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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.

Bei dem Rohrschmieden mit der Hand wurde in folgender Weise
verfahren 1).

Der Rohrschmied wählte sich eine Platine oder Schiene nach
einem Masse und schärfte die beiden langen Seiten dergestalt mit
dem Hammer ab, dass die Dicke beider übereinander geschlagen
soviel betrug, als die Stärke in der Mitte der Platine. Hierauf wurde
dieselbe rotglühend gemacht und zwischen zwei starken, eisernen
Armen, die spitzwinklig gegen einander im Ambossstock gestellt
waren, mit dem Hammer möglichst gekrümmt und zusammengerollt;
das aufgerollte Eisen wurde von neuem warm gemacht und um einen
starken und langen Dorn geschlagen. Ein solcher Dorn war immer
nach dem Kaliber jedes Laufes abgemessen, der aus der Platine ent-
stehen sollte; indessen musste der Durchmesser in jedem Zirkel des
Dorns etwas kleiner sein, als das Kaliber des Gewehres, indem der
Bohrer auf der Bohrmühle die Aushöhlung des letzteren erweiterte.
Die abgeschärften Seiten der Platinen deckten sich nach dem
Schmieden um den Dorn. Sie mussten nun zusammengeschweisst
werden und das Rohr musste zugleich seine völlige Rundung erhalten.
Beides geschah, indem man den Haken des Dorns gegen den Amboss
lehnte und das gerollte Rohr wieder abzog, diesem Schweisshitze gab
und es in einem Gesenke beim Zusammenschweissen stets im Kreise
herumdrehte.

Sobald nun ein Ende der zusammengerollten Platine bis zur
stärksten Schweisshitze erwärmt war, so legte sie ein Rohrschmied in
eine passende Vertiefung auf der Bahn des Gesenkambosses, und
ein anderer steckte mit möglichster Schnelligkeit den Dorn wieder in
das Rohr, so dass er auf beiden Seiten aus dem Rohr hervorragte,
weshalb solches auch bequem gehalten und regiert werden konnte.
Nun richteten beide Arbeiter die Schläge ihrer starken Hämmer auf
die glühend gemachte Stelle des Rohres, welches zugleich beständig
in dem Gesenke umgedreht wurde. Hierdurch schweisste man den
erwärmten Teil des Rohres nicht nur zusammen, sondern glättete den-
selben auch. Da sich aber die ganze Naht nicht in einer Hitze zu-
sammenschweissen liess, so geschah dies stückweise und der Rohr-
schmied musste das Eisen bei jedem Rohr dreimal erwärmen und
doch blieben auch dann noch zuweilen unebene Stellen und Splitter
stehen, weshalb das Rohr noch weissglühend und zuletzt rotglühend
mit dem Handhammer in dem Gesenke geebnet wurde. Bei dieser

1) Siehe Blumhof, a. a. O., Art. Rohrschmieden.
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.

Bei dem Rohrschmieden mit der Hand wurde in folgender Weise
verfahren 1).

Der Rohrschmied wählte sich eine Platine oder Schiene nach
einem Maſse und schärfte die beiden langen Seiten dergestalt mit
dem Hammer ab, daſs die Dicke beider übereinander geschlagen
soviel betrug, als die Stärke in der Mitte der Platine. Hierauf wurde
dieselbe rotglühend gemacht und zwischen zwei starken, eisernen
Armen, die spitzwinklig gegen einander im Amboſsstock gestellt
waren, mit dem Hammer möglichst gekrümmt und zusammengerollt;
das aufgerollte Eisen wurde von neuem warm gemacht und um einen
starken und langen Dorn geschlagen. Ein solcher Dorn war immer
nach dem Kaliber jedes Laufes abgemessen, der aus der Platine ent-
stehen sollte; indessen muſste der Durchmesser in jedem Zirkel des
Dorns etwas kleiner sein, als das Kaliber des Gewehres, indem der
Bohrer auf der Bohrmühle die Aushöhlung des letzteren erweiterte.
Die abgeschärften Seiten der Platinen deckten sich nach dem
Schmieden um den Dorn. Sie muſsten nun zusammengeschweiſst
werden und das Rohr muſste zugleich seine völlige Rundung erhalten.
Beides geschah, indem man den Haken des Dorns gegen den Amboſs
lehnte und das gerollte Rohr wieder abzog, diesem Schweiſshitze gab
und es in einem Gesenke beim Zusammenschweiſsen stets im Kreise
herumdrehte.

Sobald nun ein Ende der zusammengerollten Platine bis zur
stärksten Schweiſshitze erwärmt war, so legte sie ein Rohrschmied in
eine passende Vertiefung auf der Bahn des Gesenkambosses, und
ein anderer steckte mit möglichster Schnelligkeit den Dorn wieder in
das Rohr, so daſs er auf beiden Seiten aus dem Rohr hervorragte,
weshalb solches auch bequem gehalten und regiert werden konnte.
Nun richteten beide Arbeiter die Schläge ihrer starken Hämmer auf
die glühend gemachte Stelle des Rohres, welches zugleich beständig
in dem Gesenke umgedreht wurde. Hierdurch schweiſste man den
erwärmten Teil des Rohres nicht nur zusammen, sondern glättete den-
selben auch. Da sich aber die ganze Naht nicht in einer Hitze zu-
sammenschweiſsen lieſs, so geschah dies stückweise und der Rohr-
schmied muſste das Eisen bei jedem Rohr dreimal erwärmen und
doch blieben auch dann noch zuweilen unebene Stellen und Splitter
stehen, weshalb das Rohr noch weiſsglühend und zuletzt rotglühend
mit dem Handhammer in dem Gesenke geebnet wurde. Bei dieser

1) Siehe Blumhof, a. a. O., Art. Rohrschmieden.
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[441/0461] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Bei dem Rohrschmieden mit der Hand wurde in folgender Weise verfahren 1). Der Rohrschmied wählte sich eine Platine oder Schiene nach einem Maſse und schärfte die beiden langen Seiten dergestalt mit dem Hammer ab, daſs die Dicke beider übereinander geschlagen soviel betrug, als die Stärke in der Mitte der Platine. Hierauf wurde dieselbe rotglühend gemacht und zwischen zwei starken, eisernen Armen, die spitzwinklig gegen einander im Amboſsstock gestellt waren, mit dem Hammer möglichst gekrümmt und zusammengerollt; das aufgerollte Eisen wurde von neuem warm gemacht und um einen starken und langen Dorn geschlagen. Ein solcher Dorn war immer nach dem Kaliber jedes Laufes abgemessen, der aus der Platine ent- stehen sollte; indessen muſste der Durchmesser in jedem Zirkel des Dorns etwas kleiner sein, als das Kaliber des Gewehres, indem der Bohrer auf der Bohrmühle die Aushöhlung des letzteren erweiterte. Die abgeschärften Seiten der Platinen deckten sich nach dem Schmieden um den Dorn. Sie muſsten nun zusammengeschweiſst werden und das Rohr muſste zugleich seine völlige Rundung erhalten. Beides geschah, indem man den Haken des Dorns gegen den Amboſs lehnte und das gerollte Rohr wieder abzog, diesem Schweiſshitze gab und es in einem Gesenke beim Zusammenschweiſsen stets im Kreise herumdrehte. Sobald nun ein Ende der zusammengerollten Platine bis zur stärksten Schweiſshitze erwärmt war, so legte sie ein Rohrschmied in eine passende Vertiefung auf der Bahn des Gesenkambosses, und ein anderer steckte mit möglichster Schnelligkeit den Dorn wieder in das Rohr, so daſs er auf beiden Seiten aus dem Rohr hervorragte, weshalb solches auch bequem gehalten und regiert werden konnte. Nun richteten beide Arbeiter die Schläge ihrer starken Hämmer auf die glühend gemachte Stelle des Rohres, welches zugleich beständig in dem Gesenke umgedreht wurde. Hierdurch schweiſste man den erwärmten Teil des Rohres nicht nur zusammen, sondern glättete den- selben auch. Da sich aber die ganze Naht nicht in einer Hitze zu- sammenschweiſsen lieſs, so geschah dies stückweise und der Rohr- schmied muſste das Eisen bei jedem Rohr dreimal erwärmen und doch blieben auch dann noch zuweilen unebene Stellen und Splitter stehen, weshalb das Rohr noch weiſsglühend und zuletzt rotglühend mit dem Handhammer in dem Gesenke geebnet wurde. Bei dieser 1) Siehe Blumhof, a. a. O., Art. Rohrschmieden.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/461>, abgerufen am 22.11.2024.