ebensoviel gezahnt sind ..... An den Zähnen beider Räder sind Schraubengewinde, deren Gänge in die Gewindegänge der Räder ein- geschraubt werden, so dass an Stelle von zerbrochenen andere ge- schraubt werden können. Sowohl die Zähne als auch die Trieb- stöcke sind von angelassenem Stahl."
Hier haben wir also bereits ein eisernes Maschinengestell mit eisernen, vielleicht sogar gusseisernen Zahnrädern, mit einge- schraubten Stahlzähnen. Dazu kommen noch Antifriktionsrollen von Stahl und ein hölzernes Schwungrad (rotula lignea, ut propensior ad motum fiat).
War sonst für solche Zwecke das Holz in allgemeinerer An- wendung, so finden wir doch schon eiserne Zahnräder in jener und
[Abbildung]
Fig. 189.
in noch früherer Zeit in Anwendung bei grossen Uhrwerken, Winden und Armbrusten. Fig. 189 zeigt das metallene Triebwerk mit dreifacher Übersetzung zum Spannen einer Armbrust aus jener Zeit.
Wenden wir uns nun zu den Arbeits- maschinen. Auch bei diesen zeigt sich eine fortschreitende Entwickelung gegen Ende des Mittelalters und mehr noch im 16. Jahrhundert.
Als Hebezeug dienten neben dem ein- fachen Haspel bereits Haspel mit Vorgelege und Hebekrahnen "Kraniche". Die für die Eisenindustrie, ins- besondere für die Eisengiesserei später so wichtigen Drehkrahnen waren in den Schmelzhütten in der ersten Hälfte des 16. Jahr- hunderts bereits in mannigfacher Anwendung und finden sich bei Agricola häufig dargestellt. Zum Heben der Metallplanschen diente der in Fig. 190 gezeichnete einfache Hebekrahnen. Weit stärker waren die Krahnen, welche zum Abheben der Hüte der grossen Bleitreibeherde dienten. Dieselben hatten doppelte Übersetzungen, welche aber, wie auch in der Fig. 190, von dem Zeichner aus Un- kenntnis unrichtig und im Widerspruch mit Agricolas genauen Massangaben so dargestellt sind, als ob Trieb- und Übersetzungsräder nahezu gleichen Durchmesser hätten 1). Zum Heben des Wassers dienten in den deutschen Bergwerken ausser den Schöpf-"Bulgen" und Paternosterwerken auch Pumpen, doch waren die Siefel derselben,
1) Wir verweisen deshalb auf Th. Beck, a. a. O., Tab. XXIII, Fig. 31, wo die Zeichnung zu "de re metallica" Lib. X, nach Agricolas genauen Mass- angaben berichtigt ist.
Das Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
ebensoviel gezahnt sind ..... An den Zähnen beider Räder sind Schraubengewinde, deren Gänge in die Gewindegänge der Räder ein- geschraubt werden, so daſs an Stelle von zerbrochenen andere ge- schraubt werden können. Sowohl die Zähne als auch die Trieb- stöcke sind von angelassenem Stahl.“
Hier haben wir also bereits ein eisernes Maschinengestell mit eisernen, vielleicht sogar guſseisernen Zahnrädern, mit einge- schraubten Stahlzähnen. Dazu kommen noch Antifriktionsrollen von Stahl und ein hölzernes Schwungrad (rotula lignea, ut propensior ad motum fiat).
War sonst für solche Zwecke das Holz in allgemeinerer An- wendung, so finden wir doch schon eiserne Zahnräder in jener und
[Abbildung]
Fig. 189.
in noch früherer Zeit in Anwendung bei groſsen Uhrwerken, Winden und Armbrusten. Fig. 189 zeigt das metallene Triebwerk mit dreifacher Übersetzung zum Spannen einer Armbrust aus jener Zeit.
Wenden wir uns nun zu den Arbeits- maschinen. Auch bei diesen zeigt sich eine fortschreitende Entwickelung gegen Ende des Mittelalters und mehr noch im 16. Jahrhundert.
Als Hebezeug dienten neben dem ein- fachen Haspel bereits Haspel mit Vorgelege und Hebekrahnen „Kraniche“. Die für die Eisenindustrie, ins- besondere für die Eisengieſserei später so wichtigen Drehkrahnen waren in den Schmelzhütten in der ersten Hälfte des 16. Jahr- hunderts bereits in mannigfacher Anwendung und finden sich bei Agricola häufig dargestellt. Zum Heben der Metallplanschen diente der in Fig. 190 gezeichnete einfache Hebekrahnen. Weit stärker waren die Krahnen, welche zum Abheben der Hüte der groſsen Bleitreibeherde dienten. Dieselben hatten doppelte Übersetzungen, welche aber, wie auch in der Fig. 190, von dem Zeichner aus Un- kenntnis unrichtig und im Widerspruch mit Agricolas genauen Maſsangaben so dargestellt sind, als ob Trieb- und Übersetzungsräder nahezu gleichen Durchmesser hätten 1). Zum Heben des Wassers dienten in den deutschen Bergwerken auſser den Schöpf-„Bulgen“ und Paternosterwerken auch Pumpen, doch waren die Siefel derselben,
1) Wir verweisen deshalb auf Th. Beck, a. a. O., Tab. XXIII, Fig. 31, wo die Zeichnung zu „de re metallica“ Lib. X, nach Agricolas genauen Maſs- angaben berichtigt ist.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0544"n="524"/><fwplace="top"type="header">Das Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.</fw><lb/>
ebensoviel gezahnt sind ..... An den Zähnen beider Räder sind<lb/>
Schraubengewinde, deren Gänge in die Gewindegänge der Räder ein-<lb/>
geschraubt werden, so daſs an Stelle von zerbrochenen andere ge-<lb/>
schraubt werden können. Sowohl die Zähne als auch die Trieb-<lb/>
stöcke sind von angelassenem Stahl.“</p><lb/><p>Hier haben wir also bereits ein eisernes Maschinengestell mit<lb/>
eisernen, vielleicht sogar <hirendition="#g">guſseisernen Zahnrädern</hi>, mit einge-<lb/>
schraubten Stahlzähnen. Dazu kommen noch Antifriktionsrollen von<lb/>
Stahl und ein hölzernes Schwungrad (rotula lignea, ut propensior ad<lb/>
motum fiat).</p><lb/><p>War sonst für solche Zwecke das Holz in allgemeinerer An-<lb/>
wendung, so finden wir doch schon eiserne Zahnräder in jener und<lb/><figure><head>Fig. 189.</head></figure><lb/>
in noch früherer Zeit in Anwendung bei groſsen<lb/>
Uhrwerken, Winden und Armbrusten. Fig. 189<lb/>
zeigt das metallene Triebwerk mit dreifacher<lb/>
Übersetzung zum Spannen einer Armbrust aus<lb/>
jener Zeit.</p><lb/><p>Wenden wir uns nun zu den <hirendition="#g">Arbeits-<lb/>
maschinen</hi>. Auch bei diesen zeigt sich eine<lb/>
fortschreitende Entwickelung gegen Ende des<lb/>
Mittelalters und mehr noch im 16. Jahrhundert.</p><lb/><p>Als <hirendition="#g">Hebezeug</hi> dienten neben dem ein-<lb/>
fachen Haspel bereits Haspel mit Vorgelege<lb/>
und Hebekrahnen „<hirendition="#g">Kraniche</hi>“. Die für die Eisenindustrie, ins-<lb/>
besondere für die Eisengieſserei später so wichtigen Drehkrahnen<lb/>
waren in den Schmelzhütten in der ersten Hälfte des 16. Jahr-<lb/>
hunderts bereits in mannigfacher Anwendung und finden sich bei<lb/><hirendition="#g">Agricola</hi> häufig dargestellt. Zum Heben der Metallplanschen diente<lb/>
der in Fig. 190 gezeichnete einfache Hebekrahnen. Weit stärker<lb/>
waren die Krahnen, welche zum Abheben der Hüte der groſsen<lb/>
Bleitreibeherde dienten. Dieselben hatten doppelte Übersetzungen,<lb/>
welche aber, wie auch in der Fig. 190, von dem Zeichner aus Un-<lb/>
kenntnis unrichtig und im Widerspruch mit <hirendition="#g">Agricolas</hi> genauen<lb/>
Maſsangaben so dargestellt sind, als ob Trieb- und Übersetzungsräder<lb/>
nahezu gleichen Durchmesser hätten <noteplace="foot"n="1)">Wir verweisen deshalb auf <hirendition="#g">Th. Beck</hi>, a. a. O., Tab. XXIII, Fig. 31, wo<lb/>
die Zeichnung zu „de re metallica“ Lib. X, nach <hirendition="#g">Agricolas</hi> genauen Maſs-<lb/>
angaben berichtigt ist.</note>. Zum Heben des Wassers<lb/>
dienten in den deutschen Bergwerken auſser den Schöpf-„Bulgen“ und<lb/>
Paternosterwerken auch <hirendition="#g">Pumpen</hi>, doch waren die Siefel derselben,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[524/0544]
Das Maschinenwesen im 16. Jahrhundert.
ebensoviel gezahnt sind ..... An den Zähnen beider Räder sind
Schraubengewinde, deren Gänge in die Gewindegänge der Räder ein-
geschraubt werden, so daſs an Stelle von zerbrochenen andere ge-
schraubt werden können. Sowohl die Zähne als auch die Trieb-
stöcke sind von angelassenem Stahl.“
Hier haben wir also bereits ein eisernes Maschinengestell mit
eisernen, vielleicht sogar guſseisernen Zahnrädern, mit einge-
schraubten Stahlzähnen. Dazu kommen noch Antifriktionsrollen von
Stahl und ein hölzernes Schwungrad (rotula lignea, ut propensior ad
motum fiat).
War sonst für solche Zwecke das Holz in allgemeinerer An-
wendung, so finden wir doch schon eiserne Zahnräder in jener und
[Abbildung Fig. 189.]
in noch früherer Zeit in Anwendung bei groſsen
Uhrwerken, Winden und Armbrusten. Fig. 189
zeigt das metallene Triebwerk mit dreifacher
Übersetzung zum Spannen einer Armbrust aus
jener Zeit.
Wenden wir uns nun zu den Arbeits-
maschinen. Auch bei diesen zeigt sich eine
fortschreitende Entwickelung gegen Ende des
Mittelalters und mehr noch im 16. Jahrhundert.
Als Hebezeug dienten neben dem ein-
fachen Haspel bereits Haspel mit Vorgelege
und Hebekrahnen „Kraniche“. Die für die Eisenindustrie, ins-
besondere für die Eisengieſserei später so wichtigen Drehkrahnen
waren in den Schmelzhütten in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts bereits in mannigfacher Anwendung und finden sich bei
Agricola häufig dargestellt. Zum Heben der Metallplanschen diente
der in Fig. 190 gezeichnete einfache Hebekrahnen. Weit stärker
waren die Krahnen, welche zum Abheben der Hüte der groſsen
Bleitreibeherde dienten. Dieselben hatten doppelte Übersetzungen,
welche aber, wie auch in der Fig. 190, von dem Zeichner aus Un-
kenntnis unrichtig und im Widerspruch mit Agricolas genauen
Maſsangaben so dargestellt sind, als ob Trieb- und Übersetzungsräder
nahezu gleichen Durchmesser hätten 1). Zum Heben des Wassers
dienten in den deutschen Bergwerken auſser den Schöpf-„Bulgen“ und
Paternosterwerken auch Pumpen, doch waren die Siefel derselben,
1) Wir verweisen deshalb auf Th. Beck, a. a. O., Tab. XXIII, Fig. 31, wo
die Zeichnung zu „de re metallica“ Lib. X, nach Agricolas genauen Maſs-
angaben berichtigt ist.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/544>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.