Viderat Agricolae, Phoebo monstrante libellos Jupiter et tales edidit ore sonos: "Ex ipso hic terrae thesaurus eruet Ores Et fratris pandet tertia regna mei!"
Ein anderer hervorragender Zeitgenosse, Joh. Bodinus schreibt über ihn 1): Metallicam disciplinam ita tractavit Georg. Agricola, homo Germanus, ut Aristoteles ac Plinius in eo genere nihil intellexisse videantur.
Und ähnlich schreibt Thuanus, der ihn unter den grossen, klassischen Schriftstellern aufführt:
Er hat in diesem Jahrhundert über Bergwerkswesen, Fossilien und unterirdische Geschöpfe mit solcher Sorgfalt geschrieben, dass er in dieser Gattung die Alten übertraf.
Dabei durchweht seine Schriften bei aller Lebhaftigkeit des Aus- druckes ein Geist ruhiger Objektivität, wie er nur umfassendem Wissen, verbunden mit dem reinen Streben nach Wahrheit, eigen ist und sein Urteil der Geist der Gerechtigkeit und Mässigung. Er sagt selbst an einer Stelle: "Wenn ich die Ergebnisse meiner Forschung schriftlich mitteile, bin ich wohl zuweilen genötigt, mit einigem Nach- druck die Schriften anderer zu bekämpfen und zu widerlegen, aber wahrlich nicht aus unredlicher Absicht, achtungswerte Männer herab- zusetzen, Männer, welche der Erforschung der Natur so viele Zeit und Mühe geopfert haben, sondern im Feuereifer, die schwarzen Nebel zu zerstreuen, welche unsere Kenntnisse von der unterirdischen Natur umhüllen und ein neues Licht darüber anzuzünden. Erreiche ich diesen Zweck nicht ganz, stifte ich durch meine Arbeit nicht den ge- hofften Nutzen, so ist es dem heiligen Dunkel zuzuschreiben, hinter welchem die Natur vorzüglich die Gegenstände im Inneren des Erd- körpers verbirgt."
Dass ein Arzt der erste Lehrer der Bergbau- und Hüttenkunde wurde, kann uns nicht wunder nehmen. Die einzelnen Disziplinen der Naturwissenschaft waren zu jener Zeit noch nicht getrennt, das Studium der Medizin umfasste sie alle. Agricolas Genie lenkte sich aber mit Vorliebe der praktischen Naturforschung zu und er ver- teidigt die Würde derselben mit Nachdruck. "Multi habent hanc opinionem, rem metallicam fortuitum quiddam esse et sordidum opus, atque omnino ejusmodi negotium, quod non tam artis indigeat, quam
1) J. Bodinus, meth. hist., p. 161.
Georg Agricola.
Viderat Agricolae, Phoebo monstrante libellos Jupiter et tales edidit ore sonos: „Ex ipso hic terrae thesaurus eruet Ores Et fratris pandet tertia regna mei!“
Ein anderer hervorragender Zeitgenosse, Joh. Bodinus schreibt über ihn 1): Metallicam disciplinam ita tractavit Georg. Agricola, homo Germanus, ut Aristoteles ac Plinius in eo genere nihil intellexisse videantur.
Und ähnlich schreibt Thuanus, der ihn unter den groſsen, klassischen Schriftstellern aufführt:
Er hat in diesem Jahrhundert über Bergwerkswesen, Fossilien und unterirdische Geschöpfe mit solcher Sorgfalt geschrieben, daſs er in dieser Gattung die Alten übertraf.
Dabei durchweht seine Schriften bei aller Lebhaftigkeit des Aus- druckes ein Geist ruhiger Objektivität, wie er nur umfassendem Wissen, verbunden mit dem reinen Streben nach Wahrheit, eigen ist und sein Urteil der Geist der Gerechtigkeit und Mäſsigung. Er sagt selbst an einer Stelle: „Wenn ich die Ergebnisse meiner Forschung schriftlich mitteile, bin ich wohl zuweilen genötigt, mit einigem Nach- druck die Schriften anderer zu bekämpfen und zu widerlegen, aber wahrlich nicht aus unredlicher Absicht, achtungswerte Männer herab- zusetzen, Männer, welche der Erforschung der Natur so viele Zeit und Mühe geopfert haben, sondern im Feuereifer, die schwarzen Nebel zu zerstreuen, welche unsere Kenntnisse von der unterirdischen Natur umhüllen und ein neues Licht darüber anzuzünden. Erreiche ich diesen Zweck nicht ganz, stifte ich durch meine Arbeit nicht den ge- hofften Nutzen, so ist es dem heiligen Dunkel zuzuschreiben, hinter welchem die Natur vorzüglich die Gegenstände im Inneren des Erd- körpers verbirgt.“
Daſs ein Arzt der erste Lehrer der Bergbau- und Hüttenkunde wurde, kann uns nicht wunder nehmen. Die einzelnen Disziplinen der Naturwissenschaft waren zu jener Zeit noch nicht getrennt, das Studium der Medizin umfaſste sie alle. Agricolas Genie lenkte sich aber mit Vorliebe der praktischen Naturforschung zu und er ver- teidigt die Würde derselben mit Nachdruck. „Multi habent hanc opinionem, rem metallicam fortuitum quiddam esse et sordidum opus, atque omnino ejusmodi negotium, quod non tam artis indigeat, quam
1) J. Bodinus, meth. hist., p. 161.
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Georg Agricola.
Viderat Agricolae, Phoebo monstrante libellos
Jupiter et tales edidit ore sonos:
„Ex ipso hic terrae thesaurus eruet Ores
Et fratris pandet tertia regna mei!“
Ein anderer hervorragender Zeitgenosse, Joh. Bodinus schreibt
über ihn 1): Metallicam disciplinam ita tractavit Georg. Agricola,
homo Germanus, ut Aristoteles ac Plinius in eo genere nihil intellexisse
videantur.
Und ähnlich schreibt Thuanus, der ihn unter den groſsen,
klassischen Schriftstellern aufführt:
Er hat in diesem Jahrhundert über Bergwerkswesen, Fossilien
und unterirdische Geschöpfe mit solcher Sorgfalt geschrieben, daſs er
in dieser Gattung die Alten übertraf.
Dabei durchweht seine Schriften bei aller Lebhaftigkeit des Aus-
druckes ein Geist ruhiger Objektivität, wie er nur umfassendem
Wissen, verbunden mit dem reinen Streben nach Wahrheit, eigen ist
und sein Urteil der Geist der Gerechtigkeit und Mäſsigung. Er sagt
selbst an einer Stelle: „Wenn ich die Ergebnisse meiner Forschung
schriftlich mitteile, bin ich wohl zuweilen genötigt, mit einigem Nach-
druck die Schriften anderer zu bekämpfen und zu widerlegen, aber
wahrlich nicht aus unredlicher Absicht, achtungswerte Männer herab-
zusetzen, Männer, welche der Erforschung der Natur so viele Zeit
und Mühe geopfert haben, sondern im Feuereifer, die schwarzen Nebel
zu zerstreuen, welche unsere Kenntnisse von der unterirdischen Natur
umhüllen und ein neues Licht darüber anzuzünden. Erreiche ich
diesen Zweck nicht ganz, stifte ich durch meine Arbeit nicht den ge-
hofften Nutzen, so ist es dem heiligen Dunkel zuzuschreiben, hinter
welchem die Natur vorzüglich die Gegenstände im Inneren des Erd-
körpers verbirgt.“
Daſs ein Arzt der erste Lehrer der Bergbau- und Hüttenkunde
wurde, kann uns nicht wunder nehmen. Die einzelnen Disziplinen
der Naturwissenschaft waren zu jener Zeit noch nicht getrennt, das
Studium der Medizin umfaſste sie alle. Agricolas Genie lenkte sich
aber mit Vorliebe der praktischen Naturforschung zu und er ver-
teidigt die Würde derselben mit Nachdruck. „Multi habent hanc
opinionem, rem metallicam fortuitum quiddam esse et sordidum opus,
atque omnino ejusmodi negotium, quod non tam artis indigeat, quam
1) J. Bodinus, meth. hist., p. 161.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/51>, abgerufen am 23.11.2024.
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