1620 der Schmied der Neuenhütte, weil er Nachts Schienen ge- schmiedet, die er "Partieren" wollte, mit 18 fl. Die Knechte werden mit in Strafe genommen.
Die Strafen, "wegen Ungebühr geschmiedet", wiederholen sich öfter in den folgenden Jahren. 1621 werden nächtlich fünf Müntze- Ambosse gefunden, welche Zacharias Keidel verpartieret. Strafe 31 fl. 16 Gr.
Der Betrieb der Hütten war in der ganzen Periode ein lebhafter und der erzielte Gewinn dementsprechend. Dass die Nachfrage nach Eisen eine starke war, geht daraus hervor, dass man 1615 eine dritte und 1625 eine vierte Frischhütte in Betrieb setzte. Mit dem stärkeren Betriebe wuchsen aber auch die Betriebskosten und das alte "Verlagsgeld" reichte dafür nicht mehr aus. Bis zum Jahre 1615 betrug dasselbe 1876 fl. 3 Gr. 4 Pf. Die "Sma. Vorrath sampt Schulden", welche demselben gegenüber standen, waren aber be- trächtlich höher. Der Faktor musste häufig aus seiner Tasche Vor- schüsse leisten und die Ausstände nahmen zu. Diese waren 1614 auf 794 fl. 191/2 Gr. angewachsen. Deshalb "verbesserte" man 1615 die Hüttenvorlage auf 2694 fl. 14 Gr. 1 Pf., aber Vorrat samt Schulden be- liefen sich auf 3930 fl. 19 Gr. 2 Pf. und im letzten Quartal 1615 ergiebt die Rechnung, dass 1651 fl. 13 Gr. mehr ausgegeben, als eingenommen waren, welchen Betrag der Faktor zu fordern hatte. Im Jahre 1616 wuchsen diese Summen noch bedeutend an; besonders nahmen die Schulden, d. h. die ausstehenden Forderungen, in bedenklicher Weise zu. Im dritten Quartal betrug der Vorrat samt Schulden 4307 fl. 11 Gr. 61/2 Pf., im vierten Quartal schon 6846 fl. 41/2 Gr., gegenüber 2827 fl. 5 Gr. 10 Pf. Vorlagsgeld, und 1617 waren Vorrat und Schulden auf 7954 fl. 13 Gr. 10 Pf. gestiegen, davon betrugen die Ausstände 3301 fl. 8 Gr. Diese Ausstände waren auch dadurch unsicher und bedenklich, dass es vielfach Vorschüsse an die Hüttenmeister, Köhler, Fuhrleute u. s. w. waren. Die fürstliche Kammer sah sich unter diesen Umständen nicht veranlasst, das Verlagsgeld zu erhöhen. In den fol- genden Jahren gelang es der Faktorei, die Ausstände zu verringern.
Im zweiten Quartal 1620 waren Vorrat und Schulden auf 4802 fl. 9 Gr. 11 Pf. zurückgegangen, aber Ende des Jahres betrug die Summe wieder 6923 fl. 16 Gr. 4 Pf. und musste der Faktor bedeutende Vor- schüsse leisten. Nun kam die ausserordentliche Preissteigerung im Jahre 1621, wodurch die Summe auf 9037 fl. 10 Gr. 2 Pf. anwuchs, und als man nach der Krisis umgekehrt eine sehr sparsame Wirt-
Der Harz im 17. Jahrhundert.
1620 der Schmied der Neuenhütte, weil er Nachts Schienen ge- schmiedet, die er „Partieren“ wollte, mit 18 fl. Die Knechte werden mit in Strafe genommen.
Die Strafen, „wegen Ungebühr geschmiedet“, wiederholen sich öfter in den folgenden Jahren. 1621 werden nächtlich fünf Müntze- Amboſse gefunden, welche Zacharias Keidel verpartieret. Strafe 31 fl. 16 Gr.
Der Betrieb der Hütten war in der ganzen Periode ein lebhafter und der erzielte Gewinn dementsprechend. Daſs die Nachfrage nach Eisen eine starke war, geht daraus hervor, daſs man 1615 eine dritte und 1625 eine vierte Frischhütte in Betrieb setzte. Mit dem stärkeren Betriebe wuchsen aber auch die Betriebskosten und das alte „Verlagsgeld“ reichte dafür nicht mehr aus. Bis zum Jahre 1615 betrug dasselbe 1876 fl. 3 Gr. 4 Pf. Die „Sma. Vorrath sampt Schulden“, welche demselben gegenüber standen, waren aber be- trächtlich höher. Der Faktor muſste häufig aus seiner Tasche Vor- schüsse leisten und die Ausstände nahmen zu. Diese waren 1614 auf 794 fl. 19½ Gr. angewachsen. Deshalb „verbesserte“ man 1615 die Hüttenvorlage auf 2694 fl. 14 Gr. 1 Pf., aber Vorrat samt Schulden be- liefen sich auf 3930 fl. 19 Gr. 2 Pf. und im letzten Quartal 1615 ergiebt die Rechnung, daſs 1651 fl. 13 Gr. mehr ausgegeben, als eingenommen waren, welchen Betrag der Faktor zu fordern hatte. Im Jahre 1616 wuchsen diese Summen noch bedeutend an; besonders nahmen die Schulden, d. h. die ausstehenden Forderungen, in bedenklicher Weise zu. Im dritten Quartal betrug der Vorrat samt Schulden 4307 fl. 11 Gr. 6½ Pf., im vierten Quartal schon 6846 fl. 4½ Gr., gegenüber 2827 fl. 5 Gr. 10 Pf. Vorlagsgeld, und 1617 waren Vorrat und Schulden auf 7954 fl. 13 Gr. 10 Pf. gestiegen, davon betrugen die Ausstände 3301 fl. 8 Gr. Diese Ausstände waren auch dadurch unsicher und bedenklich, daſs es vielfach Vorschüsse an die Hüttenmeister, Köhler, Fuhrleute u. s. w. waren. Die fürstliche Kammer sah sich unter diesen Umständen nicht veranlaſst, das Verlagsgeld zu erhöhen. In den fol- genden Jahren gelang es der Faktorei, die Ausstände zu verringern.
Im zweiten Quartal 1620 waren Vorrat und Schulden auf 4802 fl. 9 Gr. 11 Pf. zurückgegangen, aber Ende des Jahres betrug die Summe wieder 6923 fl. 16 Gr. 4 Pf. und muſste der Faktor bedeutende Vor- schüsse leisten. Nun kam die auſserordentliche Preissteigerung im Jahre 1621, wodurch die Summe auf 9037 fl. 10 Gr. 2 Pf. anwuchs, und als man nach der Krisis umgekehrt eine sehr sparsame Wirt-
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Der Harz im 17. Jahrhundert.
1620 der Schmied der Neuenhütte, weil er Nachts Schienen ge-
schmiedet, die er „Partieren“ wollte, mit 18 fl. Die Knechte werden
mit in Strafe genommen.
Die Strafen, „wegen Ungebühr geschmiedet“, wiederholen sich
öfter in den folgenden Jahren. 1621 werden nächtlich fünf Müntze-
Amboſse gefunden, welche Zacharias Keidel verpartieret. Strafe
31 fl. 16 Gr.
Der Betrieb der Hütten war in der ganzen Periode ein lebhafter
und der erzielte Gewinn dementsprechend. Daſs die Nachfrage
nach Eisen eine starke war, geht daraus hervor, daſs man 1615
eine dritte und 1625 eine vierte Frischhütte in Betrieb setzte. Mit
dem stärkeren Betriebe wuchsen aber auch die Betriebskosten und
das alte „Verlagsgeld“ reichte dafür nicht mehr aus. Bis zum Jahre
1615 betrug dasselbe 1876 fl. 3 Gr. 4 Pf. Die „Sma. Vorrath sampt
Schulden“, welche demselben gegenüber standen, waren aber be-
trächtlich höher. Der Faktor muſste häufig aus seiner Tasche Vor-
schüsse leisten und die Ausstände nahmen zu. Diese waren 1614 auf
794 fl. 19½ Gr. angewachsen. Deshalb „verbesserte“ man 1615 die
Hüttenvorlage auf 2694 fl. 14 Gr. 1 Pf., aber Vorrat samt Schulden be-
liefen sich auf 3930 fl. 19 Gr. 2 Pf. und im letzten Quartal 1615 ergiebt
die Rechnung, daſs 1651 fl. 13 Gr. mehr ausgegeben, als eingenommen
waren, welchen Betrag der Faktor zu fordern hatte. Im Jahre 1616
wuchsen diese Summen noch bedeutend an; besonders nahmen die
Schulden, d. h. die ausstehenden Forderungen, in bedenklicher Weise
zu. Im dritten Quartal betrug der Vorrat samt Schulden 4307 fl.
11 Gr. 6½ Pf., im vierten Quartal schon 6846 fl. 4½ Gr., gegenüber
2827 fl. 5 Gr. 10 Pf. Vorlagsgeld, und 1617 waren Vorrat und Schulden
auf 7954 fl. 13 Gr. 10 Pf. gestiegen, davon betrugen die Ausstände
3301 fl. 8 Gr. Diese Ausstände waren auch dadurch unsicher und
bedenklich, daſs es vielfach Vorschüsse an die Hüttenmeister, Köhler,
Fuhrleute u. s. w. waren. Die fürstliche Kammer sah sich unter diesen
Umständen nicht veranlaſst, das Verlagsgeld zu erhöhen. In den fol-
genden Jahren gelang es der Faktorei, die Ausstände zu verringern.
Im zweiten Quartal 1620 waren Vorrat und Schulden auf 4802 fl.
9 Gr. 11 Pf. zurückgegangen, aber Ende des Jahres betrug die Summe
wieder 6923 fl. 16 Gr. 4 Pf. und muſste der Faktor bedeutende Vor-
schüsse leisten. Nun kam die auſserordentliche Preissteigerung im
Jahre 1621, wodurch die Summe auf 9037 fl. 10 Gr. 2 Pf. anwuchs,
und als man nach der Krisis umgekehrt eine sehr sparsame Wirt-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 1135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/1157>, abgerufen am 23.11.2024.
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