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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Kunstschmiederei im 16. Jahrhundert.
mit stilvollen Ornamenten zu schmücken. Dies war besonders auch
bei den Thürbeschlägen der Fall 1). Hatte man sich in früherer Zeit
damit begnügt, die Holzthüren mit einem rautenförmigen Gitterwerk
von Flachschienen zu belegen und die Felder dazwischen auszumalen,
so füllte man die letzteren mit durchbrochenem Masswerk und Orna-
menten von Eisen oder mit gestanzten Blechplatten aus.

Eines der schönsten Beispiele einer Thüre, deren Felder mit
getriebenen und durchbrochenen Ornamenten und Masswerk von
Eisen gefüllt sind, besitzt die Propstei zu Bruck (Fig. 155) 2). Man

[Abbildung] Fig. 156.
sieht hier sogleich, dass
man es bei dieser in die
spätest gotische Zeit ge-
hörigen Thür mit Hand-
arbeit zu thun hat, da
fast jedes Ornament und
Masswerkmotiv, welche der
Festigkeit wegen mit einem
gewundenen Rundstab ein-
gefasst sind, eine andere
Zeichnung besitzt. Um die
Zeichnung der Durch-
brechungen hervorzuheben,
sind dieselben abwechselnd
mit rotem und blauem
Pergament unterlegt, wo-
durch eine grosse Wirkung
erzielt wird.

Die Ausfüllung mit ver-
zierten eisernen Platten war
die am meisten angewendete und hat sich durch viele Jahrhunderte
erhalten 3). Aus dem 15. Jahrhundert besitzt Österreich noch ver-
schiedene dieser Thüren; ein schönes Beispiel giebt das Beschläge an
der Piaristenkirche zu Krems (Fig. 156). Diese Thür ist durch eine
horizontale Eisenschiene in zwei Teile zerlegt; die Felder des oberen

1) Siehe den Aufsatz: "Zur Verwendung des Eisens in der Kunstindustrie
während des 15. bis 18. Jahrhunderts von Dr. Karl Lind" in den Mitteilungen
der k. k. Centralkommission, Bd. VII (1881), Heft 2, S. 66.
2) Siehe Hermann Riewel, Studien über Schmiede- und Schlosserarbeiten
in Österreich in den Mitteilungen der k. k. Centralkommission, Bd. XV (1870),
S. 46.
3) Siehe Mitteilungen, Bd. XII.

Die Kunstschmiederei im 16. Jahrhundert.
mit stilvollen Ornamenten zu schmücken. Dies war besonders auch
bei den Thürbeschlägen der Fall 1). Hatte man sich in früherer Zeit
damit begnügt, die Holzthüren mit einem rautenförmigen Gitterwerk
von Flachschienen zu belegen und die Felder dazwischen auszumalen,
so füllte man die letzteren mit durchbrochenem Maſswerk und Orna-
menten von Eisen oder mit gestanzten Blechplatten aus.

Eines der schönsten Beispiele einer Thüre, deren Felder mit
getriebenen und durchbrochenen Ornamenten und Maſswerk von
Eisen gefüllt sind, besitzt die Propstei zu Bruck (Fig. 155) 2). Man

[Abbildung] Fig. 156.
sieht hier sogleich, daſs
man es bei dieser in die
spätest gotische Zeit ge-
hörigen Thür mit Hand-
arbeit zu thun hat, da
fast jedes Ornament und
Maſswerkmotiv, welche der
Festigkeit wegen mit einem
gewundenen Rundstab ein-
gefaſst sind, eine andere
Zeichnung besitzt. Um die
Zeichnung der Durch-
brechungen hervorzuheben,
sind dieselben abwechselnd
mit rotem und blauem
Pergament unterlegt, wo-
durch eine groſse Wirkung
erzielt wird.

Die Ausfüllung mit ver-
zierten eisernen Platten war
die am meisten angewendete und hat sich durch viele Jahrhunderte
erhalten 3). Aus dem 15. Jahrhundert besitzt Österreich noch ver-
schiedene dieser Thüren; ein schönes Beispiel giebt das Beschläge an
der Piaristenkirche zu Krems (Fig. 156). Diese Thür ist durch eine
horizontale Eisenschiene in zwei Teile zerlegt; die Felder des oberen

1) Siehe den Aufsatz: „Zur Verwendung des Eisens in der Kunstindustrie
während des 15. bis 18. Jahrhunderts von Dr. Karl Lind“ in den Mitteilungen
der k. k. Centralkommission, Bd. VII (1881), Heft 2, S. 66.
2) Siehe Hermann Riewel, Studien über Schmiede- und Schlosserarbeiten
in Österreich in den Mitteilungen der k. k. Centralkommission, Bd. XV (1870),
S. 46.
3) Siehe Mitteilungen, Bd. XII.
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[457/0477] Die Kunstschmiederei im 16. Jahrhundert. mit stilvollen Ornamenten zu schmücken. Dies war besonders auch bei den Thürbeschlägen der Fall 1). Hatte man sich in früherer Zeit damit begnügt, die Holzthüren mit einem rautenförmigen Gitterwerk von Flachschienen zu belegen und die Felder dazwischen auszumalen, so füllte man die letzteren mit durchbrochenem Maſswerk und Orna- menten von Eisen oder mit gestanzten Blechplatten aus. Eines der schönsten Beispiele einer Thüre, deren Felder mit getriebenen und durchbrochenen Ornamenten und Maſswerk von Eisen gefüllt sind, besitzt die Propstei zu Bruck (Fig. 155) 2). Man [Abbildung Fig. 156.] sieht hier sogleich, daſs man es bei dieser in die spätest gotische Zeit ge- hörigen Thür mit Hand- arbeit zu thun hat, da fast jedes Ornament und Maſswerkmotiv, welche der Festigkeit wegen mit einem gewundenen Rundstab ein- gefaſst sind, eine andere Zeichnung besitzt. Um die Zeichnung der Durch- brechungen hervorzuheben, sind dieselben abwechselnd mit rotem und blauem Pergament unterlegt, wo- durch eine groſse Wirkung erzielt wird. Die Ausfüllung mit ver- zierten eisernen Platten war die am meisten angewendete und hat sich durch viele Jahrhunderte erhalten 3). Aus dem 15. Jahrhundert besitzt Österreich noch ver- schiedene dieser Thüren; ein schönes Beispiel giebt das Beschläge an der Piaristenkirche zu Krems (Fig. 156). Diese Thür ist durch eine horizontale Eisenschiene in zwei Teile zerlegt; die Felder des oberen 1) Siehe den Aufsatz: „Zur Verwendung des Eisens in der Kunstindustrie während des 15. bis 18. Jahrhunderts von Dr. Karl Lind“ in den Mitteilungen der k. k. Centralkommission, Bd. VII (1881), Heft 2, S. 66. 2) Siehe Hermann Riewel, Studien über Schmiede- und Schlosserarbeiten in Österreich in den Mitteilungen der k. k. Centralkommission, Bd. XV (1870), S. 46. 3) Siehe Mitteilungen, Bd. XII.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/477>, abgerufen am 03.05.2024.