war, um den Boden des Geschützes zu erreichen, und am Ende derselben habe ich ein vierkantiges Stück Stahl anschweissen lassen, dessen vier Kanten gerade und scharf und gut gehärtet waren, damit, wenn sie in das Geschütz gesetzt und gedreht wurden, sie genau die Rundung erzeugten (siehe Bd. I, Fig. 300). Dies ist die gewöhnliche Art. Man hat sie (die Bohrer) aber auch von Bronze mit Vertiefungen gemacht und hat vierkantigen Stahl ein- gesetzt, um jene Unbequemlichkeit zu vermeiden, welche das Härten, Schleifen und genaue Justieren jenes Eisen- und Stahlklumpens macht, damit er schneidet. Alsdann habe ich das Geschütz, welches ich bohren wollte, auf ein Modell (d. h. eine passend ausgehöhlte Unterlage) von Ulmen-, Nussbaum- oder anderm Holze aufgepasst, welches unten eben und wie ein kleiner Schlitten gemacht war und habe es mit eisernen Bändern gut befestigt, oder mit Seilen, oder wie es mir gut schien, damit der Bohrer es beim Schneiden nicht hebe. Und dann habe ich diesen (Schlitten) auf ein Gerüste gesetzt (Fig. 300, Bd. I), welches wenigstens doppelt so lang war als das Geschütz und habe es stark und fest gemacht. Und zwischen das Bett, worauf das Geschütz ruht, und die genannte Ebene habe ich drei Querwälzchen gesetzt, damit das Geschütz, wenn es gezogen
[Abbildung]
Fig. 91.
würde, leicht vorwärts ging. Und um es zu ziehen, habe ich quer davor eine kleine Winde gelegt, so dass sie zwei Stricke gleich- mässig anzog, welche an der Seite des Bettes vermittelst zweier guter eiserner Ösen befestigt waren. Auch habe ich eine andere Winde hinten angebracht, um es zurückziehen zu können, wenn es sich verlief und um die Bohrspäne und den Bohrer herauszuziehen. Als ich mit dieser Vorrichtung fertig war, liess ich durch drei oder vier Mann das Rad drehen, setzte zuerst den eisernen Schaft in den Kopf oben und unten gut ein und schlug durch ein Loch, welches quer durchging, einen Keil und dann habe ich mit der Winde bei der Mündung des Geschützes angezogen und den Schaft, langsam an der Winde drehend, bis zum Grunde gehen lassen und so habe ich in zwei oder drei Wiederholungen, indem ich
Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
war, um den Boden des Geschützes zu erreichen, und am Ende derselben habe ich ein vierkantiges Stück Stahl anschweiſsen lassen, dessen vier Kanten gerade und scharf und gut gehärtet waren, damit, wenn sie in das Geschütz gesetzt und gedreht wurden, sie genau die Rundung erzeugten (siehe Bd. I, Fig. 300). Dies ist die gewöhnliche Art. Man hat sie (die Bohrer) aber auch von Bronze mit Vertiefungen gemacht und hat vierkantigen Stahl ein- gesetzt, um jene Unbequemlichkeit zu vermeiden, welche das Härten, Schleifen und genaue Justieren jenes Eisen- und Stahlklumpens macht, damit er schneidet. Alsdann habe ich das Geschütz, welches ich bohren wollte, auf ein Modell (d. h. eine passend ausgehöhlte Unterlage) von Ulmen-, Nuſsbaum- oder anderm Holze aufgepaſst, welches unten eben und wie ein kleiner Schlitten gemacht war und habe es mit eisernen Bändern gut befestigt, oder mit Seilen, oder wie es mir gut schien, damit der Bohrer es beim Schneiden nicht hebe. Und dann habe ich diesen (Schlitten) auf ein Gerüste gesetzt (Fig. 300, Bd. I), welches wenigstens doppelt so lang war als das Geschütz und habe es stark und fest gemacht. Und zwischen das Bett, worauf das Geschütz ruht, und die genannte Ebene habe ich drei Querwälzchen gesetzt, damit das Geschütz, wenn es gezogen
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Fig. 91.
würde, leicht vorwärts ging. Und um es zu ziehen, habe ich quer davor eine kleine Winde gelegt, so daſs sie zwei Stricke gleich- mäſsig anzog, welche an der Seite des Bettes vermittelst zweier guter eiserner Ösen befestigt waren. Auch habe ich eine andere Winde hinten angebracht, um es zurückziehen zu können, wenn es sich verlief und um die Bohrspäne und den Bohrer herauszuziehen. Als ich mit dieser Vorrichtung fertig war, lieſs ich durch drei oder vier Mann das Rad drehen, setzte zuerst den eisernen Schaft in den Kopf oben und unten gut ein und schlug durch ein Loch, welches quer durchging, einen Keil und dann habe ich mit der Winde bei der Mündung des Geschützes angezogen und den Schaft, langsam an der Winde drehend, bis zum Grunde gehen lassen und so habe ich in zwei oder drei Wiederholungen, indem ich
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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
war, um den Boden des Geschützes zu erreichen, und am Ende
derselben habe ich ein vierkantiges Stück Stahl anschweiſsen lassen,
dessen vier Kanten gerade und scharf und gut gehärtet waren,
damit, wenn sie in das Geschütz gesetzt und gedreht wurden, sie
genau die Rundung erzeugten (siehe Bd. I, Fig. 300). Dies ist
die gewöhnliche Art. Man hat sie (die Bohrer) aber auch von
Bronze mit Vertiefungen gemacht und hat vierkantigen Stahl ein-
gesetzt, um jene Unbequemlichkeit zu vermeiden, welche das Härten,
Schleifen und genaue Justieren jenes Eisen- und Stahlklumpens
macht, damit er schneidet. Alsdann habe ich das Geschütz, welches
ich bohren wollte, auf ein Modell (d. h. eine passend ausgehöhlte
Unterlage) von Ulmen-, Nuſsbaum- oder anderm Holze aufgepaſst,
welches unten eben und wie ein kleiner Schlitten gemacht war und
habe es mit eisernen Bändern gut befestigt, oder mit Seilen, oder
wie es mir gut schien, damit der Bohrer es beim Schneiden nicht
hebe. Und dann habe ich diesen (Schlitten) auf ein Gerüste gesetzt
(Fig. 300, Bd. I), welches wenigstens doppelt so lang war als das
Geschütz und habe es stark und fest gemacht. Und zwischen das
Bett, worauf das Geschütz ruht, und die genannte Ebene habe
ich drei Querwälzchen gesetzt, damit das Geschütz, wenn es gezogen
[Abbildung Fig. 91.]
würde, leicht vorwärts
ging. Und um es zu
ziehen, habe ich quer
davor eine kleine
Winde gelegt, so daſs
sie zwei Stricke gleich-
mäſsig anzog, welche
an der Seite des Bettes
vermittelst zweier
guter eiserner Ösen
befestigt waren. Auch
habe ich eine andere Winde hinten angebracht, um es zurückziehen
zu können, wenn es sich verlief und um die Bohrspäne und den
Bohrer herauszuziehen. Als ich mit dieser Vorrichtung fertig war,
lieſs ich durch drei oder vier Mann das Rad drehen, setzte zuerst
den eisernen Schaft in den Kopf oben und unten gut ein und schlug
durch ein Loch, welches quer durchging, einen Keil und dann habe
ich mit der Winde bei der Mündung des Geschützes angezogen und
den Schaft, langsam an der Winde drehend, bis zum Grunde gehen
lassen und so habe ich in zwei oder drei Wiederholungen, indem ich
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/351>, abgerufen am 23.11.2024.
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