und bringen diese dann zum Ausheizen in dasselbe Bad zurück, indem sie noch etwas zerriebenen Marmor und Eisen zum Schmelzen einsetzen, um dadurch das Bad aufzufrischen und es grösser zu machen, sowie, um ihm das zu ersetzen, was das Feuer ver- zehrt hat, damit das, was durch Schwenken Stahl werden soll, in solchem Bade besser fein gemacht werde. Also nimmt man am Ende, wenn die Ware gut ist, Stück für Stück mit der Zange heraus, bringt sie zum Ausschmieden unter den Hammer und macht die Stangen daraus, die Euch bekannt sind. Wenn dies geschehen ist und sie noch gut warm sind, so dass sie durch die Hitze weiss aussehen, so wirft man sie plötzlich in einen möglichst kalten Wasser- lauf, wovon eine Ansammlung gemacht sein muss, damit der Stahl sich rasch ablöscht und auf diese Weise die Härte annimmt, welche gewöhnlich Ablöschhärte (tempera) genannt wird. Auf diese Weise verwandelt es sich in eine Materie, welche gar nicht mehr der ähnlich ist, die es zuvor war, ehe man es ablöschte; denn zuvor erschien es nicht anders als ein Stück Blei oder Wachs, während es hier- durch eine solche Härte erlangt hat, dass es fast alle harten Stoffe übertrifft, und es bekommt eine ganz weisse Farbe, weit mehr, als es der Natur des Eisens entspricht, ja fast ähnlich dem Silber, und das- jenige, welches das weisseste und feinste Korn hat, ist die beste Sorte. Unter denen, die ich gut kenne, lobt man den von Flandern und in Italien den von Valcamonico in Brescia und ausserhalb der Christenheit den damascenischen, den chormanischen (von Kerman, siehe Bd. I, S. 257, 259), den lazzieninischen und den von Agiambi (indische Stahlsorten) als den besten, wie diese ihn aber erhalten und ob sie ihn machen, kann ich nicht sagen, obwohl mir mitgeteilt worden ist, dass sie keinen andern Stahl haben als wie wir, dass sie diesen aber zerfeilen und mit einem gewissen Mehl einen Teig daraus machen und kleine Kuchen daraus formen, diese geben sie den Gänsen zu fressen, deren Mist, wenn er erscheint, sie sammeln, ihn durch Feuer zusammenziehen und in Stahl überführen1).
Ich glaube dies nicht recht, wohl aber denke ich, dass das, was sie erzielen, wenn nicht durch die Güte des Eisens, so doch durch die Art der Härtung (tempera) geschieht."
Dieser Bericht Biringuccios über die Stahlbereitung ist von hohem historischen Interesse und er stimmt mit Agricolas weit kürzerer Darstellung in so auffallender Weise überein, dass die Ver-
1) Bezüglich dieser uralten Überlieferung vergl. d. Wielandslied, Bd. I, S. 693.
Stahlbereitung im 16. Jahrhundert.
und bringen diese dann zum Ausheizen in dasſelbe Bad zurück, indem sie noch etwas zerriebenen Marmor und Eisen zum Schmelzen einsetzen, um dadurch das Bad aufzufrischen und es gröſser zu machen, sowie, um ihm das zu ersetzen, was das Feuer ver- zehrt hat, damit das, was durch Schwenken Stahl werden soll, in solchem Bade besser fein gemacht werde. Also nimmt man am Ende, wenn die Ware gut ist, Stück für Stück mit der Zange heraus, bringt sie zum Ausschmieden unter den Hammer und macht die Stangen daraus, die Euch bekannt sind. Wenn dies geschehen ist und sie noch gut warm sind, so daſs sie durch die Hitze weiſs aussehen, so wirft man sie plötzlich in einen möglichst kalten Wasser- lauf, wovon eine Ansammlung gemacht sein muſs, damit der Stahl sich rasch ablöscht und auf diese Weise die Härte annimmt, welche gewöhnlich Ablöschhärte (tempera) genannt wird. Auf diese Weise verwandelt es sich in eine Materie, welche gar nicht mehr der ähnlich ist, die es zuvor war, ehe man es ablöschte; denn zuvor erschien es nicht anders als ein Stück Blei oder Wachs, während es hier- durch eine solche Härte erlangt hat, daſs es fast alle harten Stoffe übertrifft, und es bekommt eine ganz weiſse Farbe, weit mehr, als es der Natur des Eisens entspricht, ja fast ähnlich dem Silber, und das- jenige, welches das weiſseste und feinste Korn hat, ist die beste Sorte. Unter denen, die ich gut kenne, lobt man den von Flandern und in Italien den von Valcamonico in Brescia und auſserhalb der Christenheit den damascenischen, den chormanischen (von Kerman, siehe Bd. I, S. 257, 259), den lazzieninischen und den von Agiambi (indische Stahlsorten) als den besten, wie diese ihn aber erhalten und ob sie ihn machen, kann ich nicht sagen, obwohl mir mitgeteilt worden ist, daſs sie keinen andern Stahl haben als wie wir, daſs sie diesen aber zerfeilen und mit einem gewissen Mehl einen Teig daraus machen und kleine Kuchen daraus formen, diese geben sie den Gänsen zu fressen, deren Mist, wenn er erscheint, sie sammeln, ihn durch Feuer zusammenziehen und in Stahl überführen1).
Ich glaube dies nicht recht, wohl aber denke ich, daſs das, was sie erzielen, wenn nicht durch die Güte des Eisens, so doch durch die Art der Härtung (tempera) geschieht.“
Dieser Bericht Biringuccios über die Stahlbereitung ist von hohem historischen Interesse und er stimmt mit Agricolas weit kürzerer Darstellung in so auffallender Weise überein, daſs die Ver-
1) Bezüglich dieser uralten Überlieferung vergl. d. Wielandslied, Bd. I, S. 693.
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Stahlbereitung im 16. Jahrhundert.
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indem sie noch etwas zerriebenen Marmor und Eisen zum Schmelzen
einsetzen, um dadurch das Bad aufzufrischen und es gröſser zu
machen, sowie, um ihm das zu ersetzen, was das Feuer ver-
zehrt hat, damit das, was durch Schwenken Stahl werden soll, in
solchem Bade besser fein gemacht werde. Also nimmt man am
Ende, wenn die Ware gut ist, Stück für Stück mit der Zange
heraus, bringt sie zum Ausschmieden unter den Hammer und macht
die Stangen daraus, die Euch bekannt sind. Wenn dies geschehen
ist und sie noch gut warm sind, so daſs sie durch die Hitze weiſs
aussehen, so wirft man sie plötzlich in einen möglichst kalten Wasser-
lauf, wovon eine Ansammlung gemacht sein muſs, damit der Stahl
sich rasch ablöscht und auf diese Weise die Härte annimmt, welche
gewöhnlich Ablöschhärte (tempera) genannt wird. Auf diese Weise
verwandelt es sich in eine Materie, welche gar nicht mehr der ähnlich
ist, die es zuvor war, ehe man es ablöschte; denn zuvor erschien
es nicht anders als ein Stück Blei oder Wachs, während es hier-
durch eine solche Härte erlangt hat, daſs es fast alle harten Stoffe
übertrifft, und es bekommt eine ganz weiſse Farbe, weit mehr, als es
der Natur des Eisens entspricht, ja fast ähnlich dem Silber, und das-
jenige, welches das weiſseste und feinste Korn hat, ist die beste
Sorte. Unter denen, die ich gut kenne, lobt man den von Flandern
und in Italien den von Valcamonico in Brescia und auſserhalb der
Christenheit den damascenischen, den chormanischen (von Kerman,
siehe Bd. I, S. 257, 259), den lazzieninischen und den von Agiambi
(indische Stahlsorten) als den besten, wie diese ihn aber erhalten
und ob sie ihn machen, kann ich nicht sagen, obwohl mir mitgeteilt
worden ist, daſs sie keinen andern Stahl haben als wie wir, daſs sie
diesen aber zerfeilen und mit einem gewissen Mehl einen Teig daraus
machen und kleine Kuchen daraus formen, diese geben sie den
Gänsen zu fressen, deren Mist, wenn er erscheint, sie sammeln, ihn
durch Feuer zusammenziehen und in Stahl überführen 1).
Ich glaube dies nicht recht, wohl aber denke ich, daſs das, was
sie erzielen, wenn nicht durch die Güte des Eisens, so doch durch
die Art der Härtung (tempera) geschieht.“
Dieser Bericht Biringuccios über die Stahlbereitung ist von
hohem historischen Interesse und er stimmt mit Agricolas weit
kürzerer Darstellung in so auffallender Weise überein, daſs die Ver-
1) Bezüglich dieser uralten Überlieferung vergl. d. Wielandslied, Bd. I, S. 693.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/271>, abgerufen am 25.11.2024.
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