die Stange kamen. Für feine Münzstempel musste das Raffinieren noch weiter getrieben werden.
Auch der Feder- und Klingenstahl wurde so hergestellt, dass die Stangen 160 Blätter enthielten.
Für jeden Zweck verfertigte man einen andern Gärbstahl.
Der aus gefrischtem Rohstahl bereitete Gärbstahl hat gewisse Eigenschaften, die ihn heute noch für manche Verwendungen unent- behrlich machen, hierzu gehört besonders, dass er sich gut bearbeiten, schweissen und schmieden lässt, dass man ihn öfter umlegen, schweissen und gärben kann, ohne dass er von seiner Härte verliert. Beim Härten erträgt er einen hohen Grad von Hitze und bleibt doch dabei stark, weshalb er sich vorzüglich zu Federn und Klingen eignet.
Die Qualität des Gärbstahls hängt hauptsächlich von folgenden Umständen ab:
1. Von der Sortierung des dazu angewandten Stahls.
2. Von dem Zusammenlegen der Bündel, wobei zu beachten ist, dass die Schienen so genau wie möglich zusammengepasst werden, um Zwischenräume zu vermeiden, welche sich sonst beim Schweissen mit Schlacken füllen, die zwar meistens durch den Hammer aus- gepresst werden, deren kleinste Teile aber, wenn sie in der Masse zurückbleiben, Undichtigkeiten verursachen.
3. Von dem Schweissen oder Wellen. Dieses erfordert erfahrene und geübte Schmiede, damit nicht zu wenig Schweisssand aufgestreut werde, wodurch der Stahl auf der Oberfläche verbrennen würde oder auch das Bündel nicht zu lange eingehalten werde, wodurch es sonst zum Schmelzen kommen könnte.
4. Von den Hämmern. Ausserdem, dass schwere Hämmer über- haupt sowohl Stahl als Eisen sprengen, ist es hier um so wichtiger, dass der Hammer leicht sei und seine Schläge im Anfang gemässigt werden können, weil das Stahlbündel beim Schweissen und wenn es zuerst unter den Hammer kommt, oft wild und stets so erweicht ist, dass es nach den flachen Seiten ziemlich lange gereckt werden muss, damit es sich beim Wenden auf die Kanten nicht öffne.
5. Vom Umbiegen oder Umschlagen und wiederholten Schweissen. Es ist klar, dass jeder Stahl desto gleichartiger werden muss, je öfter er umgebogen und geschweisst werden kann, bis seine Stahlnatur zu verschwinden anfängt und sich Eisensehne entwickelt.
Es muss deshalb zu dem auf diese Art zu bereitenden feinsten Gärbstahl der härteste und beste Rohstahl, welcher zu erhalten ist, genommen werden.
Wasserhämmer.
die Stange kamen. Für feine Münzstempel muſste das Raffinieren noch weiter getrieben werden.
Auch der Feder- und Klingenstahl wurde so hergestellt, daſs die Stangen 160 Blätter enthielten.
Für jeden Zweck verfertigte man einen andern Gärbstahl.
Der aus gefrischtem Rohstahl bereitete Gärbstahl hat gewisse Eigenschaften, die ihn heute noch für manche Verwendungen unent- behrlich machen, hierzu gehört besonders, daſs er sich gut bearbeiten, schweiſsen und schmieden läſst, daſs man ihn öfter umlegen, schweiſsen und gärben kann, ohne daſs er von seiner Härte verliert. Beim Härten erträgt er einen hohen Grad von Hitze und bleibt doch dabei stark, weshalb er sich vorzüglich zu Federn und Klingen eignet.
Die Qualität des Gärbstahls hängt hauptsächlich von folgenden Umständen ab:
1. Von der Sortierung des dazu angewandten Stahls.
2. Von dem Zusammenlegen der Bündel, wobei zu beachten ist, daſs die Schienen so genau wie möglich zusammengepaſst werden, um Zwischenräume zu vermeiden, welche sich sonst beim Schweiſsen mit Schlacken füllen, die zwar meistens durch den Hammer aus- gepreſst werden, deren kleinste Teile aber, wenn sie in der Masse zurückbleiben, Undichtigkeiten verursachen.
3. Von dem Schweiſsen oder Wellen. Dieses erfordert erfahrene und geübte Schmiede, damit nicht zu wenig Schweiſssand aufgestreut werde, wodurch der Stahl auf der Oberfläche verbrennen würde oder auch das Bündel nicht zu lange eingehalten werde, wodurch es sonst zum Schmelzen kommen könnte.
4. Von den Hämmern. Auſserdem, daſs schwere Hämmer über- haupt sowohl Stahl als Eisen sprengen, ist es hier um so wichtiger, daſs der Hammer leicht sei und seine Schläge im Anfang gemäſsigt werden können, weil das Stahlbündel beim Schweiſsen und wenn es zuerst unter den Hammer kommt, oft wild und stets so erweicht ist, daſs es nach den flachen Seiten ziemlich lange gereckt werden muſs, damit es sich beim Wenden auf die Kanten nicht öffne.
5. Vom Umbiegen oder Umschlagen und wiederholten Schweiſsen. Es ist klar, daſs jeder Stahl desto gleichartiger werden muſs, je öfter er umgebogen und geschweiſst werden kann, bis seine Stahlnatur zu verschwinden anfängt und sich Eisensehne entwickelt.
Es muſs deshalb zu dem auf diese Art zu bereitenden feinsten Gärbstahl der härteste und beste Rohstahl, welcher zu erhalten ist, genommen werden.
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die Stange kamen. Für feine Münzstempel muſste das Raffinieren
noch weiter getrieben werden.
Auch der Feder- und Klingenstahl wurde so hergestellt, daſs die
Stangen 160 Blätter enthielten.
Für jeden Zweck verfertigte man einen andern Gärbstahl.
Der aus gefrischtem Rohstahl bereitete Gärbstahl hat gewisse
Eigenschaften, die ihn heute noch für manche Verwendungen unent-
behrlich machen, hierzu gehört besonders, daſs er sich gut bearbeiten,
schweiſsen und schmieden läſst, daſs man ihn öfter umlegen, schweiſsen
und gärben kann, ohne daſs er von seiner Härte verliert. Beim
Härten erträgt er einen hohen Grad von Hitze und bleibt doch
dabei stark, weshalb er sich vorzüglich zu Federn und Klingen eignet.
Die Qualität des Gärbstahls hängt hauptsächlich von folgenden
Umständen ab:
1. Von der Sortierung des dazu angewandten Stahls.
2. Von dem Zusammenlegen der Bündel, wobei zu beachten ist,
daſs die Schienen so genau wie möglich zusammengepaſst werden,
um Zwischenräume zu vermeiden, welche sich sonst beim Schweiſsen
mit Schlacken füllen, die zwar meistens durch den Hammer aus-
gepreſst werden, deren kleinste Teile aber, wenn sie in der Masse
zurückbleiben, Undichtigkeiten verursachen.
3. Von dem Schweiſsen oder Wellen. Dieses erfordert erfahrene
und geübte Schmiede, damit nicht zu wenig Schweiſssand aufgestreut
werde, wodurch der Stahl auf der Oberfläche verbrennen würde oder
auch das Bündel nicht zu lange eingehalten werde, wodurch es sonst
zum Schmelzen kommen könnte.
4. Von den Hämmern. Auſserdem, daſs schwere Hämmer über-
haupt sowohl Stahl als Eisen sprengen, ist es hier um so wichtiger,
daſs der Hammer leicht sei und seine Schläge im Anfang gemäſsigt
werden können, weil das Stahlbündel beim Schweiſsen und wenn es
zuerst unter den Hammer kommt, oft wild und stets so erweicht ist,
daſs es nach den flachen Seiten ziemlich lange gereckt werden muſs,
damit es sich beim Wenden auf die Kanten nicht öffne.
5. Vom Umbiegen oder Umschlagen und wiederholten Schweiſsen.
Es ist klar, daſs jeder Stahl desto gleichartiger werden muſs, je öfter
er umgebogen und geschweiſst werden kann, bis seine Stahlnatur zu
verschwinden anfängt und sich Eisensehne entwickelt.
Es muſs deshalb zu dem auf diese Art zu bereitenden feinsten
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/512>, abgerufen am 22.11.2024.
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