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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Flossöfen.

In einem Jahre führte man meist nur zwei Kampagnen ab, und
es betrugen die Jahreserzeugungen eines solchen Flossofens im Anfange
5000 bis 6000 Zentner Flossen, das Stück nahe bei 5 Zentner Gewicht.
Man stach die Flossen in Masseln oder Gänzen von 4 Fuss Länge,
1 Fuss Breite und 4 Zoll Dicke. In 24 Stunden wurden sieben bis
acht Stücke solcher Flossen erzeugt mit einem Kohlenaufwande von
22 bis 26 Schaff a 15,5 Kubikfuss pro Meiler Roheisen. Drei Stück
Flossen wurden ein Zug genannt." Dies kam jedenfalls daher, dass
man je drei Abstiche der Gänze mit dem Haspelwerke herauszog. Um
Stahl zu machen, liess man das dafür erblasene Roheisen in eine
vor dem Ofen aus Stübbe hergerichtete Grube, ähnlich wie beim
Kupferschmelzen, laufen und begoss sie, nachdem sich Eisen und
Schlacke gut abgeschieden hatten, mit Wasser, zog erst die Schlacke
ab und goss dann von neuem Wasser auf. Die dünne eiserne Scheibe,
die durch die Abkühlung entstand, hob man ab und goss wieder
Wasser auf, so fuhr man fort, bis man 20 bis 25 "Blatteln" abgehoben
hatte. Diese wurden dann geröstet und zu Stahl verfrischt.

So wichtige Vorteile diese Erfindung der Roheisendarstellung
brachte, so ist doch sehr bemerkenswert, dass diese neue Methode
der Erzschmelzung nur sehr langsam Eingang in den eisenerzeugen-
den Ländern Österreichs fand, dass viemehr der Stückofenbetrieb
noch zwei Jahrhunderte lang herrschend blieb. Viel trug dazu die
zunftmässige Gewöhnung der Arbeiter, die jeder Neuerung abhold
war, bei. Denn als die Stadt St. Veit, die Vorteile des kontinuierlichen
Betriebes einsehend, im Jahre 1606 auch in Hüttenberg einen Floss-
ofen erbauen wollte, erhoben sich alle Radgewerke von Mosing,
Hüttenberg und Lölling und die Eisenhändler von Althofen wie ein
Mann gegen die Konzession und schilderten in einem Protokolle das
Elend, die "Verderbnis", welches durch Erbauung eines zweiten Floss-
ofens über die Märkte Hüttenbergs und Althofens hereinbrechen
müsste. Der Gewerke Urban Latacher wurde in der Gewerken-
versammlung in dieser Angelegenheit als Schreiber erwählt, und ihm
20 Thaler hierfür zugebilligt. Er erhielt den Auftrag, sich zur nieder-
österreichischen Regierung nach Gratz zu begeben, um mündlich und
schriftlich gegen die Erbauung des Flossofens zu protestieren. Für
die Reise erhielt Latacher 10 Dukaten und Vergütung der Reise-
kosten.

Wirklich erwirkten die Gewerken die Hintertreibung des Baues,
allein man riet ihnen, in Hüttenberg in Gemeinschaft einen Unions-
ofen zu erbauen, was im Jahre 1606 in der Gewerkenversammlung

Floſsöfen.

In einem Jahre führte man meist nur zwei Kampagnen ab, und
es betrugen die Jahreserzeugungen eines solchen Floſsofens im Anfange
5000 bis 6000 Zentner Flossen, das Stück nahe bei 5 Zentner Gewicht.
Man stach die Flossen in Masseln oder Gänzen von 4 Fuſs Länge,
1 Fuſs Breite und 4 Zoll Dicke. In 24 Stunden wurden sieben bis
acht Stücke solcher Flossen erzeugt mit einem Kohlenaufwande von
22 bis 26 Schaff à 15,5 Kubikfuſs pro Meiler Roheisen. Drei Stück
Flossen wurden ein Zug genannt.“ Dies kam jedenfalls daher, daſs
man je drei Abstiche der Gänze mit dem Haspelwerke herauszog. Um
Stahl zu machen, lieſs man das dafür erblasene Roheisen in eine
vor dem Ofen aus Stübbe hergerichtete Grube, ähnlich wie beim
Kupferschmelzen, laufen und begoſs sie, nachdem sich Eisen und
Schlacke gut abgeschieden hatten, mit Wasser, zog erst die Schlacke
ab und goſs dann von neuem Wasser auf. Die dünne eiserne Scheibe,
die durch die Abkühlung entstand, hob man ab und goſs wieder
Wasser auf, so fuhr man fort, bis man 20 bis 25 „Blatteln“ abgehoben
hatte. Diese wurden dann geröstet und zu Stahl verfrischt.

So wichtige Vorteile diese Erfindung der Roheisendarstellung
brachte, so ist doch sehr bemerkenswert, daſs diese neue Methode
der Erzschmelzung nur sehr langsam Eingang in den eisenerzeugen-
den Ländern Österreichs fand, daſs viemehr der Stückofenbetrieb
noch zwei Jahrhunderte lang herrschend blieb. Viel trug dazu die
zunftmäſsige Gewöhnung der Arbeiter, die jeder Neuerung abhold
war, bei. Denn als die Stadt St. Veit, die Vorteile des kontinuierlichen
Betriebes einsehend, im Jahre 1606 auch in Hüttenberg einen Floſs-
ofen erbauen wollte, erhoben sich alle Radgewerke von Mosing,
Hüttenberg und Lölling und die Eisenhändler von Althofen wie ein
Mann gegen die Konzession und schilderten in einem Protokolle das
Elend, die „Verderbnis“, welches durch Erbauung eines zweiten Floſs-
ofens über die Märkte Hüttenbergs und Althofens hereinbrechen
müſste. Der Gewerke Urban Latacher wurde in der Gewerken-
versammlung in dieser Angelegenheit als Schreiber erwählt, und ihm
20 Thaler hierfür zugebilligt. Er erhielt den Auftrag, sich zur nieder-
österreichischen Regierung nach Gratz zu begeben, um mündlich und
schriftlich gegen die Erbauung des Floſsofens zu protestieren. Für
die Reise erhielt Latacher 10 Dukaten und Vergütung der Reise-
kosten.

Wirklich erwirkten die Gewerken die Hintertreibung des Baues,
allein man riet ihnen, in Hüttenberg in Gemeinschaft einen Unions-
ofen zu erbauen, was im Jahre 1606 in der Gewerkenversammlung

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[185/0205] Floſsöfen. In einem Jahre führte man meist nur zwei Kampagnen ab, und es betrugen die Jahreserzeugungen eines solchen Floſsofens im Anfange 5000 bis 6000 Zentner Flossen, das Stück nahe bei 5 Zentner Gewicht. Man stach die Flossen in Masseln oder Gänzen von 4 Fuſs Länge, 1 Fuſs Breite und 4 Zoll Dicke. In 24 Stunden wurden sieben bis acht Stücke solcher Flossen erzeugt mit einem Kohlenaufwande von 22 bis 26 Schaff à 15,5 Kubikfuſs pro Meiler Roheisen. Drei Stück Flossen wurden ein Zug genannt.“ Dies kam jedenfalls daher, daſs man je drei Abstiche der Gänze mit dem Haspelwerke herauszog. Um Stahl zu machen, lieſs man das dafür erblasene Roheisen in eine vor dem Ofen aus Stübbe hergerichtete Grube, ähnlich wie beim Kupferschmelzen, laufen und begoſs sie, nachdem sich Eisen und Schlacke gut abgeschieden hatten, mit Wasser, zog erst die Schlacke ab und goſs dann von neuem Wasser auf. Die dünne eiserne Scheibe, die durch die Abkühlung entstand, hob man ab und goſs wieder Wasser auf, so fuhr man fort, bis man 20 bis 25 „Blatteln“ abgehoben hatte. Diese wurden dann geröstet und zu Stahl verfrischt. So wichtige Vorteile diese Erfindung der Roheisendarstellung brachte, so ist doch sehr bemerkenswert, daſs diese neue Methode der Erzschmelzung nur sehr langsam Eingang in den eisenerzeugen- den Ländern Österreichs fand, daſs viemehr der Stückofenbetrieb noch zwei Jahrhunderte lang herrschend blieb. Viel trug dazu die zunftmäſsige Gewöhnung der Arbeiter, die jeder Neuerung abhold war, bei. Denn als die Stadt St. Veit, die Vorteile des kontinuierlichen Betriebes einsehend, im Jahre 1606 auch in Hüttenberg einen Floſs- ofen erbauen wollte, erhoben sich alle Radgewerke von Mosing, Hüttenberg und Lölling und die Eisenhändler von Althofen wie ein Mann gegen die Konzession und schilderten in einem Protokolle das Elend, die „Verderbnis“, welches durch Erbauung eines zweiten Floſs- ofens über die Märkte Hüttenbergs und Althofens hereinbrechen müſste. Der Gewerke Urban Latacher wurde in der Gewerken- versammlung in dieser Angelegenheit als Schreiber erwählt, und ihm 20 Thaler hierfür zugebilligt. Er erhielt den Auftrag, sich zur nieder- österreichischen Regierung nach Gratz zu begeben, um mündlich und schriftlich gegen die Erbauung des Floſsofens zu protestieren. Für die Reise erhielt Latacher 10 Dukaten und Vergütung der Reise- kosten. Wirklich erwirkten die Gewerken die Hintertreibung des Baues, allein man riet ihnen, in Hüttenberg in Gemeinschaft einen Unions- ofen zu erbauen, was im Jahre 1606 in der Gewerkenversammlung

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/205>, abgerufen am 23.11.2024.