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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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England im 17. Jahrhundert.
es scheint, ein Abenteurer war, der eine wirkliche Erfindung gar nicht
nachweisen konnte, das Patent also nur erwarb, um wirkliche Er-
finder zu zwingen, sich mit ihm zu verbinden oder ihm sein Recht
abzukaufen, so ist doch diese Patentbeschreibung, welche zuerst am
22. Mai 1612 von George Eld in London "cum privilegio", und dann
1858 von dem Patentamt in London von Neuem gedruckt wurde, von
grossem Interesse, sowohl für die Geschichte der Technik als für die
Geschichte des Patentwesens.

Sturtevant legt seinem Patentgesuch eine Gewinnberechnung
zu Grunde, durch welche er den Wert und die Bedeutung seiner Er-
findung in das rechte Licht stellen will. Er sagt, es gäbe in Gross-
britannien und Irland 800 Eisenhütten (milnes for the making of Iron),
hiervon seien 400 in Surrey, Kent und Sussex, 200 in Wales
und 20 in Nottinghamshire, in den übrigen Grafschaften Englands,
sowie in Schottland und Irland nimmt er 180 an. Eine Hütte ver-
brauche jährlich im Durchschnitt 500 £ für Holzkohlen; für Stein-
kohle würde sie dagegen bei gleicher Produktion nach seinem Ver-
fahren höchstens 50 £ aufzuwenden haben. Rechnet man aber die
Ersparnis für eine Hütte nur auf 400 £, so ergiebt sich für die
800 Hütten 320000 £, welche allein in der Eisenindustrie durch die
Einführung der Steinkohle als Brennmaterial erspart werden würden.
Für die anderen Metalle, als Blei, Zinn, Kupfer, Bronze für Glas
und andere mineralische Stoffe nimmt er eine weitere Ersparung von
mindestens 10000 £ an, so dass im Ganzen ein jährlicher Gewinn von
330000 £ erzielt würde.

Das Patent (a Letter Patent) hat die Form eines Vertrags (in-
denture) zwischen dem König und Sturtevant (our Soveraigne Lord
of the one party, and Simon Sturtevant, Gentleman, of the other
party). Es beginnt folgendermassen: "Da der genannte Simon
Sturtevant, durch sein langes Studium und grosse Kosten verschie-
dene neue exakte mechanische Künste, Mysterien, Wege und Ge-
heimnisse seiner eigenen Erfindung erschlossen hat, durch welche alle
Arten von Metallen, Produkten (works) und anderen Dingen und
Materialien, alle Arten metallischer Flüsse (concoctions) als Sand-
flüsse, Aschenflüsse, Emaile (Sand-mettles, Asch-mettles, Ammels) und
dergleichen -- drittens alle Arten gebrannte Erden, als Ziegel,
Fliesen, Backsteine und dergleichen -- viertens, alle Arten gepresster
Waren, wie Pressziegel, Presssteine, gepresste Mauersteine und der-
gleichen, sowie noch verschiedene andere Dinge und Materialien,
welche jetzt nach dem gewöhnlichen Verfahren mit Holz und Holz-

England im 17. Jahrhundert.
es scheint, ein Abenteurer war, der eine wirkliche Erfindung gar nicht
nachweisen konnte, das Patent also nur erwarb, um wirkliche Er-
finder zu zwingen, sich mit ihm zu verbinden oder ihm sein Recht
abzukaufen, so ist doch diese Patentbeschreibung, welche zuerst am
22. Mai 1612 von George Eld in London „cum privilegio“, und dann
1858 von dem Patentamt in London von Neuem gedruckt wurde, von
groſsem Interesse, sowohl für die Geschichte der Technik als für die
Geschichte des Patentwesens.

Sturtevant legt seinem Patentgesuch eine Gewinnberechnung
zu Grunde, durch welche er den Wert und die Bedeutung seiner Er-
findung in das rechte Licht stellen will. Er sagt, es gäbe in Groſs-
britannien und Irland 800 Eisenhütten (milnes for the making of Iron),
hiervon seien 400 in Surrey, Kent und Sussex, 200 in Wales
und 20 in Nottinghamshire, in den übrigen Grafschaften Englands,
sowie in Schottland und Irland nimmt er 180 an. Eine Hütte ver-
brauche jährlich im Durchschnitt 500 £ für Holzkohlen; für Stein-
kohle würde sie dagegen bei gleicher Produktion nach seinem Ver-
fahren höchstens 50 £ aufzuwenden haben. Rechnet man aber die
Ersparnis für eine Hütte nur auf 400 £, so ergiebt sich für die
800 Hütten 320000 £, welche allein in der Eisenindustrie durch die
Einführung der Steinkohle als Brennmaterial erspart werden würden.
Für die anderen Metalle, als Blei, Zinn, Kupfer, Bronze für Glas
und andere mineralische Stoffe nimmt er eine weitere Ersparung von
mindestens 10000 £ an, so daſs im Ganzen ein jährlicher Gewinn von
330000 £ erzielt würde.

Das Patent (a Letter Patent) hat die Form eines Vertrags (in-
denture) zwischen dem König und Sturtevant (our Soveraigne Lord
of the one party, and Simon Sturtevant, Gentleman, of the other
party). Es beginnt folgendermaſsen: „Da der genannte Simon
Sturtevant, durch sein langes Studium und groſse Kosten verschie-
dene neue exakte mechanische Künste, Mysterien, Wege und Ge-
heimnisse seiner eigenen Erfindung erschlossen hat, durch welche alle
Arten von Metallen, Produkten (works) und anderen Dingen und
Materialien, alle Arten metallischer Flüsse (concoctions) als Sand-
flüsse, Aschenflüsse, Emaile (Sand-mettles, Asch-mettles, Ammels) und
dergleichen — drittens alle Arten gebrannte Erden, als Ziegel,
Fliesen, Backsteine und dergleichen — viertens, alle Arten gepreſster
Waren, wie Preſsziegel, Preſssteine, gepreſste Mauersteine und der-
gleichen, sowie noch verschiedene andere Dinge und Materialien,
welche jetzt nach dem gewöhnlichen Verfahren mit Holz und Holz-

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[1248/1270] England im 17. Jahrhundert. es scheint, ein Abenteurer war, der eine wirkliche Erfindung gar nicht nachweisen konnte, das Patent also nur erwarb, um wirkliche Er- finder zu zwingen, sich mit ihm zu verbinden oder ihm sein Recht abzukaufen, so ist doch diese Patentbeschreibung, welche zuerst am 22. Mai 1612 von George Eld in London „cum privilegio“, und dann 1858 von dem Patentamt in London von Neuem gedruckt wurde, von groſsem Interesse, sowohl für die Geschichte der Technik als für die Geschichte des Patentwesens. Sturtevant legt seinem Patentgesuch eine Gewinnberechnung zu Grunde, durch welche er den Wert und die Bedeutung seiner Er- findung in das rechte Licht stellen will. Er sagt, es gäbe in Groſs- britannien und Irland 800 Eisenhütten (milnes for the making of Iron), hiervon seien 400 in Surrey, Kent und Sussex, 200 in Wales und 20 in Nottinghamshire, in den übrigen Grafschaften Englands, sowie in Schottland und Irland nimmt er 180 an. Eine Hütte ver- brauche jährlich im Durchschnitt 500 £ für Holzkohlen; für Stein- kohle würde sie dagegen bei gleicher Produktion nach seinem Ver- fahren höchstens 50 £ aufzuwenden haben. Rechnet man aber die Ersparnis für eine Hütte nur auf 400 £, so ergiebt sich für die 800 Hütten 320000 £, welche allein in der Eisenindustrie durch die Einführung der Steinkohle als Brennmaterial erspart werden würden. Für die anderen Metalle, als Blei, Zinn, Kupfer, Bronze für Glas und andere mineralische Stoffe nimmt er eine weitere Ersparung von mindestens 10000 £ an, so daſs im Ganzen ein jährlicher Gewinn von 330000 £ erzielt würde. Das Patent (a Letter Patent) hat die Form eines Vertrags (in- denture) zwischen dem König und Sturtevant (our Soveraigne Lord of the one party, and Simon Sturtevant, Gentleman, of the other party). Es beginnt folgendermaſsen: „Da der genannte Simon Sturtevant, durch sein langes Studium und groſse Kosten verschie- dene neue exakte mechanische Künste, Mysterien, Wege und Ge- heimnisse seiner eigenen Erfindung erschlossen hat, durch welche alle Arten von Metallen, Produkten (works) und anderen Dingen und Materialien, alle Arten metallischer Flüsse (concoctions) als Sand- flüsse, Aschenflüsse, Emaile (Sand-mettles, Asch-mettles, Ammels) und dergleichen — drittens alle Arten gebrannte Erden, als Ziegel, Fliesen, Backsteine und dergleichen — viertens, alle Arten gepreſster Waren, wie Preſsziegel, Preſssteine, gepreſste Mauersteine und der- gleichen, sowie noch verschiedene andere Dinge und Materialien, welche jetzt nach dem gewöhnlichen Verfahren mit Holz und Holz-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1270>, abgerufen am 25.11.2024.