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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Blauöfen.

Nachdem die Brust geschlossen war, wurde der Ofen zum Anheizen
mit Kohlen gefüllt, und zwar schüttete man zunächst auf die Sohle
des Herdes weiche Kohlen. War der Ofen bis zur halben Höhe
gefüllt, so führte man durch die Form einige glühende Kohlen ein
und blies diese mit dem Balge langsam an, bis man sich überzeugt
hatte, dass das Feuer um sich griff. Hierauf füllte man den Ofen
vollends bis zur Gicht. Wenn dann nach drei bis vier Stunden die
Kohlen völlig in Brand geraten und bereits etwas niedergebrannt
waren, wurde zuerst ein Füllfass voll Kohlen und eine Schaufel voll

[Abbildung] Fig. 59.
[Abbildung]

Aufriss von der Stichseite.

[Abbildung] Fig. 60.
[Abbildung]

Profil durch A B.

Eisenstein, welche zu-
vor auf der Gichtplatte
erwärmt worden waren,
aufgegeben und das Ge-
bläse angelassen.

So wie sich der
Ofen mehr und mehr er-
wärmte, wurde auch der
Eisensteinsatz verstärkt und in demselben Verhältnis liess man auch
die Bälge schneller wechseln. Ehe der Eisenstein aufgegeben wurde,
stürzte man denselben auf die Gichtplatten, welche den erweiterten
Trichter zur Gicht bildeten, um ihn vorzuwärmen, die Feuchtigkeit
auszutreiben und schon die Röstung einzuleiten. Letzteres wurde
auch durch ein hohes Aufgeben, d. h. ein hohes Aufhäufen des Erzes
über der Gicht, erreicht. Beim Aufgeben wurden die groben Kohlen
nach der Formseite hingezogen, um den Luftzug im Ofen zu unter-
halten und den Eisenstein auf der Windseite niederzuschmelzen.
Man gab überall sehr kleine Kohlengichten von 4 bis 5 Kubikfuss,
wovon bei regelmässigem Ofengange stündlich vier durchgesetzt wurden.

Besondere Zuschläge oder Flüsse wurden nicht gebraucht, man
suchte vielmehr die richtige Schlackenbildung in bezug auf Menge
und Zusammensetzung durch entsprechende Gattierung der verschie-

Blauöfen.

Nachdem die Brust geschlossen war, wurde der Ofen zum Anheizen
mit Kohlen gefüllt, und zwar schüttete man zunächst auf die Sohle
des Herdes weiche Kohlen. War der Ofen bis zur halben Höhe
gefüllt, so führte man durch die Form einige glühende Kohlen ein
und blies diese mit dem Balge langsam an, bis man sich überzeugt
hatte, daſs das Feuer um sich griff. Hierauf füllte man den Ofen
vollends bis zur Gicht. Wenn dann nach drei bis vier Stunden die
Kohlen völlig in Brand geraten und bereits etwas niedergebrannt
waren, wurde zuerst ein Füllfaſs voll Kohlen und eine Schaufel voll

[Abbildung] Fig. 59.
[Abbildung]

Aufriſs von der Stichseite.

[Abbildung] Fig. 60.
[Abbildung]

Profil durch A B.

Eisenstein, welche zu-
vor auf der Gichtplatte
erwärmt worden waren,
aufgegeben und das Ge-
bläse angelassen.

So wie sich der
Ofen mehr und mehr er-
wärmte, wurde auch der
Eisensteinsatz verstärkt und in demselben Verhältnis lieſs man auch
die Bälge schneller wechseln. Ehe der Eisenstein aufgegeben wurde,
stürzte man denselben auf die Gichtplatten, welche den erweiterten
Trichter zur Gicht bildeten, um ihn vorzuwärmen, die Feuchtigkeit
auszutreiben und schon die Röstung einzuleiten. Letzteres wurde
auch durch ein hohes Aufgeben, d. h. ein hohes Aufhäufen des Erzes
über der Gicht, erreicht. Beim Aufgeben wurden die groben Kohlen
nach der Formseite hingezogen, um den Luftzug im Ofen zu unter-
halten und den Eisenstein auf der Windseite niederzuschmelzen.
Man gab überall sehr kleine Kohlengichten von 4 bis 5 Kubikfuſs,
wovon bei regelmäſsigem Ofengange stündlich vier durchgesetzt wurden.

Besondere Zuschläge oder Flüsse wurden nicht gebraucht, man
suchte vielmehr die richtige Schlackenbildung in bezug auf Menge
und Zusammensetzung durch entsprechende Gattierung der verschie-

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[181/0201] Blauöfen. Nachdem die Brust geschlossen war, wurde der Ofen zum Anheizen mit Kohlen gefüllt, und zwar schüttete man zunächst auf die Sohle des Herdes weiche Kohlen. War der Ofen bis zur halben Höhe gefüllt, so führte man durch die Form einige glühende Kohlen ein und blies diese mit dem Balge langsam an, bis man sich überzeugt hatte, daſs das Feuer um sich griff. Hierauf füllte man den Ofen vollends bis zur Gicht. Wenn dann nach drei bis vier Stunden die Kohlen völlig in Brand geraten und bereits etwas niedergebrannt waren, wurde zuerst ein Füllfaſs voll Kohlen und eine Schaufel voll [Abbildung Fig. 59.] [Abbildung Aufriſs von der Stichseite.] [Abbildung Fig. 60.] [Abbildung Profil durch A B.] Eisenstein, welche zu- vor auf der Gichtplatte erwärmt worden waren, aufgegeben und das Ge- bläse angelassen. So wie sich der Ofen mehr und mehr er- wärmte, wurde auch der Eisensteinsatz verstärkt und in demselben Verhältnis lieſs man auch die Bälge schneller wechseln. Ehe der Eisenstein aufgegeben wurde, stürzte man denselben auf die Gichtplatten, welche den erweiterten Trichter zur Gicht bildeten, um ihn vorzuwärmen, die Feuchtigkeit auszutreiben und schon die Röstung einzuleiten. Letzteres wurde auch durch ein hohes Aufgeben, d. h. ein hohes Aufhäufen des Erzes über der Gicht, erreicht. Beim Aufgeben wurden die groben Kohlen nach der Formseite hingezogen, um den Luftzug im Ofen zu unter- halten und den Eisenstein auf der Windseite niederzuschmelzen. Man gab überall sehr kleine Kohlengichten von 4 bis 5 Kubikfuſs, wovon bei regelmäſsigem Ofengange stündlich vier durchgesetzt wurden. Besondere Zuschläge oder Flüsse wurden nicht gebraucht, man suchte vielmehr die richtige Schlackenbildung in bezug auf Menge und Zusammensetzung durch entsprechende Gattierung der verschie-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/201>, abgerufen am 24.11.2024.