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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Von den Öfen.

Sind Biringuccios ausführliche Abhandlungen über die Schacht-
und Flammöfen von hohem historischen Interesse, so verdienen seine
Schilderungen des Schmelzens in Herden und in Tiegeln im Windofen
gleichfalls unsere Beachtung. Sie sind im siebenten Buche der Pyro-
technia enthalten. Das zweite Kapitel desselben ist überschrieben:

[Abbildung] Fig. 19.
Die Arten des Schmel-
zens in der Schüssel (ca-
tino -- im Herde) und
andere Arten des Metall-
schmelzens mit Kohlen
und Blasebälgen.

"Das Schmelzen im
Herde (in der Schüssel)
und im Korbe (Schanz-
korbe) ist gleichsam ein
und dieselbe Sache, und
bei dem einen wie bei dem andern bedient man sich der Kohlen und
der Blasebälge, die man je nach der Menge dessen, was man schmelzen
will, klein oder gross macht, oder man bringt mehrere oder weniger
an, je nach dem Falle. Man macht die Schüssel, Fig. 19, oder
Wanne, oder das Schmelzbecken, wie es die Meister nennen, aus
Backsteinmauerwerk und Thon nach Art der Schmiedeessen, und mit-

[Abbildung] Fig. 20.
ten vor die Düsen der
Blasebälge macht man
eine runde Höhlung nach
Art einer Waschschüssel,
oben weit und am Boden
eng, mit einem Loche zum
Entleeren, in welches
man, damit man es nach
Bedarf verstopfen kann,
einen eisernen Dorn
steckt oder einen ge-
schnittenen, zugespitzten Backstein. Dann wird das Ganze gut mit
Asche ausgestrichen und die Düse so angepasst, dass der Wind auf
die Mitte trifft, damit er das Metall nicht nur schmilzt, sondern
auch warm erhält. Zuerst füllt man nun mit Kohlen und brennt
sie gut aus, dann füllt man von neuem mit Kohlen, setzt sie in Brand
und lässt sie nach und nach von selbst ersticken, alsdann beginnt man
mit dem Schmelzen, indem man ein oder zwei Paar Blasebälge in

Von den Öfen.

Sind Biringuccios ausführliche Abhandlungen über die Schacht-
und Flammöfen von hohem historischen Interesse, so verdienen seine
Schilderungen des Schmelzens in Herden und in Tiegeln im Windofen
gleichfalls unsere Beachtung. Sie sind im siebenten Buche der Pyro-
technia enthalten. Das zweite Kapitel desſelben ist überschrieben:

[Abbildung] Fig. 19.
Die Arten des Schmel-
zens in der Schüssel (ca-
tino — im Herde) und
andere Arten des Metall-
schmelzens mit Kohlen
und Blasebälgen.

„Das Schmelzen im
Herde (in der Schüssel)
und im Korbe (Schanz-
korbe) ist gleichsam ein
und dieselbe Sache, und
bei dem einen wie bei dem andern bedient man sich der Kohlen und
der Blasebälge, die man je nach der Menge dessen, was man schmelzen
will, klein oder groſs macht, oder man bringt mehrere oder weniger
an, je nach dem Falle. Man macht die Schüssel, Fig. 19, oder
Wanne, oder das Schmelzbecken, wie es die Meister nennen, aus
Backsteinmauerwerk und Thon nach Art der Schmiedeessen, und mit-

[Abbildung] Fig. 20.
ten vor die Düsen der
Blasebälge macht man
eine runde Höhlung nach
Art einer Waschschüssel,
oben weit und am Boden
eng, mit einem Loche zum
Entleeren, in welches
man, damit man es nach
Bedarf verstopfen kann,
einen eisernen Dorn
steckt oder einen ge-
schnittenen, zugespitzten Backstein. Dann wird das Ganze gut mit
Asche ausgestrichen und die Düse so angepaſst, daſs der Wind auf
die Mitte trifft, damit er das Metall nicht nur schmilzt, sondern
auch warm erhält. Zuerst füllt man nun mit Kohlen und brennt
sie gut aus, dann füllt man von neuem mit Kohlen, setzt sie in Brand
und läſst sie nach und nach von selbst ersticken, alsdann beginnt man
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[120/0140] Von den Öfen. Sind Biringuccios ausführliche Abhandlungen über die Schacht- und Flammöfen von hohem historischen Interesse, so verdienen seine Schilderungen des Schmelzens in Herden und in Tiegeln im Windofen gleichfalls unsere Beachtung. Sie sind im siebenten Buche der Pyro- technia enthalten. Das zweite Kapitel desſelben ist überschrieben: [Abbildung Fig. 19.] Die Arten des Schmel- zens in der Schüssel (ca- tino — im Herde) und andere Arten des Metall- schmelzens mit Kohlen und Blasebälgen. „Das Schmelzen im Herde (in der Schüssel) und im Korbe (Schanz- korbe) ist gleichsam ein und dieselbe Sache, und bei dem einen wie bei dem andern bedient man sich der Kohlen und der Blasebälge, die man je nach der Menge dessen, was man schmelzen will, klein oder groſs macht, oder man bringt mehrere oder weniger an, je nach dem Falle. Man macht die Schüssel, Fig. 19, oder Wanne, oder das Schmelzbecken, wie es die Meister nennen, aus Backsteinmauerwerk und Thon nach Art der Schmiedeessen, und mit- [Abbildung Fig. 20.] ten vor die Düsen der Blasebälge macht man eine runde Höhlung nach Art einer Waschschüssel, oben weit und am Boden eng, mit einem Loche zum Entleeren, in welches man, damit man es nach Bedarf verstopfen kann, einen eisernen Dorn steckt oder einen ge- schnittenen, zugespitzten Backstein. Dann wird das Ganze gut mit Asche ausgestrichen und die Düse so angepaſst, daſs der Wind auf die Mitte trifft, damit er das Metall nicht nur schmilzt, sondern auch warm erhält. Zuerst füllt man nun mit Kohlen und brennt sie gut aus, dann füllt man von neuem mit Kohlen, setzt sie in Brand und läſst sie nach und nach von selbst ersticken, alsdann beginnt man mit dem Schmelzen, indem man ein oder zwei Paar Blasebälge in

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/140>, abgerufen am 23.11.2024.