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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
auf die Geschützkunst an. Er untersuchte vor allem die Flugbahn
der Geschosse und bewies, dass dieselbe eine krumme Linie sei. Ob-
gleich selbst nicht Artillerist, wurde er 1531 zu Verona von be-
freundeten Bombardieren aufgefordert, durch Experimente fest-
zustellen, ob der Elevationswinkel von 30 Grad oder von 45 Grad
der günstigste sei. Er stellte durch seine Versuche den Winkel von
45 Grad als den vorteilhaftesten fest und bewies dies mathematisch
1537 in seiner Schrift "Della Nova Scienzia", welche, wenn auch nicht
in allen Punkten korrekt, doch die Grundlage einer wissenschaftlichen
Behandlung der Geschützkunst wurde. Von ihm wurden verschiedene
Instrumente für artilleristische Zwecke erfunden. So gab er neben-
stehenden Massstab (Fig. 90) an, um die richtige Bohrung der Seele
eines Geschützes zu messen. Die Erfindung desselben schreibt er
einem Alberghitto zu 1).

Ähnliche Instrumente waren allerdings in Deutschland schon
vor seiner Zeit im Gebrauch. So hatte bereits Albrecht Dürer
eine Richtmaschine angegeben. Es war dies eine vermittelst eines
besondern Fusses und Armes und mit einem Haken, der in einen
Ring am Bodenstück der Kanone eingehakt war, dazu eingerichtete
Hebelwinde. Auch Jacob Preuss erwähnt bereits den Richtmassstab.

[Abbildung] Fig. 90.
Der älteste derselben war
das sogenannte "Grund-
brett", ein geteilter Viertel-
kreis. Derselbe wurde bald
verbessert und so findet
er sich in Leonhard
Fronspergers
2) Kriegs-
buch (Frankfurt 1573, fol. 134 etc.) abgebildet. Tartaglia machte
auch, wie Biringuccio, Angaben über die Wandstärken der Ge-
schütze: er gab denselben an dem Stoss den ganzen, an der Mündung
den halben Durchmesser der Kugel als Wandstärke. Ferner setzte

welche sich hauptsächlich mit den Kriegswissenschaften beschäftigen. Diese
Schriften wurden bereits 1547 von Gualterius Rivius in seiner Baukunst ins
Deutsche übersetzt. Tartaglia starb 1575. (Hartmann in Nürnberg früher
als Tartaglia, siehe Jähns, a. a. O.)
1) Quesiti et Invenzioni: Questo vigesimo terzo ... fatto da M. Alberghitto
de Alberghitti gettadore de artegliaria l'anno 1545 a di Aprile in Venezia.
2) Leonhard Fronsperger, Bürger zu Ulm, gab 1555 "Fünf Bücher von
Kriegsregiment und Ordnung" und 1557 sein Buch "Von Geschütz und Feuer-
werk" heraus, die 1571 beträchtlich vermehrt unter dem Titel "Kriegsbuch" er-
schienen, welches wiederholte Auflagen erlebte.

Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert.
auf die Geschützkunst an. Er untersuchte vor allem die Flugbahn
der Geschosse und bewies, daſs dieselbe eine krumme Linie sei. Ob-
gleich selbst nicht Artillerist, wurde er 1531 zu Verona von be-
freundeten Bombardieren aufgefordert, durch Experimente fest-
zustellen, ob der Elevationswinkel von 30 Grad oder von 45 Grad
der günstigste sei. Er stellte durch seine Versuche den Winkel von
45 Grad als den vorteilhaftesten fest und bewies dies mathematisch
1537 in seiner Schrift „Della Nova Scienzia“, welche, wenn auch nicht
in allen Punkten korrekt, doch die Grundlage einer wissenschaftlichen
Behandlung der Geschützkunst wurde. Von ihm wurden verschiedene
Instrumente für artilleristische Zwecke erfunden. So gab er neben-
stehenden Maſsstab (Fig. 90) an, um die richtige Bohrung der Seele
eines Geschützes zu messen. Die Erfindung desſelben schreibt er
einem Alberghitto zu 1).

Ähnliche Instrumente waren allerdings in Deutschland schon
vor seiner Zeit im Gebrauch. So hatte bereits Albrecht Dürer
eine Richtmaschine angegeben. Es war dies eine vermittelst eines
besondern Fuſses und Armes und mit einem Haken, der in einen
Ring am Bodenstück der Kanone eingehakt war, dazu eingerichtete
Hebelwinde. Auch Jacob Preuſs erwähnt bereits den Richtmaſsstab.

[Abbildung] Fig. 90.
Der älteste derselben war
das sogenannte „Grund-
brett“, ein geteilter Viertel-
kreis. Derselbe wurde bald
verbessert und so findet
er sich in Leonhard
Fronspergers
2) Kriegs-
buch (Frankfurt 1573, fol. 134 etc.) abgebildet. Tartaglia machte
auch, wie Biringuccio, Angaben über die Wandstärken der Ge-
schütze: er gab denselben an dem Stoſs den ganzen, an der Mündung
den halben Durchmesser der Kugel als Wandstärke. Ferner setzte

welche sich hauptsächlich mit den Kriegswissenschaften beschäftigen. Diese
Schriften wurden bereits 1547 von Gualterius Rivius in seiner Baukunst ins
Deutsche übersetzt. Tartaglia starb 1575. (Hartmann in Nürnberg früher
als Tartaglia, siehe Jähns, a. a. O.)
1) Quesiti et Invenzioni: Questo vigesimo terzo … fatto da M. Alberghitto
de Alberghitti gettadore de artegliaria l’anno 1545 a di Aprile in Venezia.
2) Leonhard Fronsperger, Bürger zu Ulm, gab 1555 „Fünf Bücher von
Kriegsregiment und Ordnung“ und 1557 sein Buch „Von Geschütz und Feuer-
werk“ heraus, die 1571 beträchtlich vermehrt unter dem Titel „Kriegsbuch“ er-
schienen, welches wiederholte Auflagen erlebte.
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[329/0349] Die Feuerwaffen im 16. Jahrhundert. auf die Geschützkunst an. Er untersuchte vor allem die Flugbahn der Geschosse und bewies, daſs dieselbe eine krumme Linie sei. Ob- gleich selbst nicht Artillerist, wurde er 1531 zu Verona von be- freundeten Bombardieren aufgefordert, durch Experimente fest- zustellen, ob der Elevationswinkel von 30 Grad oder von 45 Grad der günstigste sei. Er stellte durch seine Versuche den Winkel von 45 Grad als den vorteilhaftesten fest und bewies dies mathematisch 1537 in seiner Schrift „Della Nova Scienzia“, welche, wenn auch nicht in allen Punkten korrekt, doch die Grundlage einer wissenschaftlichen Behandlung der Geschützkunst wurde. Von ihm wurden verschiedene Instrumente für artilleristische Zwecke erfunden. So gab er neben- stehenden Maſsstab (Fig. 90) an, um die richtige Bohrung der Seele eines Geschützes zu messen. Die Erfindung desſelben schreibt er einem Alberghitto zu 1). Ähnliche Instrumente waren allerdings in Deutschland schon vor seiner Zeit im Gebrauch. So hatte bereits Albrecht Dürer eine Richtmaschine angegeben. Es war dies eine vermittelst eines besondern Fuſses und Armes und mit einem Haken, der in einen Ring am Bodenstück der Kanone eingehakt war, dazu eingerichtete Hebelwinde. Auch Jacob Preuſs erwähnt bereits den Richtmaſsstab. [Abbildung Fig. 90.] Der älteste derselben war das sogenannte „Grund- brett“, ein geteilter Viertel- kreis. Derselbe wurde bald verbessert und so findet er sich in Leonhard Fronspergers 2) Kriegs- buch (Frankfurt 1573, fol. 134 etc.) abgebildet. Tartaglia machte auch, wie Biringuccio, Angaben über die Wandstärken der Ge- schütze: er gab denselben an dem Stoſs den ganzen, an der Mündung den halben Durchmesser der Kugel als Wandstärke. Ferner setzte 1) 1) Quesiti et Invenzioni: Questo vigesimo terzo … fatto da M. Alberghitto de Alberghitti gettadore de artegliaria l’anno 1545 a di Aprile in Venezia. 2) Leonhard Fronsperger, Bürger zu Ulm, gab 1555 „Fünf Bücher von Kriegsregiment und Ordnung“ und 1557 sein Buch „Von Geschütz und Feuer- werk“ heraus, die 1571 beträchtlich vermehrt unter dem Titel „Kriegsbuch“ er- schienen, welches wiederholte Auflagen erlebte. 1) welche sich hauptsächlich mit den Kriegswissenschaften beschäftigen. Diese Schriften wurden bereits 1547 von Gualterius Rivius in seiner Baukunst ins Deutsche übersetzt. Tartaglia starb 1575. (Hartmann in Nürnberg früher als Tartaglia, siehe Jähns, a. a. O.)

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/349>, abgerufen am 22.11.2024.