Thale von Vic-Dessos. An der Grube kostete 1 Ztr. 6 sols, der aber durch den Transport sehr verteuert wurde, so dass 1 Ztr. zu Saurat 10 sols, zu Alens 11 sols, zu Basquilliere 14 sols kostete. Ähnlich verhielt es sich mit den Kohlen. Diese kosteten die Waldbesitzer 8 sols der Sack (10 Kubf.), nämlich 4 sols Schlagen und Brennen und 4 sols Fuhrlöhne. Sie verkauften den Sack zu 12 sols. Dazu kamen die sehr hohen Transportkosten auf die Hütte, so dass z. B. die Eisen- hütte zu Alens 40 bis 50 sols für den Sack Kohlen bezahlte. Gegen Ende des Jahrhunderts wurden die in Italien erfundenen Wasser- trommelgebläse bei den Luppenschmieden der französischen Pyrenäen eingeführt und verdrängten die früher gebräuchlichen Lederbälge. Auch in der Gegend von Bayonne hatte man dieselbe Art von Luppen- feuern (Katalanschmieden), in welchen man Erze aus den Gruben von Biriakou in der Landschaft Labour, nicht weit von der Bidassoa, verschmolz. Diese Gruben gingen aber um 1676 durch Ersaufen zu Grunde.
Über das französische Stabeisen und seine Eigenschaften handelt Felibien in seinen Prinzipien der Baukunst (1676) in dem Kapitel von der Schlosserei eingehend. Die französischen Eisensorten charak- terisiert er folgendermassen: Die Bergwerke von Senonches liefern ein Eisen, welches sehr weich und biegsam ist; das von Vibray bei Montmirail ist noch von guter Qualität, aber fester; das von St. Dizier ist spröder (plus cassant), das Korn gröber; dasjenige von Nivernois ist ein zartes Eisen und eignet sich für Degenklingen und Flintenläufe, es enthält viel Stahl. Das Eisen von Burgund ist mittel- weich, das der Champagne spröder. Das Eisen von Roche ist stark, zart und fein. Es kommen mehrere Sorten Eisen aus der Normandie, die aber meistens sehr spröde (brüchig) sind. -- Das Eisen, welches aus Schweden und Deutschland kommt, ist besser und biegsamer als das französische. Mit dem aus Spanien verhält es sich ebenso, aber es ist gewöhnlich rotbrüchig (rouverain), bricht in der Hitze und enthält Stahlkörner, welche die Feile angreifen.
Das Eisen kommt nach Paris in Stäben von verschiedener Länge und Dicke. Flacheisen (fer plat) ist 9 bis 10 Fuss und mehr lang und etwa 21/2 Zoll breit und 4 Linien dick; Quadrateisen (fer quarre) kommt in Stäben von verschiedener Länge und ungefähr 2 Zoll Dicke. Eine andere Sorte "quarre bastard" ist 9 Fuss lang und 16 bis 18 Linien stark. "Fer cornette" ist 8 bis 9 Fuss lang, 3 Zoll breit und 4 bis 5 Linien dick. Rundeisen ist 6 bis 7 Fuss lang und 9 Linien im Durchmesser. Zaineisen (Fer de Carillon) ist ein dünnes
Frankreich im 17. Jahrhundert.
Thale von Vic-Dessos. An der Grube kostete 1 Ztr. 6 sols, der aber durch den Transport sehr verteuert wurde, so daſs 1 Ztr. zu Saurat 10 sols, zu Alens 11 sols, zu Basquillière 14 sols kostete. Ähnlich verhielt es sich mit den Kohlen. Diese kosteten die Waldbesitzer 8 sols der Sack (10 Kubf.), nämlich 4 sols Schlagen und Brennen und 4 sols Fuhrlöhne. Sie verkauften den Sack zu 12 sols. Dazu kamen die sehr hohen Transportkosten auf die Hütte, so daſs z. B. die Eisen- hütte zu Alens 40 bis 50 sols für den Sack Kohlen bezahlte. Gegen Ende des Jahrhunderts wurden die in Italien erfundenen Wasser- trommelgebläse bei den Luppenschmieden der französischen Pyrenäen eingeführt und verdrängten die früher gebräuchlichen Lederbälge. Auch in der Gegend von Bayonne hatte man dieselbe Art von Luppen- feuern (Katalanschmieden), in welchen man Erze aus den Gruben von Biriakou in der Landschaft Labour, nicht weit von der Bidassoa, verschmolz. Diese Gruben gingen aber um 1676 durch Ersaufen zu Grunde.
Über das französische Stabeisen und seine Eigenschaften handelt Felibien in seinen Prinzipien der Baukunst (1676) in dem Kapitel von der Schlosserei eingehend. Die französischen Eisensorten charak- terisiert er folgendermaſsen: Die Bergwerke von Senonches liefern ein Eisen, welches sehr weich und biegsam ist; das von Vibray bei Montmirail ist noch von guter Qualität, aber fester; das von St. Dizier ist spröder (plus cassant), das Korn gröber; dasjenige von Nivernois ist ein zartes Eisen und eignet sich für Degenklingen und Flintenläufe, es enthält viel Stahl. Das Eisen von Burgund ist mittel- weich, das der Champagne spröder. Das Eisen von Roche ist stark, zart und fein. Es kommen mehrere Sorten Eisen aus der Normandie, die aber meistens sehr spröde (brüchig) sind. — Das Eisen, welches aus Schweden und Deutschland kommt, ist besser und biegsamer als das französische. Mit dem aus Spanien verhält es sich ebenso, aber es ist gewöhnlich rotbrüchig (rouverain), bricht in der Hitze und enthält Stahlkörner, welche die Feile angreifen.
Das Eisen kommt nach Paris in Stäben von verschiedener Länge und Dicke. Flacheisen (fer plat) ist 9 bis 10 Fuſs und mehr lang und etwa 2½ Zoll breit und 4 Linien dick; Quadrateisen (fer quarré) kommt in Stäben von verschiedener Länge und ungefähr 2 Zoll Dicke. Eine andere Sorte „quarré bastard“ ist 9 Fuſs lang und 16 bis 18 Linien stark. „Fer cornette“ ist 8 bis 9 Fuſs lang, 3 Zoll breit und 4 bis 5 Linien dick. Rundeisen ist 6 bis 7 Fuſs lang und 9 Linien im Durchmesser. Zaineisen (Fer de Carillon) ist ein dünnes
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Frankreich im 17. Jahrhundert.
Thale von Vic-Dessos. An der Grube kostete 1 Ztr. 6 sols, der aber
durch den Transport sehr verteuert wurde, so daſs 1 Ztr. zu Saurat
10 sols, zu Alens 11 sols, zu Basquillière 14 sols kostete. Ähnlich
verhielt es sich mit den Kohlen. Diese kosteten die Waldbesitzer
8 sols der Sack (10 Kubf.), nämlich 4 sols Schlagen und Brennen und
4 sols Fuhrlöhne. Sie verkauften den Sack zu 12 sols. Dazu kamen
die sehr hohen Transportkosten auf die Hütte, so daſs z. B. die Eisen-
hütte zu Alens 40 bis 50 sols für den Sack Kohlen bezahlte. Gegen
Ende des Jahrhunderts wurden die in Italien erfundenen Wasser-
trommelgebläse bei den Luppenschmieden der französischen Pyrenäen
eingeführt und verdrängten die früher gebräuchlichen Lederbälge.
Auch in der Gegend von Bayonne hatte man dieselbe Art von Luppen-
feuern (Katalanschmieden), in welchen man Erze aus den Gruben
von Biriakou in der Landschaft Labour, nicht weit von der Bidassoa,
verschmolz. Diese Gruben gingen aber um 1676 durch Ersaufen zu
Grunde.
Über das französische Stabeisen und seine Eigenschaften handelt
Felibien in seinen Prinzipien der Baukunst (1676) in dem Kapitel
von der Schlosserei eingehend. Die französischen Eisensorten charak-
terisiert er folgendermaſsen: Die Bergwerke von Senonches liefern
ein Eisen, welches sehr weich und biegsam ist; das von Vibray
bei Montmirail ist noch von guter Qualität, aber fester; das von
St. Dizier ist spröder (plus cassant), das Korn gröber; dasjenige von
Nivernois ist ein zartes Eisen und eignet sich für Degenklingen und
Flintenläufe, es enthält viel Stahl. Das Eisen von Burgund ist mittel-
weich, das der Champagne spröder. Das Eisen von Roche ist stark,
zart und fein. Es kommen mehrere Sorten Eisen aus der Normandie,
die aber meistens sehr spröde (brüchig) sind. — Das Eisen, welches
aus Schweden und Deutschland kommt, ist besser und biegsamer als
das französische. Mit dem aus Spanien verhält es sich ebenso, aber
es ist gewöhnlich rotbrüchig (rouverain), bricht in der Hitze und
enthält Stahlkörner, welche die Feile angreifen.
Das Eisen kommt nach Paris in Stäben von verschiedener Länge
und Dicke. Flacheisen (fer plat) ist 9 bis 10 Fuſs und mehr lang
und etwa 2½ Zoll breit und 4 Linien dick; Quadrateisen (fer quarré)
kommt in Stäben von verschiedener Länge und ungefähr 2 Zoll Dicke.
Eine andere Sorte „quarré bastard“ ist 9 Fuſs lang und 16 bis
18 Linien stark. „Fer cornette“ ist 8 bis 9 Fuſs lang, 3 Zoll breit
und 4 bis 5 Linien dick. Rundeisen ist 6 bis 7 Fuſs lang und
9 Linien im Durchmesser. Zaineisen (Fer de Carillon) ist ein dünnes
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1248>, abgerufen am 27.11.2024.
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