalter, so wurde auch im 16. Jahrhundert Eisen und Stahl aus diesen (norischen) Ländern meist unter dem Namen steirisches Eisen, manchmal auch "ungarisches" Eisen nach allen Ländern Europas verführt. Der Stahl meist in Fässern verpackt, das Eisen in Stangen, sowie als fertige Waren, namentlich als Sensen, Waffen u. s. w. Auch Tirol nahm an dem Eisenwarenwelthandel Österreichs teil; namentlich waren seit Maximilians Zeiten Innsbrucker Waffen und Innsbrucker Stahl berühmt. Des bedeutenden Handels der reichen süddeutschen Städte, namentlich Nürnbergs und Augsburgs, haben wir schon mehrfach Erwähnung gethan.
Das wichtigste Eisengebiet zwischen Donau und Main war das Sulzbachische. Das Eisen von Amberg und Sulzbach fand seinen Absatz meist in der Pfalz, in Bayern, Nürnberg und Regensburg; ging aber auch von hier aufwärts nach Ulm, dem Bodensee und von da in die Schweiz. Amberg hiess deshalb schon in alten Zeiten zu Ulm die Eisenstadt. Die Bleche wurden seit dem 16. Jahrhundert auch nach Frankreich, den Niederlanden, nach Sachsen, sowie nach Wälsch- land, der Türkei und selbst nach überseeischen Plätzen verführt. Von Amberg ab gingen damals allein jede Woche fünf bis sechs Schiffe auf der angestauten Vils mit Eisenerz, Eisen und Kaufmannsgut nach Regensburg. Ein solches Schiff war abwärts mit 350 Centnern be- laden, während es aufwärts 150 Centner Salz, Getreide und andere Waren brachte. Eisen von Gieshübel und Pirna, das Agricola bereits erwähnt, wurde in Sachsen und Böhmen vertrieben.
Thüringisches Eisen, besonders aus der Grafschaft Henneberg, wurde mit den Waren der Stahl- und Eisenschmiede zu Erfurt, Leipzig und Nürnberg gehandelt. Westfälisches Osemundeisen wurde über Köln den Rhein aufwärts bis nach Basel verführt. Ebenso das Eisen von Diekirch im Luxemburgischen, welches schon im 10. und 11. Jahrhundert den Rhein aufwärts gebracht wurde.
Anderseits gingen die Eisenwaren Westfalens und des Ber- gischen Landes, besonders Draht und Drahtwaren von Altena und
Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
waren gebracht, ausgeladen und zum Kauf ausgelegt, und von da wurden sie weiter nach Aquileja, Venedig, den norditalischen Städten und nach der Türkei verführt. In einer Zollrolle von Venedig vom 30. April 1268 werden bereits deutsches Eisen und deutsche Waffen als Handelswaren genannt (siehe Mone, Zeitschrift des Oberrheins, Bd. V, S. 8, 27). Ebenso wichtig waren die aus Steiermark von Eisenerz nordwärts führenden Eisenstraſsen, welche in der Stadt Steyr ihren Hauptstapel hatten. Wie schon im Altertume und im Mittelalter, so wurde auch im 16. Jahrhundert Eisen und Stahl aus diesen (norischen) Ländern meist unter dem Namen steirisches Eisen, manchmal auch „ungarisches“ Eisen nach allen Ländern Europas verführt. Der Stahl meist in Fässern verpackt, das Eisen in Stangen, sowie als fertige Waren, namentlich als Sensen, Waffen u. s. w. Auch Tirol nahm an dem Eisenwarenwelthandel Österreichs teil; namentlich waren seit Maximilians Zeiten Innsbrucker Waffen und Innsbrucker Stahl berühmt. Des bedeutenden Handels der reichen süddeutschen Städte, namentlich Nürnbergs und Augsburgs, haben wir schon mehrfach Erwähnung gethan.
Das wichtigste Eisengebiet zwischen Donau und Main war das Sulzbachische. Das Eisen von Amberg und Sulzbach fand seinen Absatz meist in der Pfalz, in Bayern, Nürnberg und Regensburg; ging aber auch von hier aufwärts nach Ulm, dem Bodensee und von da in die Schweiz. Amberg hieſs deshalb schon in alten Zeiten zu Ulm die Eisenstadt. Die Bleche wurden seit dem 16. Jahrhundert auch nach Frankreich, den Niederlanden, nach Sachsen, sowie nach Wälsch- land, der Türkei und selbst nach überseeischen Plätzen verführt. Von Amberg ab gingen damals allein jede Woche fünf bis sechs Schiffe auf der angestauten Vils mit Eisenerz, Eisen und Kaufmannsgut nach Regensburg. Ein solches Schiff war abwärts mit 350 Centnern be- laden, während es aufwärts 150 Centner Salz, Getreide und andere Waren brachte. Eisen von Gieshübel und Pirna, das Agricola bereits erwähnt, wurde in Sachsen und Böhmen vertrieben.
Thüringisches Eisen, besonders aus der Grafschaft Henneberg, wurde mit den Waren der Stahl- und Eisenschmiede zu Erfurt, Leipzig und Nürnberg gehandelt. Westfälisches Osemundeisen wurde über Köln den Rhein aufwärts bis nach Basel verführt. Ebenso das Eisen von Diekirch im Luxemburgischen, welches schon im 10. und 11. Jahrhundert den Rhein aufwärts gebracht wurde.
Anderseits gingen die Eisenwaren Westfalens und des Ber- gischen Landes, besonders Draht und Drahtwaren von Altena und
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Der Eisenhandel und die deutsche Hansa.
waren gebracht, ausgeladen und zum Kauf ausgelegt, und von da
wurden sie weiter nach Aquileja, Venedig, den norditalischen Städten
und nach der Türkei verführt. In einer Zollrolle von Venedig vom
30. April 1268 werden bereits deutsches Eisen und deutsche Waffen
als Handelswaren genannt (siehe Mone, Zeitschrift des Oberrheins,
Bd. V, S. 8, 27). Ebenso wichtig waren die aus Steiermark von
Eisenerz nordwärts führenden Eisenstraſsen, welche in der Stadt
Steyr ihren Hauptstapel hatten. Wie schon im Altertume und im
Mittelalter, so wurde auch im 16. Jahrhundert Eisen und Stahl aus
diesen (norischen) Ländern meist unter dem Namen steirisches Eisen,
manchmal auch „ungarisches“ Eisen nach allen Ländern Europas
verführt. Der Stahl meist in Fässern verpackt, das Eisen in Stangen,
sowie als fertige Waren, namentlich als Sensen, Waffen u. s. w.
Auch Tirol nahm an dem Eisenwarenwelthandel Österreichs teil;
namentlich waren seit Maximilians Zeiten Innsbrucker Waffen und
Innsbrucker Stahl berühmt. Des bedeutenden Handels der reichen
süddeutschen Städte, namentlich Nürnbergs und Augsburgs, haben wir
schon mehrfach Erwähnung gethan.
Das wichtigste Eisengebiet zwischen Donau und Main war das
Sulzbachische. Das Eisen von Amberg und Sulzbach fand seinen
Absatz meist in der Pfalz, in Bayern, Nürnberg und Regensburg; ging
aber auch von hier aufwärts nach Ulm, dem Bodensee und von da
in die Schweiz. Amberg hieſs deshalb schon in alten Zeiten zu Ulm
die Eisenstadt. Die Bleche wurden seit dem 16. Jahrhundert auch
nach Frankreich, den Niederlanden, nach Sachsen, sowie nach Wälsch-
land, der Türkei und selbst nach überseeischen Plätzen verführt.
Von Amberg ab gingen damals allein jede Woche fünf bis sechs Schiffe
auf der angestauten Vils mit Eisenerz, Eisen und Kaufmannsgut nach
Regensburg. Ein solches Schiff war abwärts mit 350 Centnern be-
laden, während es aufwärts 150 Centner Salz, Getreide und andere
Waren brachte. Eisen von Gieshübel und Pirna, das Agricola
bereits erwähnt, wurde in Sachsen und Böhmen vertrieben.
Thüringisches Eisen, besonders aus der Grafschaft Henneberg,
wurde mit den Waren der Stahl- und Eisenschmiede zu Erfurt,
Leipzig und Nürnberg gehandelt. Westfälisches Osemundeisen wurde
über Köln den Rhein aufwärts bis nach Basel verführt. Ebenso das
Eisen von Diekirch im Luxemburgischen, welches schon im 10. und
11. Jahrhundert den Rhein aufwärts gebracht wurde.
Anderseits gingen die Eisenwaren Westfalens und des Ber-
gischen Landes, besonders Draht und Drahtwaren von Altena und
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/589>, abgerufen am 22.11.2024.
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