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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Nagelschmiede.
meist getreten oder -- wie noch jetzt bei den Nagelschmieden in
Reiffenberg und Schmitten in Nassau 1) -- mit einem Tretrad, in dem
ein Hund läuft, bewegt. Ist das Eisen zu dick für die zu fertigenden
Nägel, so wird es erst mit Hämmern von etwa 9 kg Gewicht flach aus-
geschmiedet und mit einem starken stählernen Schrotmeissel, den man
aufsetzt, gespalten. Die so erhaltenen Ruten werden von einer Seite
glühend gemacht, herausgenommen und von zwei Personen zur Kante,
die der Nagel haben soll, geschmiedet, indem man unter fortwähren-
dem Umwenden die vier Seiten des Stiels herausbringt, den Nagel
[Abbildung] Fig. 179.
[Abbildung]

Nagelschmiedwerkzeug: a das Nageleisen, worin b der Nagel mit einer erhabenen
Krone steckt. In dieser Krone wird der Kopf auf den Nagel mit dem Hammer
umgeschlagen und gestampft. Darunter, neben dem Amboss, heisst der eiserne
Stift Lüfter, an dem man den Nagel von unten wieder aus seiner Krone herauf-
stösst und, weil er noch heiss ist, auf die Erde fallen lässt. c der Schmiedeamboss.
d der Blockmeissel, darauf ein Nagel vom übrigen Eisen abgebrochen wird. e der
Schmiedehammer zum Nagelschmieden. f die Nagelkluft. g der Schrotmeissel,
h eben desgleichen, eine Stange Eisen zu Nägeln der Länge nach zu zerspalten.
i der gemeine Nagelhammer von 5/4 Pfund, den Nagel zu schmieden.

dichtet und zuspitzt. Alsdann bricht der Nagler dieses heisse ge-
schmiedete Stück da, wo der Kopf des Nagels hinkommen soll, durch
ein gelindes Hin- und Herbiegen über der Schärfe des Blockmeissels
ab. Er ergreift es dann mit der kleinen Nagelkluft, steckt es durch
das Loch des Nageleisens, welches nicht grösser ist, als dass der Stiel
des Nagels bis dahin, wo der Kopf werden soll, hinabsinkt. Durch
Schlagen des dicken Nagelendes wird der flache Kopf gebildet. So-
gleich schlägt man diesen fertigen Nagel durch einen Schlag neben
dem Lüfter aus seinem Loche von unten in die Höhe heraus, er fällt

1) Siehe S. 133.

Nagelschmiede.
meist getreten oder — wie noch jetzt bei den Nagelschmieden in
Reiffenberg und Schmitten in Nassau 1) — mit einem Tretrad, in dem
ein Hund läuft, bewegt. Ist das Eisen zu dick für die zu fertigenden
Nägel, so wird es erst mit Hämmern von etwa 9 kg Gewicht flach aus-
geschmiedet und mit einem starken stählernen Schrotmeiſsel, den man
aufsetzt, gespalten. Die so erhaltenen Ruten werden von einer Seite
glühend gemacht, herausgenommen und von zwei Personen zur Kante,
die der Nagel haben soll, geschmiedet, indem man unter fortwähren-
dem Umwenden die vier Seiten des Stiels herausbringt, den Nagel
[Abbildung] Fig. 179.
[Abbildung]

Nagelschmiedwerkzeug: a das Nageleisen, worin b der Nagel mit einer erhabenen
Krone steckt. In dieser Krone wird der Kopf auf den Nagel mit dem Hammer
umgeschlagen und gestampft. Darunter, neben dem Amboſs, heiſst der eiserne
Stift Lüfter, an dem man den Nagel von unten wieder aus seiner Krone herauf-
stöſst und, weil er noch heiſs ist, auf die Erde fallen läſst. c der Schmiedeamboſs.
d der Blockmeiſsel, darauf ein Nagel vom übrigen Eisen abgebrochen wird. e der
Schmiedehammer zum Nagelschmieden. f die Nagelkluft. g der Schrotmeiſsel,
h eben desgleichen, eine Stange Eisen zu Nägeln der Länge nach zu zerspalten.
i der gemeine Nagelhammer von 5/4 Pfund, den Nagel zu schmieden.

dichtet und zuspitzt. Alsdann bricht der Nagler dieses heiſse ge-
schmiedete Stück da, wo der Kopf des Nagels hinkommen soll, durch
ein gelindes Hin- und Herbiegen über der Schärfe des Blockmeiſsels
ab. Er ergreift es dann mit der kleinen Nagelkluft, steckt es durch
das Loch des Nageleisens, welches nicht gröſser ist, als daſs der Stiel
des Nagels bis dahin, wo der Kopf werden soll, hinabsinkt. Durch
Schlagen des dicken Nagelendes wird der flache Kopf gebildet. So-
gleich schlägt man diesen fertigen Nagel durch einen Schlag neben
dem Lüfter aus seinem Loche von unten in die Höhe heraus, er fällt

1) Siehe S. 133.
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[494/0514] Nagelschmiede. meist getreten oder — wie noch jetzt bei den Nagelschmieden in Reiffenberg und Schmitten in Nassau 1) — mit einem Tretrad, in dem ein Hund läuft, bewegt. Ist das Eisen zu dick für die zu fertigenden Nägel, so wird es erst mit Hämmern von etwa 9 kg Gewicht flach aus- geschmiedet und mit einem starken stählernen Schrotmeiſsel, den man aufsetzt, gespalten. Die so erhaltenen Ruten werden von einer Seite glühend gemacht, herausgenommen und von zwei Personen zur Kante, die der Nagel haben soll, geschmiedet, indem man unter fortwähren- dem Umwenden die vier Seiten des Stiels herausbringt, den Nagel [Abbildung Fig. 179.] [Abbildung Nagelschmiedwerkzeug: a das Nageleisen, worin b der Nagel mit einer erhabenen Krone steckt. In dieser Krone wird der Kopf auf den Nagel mit dem Hammer umgeschlagen und gestampft. Darunter, neben dem Amboſs, heiſst der eiserne Stift Lüfter, an dem man den Nagel von unten wieder aus seiner Krone herauf- stöſst und, weil er noch heiſs ist, auf die Erde fallen läſst. c der Schmiedeamboſs. d der Blockmeiſsel, darauf ein Nagel vom übrigen Eisen abgebrochen wird. e der Schmiedehammer zum Nagelschmieden. f die Nagelkluft. g der Schrotmeiſsel, h eben desgleichen, eine Stange Eisen zu Nägeln der Länge nach zu zerspalten. i der gemeine Nagelhammer von 5/4 Pfund, den Nagel zu schmieden.] dichtet und zuspitzt. Alsdann bricht der Nagler dieses heiſse ge- schmiedete Stück da, wo der Kopf des Nagels hinkommen soll, durch ein gelindes Hin- und Herbiegen über der Schärfe des Blockmeiſsels ab. Er ergreift es dann mit der kleinen Nagelkluft, steckt es durch das Loch des Nageleisens, welches nicht gröſser ist, als daſs der Stiel des Nagels bis dahin, wo der Kopf werden soll, hinabsinkt. Durch Schlagen des dicken Nagelendes wird der flache Kopf gebildet. So- gleich schlägt man diesen fertigen Nagel durch einen Schlag neben dem Lüfter aus seinem Loche von unten in die Höhe heraus, er fällt 1) Siehe S. 133.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/514>, abgerufen am 22.11.2024.