Bernd von der Becke eingeführt wurde. Derselbe erbaute auch 1696 zu Sundwig die erste Fingerhutsmühle, wo zunächst nur eiserne Fingerhüte aus Blech gemacht wurden. Die Fingerhutfabrikation mit Handbetrieb war schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts durch einen Iserlohner Kaufmann Löbbecke mit Hülfe des Fabrikanten Conrad von der Becke aus Holland eingeführt worden. Die Fabri- kation der stählernen Schnallen wurde von einem gewissen Lohmann eingeführt, der sie den Engländern abgesehen haben soll. Der Ueber- lieferung nach entging er der Verfolgung derselben nur dadurch, dass er sich in einer Tonne verbarg und als Frachtstück den Kanal passierte.
Die Drahtzieherzunft blieb ungeschlossen bis 1619, in welchem Jahre man vereinbarte, dass nur Bürger und Bürgerskinder aus den betreffenden Städten zum Drahthandwerk zugelassen werden sollten.
Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen die ersten ausführlichen Ordnungen für die Osmundschmieden und das Draht- gewerbe. Als nämlich anfangs der sechziger Jahre der Osmundhandel zu Altena, Plettenberg und Nienrade in Abnahme kam, hatten die Reidemeister zur Wiederherstellung desselben am 23. Februar 1662 zwar unter sich ein Reglement aufgerichtet, weil aber dasselbe schlecht beachtet wurde und deswegen der Handel fast ganz verfiel, haben die Interessenten im Jahre 1686 auf Befehl des Landesherrn sich zu- sammengethan, und die Drahtordnung erneuert. Wir teilen in Folgen- dem den Wortlaut der Altenaer Ordnung von 1662 nach v. Steinen, Westfälische Geschichte III, 3, mit:
Freyheit Altena Draith-Ordnung.
Ordenynge und Maneer den Drait to kloven un to besichtigen.
Erstlich. Hefft die Ersame der Freyheytt Altena den tween ver- ordenten von den Smeden eynen Kloven gegeven, den soellen sie eyn Jair lanck hebn, und die Wecken, so vaken sey selvest luesten, van Husen to Husen gain und den gesmeden Drait kloven und besychtigen. Befynden sie dan den Drait oprechtig gesmedet, ist gudt, is hey aver nicht recht ge- smedet, alsdan soellen sie to dem genen sprecken, dair sie denselvigen Drait fynden, dat bey den den Smydt dair by late kohmen, dey ehn ge- smedet hefft, und seggen ehme, dey Klovenmeystere off Besichtiger hebn den Drait van ungewehrde gewyst, dat bey selvest ehn oick besey, ob dat hey sich hiernegst voer synen schaden wette to hoeden.
Wehret aver, dat dey gene dair by soelck Drait befunden, den Smydt nycht dair to komen leyte, sall hey als den selvest die Broecke dairvan gelden, und die Smydt nycht. Und die Broecke soellen halff der Fryheit
Westfalen im 17. Jahrhundert.
Bernd von der Becke eingeführt wurde. Derselbe erbaute auch 1696 zu Sundwig die erste Fingerhutsmühle, wo zunächst nur eiserne Fingerhüte aus Blech gemacht wurden. Die Fingerhutfabrikation mit Handbetrieb war schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts durch einen Iserlohner Kaufmann Löbbecke mit Hülfe des Fabrikanten Conrad von der Becke aus Holland eingeführt worden. Die Fabri- kation der stählernen Schnallen wurde von einem gewissen Lohmann eingeführt, der sie den Engländern abgesehen haben soll. Der Ueber- lieferung nach entging er der Verfolgung derselben nur dadurch, daſs er sich in einer Tonne verbarg und als Frachtstück den Kanal passierte.
Die Drahtzieherzunft blieb ungeschlossen bis 1619, in welchem Jahre man vereinbarte, daſs nur Bürger und Bürgerskinder aus den betreffenden Städten zum Drahthandwerk zugelassen werden sollten.
Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen die ersten ausführlichen Ordnungen für die Osmundschmieden und das Draht- gewerbe. Als nämlich anfangs der sechziger Jahre der Osmundhandel zu Altena, Plettenberg und Nienrade in Abnahme kam, hatten die Reidemeister zur Wiederherstellung desselben am 23. Februar 1662 zwar unter sich ein Reglement aufgerichtet, weil aber dasselbe schlecht beachtet wurde und deswegen der Handel fast ganz verfiel, haben die Interessenten im Jahre 1686 auf Befehl des Landesherrn sich zu- sammengethan, und die Drahtordnung erneuert. Wir teilen in Folgen- dem den Wortlaut der Altenaer Ordnung von 1662 nach v. Steinen, Westfälische Geschichte III, 3, mit:
Freyheit Altena Draith-Ordnung.
Ordenynge und Maneer den Drait to kloven un to besichtigen.
Erstlich. Hefft die Ersame der Freyheytt Altena den tween ver- ordenten von den Smeden eynen Kloven gegeven, den soellen sie eyn Jair lanck hebn, und die Wecken, so vaken sey selvest luesten, van Husen to Husen gain und den gesmeden Drait kloven und besychtigen. Befynden sie dan den Drait oprechtig gesmedet, ist gudt, is hey aver nicht recht ge- smedet, alsdan soellen sie to dem genen sprecken, dair sie denselvigen Drait fynden, dat bey den den Smydt dair by late kohmen, dey ehn ge- smedet hefft, und seggen ehme, dey Klovenmeystere off Besichtiger hebn den Drait van ungewehrde gewyst, dat bey selvest ehn oick besey, ob dat hey sich hiernegst voer synen schaden wette to hoeden.
Wehret aver, dat dey gene dair by soelck Drait befunden, den Smydt nycht dair to komen leyte, sall hey als den selvest die Broecke dairvan gelden, und die Smydt nycht. Und die Broecke soellen halff der Fryheit
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Westfalen im 17. Jahrhundert.
Bernd von der Becke eingeführt wurde. Derselbe erbaute auch 1696
zu Sundwig die erste Fingerhutsmühle, wo zunächst nur eiserne
Fingerhüte aus Blech gemacht wurden. Die Fingerhutfabrikation
mit Handbetrieb war schon zu Anfang des 17. Jahrhunderts durch
einen Iserlohner Kaufmann Löbbecke mit Hülfe des Fabrikanten
Conrad von der Becke aus Holland eingeführt worden. Die Fabri-
kation der stählernen Schnallen wurde von einem gewissen Lohmann
eingeführt, der sie den Engländern abgesehen haben soll. Der Ueber-
lieferung nach entging er der Verfolgung derselben nur dadurch, daſs
er sich in einer Tonne verbarg und als Frachtstück den Kanal
passierte.
Die Drahtzieherzunft blieb ungeschlossen bis 1619, in welchem
Jahre man vereinbarte, daſs nur Bürger und Bürgerskinder aus den
betreffenden Städten zum Drahthandwerk zugelassen werden sollten.
Aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen die ersten
ausführlichen Ordnungen für die Osmundschmieden und das Draht-
gewerbe. Als nämlich anfangs der sechziger Jahre der Osmundhandel
zu Altena, Plettenberg und Nienrade in Abnahme kam, hatten die
Reidemeister zur Wiederherstellung desselben am 23. Februar 1662
zwar unter sich ein Reglement aufgerichtet, weil aber dasselbe schlecht
beachtet wurde und deswegen der Handel fast ganz verfiel, haben die
Interessenten im Jahre 1686 auf Befehl des Landesherrn sich zu-
sammengethan, und die Drahtordnung erneuert. Wir teilen in Folgen-
dem den Wortlaut der Altenaer Ordnung von 1662 nach v. Steinen,
Westfälische Geschichte III, 3, mit:
Freyheit Altena Draith-Ordnung.
Ordenynge und Maneer den Drait to kloven un to besichtigen.
Erstlich. Hefft die Ersame der Freyheytt Altena den tween ver-
ordenten von den Smeden eynen Kloven gegeven, den soellen sie eyn Jair
lanck hebn, und die Wecken, so vaken sey selvest luesten, van Husen to
Husen gain und den gesmeden Drait kloven und besychtigen. Befynden
sie dan den Drait oprechtig gesmedet, ist gudt, is hey aver nicht recht ge-
smedet, alsdan soellen sie to dem genen sprecken, dair sie denselvigen
Drait fynden, dat bey den den Smydt dair by late kohmen, dey ehn ge-
smedet hefft, und seggen ehme, dey Klovenmeystere off Besichtiger hebn
den Drait van ungewehrde gewyst, dat bey selvest ehn oick besey, ob dat
hey sich hiernegst voer synen schaden wette to hoeden.
Wehret aver, dat dey gene dair by soelck Drait befunden, den Smydt
nycht dair to komen leyte, sall hey als den selvest die Broecke dairvan
gelden, und die Smydt nycht. Und die Broecke soellen halff der Fryheit
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1199>, abgerufen am 18.12.2024.
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