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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Zeitlang die Hiebwaffen beinahe zu verdrängen schienen. Aus dieser
Zeit stammt der hohe Ruf der "Toledoklingen", die sich durch ihre
[Abbildung] Fig. 121.
Form -- sie waren tief eingeschliffen, meist von
vierkantigem oder dreikantigem Querprofil -- und
durch ihre vorzügliche Härtung auszeichneten.
Diese trefflichen Klingen waren nicht eigentlich
aus Stahl hergestellt, sondern aus dem harten,
stahlartigen Eisen, welches bei den Katalan-
schmieden 1), namentlich in Biscaya, zu Bilbao etc.
gewonnen wurde. Die Klingen wurden aber,
nachdem sie vorgeschmiedet waren, durch ein
Härtemittel gestählt und gerade durch ihre vor-
zügliche Härtung -- die Klingen sind nämlich,
ähnlich den orientalischen Klingen, verhältnis-
mässig hart -- waren die Schwertschmiede von
Toledo berühmt. Toledo wurde unter Karl V. und
seinem Sohne Philipp der renommierteste Waffen-
platz Europas. Fig. 121 stellt einen Degen Phi-
lipps II. dar. Die Klingenschmiede von Toledo
hatten ähnlich wie die von Solingen ihre Meister-
zeichen. Jubinal in seinem mehrfach erwähnten
Werke La armeria Real de Madrid giebt eine
Liste berühmter Klingenschmiede von Toledo und
ihrer Zeichen.

Dieselbe beginnt aber erst mit der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts 2). Von dieser Zeit an
aber wurde die Klingenschmiederei zu Toledo in
grossem Umfange, fast fabrikmässig, wenn auch
gerade wie in Solingen nur von selbständigen ge-
prüften Meistern in eigenen Werkstätten betrieben.

Auch in Spanien erbte sich die Waffenschmiede-
kunst in einzelnen Familien durch mehrere Gene-
rationen fort, wie namentlich die Familien Ruiz,
Sahagun
und andere. Wir haben zwar schon im
ersten Bande (S. 846) die meisten hervorragenden
toledanischen Klingenschmiede angeführt, doch
wollen wir die Liste hier vervollständigen, zugleich mit den Schwert-
marken, Fig. 122 (a. f. S.). Aus dem 15. Jahrhundert sind nur wenige

1) Siehe Bd. I, S. 789 etc.
2) Siehe Bd. I, S. 846.
Beck, Geschichte des Eisens. 26

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
Zeitlang die Hiebwaffen beinahe zu verdrängen schienen. Aus dieser
Zeit stammt der hohe Ruf der „Toledoklingen“, die sich durch ihre
[Abbildung] Fig. 121.
Form — sie waren tief eingeschliffen, meist von
vierkantigem oder dreikantigem Querprofil — und
durch ihre vorzügliche Härtung auszeichneten.
Diese trefflichen Klingen waren nicht eigentlich
aus Stahl hergestellt, sondern aus dem harten,
stahlartigen Eisen, welches bei den Katalan-
schmieden 1), namentlich in Biscaya, zu Bilbao etc.
gewonnen wurde. Die Klingen wurden aber,
nachdem sie vorgeschmiedet waren, durch ein
Härtemittel gestählt und gerade durch ihre vor-
zügliche Härtung — die Klingen sind nämlich,
ähnlich den orientalischen Klingen, verhältnis-
mäſsig hart — waren die Schwertschmiede von
Toledo berühmt. Toledo wurde unter Karl V. und
seinem Sohne Philipp der renommierteste Waffen-
platz Europas. Fig. 121 stellt einen Degen Phi-
lipps II. dar. Die Klingenschmiede von Toledo
hatten ähnlich wie die von Solingen ihre Meister-
zeichen. Jubinal in seinem mehrfach erwähnten
Werke La armeria Real de Madrid giebt eine
Liste berühmter Klingenschmiede von Toledo und
ihrer Zeichen.

Dieselbe beginnt aber erst mit der zweiten
Hälfte des 16. Jahrhunderts 2). Von dieser Zeit an
aber wurde die Klingenschmiederei zu Toledo in
groſsem Umfange, fast fabrikmäſsig, wenn auch
gerade wie in Solingen nur von selbständigen ge-
prüften Meistern in eigenen Werkstätten betrieben.

Auch in Spanien erbte sich die Waffenschmiede-
kunst in einzelnen Familien durch mehrere Gene-
rationen fort, wie namentlich die Familien Ruiz,
Sahagun
und andere. Wir haben zwar schon im
ersten Bande (S. 846) die meisten hervorragenden
toledanischen Klingenschmiede angeführt, doch
wollen wir die Liste hier vervollständigen, zugleich mit den Schwert-
marken, Fig. 122 (a. f. S.). Aus dem 15. Jahrhundert sind nur wenige

1) Siehe Bd. I, S. 789 etc.
2) Siehe Bd. I, S. 846.
Beck, Geschichte des Eisens. 26
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[401/0421] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. Zeitlang die Hiebwaffen beinahe zu verdrängen schienen. Aus dieser Zeit stammt der hohe Ruf der „Toledoklingen“, die sich durch ihre [Abbildung Fig. 121.] Form — sie waren tief eingeschliffen, meist von vierkantigem oder dreikantigem Querprofil — und durch ihre vorzügliche Härtung auszeichneten. Diese trefflichen Klingen waren nicht eigentlich aus Stahl hergestellt, sondern aus dem harten, stahlartigen Eisen, welches bei den Katalan- schmieden 1), namentlich in Biscaya, zu Bilbao etc. gewonnen wurde. Die Klingen wurden aber, nachdem sie vorgeschmiedet waren, durch ein Härtemittel gestählt und gerade durch ihre vor- zügliche Härtung — die Klingen sind nämlich, ähnlich den orientalischen Klingen, verhältnis- mäſsig hart — waren die Schwertschmiede von Toledo berühmt. Toledo wurde unter Karl V. und seinem Sohne Philipp der renommierteste Waffen- platz Europas. Fig. 121 stellt einen Degen Phi- lipps II. dar. Die Klingenschmiede von Toledo hatten ähnlich wie die von Solingen ihre Meister- zeichen. Jubinal in seinem mehrfach erwähnten Werke La armeria Real de Madrid giebt eine Liste berühmter Klingenschmiede von Toledo und ihrer Zeichen. Dieselbe beginnt aber erst mit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts 2). Von dieser Zeit an aber wurde die Klingenschmiederei zu Toledo in groſsem Umfange, fast fabrikmäſsig, wenn auch gerade wie in Solingen nur von selbständigen ge- prüften Meistern in eigenen Werkstätten betrieben. Auch in Spanien erbte sich die Waffenschmiede- kunst in einzelnen Familien durch mehrere Gene- rationen fort, wie namentlich die Familien Ruiz, Sahagun und andere. Wir haben zwar schon im ersten Bande (S. 846) die meisten hervorragenden toledanischen Klingenschmiede angeführt, doch wollen wir die Liste hier vervollständigen, zugleich mit den Schwert- marken, Fig. 122 (a. f. S.). Aus dem 15. Jahrhundert sind nur wenige 1) Siehe Bd. I, S. 789 etc. 2) Siehe Bd. I, S. 846. Beck, Geschichte des Eisens. 26

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/421>, abgerufen am 05.05.2024.