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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Frankreich im 17. Jahrhundert.
Eisen von nur 8 bis 9 Linien im Quadrat. Eisen von Courcon, ein
kurzes Grobeisen, ist 3 bis 4 Fuss lang und 21/2 Zoll Quadrat. Blech
kommt in Blättern von verschiedener Breite und Höhe vor. Dann
giebt es noch le petit fer en botte, das für Fensterstangen und für
sonstige Zwecke dient.

Wenn man die Bergwerke kennt, aus denen das Eisen stammt,
kann man daraus auf seine Qualität schliessen; oder wenn man einen
Stab betrachtet, ob er kleine schwarze Adern der Länge nach zeigt;
ob sich der Stab unter dem Hammer leicht biegen lässt, und nament-
lich, ob er keine Kantenrisse (gersures) zeigt, denn dies ist ein
Zeichen, dass das Eisen gut und biegsam ist; zeigt es aber Kanten-
risse, so ist dies ein deutlicher Beweis, dass es rotbrüchig ist und
sich nur schwer schmieden lässt.

Man erkennt auch an der Farbe des Bruches, ob das Eisen
weich ist. Ist es schwarz im Bruch, so ist es gut weich und lässt sich
kalt hämmern und feilen, aber es kann dann schiefrig (cendreux)
sein, d. h. es wird nicht hell beim Polieren, namentlich wenn einzelne
graue Flecken darin sind, wie wenn Asche eingemengt wäre, und
nimmt nur schwer Politur und Glanz an, was nicht bei allen,
aber doch bei den meisten Stäben sich zeigt. Diese Eisensorte ist
dem Rosten weniger unterworfen, weil sie schon etwas von der Natur
des Bleies an sich hat.

Andere Stäbe erscheinen im Bruch grau, schwarz in weiss über-
gehend: dieses Eisen ist weit härter und steifer, wenn man es biegt,
als das vorhergehende. Es ist sehr gut zu Huf- und Schmiedeeisen
für Grobschmiede; dagegen ist es zum Feilen schlecht geeignet, weil
es harte Körner enthält, die auch das Bohren erschweren.

Dasjenige, welches im Bruch gemischt, teils weiss, teils grau,
teils schwarz ist, und das groberes Korn zeigt als die oben be-
schriebenen, ist oft das beste, sowohl zum Schmieden, als zum Feilen,
als zum Polieren. Andere Stäbe zeigen im Bruch feines Korn, ähn-
lich wie Stahl und lassen sich kalt leicht biegen. Solches lässt sich
schlecht feilen und bekommt Kantenrisse beim Schweissen, und eignet
sich weder zum Schmieden noch zum Feilen, da es sich schlecht
schweisst und beim Feilen körnig ist. Es ist gut für grobes Ackergerät.

Es giebt noch anderes, das grob und hell im Bruch ist, wie Zinn
oder Talk. Solches Eisen taucht gar nichts, denn es bricht kalt und
steht schlecht im Feuer, weil es keine grosse Hitze aushält, ohne zu
verbrennen, denn es ist sehr porös, weshalb es auch rasch vom Rost
verzehrt wird.


Frankreich im 17. Jahrhundert.
Eisen von nur 8 bis 9 Linien im Quadrat. Eisen von Courçon, ein
kurzes Grobeisen, ist 3 bis 4 Fuſs lang und 2½ Zoll Quadrat. Blech
kommt in Blättern von verschiedener Breite und Höhe vor. Dann
giebt es noch le petit fer en botte, das für Fensterstangen und für
sonstige Zwecke dient.

Wenn man die Bergwerke kennt, aus denen das Eisen stammt,
kann man daraus auf seine Qualität schlieſsen; oder wenn man einen
Stab betrachtet, ob er kleine schwarze Adern der Länge nach zeigt;
ob sich der Stab unter dem Hammer leicht biegen läſst, und nament-
lich, ob er keine Kantenrisse (gersures) zeigt, denn dies ist ein
Zeichen, daſs das Eisen gut und biegsam ist; zeigt es aber Kanten-
risse, so ist dies ein deutlicher Beweis, daſs es rotbrüchig ist und
sich nur schwer schmieden läſst.

Man erkennt auch an der Farbe des Bruches, ob das Eisen
weich ist. Ist es schwarz im Bruch, so ist es gut weich und läſst sich
kalt hämmern und feilen, aber es kann dann schiefrig (cendreux)
sein, d. h. es wird nicht hell beim Polieren, namentlich wenn einzelne
graue Flecken darin sind, wie wenn Asche eingemengt wäre, und
nimmt nur schwer Politur und Glanz an, was nicht bei allen,
aber doch bei den meisten Stäben sich zeigt. Diese Eisensorte ist
dem Rosten weniger unterworfen, weil sie schon etwas von der Natur
des Bleies an sich hat.

Andere Stäbe erscheinen im Bruch grau, schwarz in weiſs über-
gehend: dieses Eisen ist weit härter und steifer, wenn man es biegt,
als das vorhergehende. Es ist sehr gut zu Huf- und Schmiedeeisen
für Grobschmiede; dagegen ist es zum Feilen schlecht geeignet, weil
es harte Körner enthält, die auch das Bohren erschweren.

Dasjenige, welches im Bruch gemischt, teils weiſs, teils grau,
teils schwarz ist, und das groberes Korn zeigt als die oben be-
schriebenen, ist oft das beste, sowohl zum Schmieden, als zum Feilen,
als zum Polieren. Andere Stäbe zeigen im Bruch feines Korn, ähn-
lich wie Stahl und lassen sich kalt leicht biegen. Solches läſst sich
schlecht feilen und bekommt Kantenrisse beim Schweiſsen, und eignet
sich weder zum Schmieden noch zum Feilen, da es sich schlecht
schweiſst und beim Feilen körnig ist. Es ist gut für grobes Ackergerät.

Es giebt noch anderes, das grob und hell im Bruch ist, wie Zinn
oder Talk. Solches Eisen taucht gar nichts, denn es bricht kalt und
steht schlecht im Feuer, weil es keine groſse Hitze aushält, ohne zu
verbrennen, denn es ist sehr porös, weshalb es auch rasch vom Rost
verzehrt wird.


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[1227/1249] Frankreich im 17. Jahrhundert. Eisen von nur 8 bis 9 Linien im Quadrat. Eisen von Courçon, ein kurzes Grobeisen, ist 3 bis 4 Fuſs lang und 2½ Zoll Quadrat. Blech kommt in Blättern von verschiedener Breite und Höhe vor. Dann giebt es noch le petit fer en botte, das für Fensterstangen und für sonstige Zwecke dient. Wenn man die Bergwerke kennt, aus denen das Eisen stammt, kann man daraus auf seine Qualität schlieſsen; oder wenn man einen Stab betrachtet, ob er kleine schwarze Adern der Länge nach zeigt; ob sich der Stab unter dem Hammer leicht biegen läſst, und nament- lich, ob er keine Kantenrisse (gersures) zeigt, denn dies ist ein Zeichen, daſs das Eisen gut und biegsam ist; zeigt es aber Kanten- risse, so ist dies ein deutlicher Beweis, daſs es rotbrüchig ist und sich nur schwer schmieden läſst. Man erkennt auch an der Farbe des Bruches, ob das Eisen weich ist. Ist es schwarz im Bruch, so ist es gut weich und läſst sich kalt hämmern und feilen, aber es kann dann schiefrig (cendreux) sein, d. h. es wird nicht hell beim Polieren, namentlich wenn einzelne graue Flecken darin sind, wie wenn Asche eingemengt wäre, und nimmt nur schwer Politur und Glanz an, was nicht bei allen, aber doch bei den meisten Stäben sich zeigt. Diese Eisensorte ist dem Rosten weniger unterworfen, weil sie schon etwas von der Natur des Bleies an sich hat. Andere Stäbe erscheinen im Bruch grau, schwarz in weiſs über- gehend: dieses Eisen ist weit härter und steifer, wenn man es biegt, als das vorhergehende. Es ist sehr gut zu Huf- und Schmiedeeisen für Grobschmiede; dagegen ist es zum Feilen schlecht geeignet, weil es harte Körner enthält, die auch das Bohren erschweren. Dasjenige, welches im Bruch gemischt, teils weiſs, teils grau, teils schwarz ist, und das groberes Korn zeigt als die oben be- schriebenen, ist oft das beste, sowohl zum Schmieden, als zum Feilen, als zum Polieren. Andere Stäbe zeigen im Bruch feines Korn, ähn- lich wie Stahl und lassen sich kalt leicht biegen. Solches läſst sich schlecht feilen und bekommt Kantenrisse beim Schweiſsen, und eignet sich weder zum Schmieden noch zum Feilen, da es sich schlecht schweiſst und beim Feilen körnig ist. Es ist gut für grobes Ackergerät. Es giebt noch anderes, das grob und hell im Bruch ist, wie Zinn oder Talk. Solches Eisen taucht gar nichts, denn es bricht kalt und steht schlecht im Feuer, weil es keine groſse Hitze aushält, ohne zu verbrennen, denn es ist sehr porös, weshalb es auch rasch vom Rost verzehrt wird.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1249>, abgerufen am 27.11.2024.