an der Schönaubach; zu Kreitz an der Krems; Leonstein; Teuffen; Viechtwang; Kirchdorf; Mannsen; Micheldorf.
Jede Zunft hatte ihr besonderes Beizeichen, z. B. die Kirch- und Michelsdorfer K. M., die Judenburger J., die Rottenmanner R...
Das Zeichen Sonne, welches hauptsächlich nach Spanien ging, wurde in der Judenburger Zunft geschlagen, ebenso der doppelte Säbel, doppelte Degen, welcher in Amerika gesucht wurde. In der Kirch- und Michelsdorfer Zunft: Siebenstern, doppelter Fisch und Pokal oder Kelche, welche drei Zeichen hauptsächlich nach Russland gingen.
Die Sensenfabriken in Solingen, ebenso wie die zu Plettenberg machten weisse Sensen. In älterer Zeit wurden sie nur mit Hand- hämmern geschmiedet und gebreitet, später bediente man sich der Wasserhämmer. Hierbei stellte man den Hauptkörper der Sense aus zähem, weichem Eisen dar, wofür Stabeisen aus dem Nassauischen und dem Kölnischen (Sauerland) am beliebtesten war. Man teilte die Eisenstangen in Stücke, je nach dem Gewicht der Ware, spaltete die hohe Kante desselben und legte den Stahl ein. Dieser Stab erhielt Schweisshitze und wurde unter einem Wasserhammer geschweisst und vorgeschmiedet unter einem andern gebreitet und alsdann mit Hand- hämmern fertig gemacht. Alsdann wurde die Sense gehärtet und hierauf, soweit der Stahl in der Schneide lag, gegen den Umlauf des Steines geschliffen. Hierdurch erhielten sie die weisse Farbe, von der sie die Bezeichnung hatten. Nachdem sie gerichtet waren, wurden sie nach Dutzenden oder Bunden in Stroh gewickelt und verschickt. Neben den Sensen machte man "Sicheln", leichte, stark gekrümmte Sensen, mit denen das Getreide gehauen statt gemäht wurde, und Strohmesser. Sensen und Sicheln wogen 0,75 bis 2 kg pro Stück an Eisen und auf den Bund kamen 1,80 kg Stahl; die Strohmesser variierten von 1 bis 5 kg an Eisen mit 1,75 bis 3,75 kg Stahl auf das Dutzend. Ein Meister mit einem Gesellen konnte vor einem Feuer täglich ein Dutzend Sensen oder 15 bis 16 Stück Strohmesser machen.
Die Plettenberger Sensenschmiede bezogen ebenfalls ihr Eisen aus dem Sauerland. Sie unterschieden sich von den märkischen Schmieden hauptsächlich durch die Art des Schleifens. Die Ware wurde mit dem Stein geschliffen, wobei der Schleifer über dem Stein sass, während in der Mark und im Bergischen der Schleifer vor dem Stein gebückt stand und die Sense mit Gewalt gegen den Angriff desselben drückte. Ersteres Verfahren gab bessere und haltbarere
Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
an der Schönaubach; zu Kreitz an der Krems; Leonstein; Teuffen; Viechtwang; Kirchdorf; Mannsen; Micheldorf.
Jede Zunft hatte ihr besonderes Beizeichen, z. B. die Kirch- und Michelsdorfer K. M., die Judenburger J., die Rottenmanner R…
Das Zeichen Sonne, welches hauptsächlich nach Spanien ging, wurde in der Judenburger Zunft geschlagen, ebenso der doppelte Säbel, doppelte Degen, welcher in Amerika gesucht wurde. In der Kirch- und Michelsdorfer Zunft: Siebenstern, doppelter Fisch und Pokal oder Kelche, welche drei Zeichen hauptsächlich nach Ruſsland gingen.
Die Sensenfabriken in Solingen, ebenso wie die zu Plettenberg machten weiſse Sensen. In älterer Zeit wurden sie nur mit Hand- hämmern geschmiedet und gebreitet, später bediente man sich der Wasserhämmer. Hierbei stellte man den Hauptkörper der Sense aus zähem, weichem Eisen dar, wofür Stabeisen aus dem Nassauischen und dem Kölnischen (Sauerland) am beliebtesten war. Man teilte die Eisenstangen in Stücke, je nach dem Gewicht der Ware, spaltete die hohe Kante desſelben und legte den Stahl ein. Dieser Stab erhielt Schweiſshitze und wurde unter einem Wasserhammer geschweiſst und vorgeschmiedet unter einem andern gebreitet und alsdann mit Hand- hämmern fertig gemacht. Alsdann wurde die Sense gehärtet und hierauf, soweit der Stahl in der Schneide lag, gegen den Umlauf des Steines geschliffen. Hierdurch erhielten sie die weiſse Farbe, von der sie die Bezeichnung hatten. Nachdem sie gerichtet waren, wurden sie nach Dutzenden oder Bunden in Stroh gewickelt und verschickt. Neben den Sensen machte man „Sicheln“, leichte, stark gekrümmte Sensen, mit denen das Getreide gehauen statt gemäht wurde, und Strohmesser. Sensen und Sicheln wogen 0,75 bis 2 kg pro Stück an Eisen und auf den Bund kamen 1,80 kg Stahl; die Strohmesser variierten von 1 bis 5 kg an Eisen mit 1,75 bis 3,75 kg Stahl auf das Dutzend. Ein Meister mit einem Gesellen konnte vor einem Feuer täglich ein Dutzend Sensen oder 15 bis 16 Stück Strohmesser machen.
Die Plettenberger Sensenschmiede bezogen ebenfalls ihr Eisen aus dem Sauerland. Sie unterschieden sich von den märkischen Schmieden hauptsächlich durch die Art des Schleifens. Die Ware wurde mit dem Stein geschliffen, wobei der Schleifer über dem Stein saſs, während in der Mark und im Bergischen der Schleifer vor dem Stein gebückt stand und die Sense mit Gewalt gegen den Angriff desselben drückte. Ersteres Verfahren gab bessere und haltbarere
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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
an der Schönaubach; zu Kreitz an der Krems; Leonstein; Teuffen;
Viechtwang; Kirchdorf; Mannsen; Micheldorf.
Jede Zunft hatte ihr besonderes Beizeichen, z. B. die Kirch- und
Michelsdorfer K. M., die Judenburger J., die Rottenmanner R…
Das Zeichen Sonne, welches hauptsächlich nach Spanien ging,
wurde in der Judenburger Zunft geschlagen, ebenso der doppelte
Säbel, doppelte Degen, welcher in Amerika gesucht wurde. In der
Kirch- und Michelsdorfer Zunft: Siebenstern, doppelter Fisch und
Pokal oder Kelche, welche drei Zeichen hauptsächlich nach Ruſsland
gingen.
Die Sensenfabriken in Solingen, ebenso wie die zu Plettenberg
machten weiſse Sensen. In älterer Zeit wurden sie nur mit Hand-
hämmern geschmiedet und gebreitet, später bediente man sich der
Wasserhämmer. Hierbei stellte man den Hauptkörper der Sense aus
zähem, weichem Eisen dar, wofür Stabeisen aus dem Nassauischen
und dem Kölnischen (Sauerland) am beliebtesten war. Man teilte die
Eisenstangen in Stücke, je nach dem Gewicht der Ware, spaltete die
hohe Kante desſelben und legte den Stahl ein. Dieser Stab erhielt
Schweiſshitze und wurde unter einem Wasserhammer geschweiſst und
vorgeschmiedet unter einem andern gebreitet und alsdann mit Hand-
hämmern fertig gemacht. Alsdann wurde die Sense gehärtet und
hierauf, soweit der Stahl in der Schneide lag, gegen den Umlauf
des Steines geschliffen. Hierdurch erhielten sie die weiſse Farbe,
von der sie die Bezeichnung hatten. Nachdem sie gerichtet waren,
wurden sie nach Dutzenden oder Bunden in Stroh gewickelt und
verschickt. Neben den Sensen machte man „Sicheln“, leichte, stark
gekrümmte Sensen, mit denen das Getreide gehauen statt gemäht
wurde, und Strohmesser. Sensen und Sicheln wogen 0,75 bis 2 kg
pro Stück an Eisen und auf den Bund kamen 1,80 kg Stahl; die
Strohmesser variierten von 1 bis 5 kg an Eisen mit 1,75 bis 3,75 kg
Stahl auf das Dutzend. Ein Meister mit einem Gesellen konnte
vor einem Feuer täglich ein Dutzend Sensen oder 15 bis 16 Stück
Strohmesser machen.
Die Plettenberger Sensenschmiede bezogen ebenfalls ihr Eisen
aus dem Sauerland. Sie unterschieden sich von den märkischen
Schmieden hauptsächlich durch die Art des Schleifens. Die Ware
wurde mit dem Stein geschliffen, wobei der Schleifer über dem Stein
saſs, während in der Mark und im Bergischen der Schleifer vor dem
Stein gebückt stand und die Sense mit Gewalt gegen den Angriff
desselben drückte. Ersteres Verfahren gab bessere und haltbarere
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/444>, abgerufen am 22.11.2024.
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