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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Das Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
nach Hesses Zeugnis demnach ebenfalls vor 1532 in Nürnberg er-
funden worden ist.

Dass es eine deutsche Erfindung war, erfahren wir auch aus
einer englischen Überlieferung, wonach im Jahre 1565 ein Deutscher,
Namens Schütz, der sich mit dem Oberwardein W. Humfrey ver-
bunden hatte, um die königlichen Bergwerke zu übernehmen, die
erste Eisenschneidmühle in England eingeführt hat. -- Eine andere
Nachricht besagt, dass man zum Zerschneiden von Eisen zuerst auf
dem Kirkstall-Eisenwerk bei Bradford Walzen angewendet habe und
zwar schon 1594.

Bei dem Münzwesen geschah das Strecken der Zaine früher mit
dem Handhammer. Bei diesem Verfahren war es aber nicht möglich,
eine immer gleichförmige Dicke und Breite der Flachschiene, worauf
es, um gleichwichtige Münzen zu erhalten, sehr ankam, zu erzielen.
Dies sollte durch das Walzwerk erreicht werden. Man schreibt die
Erfindung und praktische Ausführung desselben dem Franzosen
Brulier zu.

Wenn man früher diese Erfindung zuweilen eine italienische ge-
nannt hat 1), so lässt sich dies wohl nur auf die Angaben und Skizzen
Leonardos zurückführen; mit mehr Recht dürfte sie als eine deutsche
anzusprechen sein 2), wenigstens befanden sich 1575 in Hall in Tirol
Streck- und Taschenwerke bei der dortigen bedeutenden Münze in
Betrieb, während die Streckwerke in Italien um diese Zeit noch nicht
bekannt gewesen zu sein scheinen, da sie Garzoni in der Ausgabe
von 1579 bei der Beschreibung der Münzkunst nicht erwähnt. Die
erste Errichtung eines Walzwerkes in Frankreich fällt in die Re-
gierungszeit König Heinrichs II. Beckmann schreibt darüber: "Dies
Streckwerk (laminoir) ist von einem französischen Stempelschneider
Antoine Brulier, andere schreiben Brucher, erfunden worden, wie
viele behaupten, als welcher nur der erste Aufseher des ersten Streck-
werkes gewesen ist." Dennoch ist es unbestimmt, ob der Stempel-
schneider Brulier oder der Tischler Olivier der Erfinder des
Walzwerkes gewesen ist 3). So viel ist festgestellt, dass 1552 unter
Oliviers Leitung das Walzwerk zuerst in Gebrauch gekommen ist.
Die unvollkommene Einrichtung dieser Maschine verteuerte die Arbeit
aber so sehr, dass im Jahre 1585 Heinrich III. diese Art zu strecken bei

1) Siehe Beckmann, Technologie, S. 643.
2) Siehe Dr. C. F. Trachsel, Les monnaies de l'abbaye de Dissentis in la
Revue Scientifique Suisse (Avril 1879).
3) Siehe E. Schlosser, Die Münztechnik 1884.

Das Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
nach Hesses Zeugnis demnach ebenfalls vor 1532 in Nürnberg er-
funden worden ist.

Daſs es eine deutsche Erfindung war, erfahren wir auch aus
einer englischen Überlieferung, wonach im Jahre 1565 ein Deutscher,
Namens Schütz, der sich mit dem Oberwardein W. Humfrey ver-
bunden hatte, um die königlichen Bergwerke zu übernehmen, die
erste Eisenschneidmühle in England eingeführt hat. — Eine andere
Nachricht besagt, daſs man zum Zerschneiden von Eisen zuerst auf
dem Kirkstall-Eisenwerk bei Bradford Walzen angewendet habe und
zwar schon 1594.

Bei dem Münzwesen geschah das Strecken der Zaine früher mit
dem Handhammer. Bei diesem Verfahren war es aber nicht möglich,
eine immer gleichförmige Dicke und Breite der Flachschiene, worauf
es, um gleichwichtige Münzen zu erhalten, sehr ankam, zu erzielen.
Dies sollte durch das Walzwerk erreicht werden. Man schreibt die
Erfindung und praktische Ausführung desſelben dem Franzosen
Brulier zu.

Wenn man früher diese Erfindung zuweilen eine italienische ge-
nannt hat 1), so läſst sich dies wohl nur auf die Angaben und Skizzen
Leonardos zurückführen; mit mehr Recht dürfte sie als eine deutsche
anzusprechen sein 2), wenigstens befanden sich 1575 in Hall in Tirol
Streck- und Taschenwerke bei der dortigen bedeutenden Münze in
Betrieb, während die Streckwerke in Italien um diese Zeit noch nicht
bekannt gewesen zu sein scheinen, da sie Garzoni in der Ausgabe
von 1579 bei der Beschreibung der Münzkunst nicht erwähnt. Die
erste Errichtung eines Walzwerkes in Frankreich fällt in die Re-
gierungszeit König Heinrichs II. Beckmann schreibt darüber: „Dies
Streckwerk (laminoir) ist von einem französischen Stempelschneider
Antoine Brulier, andere schreiben Brucher, erfunden worden, wie
viele behaupten, als welcher nur der erste Aufseher des ersten Streck-
werkes gewesen ist.“ Dennoch ist es unbestimmt, ob der Stempel-
schneider Brulier oder der Tischler Olivier der Erfinder des
Walzwerkes gewesen ist 3). So viel ist festgestellt, daſs 1552 unter
Oliviers Leitung das Walzwerk zuerst in Gebrauch gekommen ist.
Die unvollkommene Einrichtung dieser Maschine verteuerte die Arbeit
aber so sehr, daſs im Jahre 1585 Heinrich III. diese Art zu strecken bei

1) Siehe Beckmann, Technologie, S. 643.
2) Siehe Dr. C. F. Trachsel, Les monnaies de l’abbaye de Dissentis in la
Revue Scientifique Suisse (Avril 1879).
3) Siehe E. Schlosser, Die Münztechnik 1884.
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[528/0548] Das Maschinenwesen im 16. Jahrhundert. nach Hesses Zeugnis demnach ebenfalls vor 1532 in Nürnberg er- funden worden ist. Daſs es eine deutsche Erfindung war, erfahren wir auch aus einer englischen Überlieferung, wonach im Jahre 1565 ein Deutscher, Namens Schütz, der sich mit dem Oberwardein W. Humfrey ver- bunden hatte, um die königlichen Bergwerke zu übernehmen, die erste Eisenschneidmühle in England eingeführt hat. — Eine andere Nachricht besagt, daſs man zum Zerschneiden von Eisen zuerst auf dem Kirkstall-Eisenwerk bei Bradford Walzen angewendet habe und zwar schon 1594. Bei dem Münzwesen geschah das Strecken der Zaine früher mit dem Handhammer. Bei diesem Verfahren war es aber nicht möglich, eine immer gleichförmige Dicke und Breite der Flachschiene, worauf es, um gleichwichtige Münzen zu erhalten, sehr ankam, zu erzielen. Dies sollte durch das Walzwerk erreicht werden. Man schreibt die Erfindung und praktische Ausführung desſelben dem Franzosen Brulier zu. Wenn man früher diese Erfindung zuweilen eine italienische ge- nannt hat 1), so läſst sich dies wohl nur auf die Angaben und Skizzen Leonardos zurückführen; mit mehr Recht dürfte sie als eine deutsche anzusprechen sein 2), wenigstens befanden sich 1575 in Hall in Tirol Streck- und Taschenwerke bei der dortigen bedeutenden Münze in Betrieb, während die Streckwerke in Italien um diese Zeit noch nicht bekannt gewesen zu sein scheinen, da sie Garzoni in der Ausgabe von 1579 bei der Beschreibung der Münzkunst nicht erwähnt. Die erste Errichtung eines Walzwerkes in Frankreich fällt in die Re- gierungszeit König Heinrichs II. Beckmann schreibt darüber: „Dies Streckwerk (laminoir) ist von einem französischen Stempelschneider Antoine Brulier, andere schreiben Brucher, erfunden worden, wie viele behaupten, als welcher nur der erste Aufseher des ersten Streck- werkes gewesen ist.“ Dennoch ist es unbestimmt, ob der Stempel- schneider Brulier oder der Tischler Olivier der Erfinder des Walzwerkes gewesen ist 3). So viel ist festgestellt, daſs 1552 unter Oliviers Leitung das Walzwerk zuerst in Gebrauch gekommen ist. Die unvollkommene Einrichtung dieser Maschine verteuerte die Arbeit aber so sehr, daſs im Jahre 1585 Heinrich III. diese Art zu strecken bei 1) Siehe Beckmann, Technologie, S. 643. 2) Siehe Dr. C. F. Trachsel, Les monnaies de l’abbaye de Dissentis in la Revue Scientifique Suisse (Avril 1879). 3) Siehe E. Schlosser, Die Münztechnik 1884.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/548>, abgerufen am 22.11.2024.