grösser als die Schraubendicke. Bei Röhren von 2 bis 3 Zoll Durch- messer mache man sie 10 Linien, bei 4 bis 5 Zoll Durchmesser 11 Linien, bei 6 bis 8 Zoll Durchmesser 13 Linien. Gewöhnlich nehme man drei Schrauben, bisweilen auch vier. -- Man pflegte die Wandstärke nach den Flanschen zu etwas zu verdicken, und zwar um 2 bis 3 Linien, die sich aber schon 2 Zoll vom Rande verliefen. Diese von Deparcieux mitgeteilten Erfahrungen hatte man jedenfalls schon gemacht, als man die grossen Rohre für das Wasser- werk von Marly goss.
Minister Colbert, der sich die grössten Verdienste um die Industrie seines Landes erworben hat, versuchte die Weissblech- fabrikation in Frankreich einzuführen. Zu diesem Zweck liess er deutsche Arbeiter kommen, welche sich teils zu Chenefay in der Franche-Comte, teils zu Beaumont la Ferriere im Nivernois ansiedelten. Da sie aber die erwartete Unterstützung nicht fanden, zogen sie wieder fort. Zu Ende des Jahrhunderts entstand eine Weissblechfabrik zu Strassburg.
1688 wurde die Gewehrfabrik in Charleville angelegt. Die fran- zösische Flotte hatte 1691 5136 Geschütze. Nach einer Ordonnanz des Königs sollten die Schiffe des ersten bis dritten Ranges ganz mit Bronzegeschützen armiert werden, die des vierten Ranges mit 1/3 von Bronze, 2/3 von Eisen, die des fünften Ranges 1/5 von Bronze, 4/5 von Eisen. Die Fregatten nur mit eisernen Geschützen. -- Gegen Ende des Jahrhunderts wurden zu Perigueux viele eiserne Kanonen gegossen.
St. Remy sagt 1693: "Man giesst auch Geschütze von Eisen, allein sie sind gefährlich, wegen der schlechten Beschaffenheit dieses Metalles; überdies frisst der Rost sie, macht das Kaliber grösser und verdirbt sie. Da aber diejenigen, die man zu St. Gervais in der Dauphine giesst, für gut anerkannt worden sind, weil sie ein sehr weiches und geschmeidiges Metall haben, so hat man beschlossen, eine grosse Zahl für einige Berg- und Küstenplätze zu bestellen." Man machte des schlechten Gusseisens wegen die eisernen Geschütze damals sehr schwer:
Den 30-Pfünder 7100 Pfund, auf das Pfund der Kugel 197 Pfund.
" 24 " 5730 " " " " " " 238 "
" 18 " 4370 " " " " " " 243 "
" 16 " 4500 " " " " " " 290 "
" 12 " 3610 " " " " " " 300 "
" 8 " 2700 " " " " " " 288 "
" 4 " 1300 " " " " " " 322 "
Frankreich im 17. Jahrhundert.
gröſser als die Schraubendicke. Bei Röhren von 2 bis 3 Zoll Durch- messer mache man sie 10 Linien, bei 4 bis 5 Zoll Durchmesser 11 Linien, bei 6 bis 8 Zoll Durchmesser 13 Linien. Gewöhnlich nehme man drei Schrauben, bisweilen auch vier. — Man pflegte die Wandstärke nach den Flanschen zu etwas zu verdicken, und zwar um 2 bis 3 Linien, die sich aber schon 2 Zoll vom Rande verliefen. Diese von Deparcieux mitgeteilten Erfahrungen hatte man jedenfalls schon gemacht, als man die groſsen Rohre für das Wasser- werk von Marly goſs.
Minister Colbert, der sich die gröſsten Verdienste um die Industrie seines Landes erworben hat, versuchte die Weiſsblech- fabrikation in Frankreich einzuführen. Zu diesem Zweck lieſs er deutsche Arbeiter kommen, welche sich teils zu Chenefay in der Franche-Comté, teils zu Beaumont la Ferrière im Nivernois ansiedelten. Da sie aber die erwartete Unterstützung nicht fanden, zogen sie wieder fort. Zu Ende des Jahrhunderts entstand eine Weiſsblechfabrik zu Straſsburg.
1688 wurde die Gewehrfabrik in Charleville angelegt. Die fran- zösische Flotte hatte 1691 5136 Geschütze. Nach einer Ordonnanz des Königs sollten die Schiffe des ersten bis dritten Ranges ganz mit Bronzegeschützen armiert werden, die des vierten Ranges mit ⅓ von Bronze, ⅔ von Eisen, die des fünften Ranges ⅕ von Bronze, ⅘ von Eisen. Die Fregatten nur mit eisernen Geschützen. — Gegen Ende des Jahrhunderts wurden zu Perigueux viele eiserne Kanonen gegossen.
St. Remy sagt 1693: „Man gieſst auch Geschütze von Eisen, allein sie sind gefährlich, wegen der schlechten Beschaffenheit dieses Metalles; überdies frisst der Rost sie, macht das Kaliber gröſser und verdirbt sie. Da aber diejenigen, die man zu St. Gervais in der Dauphiné gieſst, für gut anerkannt worden sind, weil sie ein sehr weiches und geschmeidiges Metall haben, so hat man beschlossen, eine groſse Zahl für einige Berg- und Küstenplätze zu bestellen.“ Man machte des schlechten Guſseisens wegen die eisernen Geschütze damals sehr schwer:
Den 30-Pfünder 7100 Pfund, auf das Pfund der Kugel 197 Pfund.
„ 24 „ 5730 „ „ „ „ „ „ 238 „
„ 18 „ 4370 „ „ „ „ „ „ 243 „
„ 16 „ 4500 „ „ „ „ „ „ 290 „
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Frankreich im 17. Jahrhundert.
gröſser als die Schraubendicke. Bei Röhren von 2 bis 3 Zoll Durch-
messer mache man sie 10 Linien, bei 4 bis 5 Zoll Durchmesser
11 Linien, bei 6 bis 8 Zoll Durchmesser 13 Linien. Gewöhnlich
nehme man drei Schrauben, bisweilen auch vier. — Man pflegte
die Wandstärke nach den Flanschen zu etwas zu verdicken, und
zwar um 2 bis 3 Linien, die sich aber schon 2 Zoll vom Rande
verliefen. Diese von Deparcieux mitgeteilten Erfahrungen hatte man
jedenfalls schon gemacht, als man die groſsen Rohre für das Wasser-
werk von Marly goſs.
Minister Colbert, der sich die gröſsten Verdienste um die
Industrie seines Landes erworben hat, versuchte die Weiſsblech-
fabrikation in Frankreich einzuführen. Zu diesem Zweck lieſs er
deutsche Arbeiter kommen, welche sich teils zu Chenefay in der
Franche-Comté, teils zu Beaumont la Ferrière im Nivernois ansiedelten.
Da sie aber die erwartete Unterstützung nicht fanden, zogen sie wieder
fort. Zu Ende des Jahrhunderts entstand eine Weiſsblechfabrik zu
Straſsburg.
1688 wurde die Gewehrfabrik in Charleville angelegt. Die fran-
zösische Flotte hatte 1691 5136 Geschütze. Nach einer Ordonnanz
des Königs sollten die Schiffe des ersten bis dritten Ranges ganz
mit Bronzegeschützen armiert werden, die des vierten Ranges mit ⅓
von Bronze, ⅔ von Eisen, die des fünften Ranges ⅕ von Bronze,
⅘ von Eisen. Die Fregatten nur mit eisernen Geschützen. — Gegen
Ende des Jahrhunderts wurden zu Perigueux viele eiserne Kanonen
gegossen.
St. Remy sagt 1693: „Man gieſst auch Geschütze von Eisen,
allein sie sind gefährlich, wegen der schlechten Beschaffenheit dieses
Metalles; überdies frisst der Rost sie, macht das Kaliber gröſser und
verdirbt sie. Da aber diejenigen, die man zu St. Gervais in der
Dauphiné gieſst, für gut anerkannt worden sind, weil sie ein sehr
weiches und geschmeidiges Metall haben, so hat man beschlossen,
eine groſse Zahl für einige Berg- und Küstenplätze zu bestellen.“
Man machte des schlechten Guſseisens wegen die eisernen Geschütze
damals sehr schwer:
Den 30-Pfünder 7100 Pfund, auf das Pfund der Kugel 197 Pfund.
„ 24 „ 5730 „ „ „ „ „ „ 238 „
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1259>, abgerufen am 26.11.2024.
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