Jars' 1) Beschreibung des steirischen Stückofenbetriebes von 1765 mitgeteilt ist.
Die vierte Art der Stücköfen, welche in Thüringen, in der Graf- schaft Henneberg, besonders bei Suhl und Schmalkalden, seit vielen Jahrhunderten betrieben wurde, verdient unsere Aufmerksamkeit einer- seits, weil es der älteste nachweisbare Stückofenbetrieb in Deutschland ist, der sich auch am längsten, nämlich noch bis in die vierziger Jahre unseres Jahrhunderts, erhalten hat, anderseits, weil er das deut- lichste Beispiel des unmittelbaren Überganges vom Stückofen- zum Hochofenbetriebe darbietet. Wir haben das Wichtigste darüber bereits im ersten Bande mitgeteilt 2). Der Bergbau auf dem Stahlberge bei Schmalkalden soll der Überlieferung nach bereits im Jahre 385 unserer Zeitrechnung von einem Steiermärker eröffnet worden sein. Wenn dies auch sagenhaft ist, so spricht doch nichts gegen die Möglichkeit. Im Stahlberge finden sich Erze, die den steirischen sehr ähnlich sind. Es ist der Spateisenstein und das aus der Verwitterung desselben entstandene Braunerz. Die Übertragung des steirischen Betriebes hierher erscheint deshalb durchaus wahrscheinlich. Jedenfalls bestand hier schon Eisensteinbergbau und Eisengewinnung in jener Zeit, als slawische Stämme sich im Thüringerwalde anzusiedeln suchten 3). Die ersten Anlagen befanden sich auf dem Rücken der Berge, da, wo die Eisenlager zu Tage ausstrichen. Man ging den reichsten Erzen nach. Roteisenstein, Eisenglanz und Glaskopf suchte man zu ge- winnen, während man das Spaterz unbenutzt liegen liess.
Das Ausschmelzen der Erze geschah in Luppenfeuern, deren Bälge mit Hand oder Fuss betrieben wurden. Alte Schlackenhaufen auf den Höhen legen noch Zeugnis ab von diesem Betriebe. Als der Bergbau grösseren Umfang annahm und man anfing, die Wasser- kraft der Bäche für den Schmelzprozess dienstbar zu machen, was bereits im 13. Jahrhundert geschehen zu sein scheint 4), wurden zwar die alten Rennfeuer zum Teil noch beibehalten, wie zu Altenrode im Thüringer Thale und am Kaltenbach bei Steinbach-Liebenstein. Da-
1) G. Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard, Bd, I, S. 64.
2) Siehe Bd. I, S. 824.
3) Siehe R. Fulda, Über den Schmalkalder Bergbau, S. 9.
4)Joh. Just. Winkelmann sagt in seiner "Beschreibung der Fürstentümer Hessen und Hersfeld, VI. Teil, Bremen 1697", Bd. II, S. 295: "Der Ruhm von Schmalkalden wird noch weiter vermehrt, wegen der daselbst sich befindlichen und von Gott verliehenen reichen Stahl- und Eisenberg- und Hammerwerken, deren Bergwerke teils über 450, teils über 350 Jahre im Gange und fündig gemacht worden."
Stücköfen.
Jars’ 1) Beschreibung des steirischen Stückofenbetriebes von 1765 mitgeteilt ist.
Die vierte Art der Stücköfen, welche in Thüringen, in der Graf- schaft Henneberg, besonders bei Suhl und Schmalkalden, seit vielen Jahrhunderten betrieben wurde, verdient unsere Aufmerksamkeit einer- seits, weil es der älteste nachweisbare Stückofenbetrieb in Deutschland ist, der sich auch am längsten, nämlich noch bis in die vierziger Jahre unseres Jahrhunderts, erhalten hat, anderseits, weil er das deut- lichste Beispiel des unmittelbaren Überganges vom Stückofen- zum Hochofenbetriebe darbietet. Wir haben das Wichtigste darüber bereits im ersten Bande mitgeteilt 2). Der Bergbau auf dem Stahlberge bei Schmalkalden soll der Überlieferung nach bereits im Jahre 385 unserer Zeitrechnung von einem Steiermärker eröffnet worden sein. Wenn dies auch sagenhaft ist, so spricht doch nichts gegen die Möglichkeit. Im Stahlberge finden sich Erze, die den steirischen sehr ähnlich sind. Es ist der Spateisenstein und das aus der Verwitterung desſelben entstandene Braunerz. Die Übertragung des steirischen Betriebes hierher erscheint deshalb durchaus wahrscheinlich. Jedenfalls bestand hier schon Eisensteinbergbau und Eisengewinnung in jener Zeit, als slawische Stämme sich im Thüringerwalde anzusiedeln suchten 3). Die ersten Anlagen befanden sich auf dem Rücken der Berge, da, wo die Eisenlager zu Tage ausstrichen. Man ging den reichsten Erzen nach. Roteisenstein, Eisenglanz und Glaskopf suchte man zu ge- winnen, während man das Spaterz unbenutzt liegen lieſs.
Das Ausschmelzen der Erze geschah in Luppenfeuern, deren Bälge mit Hand oder Fuſs betrieben wurden. Alte Schlackenhaufen auf den Höhen legen noch Zeugnis ab von diesem Betriebe. Als der Bergbau gröſseren Umfang annahm und man anfing, die Wasser- kraft der Bäche für den Schmelzprozeſs dienstbar zu machen, was bereits im 13. Jahrhundert geschehen zu sein scheint 4), wurden zwar die alten Rennfeuer zum Teil noch beibehalten, wie zu Altenrode im Thüringer Thale und am Kaltenbach bei Steinbach-Liebenstein. Da-
1) G. Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard, Bd, I, S. 64.
2) Siehe Bd. I, S. 824.
3) Siehe R. Fulda, Über den Schmalkalder Bergbau, S. 9.
4)Joh. Just. Winkelmann sagt in seiner „Beschreibung der Fürstentümer Hessen und Hersfeld, VI. Teil, Bremen 1697“, Bd. II, S. 295: „Der Ruhm von Schmalkalden wird noch weiter vermehrt, wegen der daselbst sich befindlichen und von Gott verliehenen reichen Stahl- und Eisenberg- und Hammerwerken, deren Bergwerke teils über 450, teils über 350 Jahre im Gange und fündig gemacht worden.“
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Stücköfen.
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mitgeteilt ist.
Die vierte Art der Stücköfen, welche in Thüringen, in der Graf-
schaft Henneberg, besonders bei Suhl und Schmalkalden, seit vielen
Jahrhunderten betrieben wurde, verdient unsere Aufmerksamkeit einer-
seits, weil es der älteste nachweisbare Stückofenbetrieb in Deutschland
ist, der sich auch am längsten, nämlich noch bis in die vierziger
Jahre unseres Jahrhunderts, erhalten hat, anderseits, weil er das deut-
lichste Beispiel des unmittelbaren Überganges vom Stückofen- zum
Hochofenbetriebe darbietet. Wir haben das Wichtigste darüber bereits
im ersten Bande mitgeteilt 2). Der Bergbau auf dem Stahlberge bei
Schmalkalden soll der Überlieferung nach bereits im Jahre 385 unserer
Zeitrechnung von einem Steiermärker eröffnet worden sein. Wenn
dies auch sagenhaft ist, so spricht doch nichts gegen die Möglichkeit.
Im Stahlberge finden sich Erze, die den steirischen sehr ähnlich sind.
Es ist der Spateisenstein und das aus der Verwitterung desſelben
entstandene Braunerz. Die Übertragung des steirischen Betriebes
hierher erscheint deshalb durchaus wahrscheinlich. Jedenfalls bestand
hier schon Eisensteinbergbau und Eisengewinnung in jener Zeit, als
slawische Stämme sich im Thüringerwalde anzusiedeln suchten 3).
Die ersten Anlagen befanden sich auf dem Rücken der Berge, da, wo
die Eisenlager zu Tage ausstrichen. Man ging den reichsten Erzen
nach. Roteisenstein, Eisenglanz und Glaskopf suchte man zu ge-
winnen, während man das Spaterz unbenutzt liegen lieſs.
Das Ausschmelzen der Erze geschah in Luppenfeuern, deren
Bälge mit Hand oder Fuſs betrieben wurden. Alte Schlackenhaufen
auf den Höhen legen noch Zeugnis ab von diesem Betriebe. Als
der Bergbau gröſseren Umfang annahm und man anfing, die Wasser-
kraft der Bäche für den Schmelzprozeſs dienstbar zu machen, was
bereits im 13. Jahrhundert geschehen zu sein scheint 4), wurden zwar
die alten Rennfeuer zum Teil noch beibehalten, wie zu Altenrode im
Thüringer Thale und am Kaltenbach bei Steinbach-Liebenstein. Da-
1) G. Jars, Metallurgische Reisen, deutsch von Gerhard, Bd, I, S. 64.
2) Siehe Bd. I, S. 824.
3) Siehe R. Fulda, Über den Schmalkalder Bergbau, S. 9.
4) Joh. Just. Winkelmann sagt in seiner „Beschreibung der Fürstentümer
Hessen und Hersfeld, VI. Teil, Bremen 1697“, Bd. II, S. 295: „Der Ruhm von
Schmalkalden wird noch weiter vermehrt, wegen der daselbst sich befindlichen
und von Gott verliehenen reichen Stahl- und Eisenberg- und Hammerwerken, deren
Bergwerke teils über 450, teils über 350 Jahre im Gange und fündig gemacht
worden.“
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/193>, abgerufen am 24.11.2024.
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