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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
schützgiesserei besorgt. Die eisernen Kanonen wurden hauptsächlich
in Sussex gegossen, und zwar in solcher Menge, dass England, welches
vordem einen grossen Teil seines Eisenbedarfs vom Auslande be-
zogen hatte, jetzt Eisen in Form von Kanonen ausführte, und so
kam es, dass die Spanier mit englischen Kanonen gegen die Eng-
länder fochten. Auf diesen Gegenstand lenkte Sir Walter Raleigh
die Aufmerksamkeit des Parlaments, indem er die gusseisernen Ka-
nonen für eine Stärke des Landes und einen nationalen Schatz er-
klärte und ausrief: "Gewiss, früher war eins unserer Schiffe zehn
spanischen überlegen, jetzt aber sind sie durch unsere Kanonen
kaum zu besiegen im Einzelkampf." In der That legten die Spanier
grossen Wert auf die Erwerbung englischer eiserner Kanonen und
strebten mit allen Mitteln danach. Wir kommen bei der Geschichte
Englands hierauf zurück. Welche Massen von Kanonen aber bereits
für die Ausrüstung der Kriegsschiffe erforderlich waren, geht aus der
Equipierung der grossen Armada hervor 1). Dieselbe führte nicht
weniger als 2431 Stücke. Die grosse Flotte war in acht Geschwader
geteilt:

Das Portugiesische     hatte 12 Schiffe und 389 Kanonen,
" Baskische     " 14 " " 302 "
" Kastilische     " 16 " " 474 "
" Andalusische     " 11 " " 315 "
" von Guipuzcoa     " 14 " " 296 "
" Levantische     " 10 " " 319 "
" von Urcas     " 25 " " 466 "
" " Pattaches     " ? " " 204 "

Ende des 16. Jahrhunderts erwarb sich Thomas Johnson, der
um 1590 lebte, grosse Verdienste um die Verbesserung des Gusses
eiserner Kanonen.

Nicht minder grossartig entwickelte sich die Fabrikation guss-
eiserner Geschütze in Schweden. Während Gustav Wasa bei seinem
Regierungsantritte noch kein im Lande gegossenes Geschütz besass,
war Schweden gegen Ende des Jahrhunderts wegen seines Reich-
tums an solchen Geschützen in ganz Europa berühmt. Botero
schreibt in seiner Erdbeschreibung 1592: "Der König von Schweden
hält stets 50 Kriegsschiffe, von denen jedes 40 Stück grobes Geschütz
hat. -- Man vermeint, es habe der König 8000 Stück grobes Geschütz,
so meistens von Metall. Auf dem Schlosse Stockholm werden 400

1) Siehe Jähns, a. a. O., S. 1286.

Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
schützgieſserei besorgt. Die eisernen Kanonen wurden hauptsächlich
in Sussex gegossen, und zwar in solcher Menge, daſs England, welches
vordem einen groſsen Teil seines Eisenbedarfs vom Auslande be-
zogen hatte, jetzt Eisen in Form von Kanonen ausführte, und so
kam es, daſs die Spanier mit englischen Kanonen gegen die Eng-
länder fochten. Auf diesen Gegenstand lenkte Sir Walter Raleigh
die Aufmerksamkeit des Parlaments, indem er die guſseisernen Ka-
nonen für eine Stärke des Landes und einen nationalen Schatz er-
klärte und ausrief: „Gewiſs, früher war eins unserer Schiffe zehn
spanischen überlegen, jetzt aber sind sie durch unsere Kanonen
kaum zu besiegen im Einzelkampf.“ In der That legten die Spanier
groſsen Wert auf die Erwerbung englischer eiserner Kanonen und
strebten mit allen Mitteln danach. Wir kommen bei der Geschichte
Englands hierauf zurück. Welche Massen von Kanonen aber bereits
für die Ausrüstung der Kriegsschiffe erforderlich waren, geht aus der
Equipierung der groſsen Armada hervor 1). Dieselbe führte nicht
weniger als 2431 Stücke. Die groſse Flotte war in acht Geschwader
geteilt:

Das Portugiesische     hatte 12 Schiffe und 389 Kanonen,
„ Baskische     „ 14 „ „ 302 „
„ Kastilische     „ 16 „ „ 474 „
„ Andalusische     „ 11 „ „ 315 „
„ von Guipuzcoa     „ 14 „ „ 296 „
„ Levantische     „ 10 „ „ 319 „
„ von Urcas     „ 25 „ „ 466 „
„ „ Pattaches     „ ? „ „ 204 „

Ende des 16. Jahrhunderts erwarb sich Thomas Johnson, der
um 1590 lebte, groſse Verdienste um die Verbesserung des Gusses
eiserner Kanonen.

Nicht minder groſsartig entwickelte sich die Fabrikation guſs-
eiserner Geschütze in Schweden. Während Gustav Wasa bei seinem
Regierungsantritte noch kein im Lande gegossenes Geschütz besaſs,
war Schweden gegen Ende des Jahrhunderts wegen seines Reich-
tums an solchen Geschützen in ganz Europa berühmt. Botero
schreibt in seiner Erdbeschreibung 1592: „Der König von Schweden
hält stets 50 Kriegsschiffe, von denen jedes 40 Stück grobes Geschütz
hat. — Man vermeint, es habe der König 8000 Stück grobes Geschütz,
so meistens von Metall. Auf dem Schlosse Stockholm werden 400

1) Siehe Jähns, a. a. O., S. 1286.
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[334/0354] Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. schützgieſserei besorgt. Die eisernen Kanonen wurden hauptsächlich in Sussex gegossen, und zwar in solcher Menge, daſs England, welches vordem einen groſsen Teil seines Eisenbedarfs vom Auslande be- zogen hatte, jetzt Eisen in Form von Kanonen ausführte, und so kam es, daſs die Spanier mit englischen Kanonen gegen die Eng- länder fochten. Auf diesen Gegenstand lenkte Sir Walter Raleigh die Aufmerksamkeit des Parlaments, indem er die guſseisernen Ka- nonen für eine Stärke des Landes und einen nationalen Schatz er- klärte und ausrief: „Gewiſs, früher war eins unserer Schiffe zehn spanischen überlegen, jetzt aber sind sie durch unsere Kanonen kaum zu besiegen im Einzelkampf.“ In der That legten die Spanier groſsen Wert auf die Erwerbung englischer eiserner Kanonen und strebten mit allen Mitteln danach. Wir kommen bei der Geschichte Englands hierauf zurück. Welche Massen von Kanonen aber bereits für die Ausrüstung der Kriegsschiffe erforderlich waren, geht aus der Equipierung der groſsen Armada hervor 1). Dieselbe führte nicht weniger als 2431 Stücke. Die groſse Flotte war in acht Geschwader geteilt: Das Portugiesische hatte 12 Schiffe und 389 Kanonen, „ Baskische „ 14 „ „ 302 „ „ Kastilische „ 16 „ „ 474 „ „ Andalusische „ 11 „ „ 315 „ „ von Guipuzcoa „ 14 „ „ 296 „ „ Levantische „ 10 „ „ 319 „ „ von Urcas „ 25 „ „ 466 „ „ „ Pattaches „ ? „ „ 204 „ Ende des 16. Jahrhunderts erwarb sich Thomas Johnson, der um 1590 lebte, groſse Verdienste um die Verbesserung des Gusses eiserner Kanonen. Nicht minder groſsartig entwickelte sich die Fabrikation guſs- eiserner Geschütze in Schweden. Während Gustav Wasa bei seinem Regierungsantritte noch kein im Lande gegossenes Geschütz besaſs, war Schweden gegen Ende des Jahrhunderts wegen seines Reich- tums an solchen Geschützen in ganz Europa berühmt. Botero schreibt in seiner Erdbeschreibung 1592: „Der König von Schweden hält stets 50 Kriegsschiffe, von denen jedes 40 Stück grobes Geschütz hat. — Man vermeint, es habe der König 8000 Stück grobes Geschütz, so meistens von Metall. Auf dem Schlosse Stockholm werden 400 1) Siehe Jähns, a. a. O., S. 1286.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/354>, abgerufen am 22.11.2024.